News Chip-Fertigung: Intel plant 17-Mrd.-Euro-Fabrik in Magdeburg

Auhron schrieb:
In der Wirtschaftswoche steht auch was dazu ohne Paywall aktuell, falls man das hier verlinken darf.
Sieht mir danach aus, als wäre das der Ursprungsartikel von gestern sinngemäß wiedergegeben.
Hurricane.de schrieb:
Anscheinend alles nicht so problematisch. Intel wartet noch auf die Freigabe der vereinbarten Fördermittel, erst dann beginnt der Bau.
In dem Artikel ließt dich das Ganze doch schon komplett anders. Da wollte wohl wieder jemand Aufmerksamkeit erregen, ohne irgendwas wirklich zu wissen.

Aber folgendes ist auch wieder sinngemäß für das, was hier im Land schiefläuft:

"Für Januar 2023 sind laut Stadt Magdeburg archäologische Grabungen vorgesehen."

Nicht das ich was gegen Archäologie hätte, aber das ist ein zufälliger Acker in Sachsen-Anhalt. Wenn da keine Firma hinbauen würde, hätte sich da in 1000 Jahren noch kein Archäologe für interessiert. Jetzt muss da unbedingt gegraben werden und wenn man in x Metern Tiefe an der äußersten Ecke des Grundstücks Überreste einer verschollenen Zivilisation findet, wars das mal wieder mit Fabrik.
 
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Philste schrieb:
Nicht das ich was gegen Archäologie hätte, aber das ist ein zufälliger Acker in Sachsen-Anhalt. Wenn da keine Firma hinbauen würde, hätte sich da in 1000 Jahren noch kein Archäologe für interessiert. Jetzt muss da unbedingt gegraben werden und wenn man in x Metern Tiefe an der äußersten Ecke des Grundstücks Überreste einer verschollenen Zivilisation findet, wars das mal wieder mit Fabrik.
Es wird bei Großbaustellen immer vorher das Gelände archäogologisch untersucht, da ansonsten halt wichtige Funde für immer verloren gehen können. Und Sachsen-Anhalt ist archäogolisch keine unwichtige Region, es wurden schon viele bedeutende Anlagen und Gegenstände z.B. aus der Frühbronzezeit entdeckt, u.a. die Himmelsscheibe von Nebra, die als älteste konkrete Himmelsdarstellung der Welt gilt.
 
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Hurricane.de schrieb:
Es wird bei Großbaustellen immer vorher das Gelände archäogologisch untersucht, da ansonsten halt wichtige Funde für immer verloren gehen können.
Kann ich ja an sich nachvollziehen. Mein Problem ist halt, dass die Funde auch verloren sind, wenn niemand danach sucht. Und gesucht wird an der Stelle ja erstmal nur wegen der Baustelle. Wenn jetzt dort etwas bedeutsames gefunden wird, wäre es zu 98% für immer unentdeckt geblieben, wenn nicht irgendjemand irgendwann dort bauen würde.
 
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DeadMan666 schrieb:
Was es in solch einer Fab an Personal v.a. braucht sind
1. Instanhaltung, also Elektrikter, Mechaniker, Prozesstechniker (gibt es in Deutschland als sogar als Ausbildungsberuf, z.B. Mikrotechnologe was eine Halbleiterspezifische Abwandlung des ehemaligen Chemikanten ist)

Die EU und D subventionieren nicht viele Milliarden um einfach nur Elektriker und Mechaniker anzustellen. Das sit nicht hochqualifiziert. Diese Jobs kann man auch viel viel billiger bekommen. Bei der niedrigen Arbeitslosenquote haben die meisten vermutlich sofort einen Job wenn sie wollen.

DeadMan666 schrieb:
2. Unmengen Prozess-Ingenieure um die Anlagen und Prozesse unter Kontrolle zu halten. Yield und Produktivität zu steigern, etc.
Nein. Heutzutage ist die wafer-inspection fast vollautomatisiert. Die Fehlerkorrektur findet dann auch immer mehr teilautomatisiert mit statistischen Methoden und AI statt.

Die Anlagen von KLA und applied materials bringen die infos sofort ins Firmennetzwerk. Da steht kaum noch jemand der dort ins Mikroskop schaut und ähnlichkeiten von defekten sucht. Das ist eher bei alten Nodes oder specialty nodes für MEMS und power der Fall. Yield management läuft dann wahrscheinlich hauptsächlich über Arizona oder Ohio.

Das sahen wir zuerst bei führenden Speicherchip Herstellern. Die haben nur noch an den Standorten wo neue nodes entwickelt werden und an den Standorten mit pilot lines viele Prozess-Ingeneure. Die anderen Standorte haben sehr wenige.
 
Artikel-Update: Mit MDR und Wirtschaftswoche berichten weitere Medien über die Thematik, stellen sie jedoch insbesondere beim MDR etwas weniger problematisch dar. Demnach wiegelte Intel ab, dass nie ein definitives Jahr genannt wurde, das erste Halbjahr 2023 steht auch laut Politikern aus der Region weiterhin. Laut MDR waren für Januar 2023 archäologische Grabungen vorgesehen, dann sollte die Wasser- und Stromversorgung aufgebaut werden – dafür nötiges Spezialwerkzeug konnte jedoch noch nicht herangefahren werden.

Am Ende dreht es sich aber doch auch ums Geld. Eine erste erwartete Teilzahlung der EU soll bisher nicht geflossen sein. Erst dann will Intel überhaupt anfangen.
 
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c2ash schrieb:
Ich arbeite bei einem Tochterunternehmen für ein sehr großes Automobilunternehmen in der Softwareentwicklung. Wir finden auf dem deutschen Markt keine qualifizierten Mitarbeiter. Wir suchen händeringen. Und wir finden die hochqualifizierten Leute nur noch im Ausland (Osteuropa). Diese ständige Selbstüberschätzung, Überheblichkeit und Hochnäßigkeit vieler Deutscher (wie du), wenn es um den deutschen Standort geht sind, ist atemberaubend.
Das hat aber andere Gründe als Deutsche Bildung. Ja diese fließt mit ein, aber es hat zu einem sehr großen Teil mit der Problematik der fehlenden Ausbildungsfirmen zutun und auch leider mit dem Entgelt. Ich bin selbst in einem Internationalen Konzern und wir haben die gleichen Probleme. Fakt ist da halt, dass man mit weniger Arbeitnehmerzugeständnissen mehr für den AG rausbekommt. Deutschlands Lohnniveau ist seit 20 jahren zu niedrig, und das wird dir jeder Volkswirtschaftler sagen..
Dass wir nicht die Top 10 der Bildungsstandorte sind, ist logisch. Aber auch hier liegt es nicht an den Unis, sondern an der Europaweit falschen Förderung. Ich meine wir haben sehr gute Unis, die sehr gute Elektroingenieure hervorbringen (nicht umsonst geht man nach Magdeburg), aber Grundlagenforschung wird halt nicht in Deutschland bzw der EU gefördert. Deswegen gehen viele nach Asien oder die USA. Bestes Beispiel ist da Corona oder das Thema NACL Akkus. Ich Begrüße die Europäische Fertigung, aber es reicht halt nicht nur Fabs hinzustellen.
 
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Die machen es genau richtig. Die EU, also auch uns, ausquetschen und schütteln bis das Geld "freiwillig" aus den Taschen fällt.

@Rockstar85 beachte hier auch, dass Forschung UND Entwicklung in USA als Kosten verbucht werden dürfen und sich auf die Steuerlast der Betriebe positiv auswirken. Das ist in EU/ D anders! Kein wunder, dass verlagert wird, wo es nur geht.
 
@Mr.Seymour Buds
Das ist nur in Teilen richtig. Auch hier bekommst du Fördergelder für F&E... Siehe Daimler mit der Fuel Cell (die mal eben 260 Mio Fördergelder bekamen), Siemens mit dem Mireo Plus H oder eben auch der iLint.
Ich kann die Liste beliebig verlängern, es ist in Europa nur nicht so einfach, dass die Forschung steuerlich gefördert wird.. Warum? Weil wir es nicht für nötig sehen als Europäer. Thema Chips: Die Solarbranche zB ist auch nur nach Asien abgewandert, weil man sie hier quasi ausgetrocknet hat. Wir haben in England die Kathodenmaterialien für die NACL Akkus entwickelt, aber hatten keine Lust, es marktreif zu machen.
Es ist viel komplexer, als deine Aussage. Leider.
 
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Weiss ich doch. Ich schreibe nur gerade am Handy, da ist keine ausführliche Erklärung möglich. @Rockstar85
 
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@Rockstar85

Die Solargeschichte hat nichts mit F&E zu tun. Deutschland ist einfach zu teuer und Osteuropa war zu viel Chaos und um ehrlich zu sein wollte keiner viel Geld mit einer Investition in Rumänien riskieren um im besten Fall 20% Margen zu machen.

Mono-Si Zellen sind der Standard geworden und geblieben. Dafür brauchte man nicht mehr viel F&E. Die sind quasi nur dünner als vor 20 Jahren. PERC Zellen aus deutscher Entwicklung (und chinesischer Fertigung) haben beispielsweise keinen großen Marktantiel gefunden.

Bei Solar ist man auch nicht wirklich abhängig. D kann innerhalb von nem Jahr oder so riesige Kapazitäten aufbauen wenn man denn möchte. Die Technik ist zu 100% da. Finanziell macht es einfach keinen Sinn solange man aus China und Co viel billigere Zellen und Module erhält. Grundsätzlich: Es ist ja nicht so als wenn D zu viel viele Arbeitslose hätte die nur darauf warten einfache Jobs zu machen.

Solar sollte man nicht mit Computerchips vergleichen.
 
kramko schrieb:
@Rockstar85

Die Solargeschichte hat nichts mit F&E zu tun. Deutschland ist einfach zu teuer und Osteuropa war zu viel Chaos und um ehrlich zu sein wollte keiner viel Geld mit einer Investition in Rumänien riskieren um im besten Fall 20% Margen zu machen.
Das sehe ich, mit Blick auf die 2000er halt anders.. Und nein, vergleichbar nur in Maßen, es zeigt aber das Kernproblem.
 
Verwaltungswasserkopf und endlose Genehmigungsverfahren: An Intels Stelle würde ich auch erst den ersten Spatenstich machen, NACHDEM Geld geflossen ist.
 
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kramko schrieb:
Nein. Heutzutage ist die wafer-inspection fast vollautomatisiert. Die Fehlerkorrektur findet dann auch immer mehr teilautomatisiert mit statistischen Methoden und AI statt.

Ich weiß nicht konkret aus welchen Erfahrungen zu spricht. Aber in unserer Organisation ist das folgendermaßen aufgesetzt.

An einem Standort hat jedes Equipment (wirklich jedes, egal ob groß / klein oder komplex / simpel)
1. Einen verantwortlichen Prozessingenieur (nicht den Amerianischen "engineer" sondern ein Hochschulabsolvent, also Bachelor / Master / PhD)
2. Einen verantworlichen Maintenance Expert (Techniker / Mechaniker / Elektriker. Ich habe in meinen Teams auch gerne mal einen Maschinenbau Ingenieur mit dabei.)

Prozessingenieure sind etwas breiter aufgestellt, die klassifizieren wir nach Modulen Lithografie / Trockenätzen / Ofen / Metall-Beschichten / Plasma-Beschichten / Nassätzen / Dickenbearbeitung / CD Analytik / Elektrische Analytik / Kontrollen / ... und in der Regel geben wir Aufgaben auch quer innerhalb der Module an die Ings. Taskforces bearbeiten wir dann üblicherweise Modulübergreifend sodass die Leitung nie im verursachenden Modul liegt.
Maintenance Experten sind enger eingegrenzt, die sind in aller Regel einem fixierten Toolpark zugeordnet und dort oft auch Herstellerfein (wir haben z.B. Applied und SPTS Trockenätzer, dabei haben wir für jeden Toolfabrikanten seperate Expert Teams).

Was wir eher Global betreiben ist Prozessintegration, dort haben wir einen Lead Standort und von dort werden die Maßnahmen koordiniert und priorisiert. Aber trotz allen haben wir pro Produkttechnologie mindestens noch einen Integrator pro Produkttechnologie vor Ort.

Das absolute Extremum bei uns in der Organisation ist aber die Defektdichte. Die fahren wir in Ingenieursbesetzung in Konti-Schicht (also jede einzelne Stelle ist fünffach besetzt sodass 24 / 7 Besetzung gesichert ist). Natürlich Lokal in jedem Standort. Der Defektdichte haben wir dabei nicht nur die statistischen und Auswerteaufgaben zugewiesen, sie betreuen auch die Toolparks dazu (also Partikelscanner, REMs, TEMs, FIBs, AFM, Öberflächenanalytik, etc.)

Ich bezweifle nicht das man viele Aufgaben per Remote und Standortübergreifend lösen kann. Aber ich habe in meinem Leben mittlerweile so viel verrücktes gesehen und weiß warum es auch vor Ort Expertise braucht welche sich die Theme nauch wirklich Live ansieht. Wir wollen uns auch nicht zu sehr von den Tool Herstellern bzgl. Service und Wartung abhängig machen und auf einfache Probleme selbst und schnell reagieren. Und dazu brauchst du halt doch Personal das:
  • Chucks auswechselt wenn die Belichter auf einmal Defokus laufen aufgrund eines Kratzers im Chuck
  • Generatoren auswechselt wenn die PECVD Tools auf einmal durch Arcing Partikel auswerfen
  • Lecks an Vakuumkammern behebt
  • Die Temperaturkalibration wiederherstellt wenn die Thermocouples ein Problem haben und man auf einmal Reflow Effekte im Resist sieht
  • Partikelbelastete Lackchargen aus dem Weg räumt weil die QM des Suppliers nicht funktioniert
  • usw. usw. usw.
 
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Sehr gut, der Osten braucht dringend Big Player die dort investieren. Hoffe noch mehr Weltfirmen wagen den Schritt, auch vom westen Deutschlands, umzusiedeln.
 
Hier sind ja wieder alle Schwarzmaler Deutschlands versammelt.

Ich sag’s mal so: Angesichts der letzten Jahre geht’s dem Standort Deutschland richtig gut.
Und Fachkräftemangel kann man sehr negativ sehen, weil es den Firmen die Suche nach Personal erschwert. Man kann es aber auch positiv sehen:
Gerade als Fachkraft und Arbeitnehmer. 🤌
 
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Wo geht es z.B. den Deutschen Mittelstand im Maschinenbau gut? Keinem.
Die Fabrik hat Potenital und wäre gut für die Region.
Man kann hoffen, das es bald zu handfesten Plänen kommt, worauf sich eine gute Wirtschaft in Magdeburg ansiedelt.
 
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@DeadMan666

Du beschreibst es ja schon klar:

1. Vor allem redest du quasi von Wartungspersonal. Dafür ist die Förderung NICHT gedacht. Arbeitsbeschaffung kann man auch billiger haben.
2. Prozessingenieure sind vor allem für Abläufe und Integration zuständig. Da werden nur wenige in D sein und viel mehr in den USA. So wie bei der Fab in Irland. "pro Produkttechnologie mindestens noch einen Integrator pro Standort vor Ort." Für die paar Ingenieure solls Milliarden geben?
3. "Defektdichte": Das wird bei modernen Fabs im dauerbesetzzten Führungsraum immer überwacht (ich habe den Raum von Micron in Singapur gesehen, so viele sind da nicht), aber die Auswertung und Maßnahmen die ergriffen werden kommen nur von wenigen Stellen. Außer tool ist defekt oder Gase verunreinigt, o.ä., aber dafür gibts ja wieder das niedrig qualifizierte Wartungspersonal.

Diese Fab wird keinesfalls unmengen an Prozessingenieuren benötigen wie du beschrieben hast. Vor allem wird es um Wartungspersonal gehen (Gas-/Chemikalienversorgung, Wasseraufbereitung, Eleketrik u.s.w.). Das steht in keinem Verhältnis von dem was die Politik sich von dieser Art der Förderung erhofft zu dem was am Ende dabei rauskommt.

Das wird aber auch andere Länder betreffen: Die TSMC Fabs in den USA und Japan werden die Standorte kaum voranbringen. Die taiwanesische Regierung musste die Opposition letzte Woche davon überzeugen, daß es keinen Technologietransfer durch den Bau der US Fab geben wird.
 
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