Marcel55 schrieb:
Wie konnte es überhaupt dazu kommen?
Nun, die Gründe sind dafür vielfälltig und es hat nicht nur etwas mit dem Miningboom zutun.
1. Coronakrise. Da die Flugreisen weitgehend weltweit eingestellt war, ist "billiger" und schneller Frachtraum weggefallen. Viele Chips und Hardware-Produkte werden heute per Flugfracht transportiert, weil man hier ein kleines Volumen zusammen mit einem leichten Gewicht hat und da Flugfracht primär Gewicht abgerechnet wird, kann man entsprechend gut die Paletten packen und rein. Da der Weg weitgehend weggefallen ist, musste auf Schifffracht umgestellt werden. Hier wird dann nicht mehr pro Gewicht gerechnet, sondern pro Container und in einen 20er, 40er oder 45er passt auch echt was rein und Gewicht ist da für Elektronik eben nicht das Problem.
2. Darauf aufbauend - weil Luftfracht fehlte - kommt es halt auch mit dazu, dass die Logistik bis heute teilweise immer noch zu wenig Frachtraum für zu viele Waren hat. Ebenso ist der Frachtraum deutlich teurer geworden. Damit verbunden sind auch manche Lieferketten bis heute auch gestört.
3. 2020 sind viele Projekte - nicht nur in der IT - von Firmen vorsorglich auf Eis gelegt worden, weil alle Angst vor Umsatz und Gewinneinbrüchen hatten. Das führt aktuell zu der Paradoxen Situation - zum Beispiel in der Baubranche - dass Firmen in Folge der "Abbestellungen" 2020 die Produktion runter gefahren haben. Als man dann aber im Lauf 2020 fest gestellt hat, dass es eben nicht so Dicke kommt, haben die Firmen die Projekte reaktiviert und damit die Auftragsbücher gefüllt. Jetzt haben wir in vielen Branchen das Problem, dass man Aufträge aus 2020 und nun 2021 in den Büchern hat, aber vieles in Folge von 2020 auch reduziert wurde.
4. Darauf aufbauende Fehlplanungen: Siehe die deutschen Autobauer. Diese haben auch in Erwartung der Coronakrise mit einem Abschwung gerechnet und sie haben 2020 auch weniger Autos verkauft. In diesem Zug haben sie bei den Chip-Fertiger weniger Chips geordert für 2021 nur wir gehen auf Punkt 3: Es kam nicht so Dicke, also führen Firmen aber auch viele Menschen die Anschaffungen, die für 2020 geplant waren, nun doch aus, dazu kommt halt die normale Nachfrage von 2021. Deutlich mehr Nachfrage, als Kapazität vorhanden ist. Angebot übersteigt die Nachfrage.
Marcel55 schrieb:
Die Nachfrage an Chips ist ja nicht plötzlich exorbitant angestiegen.
Ja und Nein. Die Nachfrage ist sicher nicht plötzlich exorbitant gestiegen und man sah ja auch am Anfang der Corona-Krise, dass die Preise nicht einfach direkt stark gestiegen sind, man hat ja auch noch recht lange zu vernüftigen Preisen - und auch jetzt gibt es ja Laptops und Co zu vernüftigen Preisen und die CPUs sind wieder auf nem gute Level.
Nur merkt man aber auch in dem Bereich, dass durchaus modernisierungs Projekte letztes Jahr erst mal zurück gestellt wurden, dann aber mit der Auflage fürs Homeoffice dann doch umgesetzt wurden und jetzt ist es halt erst recht da.
Es ist halt eine Mischung aus verschiedensten Faktoren, die da zusammen kommen.
Marcel55 schrieb:
Nur bei den Grafikkarten könnte man das Gefühl bekommen, dass es 20 Jahre keine gab, und jetzt jeder eine haben will.
Bei Grafikkarten kommt halt auch mit dazu, das hier durchaus die Mining-Farmen mit wirken, gerade auch bei Ether. Aber es hat auch wieder damit zutun, dass immer noch sehr wenig Fracht schnell ankommt und vieles dann Bulkweise in den Hafenstädten ankommt und von dort dann erst mal weiter muss.
DarkerThanBlack schrieb:
Nicht nur, aber sicher ein Stückweit.
JohnVescoya schrieb:
Nochmal: Bitte über den Privatuser Tellerrand hinausschauen. Die großen Miningpools setzen alle auf Asics oder FPGAs. Wenn man sich den Gesamtanteil an der Miningleistung anschaut, kommen GPUs auch bei Ether nur auf einstellige Prozentzahlen (wenn überhaupt). Der riesengroße Anteil beim Mining kommt durch ASICs. GPUs sind in der Gesamtbetrachtung beim Mining irrelevant.
Na ja, du solltest aber auch über den Tellerand dann blicken, wenn du das anderen schon vorwirfst. Noch besser in dem Fall wäre es auch, wenn da ein paar Zahlen auch mit der Quelle dabei ist, damit man das auch einordnen kann.
Es ist zwar durchaus richtig, dass die größten Miningfarmen heute nicht mehr auf GPUs setzen - auch bei Ether - wenn ich mir aber aktuell die Statistiken anrechne, dann komme die großen Miningfarmen auf ca. 89 % der Rechenleistung, während 11 % von kleinen Farmen und die setzten eben sehr wohl auch auf GPUs. Bei der aktuellen Hashrate - knapp 700 THashs/s (Zahlen stammen von
etherscan.io und sind auch etwas Intepreration, also nur Annäherung!). Wenn da wirklich 11 % von kleinen Minern kommen und die überwiegend GPUs nutzen, dann sind das immer noch ca. 77 THashs/s die über GPUs erbracht werden müssen. Für viele der aktuellen Karten finde ich 50 - 100 MHashs/s, die diese erbringen, manche auch 150 MHash/s, sagen wir mal der Einfachheit 75 MHashs/s, dann braucht man für die 77 THashs/s dennoch ca. 1.000.000 Grafikkarten und das ist nicht gerade wenig. Würden die großen Farmen auf GPUs setzten, wären es "nur" 9.000.000 mehr. Und ehrlich gesagt, mit all den anderen Währungen und Co schätze ich eher, dass meine 1.000.000 etwas zu tief ist, die 9.000.000 dafür aber auch deutlich zu hoch.
Letztes Jahr wurden ca.
41.000.000 Grafikkarten verkauft - gesammt, nicht nur Retail - und nehme ich da meine Erfahrungen aus den letzten Jahren und da die Zahlen, dann gehen da von ca. 90 % zu den Herstellern, während 10 % über den Retail markt gehen - aufbauend auf alten Zahlen. Wären also 4.100.000 Grafikkarten, die über den Retail-Markt gehen, wenn da jetzt 1.000.000 wegfallen, dann sind dass knapp 25 % und dann ist das sehr wohl eine Hausnummer!
Es hat ja einen Grund, warum man bei de OEMs top Grafikkarte vergleichsweise "günstig" bekommt, denn die haben ihre Verträge mit NVIDIA und ggf. den Board-Herstellern, der Retail Markt hat das aber nicht.
Das erklärt auch gleichzeitig, warum der Impact auf NVIDIA aber auch AMD in diesem Fall nicht immer ganz so hoch geschätzt wird und die sich im Schnitt bei den Schätzungen eben eher im niedrigen 3-stelligen Millionenbereich befinden.