Und warum sollen sich daran z. B. keine chemischen Unternehmen der Umgebung beteiligen? Oder die Autofahrer? Das sind doch alles Milchmädchenforderungen,
Genau das sollte passieren. Selbstverständlich müssten sich auch andere Industrien an den verursachten Schäden beteiligen. Milchmädchenrechnung? Mag sein. Aber ist ignorieren besser?
Angenommen ich bin der Meinung mein Altöl wäre auch irgendwo im Straßengraben gut aufgehoben dann bekomme ich zurecht ne Strafe aufgebrummt. Wenn (nicht nur) Kraftwerke Schadstoffe in die Umwelt entlassen sollten sie dafür ebenso zur Verantwortung gezogen werden. Und das im zweifel auch Rückwirkend. Die Industrie erschafft mittlerweile unzählige Chemische Verbindungen, welche normalerweise in der Natur zumindest in den Konzentrationen nicht vorkommen. Ganz beliebt sind mittlerweile natürlich auch Nano Partikel oder simples Kurstoffgranulat z.B. in Kosmetika. Beim Kunststoff weiß man schon jetzt das er Schäden verursacht bei den Nano Partikel wird dies die Zukunft zeigen.
Aber unterm Strich: Ja, die Konzerne (und auch die Bürger!) sollten mindestens die Kosten der durch sie verursachten Umwelt Schäden tragen und zwar unabhängig von der Branche! Eine Sache ist klar. Gegenwärtig ist die klassische Umweltzerstörung ein bedeutend größeres Problem als der Klimawandel isoliert für sich.
Wo ich dir recht gebe ist die Problematik der Quantifizierung. Aber dafür finden sich Verteilungsschlüssel.
Der O-Ton, den du mir in den Mund legst, ist schlicht falsch! Ich habe hier mehrfach für den Bau neuer Kraftwerke plädiert sowie das Abschalten alter Kraftwerke. Nicht, weil Kraftwerke so cool sind, sondern weil ich keine Lust auf Stromsparmaßnahmen á la Bagdad habe (instabiles Netz; keine 24/7 Strom).
Ich glaube wir reden an einander vorbei. Dein Ansatz geht von einer direkten und konkreten Reform des bestehenden Systems aus. Ich dagegen skizziere eine Vision eines alternativen Energiekonzepts. Jetzt kann ich dir vorwerfen du würdest in den alten Tunneln ohne Alternativen denken und im Gegenzug darfst du mir gerne Naivität und Träumerei vorwerfen.
Denkt man in dem Maßstab "hier mal ein Kraftwerk, und dort ne kleine Trasse" kommt man unweigerlich an die von dir genannten Probleme. In meinen Augen ist das aber ein rumgedockter. Irgendwann sind historisch gewachsene System einfach aus der Zeit gefallen. Sie werden unüberschaubar, sind nicht mehr zu warten und lassen sich von der Leistungsfähigkeit auch nicht mehr skalieren.
Und dann ist es einfacher und unterm Strich Effektiver auf der grünen Wiese neu anzufangen.
Und in meinen Augen sind wir an verschiedenen Punkten (nicht nur im Energiesektor) genau dort angekommen. Viele unserer Prozesse, Technologien und auch Denkweisen stammen noch aus den 60/70er. Heute stehen uns neue Technologien zur Verfügung von denen man damals nur Träumen konnte. Ganz oben natürlich die Digitaltechnik in all ihren Ausprägungen.
Und was kostet sowas? Keine Ahnung. Aber sicherlich mehr als ein Kraftwerk und ne Trasse. Das wovon ich rede ist nicht mal eben ein bisschen rummgedocktere. Das geht eher in die Richtung eines Pyramidenbaus! Einen Betrag könnte wohl weder ich noch sonst wer nennen. Sicher ist nur: Sau teuer. Und das so richtig! Nochmal: Sowas ist vielleicht mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg vergleichbar. Und das in mindestens mal Europäischem Maßstab. Isolierte nationale Ansätze halte ich für wenig zielführend. In meinen Augen lohnt es sich dennoch. Denn die Alternative ist auf lange Sicht ein unbewohnbarer oder zumindest eher ungemütlicher Planet.
Man kann Trefflich drüber streiten wer bei der Energiewende mehr auf der Bremse steht. Technikfeindliche Bürger, profitorientierte Konzerne, politische Parteien und Einzelpersonen, unzählige Lobbygruppen... Ehrlich gesagt ist das Wurst. Unterm Strich blockieren sich alle gegenseitig und es geht weder vor noch zurück. Meinetwegen alle in einen Sack und solange draufhauen bis ein wenig Vernunft durchsickert. Mein Steckenpferd als Sündenbock sind eben die Konzerne und keine Ahnung wen du als Hauptschuldigen siehst. Grummelige Bürger? Eingen können wir uns wohl, dass völlig wirre und nicht selten widersprüchliche Vorgaben aus der Politik wenig zielführend sind.
Was ich aber nicht gelten lasse ist, dass es technisch nicht möglich wäre uns weltweit regenerativ mit Energie zu versorgen. Wir können die Quellen anzapfen, die Energie verteilen und speichern und so ganz nebenbei gibts noch ne Option: Energie sparen! Was man nicht verbraucht muss man weder Herstellen noch verteilen.
In meinen Augen hat uns das ewige "schneller, weiter, höher" in eine Sackgasse geführt. Wir haben damit unbestritten viel erreicht, aber jeder (Leistungs-) Sportler weiß das nach dem Wettkampf eine Ruhephase kommen muss, wo man sich zurück lehnt, durchatmet und überlegt wie man sich auf den nächsten Wettbewerb vorbereitet. Jetzt wäre in meinen Augen genau der richtige Zeitpunkt um das mal Weltweit zu machen. Also in den Industrienationen mal locker machen mit Wachstum und lieber den dritte Welt Ländern helfen auf die Beine zu kommen. Und das schließt die Energieversorgung mit ein. Oder sollen die alle die selben Fehler wie wir machen? Na dann gute Nacht. Ohne unsere Hilfe bleibt ihnen aber kaum was anderes übrig.
OK, was schwafel ich hier? Alle Menschen ziehen an einem Strang und versuchen sich nen richtig geilen Planeten zu bauen? Mit Strom und vertretbarem Wohlstand für alle? Meine Güte, ganz so doof bin ich auch nicht. Ich weiß selber das das grenzwertig Naiv ist.
Aber man kann ja mal versuchen wenigstens bei einigen ein Umdenken einzuleiten. Ich habe vor 20 Jahren in vielen Dingen ja auch anders getickt als heute. Wenn ich umdenken kann, können das zumindest theoretisch auch andere.
Ich bin da ein wenig antizyklisch. Schaue ich mir die gegenwärtige geopolitische Situation an stehen die Zeichen eher auf Nationalismus und Konfrontation als auf Kooperation und Solidarität. Ich weiß selber wie beschissen es für meine Vision ausschaut.
Aber ich will meinen Kindern und Enkeln wenigstens in die Augen schauen können und sagen können, dass ich versucht habe etwas für ihre Zukunft zu machen. Lieber versage ich als es gar nicht erst zu versuchen.