Die beiden Pseudo-Coffee-Lakes i3-8100 und i3-8350K habe ich ja noch verstehen können. Da wurden unter einer niedrigeren i-Nummer KabyLake-i5 rebrandet, die nur so zum Kampfpreis gegen AMD ins Rennen geschickt werden konnten. Wegen des geänderten Sockels, der bislang nur teure Z-Bretter bietet, schadete das auch dem Weiterverkauf der alten i5 zum vor Jahresfrist ausgerufenen Intel-Wucherpreis nicht richtig. Ansonsten sind schon die beiden neuen i3 ein vom Kampfpreis abgesehen unnötiges Intel-Novum. Bei Broadwell hat man sich schließlich auch damit begnügt, für den Desktop i7 und i5 zu bringen, die natürlich auch nicht in den nominellen 1150er Sockel passten, sondern auf einen speziellen Chipsatz (Z97) angewiesen waren.
Aber welchen Sinn hat es, das Lineup jetzt noch weiter nach unten durchzuziehen? Klar, neu ist immer geil, aber braucht die Welt wirklich KabyLake-Celerons und Pentiums, die nicht mehr in Kabylake-Mainboards funktionieren, sondern ein CoffeeLake-Mainboard brauchen?
Der im Takt gesteigerte i3-8300 mag aus Konkurrenzsicht ja noch Sinn machen, um benchmarkblinden Konsumenten eine bessere Alternative zum neuen R3 2200G vorgauckeln zu können.
Aber die angekündigten Pseudo-CoffeLake-Pentiums zeigen, wie verzweifelt Intel nun auch im Lowcoastmarkt um Käufer buhlt. Alle neuen Pentiums sind für den Standalonebetireb abgewertet worden. Statt der HD 630, die es ab Pentium 4600 gab, kommt selbst beim G 5600 nur noch die HD 610 zum Einsatz. Gleichzeitig werden die Taktraten so hoch gesetzt, wie es bei den Skylake-i3 der Fall war: von 3,7 GHz (i3-6100) bis 3,9 GHz (i3-6320). In Verbindung mit der verkrüppelten Grafik taugt das dann aber eher zum Zocken als für ein gehobenes Office- oder Multimediagerät.
Die Taktsteigerung bei den Pentiums fällt besonders hoch aus. Das kleinste Modell taktet nun schon so hoch wie das bisherige Spitzenmodell, der G 4620. Derartige "Hochfrequenzen" werden sicher in vielen gamingrelevanten Benches Prozessoren wie den kleinsten Ryzen@stock oder den guten alten i5-2500K@stock alt aussehen lassen. Den Markt der unter-70€-CPUs wird nach Intels Willen also deren neue Domäne.
Falls KabyLake denn eingestellt werden sollte (dazu findet sich nichts in der Ankündigung) gibt es im neuen Lineup aber eine schmerzliche Lücke: die wirklich hochfrequenten Dualcores mit Hyperthreading (i3-7300 4,0 GHz, i3-7320 4,1 GHz und i3-7350K 4,2 GHz) haben keinen Nachfolger! Für manche Einsatzzwecke sind diese Teile einfach besser geeignet, als niedriger getaktete Quadcores.