eQ^ schrieb:
Sehr interessant, man sollte aber bedenken, dass die meisten Spiele eben GPU-limitiert sind.
Du darfst aber die Nutzungszeit eines Rechners bei der Argumentation nicht außer Acht lassen. Exkl. der GPU kann ein (Gaming-) Rechner heutzutage problemlos 4-5 Jahre (oder länger, mein 3930K@4,3GHz ist jetzt im 6ten Jahr) im Einsatz bleiben. Wenn man jetzt zb. alle 18-24 Monate die GPU aufrüstet, dann wird mit jedem GPU-Upgrade auch die Leistung der CPU wichtiger. An der GPU-Limitierung der meisten Spiele ändert das nichts, aber an den Ansprüchen die die neuen GPUs an die ("alte") CPU stellen.
Beim PC-Kauf bzw. der Kaufberatung wird mMn viel zu oft auf den aktuellen Zustand geschaut. Dabei werden die wenigsten User über die gesamte Laufzeit ihres PCs Spiele und Anwendungen darauf laufen lassen, die älter sind als ihre Hardware. Ergo ist es essentiell wichtig, bei der Kaufentscheidung die potentielle Entwicklung der Software für die nächsten X Jahre (X= angestrebte Laufzeit des PCs) vorherzusagen. Und da das sehr schwierig ist, kann es bzgl. CPU (und zb. auch RAM- bzw VRAM-Menge) durchaus sinnvoll sein, auf ein Modell zu setzen, was aktuell mehr als nur "ausreichend" ist, auch wenn das den PC-Kauf dann vielleicht um 10% im Preis steigen läßt.
Dazu kommt, das fast alle nur auf FPS-Balken schauen. Viel wichtiger für das Spielerlebnis ist aber die Kontinuität der Bildausgabe. Siehe Frametimes, Ruckler/Mikroruckler. Hier hat der CPU-Cache ebenfalls einen großen Einfluß. Auch auf die allgemeine Leistung wirkt der Cache sich mitunter sehr stark aus. Siehe zb. Benchmarks von Intel-CPUs mit 128MB Cache, die rechnen teilweise ihre bis zu 1GHz schneller getakteten jüngeren Geschwister in Grund und Boden.
Das ein Hexa- oder Octa-Core nicht nur mehr Kerne, sondern auch doppelt bis drei mal so viel Cache hat (oder zb. beim Sockel 2011 auch die doppelte RAM-Bandbreite), das wird aber in der Regel einfach ignoriert. Dabei haben diese Komponenten auch dann einen Einfluß auf die Performance, wenn die Anwendung nicht mehr als 4 Kerne nutzt. Das ist auch der Grund, warum zb. ein 5 Jahre alter (ggf. übertakteter) 3930K in einigen Spielen zwar niedrigere FPS haben, aber trotzdem ein flüssigeres/runderes Spielerlebnis bieten kann (weniger Ruckler/MR), als ein neuere und höher taktender Quad-Core.
Und zuletzt das Thema HT. Viele User denken, wenn ein Quad-Core 4C/8T hat, dann ist die Leistung bei einer Anwendung die 5-8 Threads nutzt auch nicht schlechter, als bei einer CPU mit 6 oder 8 echten Kernen (6C/12T bzw. 8C/16T). Das ist aber ein Trugschluss. Das mag bei manchen Anwendungen (die an virtuelle Kerne bzw HT angepasst sind) durchaus hinkommen, ist aber in der Regel falsch, da ein echter Kern ca. 70-80% mehr Leistung bietet, als ein virtueller Kern.
xdave78 schrieb:
normalerweise ist der Blick nach vorn gerichtet wenn man sich neue Hardware kauft.
Tja, bei vielen User ist er das leider nicht.
Caramelito schrieb:
In 2-3 Jahren schon hat meine nächste GPU locker die Leistung der Titan
Genau das bedenken viele nicht beim Kauf/Bau eines neuen PCs, oder bei der Kaufberatung. Da wird bzgl. CPU immer mit "reicht noch" argumentiert. Zu den Zeiten der Single-Core über Dual-Core bis zu Quad-Core war das noch nicht so "falsch" wie heute, da diese Schritte in relativ kurzer Zeit passierten (2-3 Jahre), und der "Aufrüst-Zyklus" kürzer war. Wer aber, wie "wir", seinen PC exkl. GPU gerne die nächsten 4-5+ Jahre behalten möchte, der sollte natürlich auch ein Stück weit (dem Budget angepasst) berücksichtigen, welche Ansprüche die nächste und ggf. übernächste GPU an seine CPU stellen wird.
Genau deswegen rollen sich mir bei der "reicht noch" Argumentation auch immer die Fußnägel hoch. Ab einem gewissen Budget ist "reicht noch" ein ganz schlechtes Argument bzgl. CPU-Auswahl bzw. -Empfehlung.
highwind01 schrieb:
...das ganze wird mit einer am Endkundenmarkt vollkommen irrelevanten Grafikkarte kombiniert und dann bei der letzte-Jahrhundert-Auflösung 720p gebencht!
Genau solche User meine ich. Die einfach nicht verstehen (wollen/können?), das man für das oben beschriebene genau so CPUs testen muß. Einen Octa-Core mit einem Spiel zu testen, das nur 4 Kerne nutzt, und dann am besten noch mit einer GTX970 (und vielleicht noch in 2-4K), das erlaubt absolut 0 Rückschlüsse auf die potentielle Leistung einer CPU. Da spielt es auch keine Rolle wer heute welches Game spielt.