Immer wieder muss man in den News diese Halbwahrheiten lesen, was Vista und Creative angeht.
Deutliche Beispiele für die Unzulänglichkeiten der Vista-Treiber sind die Eingeständnisse Creatives, dass eine Hardware-Decodierung von Dolby Digital- und DTS-Signalen auf den X-Fi-Karten unter Vista nicht möglich sei.
Das ist so nicht richtig. Hardware-Decodierung von Dolby Digital und DTS ist unter Vista generell gestrichen, egal ob als Soundkarte eine Creative Soundblaster X-Fi, eine Aus Xonar oder eine Club3D Theatron DTS werkelt. Wenn es jemand mit einem Hack dennoch hinbekommt, ist das natürlich erfreulich, aber es liegt nicht innerhalb der Spezifikation, an die sich ein seriöses Unternehmen zu halten hat. Man kann Creative keinen Vorwurf in dieser Richtung machen.
Hinzu kommt der Kampf mit der EAX-Funktionalität, die mit dem ALchemy-Tool zwar wieder hergestellt wird, für die Audigy-Serie jedoch nur kostenpflichtig nachgerüstet werden kann.
Auch hier beweist der Redakteur seine Unkenntnis. ALchemy wird nicht benötigt, um EAX unter Windows Vista nutzen zu können. ALchemy ist sogar ein klarer Pluspunkt für Creative. Die Problematik ist Folgende: Microsoft hat bei Vista im Soundbereich deutlich aufgeräumt und DirectSound 3D komplett gestrichen. Spiele, die diese API fürs Soundrendering nutzen - egal ob mit EAX-Hardwarebeschleunigung oder ohne -, müssen unter Vista auf einen Fallback-Pfad zurückgreifen, der nur Stereosound und keine Hardwarebeschleunigung ermöglicht. Creative ermöglicht nun dank ALchemy, dass solche Spiele auch unter Vista mit 5.1-Sound und Hardwarebeschleunigung genutzt werden können, indem die DirectSound-3D-Befehle nach Open AL umgesetzt werden. Mit allen anderen Soundkarten und mit onboard-Sound muss man sich bei solchen Spielen unter Vista mit Stereosound begnüngen.
Verwendet ein Spiel OpenAL als API für das Soundrendering, ist auch unter Vista eine direkte Hardwarebeschleunigung per EAX möglich. ALchemy ist nicht notwendig, um EAX überhaupt nutzen zu können. EAX ist schließlich keine API, sondern eine hardwareseitig festverdrahtete Implementierung von DSP-Effekten ähnlich zu T&L im Grafikbereich.
Übrigens wurde im Artikel mit keiner Silbe erwähnt, dass Creative selbst rechtliche Schritte zu befürchten hat, wenn sie den Treiber wissentlich dulden. Denn die Dolby-Digital-Live-Funktionalität stellt ein Exklusivfeature für Lizenznehmer wie Auzentech dar. Auzentech kann sich darauf verlassen, dass Creative ihnen in diesem Bereich keine Konkurrenz machen wird.
Negative Presse ist sicherlich ein wichtiges Mittel, um große Unternehmen wie Creative zum Umdenken zu bewegen, was die Verfügbarmachung von Features angeht, aber man sollte sich dann auch auf Korrektheit und Vollständigkeit des Artikels achten. Man macht sich nicht gerade glaubwürdig, wenn man nur einseitig negativ schreibt und dabei noch Halbwahrheiten in Kauf nimmt.
Alles in allem scheint Creative in diesem Fall ja um eine Lösung bemüht, die allen Beteiligten gerecht wird. Creative als großen Buhmann in der Sache hinzustellen, ist nicht unbedingt fair.
Stellt euch mal den Fall in großem Maßstab vor: Ein paar engagierte Männer bauen im Wald eine Grillstelle mit Hütte und allem drum und dran, weil es sowas weit und breit nicht gibt. Dummerweise gehört das Stück Wald, in dem sie bauen, nicht ihnen, sondern der Stadt und steht zudem unter Naturschutz. Die Stadt bittet die Männer unter Androhung rechtlicher Konsequenzen, alles wieder abzureißen, und bietet den Männern sogar ein sehr günstiges, aber abgelegenes Grundstück an, wo sie den Grillplatz neu aufbauen könnten. Wer ist jetzt der Buhmann?