Barren Militia schrieb:
Ja, alles Blödsinn, was ich behaupte.
So haben die Reviewer auch nicht im Nachhinein mehr oder weniger kollektiv das Spiel runtergewertet. Und es ist auch Blödsinn, dass eine solche Revision eines eigenen Testergebnisses eine gewisse Inkompetenz indiziert...
Wieso haben sie nicht von vornherein die niedrigeren Bewertungen gegeben? Da fehlte wohl der Mut bei all dem Hype. Einer war dann mutig und hat den ersten Stein geworfen, und dann haben die anderen sich auch getraut. Oder es war Geld im Spiel, und das ist im Grunde ja immer der Fall.
Wie gesagt, du hast offensichtlich die Berichterstattung der Gamestar zum Release nicht verfolgt. Auch wenn ich mich wiederhole, du hast meinen Post offensichtlich nicht gelesen: beide Tester hatten keine nennenswerten Probleme, beide Tester klangen in dem Gespräch zum Release ehrlich begeistert. Der Test war ausgesprochen positiv. Was hätten sie denn machen sollen? "Ein herausragendes Spiel mit kleinen Schwächen, aber stellenweise das beste, was es je in dem Genre gab. Lief weitestgehend bugfrei. 50%"
DAS wäre glaubwürdiger gewesen? Völlige Begeisterung und dann eine katastrophale Wertung?
Nochmal: sie konnten nur das bewerten, was sie selbst gespielt haben. Die Wertung entsprach genau dem, was die Tester im Test auch angemerkt haben. Alles andere wäre völliger Blödsinn. Die Wertung muss sich aus dem Fließtext ergeben, nicht aus praxisfernen Checklisten und Hörensagen aus dem Internet.
Barren Militia schrieb:
Wenn CP2077 am Releasetag realistisch bewertet worden wäre, hätte es keiner gekauft.
So aber hatte CDPR den Entwicklungskosten praktisch an Tag 1 wieder drin. Ein Schelm, wer da Böses denkt...
"Realistisch"? Was verstehst du denn unter "realistisch"? Nochmal, das Spiel hat Stärken und Schwächen. Jeder Spieler (und auch jeder Tester!) bewertet unterschiedliche Dinge anders. Wer die Stärken wertschätzt kann durchaus eine 90er-Wertung geben. Wer lieber ein TES spielt dann eben weniger. Wenn das aus dem Test hervorgeht ist das völlig ok.
Weshalb ich auch weiterhin diese Fixierung auf Wertungen einfach kacke finde. Ein Review sollte ein Text sein, der mir klar macht, ob ICH das Spiel spielen will. Hab schon viele 90er gespielt, an die ich einfach nicht rankam. "Das Spiel ist (nicht) gut weil X, Y und Z und ist was für Spieler, die Genre A mögen und B und C gespielt haben". Das ausführlich, Wertung komplett für ein kompaktes Fazit streichen und gut ist.
Barren Militia schrieb:
Allerdings leben wir ein einer Zeit, in der schon kein Bewußtsein mehr für den qualitativen Unterschied zwischen Information und Wahrnehmung existiert.
Jeder glaubt, alles zu wissen, weil es ja im Netz stand. Und die Masse verlässt sich zu 100% auf ihre geliebte Meinungsmache-Presse, die geschmiert ist bis zum Abwinken.
Schon vor 30 Jahren hatte kein japanisches Auto von besserer Qualität zu einem niedrigeren Preis eine Chance, im Auto Bild-Test ein deutsches Fabrikat zu schlagen, und schon damals waren die Leute zu dämlich, die offensichtliche Abhängigkeit und Parteilichkeit der Tester zu durchschauen. Stattdessen hat man brav den Benz/BMW zum anderthalbfachen Preis gekauft.
Das Phänomen griff um sich, und heute betrifft dieses Phänomen alle Leitmedien.
Sehe ich zum Teil anders. Nach dem gigantischen Shitstorm nach Release müsste die Masse CP2077 ja zerreißen, wenn sie so fremdgesteuert wäre, zumindest den Bewertungen bei Steam zufolge sieht aber die überwiegende Mehrheit das Spiel positiv.
Der Vergleich mit den Autos passt mMn auch nicht zu 100%. Klar, da muss man die technisch gestrigen Autos der deutschen Hersteller großschreiben, aber bei Medien und Kunst (also nicht nur Spielen) versucht man, ganz unabhängig vom Produkt, eher entweder mit Hype oder Verriss Klicks zu erzeugen.
Barren Militia schrieb:
Man muss sich mal klarmachen, welchen Einfluss Reviews auf die Verkaufszahlen von Spielen haben. Es wäre naiv, zu glauben, die Spieleindustrie würde da nicht finanziell nachhelfen.
Warum macht eine Gamestar wohl X videos zu AAA-Spielen, aber nicht eines zu bestimmten Indiegames? Von Youtubern, die man quasi direkt kaufen kann, mal ganz zu schweigen...
Ich bezweifle ganz ehrlich, dass zumindest die "Großen" geschmiert werden. Vielleicht wird mal jemand nicht mehr mit Samples versorgt, dann gibts nen Shitstorm und der Entwickler rudert zurück. Das Risiko, sämtliche Glaubwürdigkeit zu verlieren, wäre zu groß. Bei Youtubern ist das sicher anders, die haben "Fans" statt Leser, die ignorieren sowas eher.
Und die Gamestar macht natürlich Videos für Klicks. Ich glaube auch, ganz unabhängig von AAA-Titeln, dass es darum geht, wo die einzelnen Redakteure ihre Schwerpunkte haben. Zu D3 gibts, obwohl das Spiel völlig tot ist, jede League x Artikel, zu PoE kommt selten was. Da sitzt dann einer, der D3 noch spielt, aber keiner, der PoE spielt. Und wenn es RTS-Fans gibt kommen mehr Artikel über die traurige Lage in dem Genre. Und wenn einer der Redakteure ein Indiegame für sich entdeckt dann wird das auch ausführlich vorgestellt.
Man denke an das geniale Video von Christian Schmidt zu dem (damaligen) "Geheimtipp" Minecraft.