Moin,
da will ich auch mal meinen Senf zu der Diskussion hier geben (Vorsicht, das wird länger):
1. Ich liebe DayZ
Ich habe sowohl ArmA als auch viele DayZ-Mods ausgiebig gespielt. Ich mag das Spiel und die Mods. Nennt mich gern Fanboy wenn ihr wollt, ich würde die verschiedenen DayZ Mods als bestes Spiel seit Jahren bezeichnen. Das ist subjektiv und meine Meinung, da braucht man also nicht diskutieren.
Warum meine ich das? - Ich kann mich an kein anderes PC-Spiel erinnern, in dem ich solche Spannungskurven hatte. Der Ruhepuls ist vergleichbar mit Curling im Fernsehen, für mich gefühlt 20. Wenn dann aber die Party startet schnellt er für wenige Sekunden/Minuten auf 160+. Ich denke die Masse der "Fanboys" wissen, was ich meine. Ich erinnere mich noch jetzt an den ersten Spieler, den ich in DayZ getötet habe als wäre es gestern gewesen, das war vor grob 1,5 Jahren. Ich weiß auf 10m wo, mit welcher Waffe, wieviel Schuss, wer dabei war, was danach passierte. Ich spiele um geniale Momente zu erleben, mich tierisch zu freuen, gefrustet ins Keyboard zu beißen etc. Und das mit Freunden gemeinsam. Stichwort: Virtual Reality - Der beste Laufsimulator der Welt- Natürlich mit Multiplayer.
2. "Back to the roots."
Genau dieses Feeling habe ich wieder in der Standalone. In den einzelnen Mods ist es abhanden gekommen, da spielt es keine Rolle ob man stirbt. Das wird sich in der Standalone auch irgendwann einstellen, aber trotzdem ist die "immersion" für mich besser als in den Mods. Das einzige was ich "vermisse": Ich habe mir noch nicht einmal unabsichtlich die Beine gebrochen.
3. Es ist eine (BIS-)Alpha.
Nicht alles, was versprochen wurde, wurde gehalten bzw. ist schon integriert. Manche Sachen sind ärgerlich, andere Sachen kommen mit der Zeit. Viele Dinge sind noch nicht enthalten, weil sie zu sehr auf die Performance der Server schlagen. (In allen ArmA-Teilen übernehmen die Clients einen viel höheren Anteil an den Berechnungen als in so ziemlich jedem anderen Spiel.) ArmA ist anders als andere Spiele, BIS ist anders als andere Firmen. Entweder man mag das, oder nicht. Hier mal der Hinweis auf
products.bisimulations.com. Die sind nicht ohne Grund so präsent auf dem Markt. VBS1/2/3 sind Schwergewichte. Wer in der Engine über mangelnden Realismus jammert soll doch bitte was besseres zeigen. Wer über die absurd bekloppte Steuerung, den schweren Zugang etc. meckert: Willkommen im Club, das war schon 2001 so, das wird wahrscheinlich immer so bleiben.
Viele "Macken" von ArmA ziehen sich durch alle Teile (auch VBS) und existierten schon in OFP. Unter der rauhen Schale schlummert seit damals eine Vielzahl an Möglichkeiten. Das größte Kapital war schon immer die Community, die das erkannt hat und damit arbeiten konnte. DayZ ist Ergebnis dieser Community. Vielleicht wird sich die Standalone ebenfalls der Community öffnen, vielleicht nicht. Die Offenheit, die Scripts, sind das Einfallstor für Hacker. Wer weiß, wie sich hier ein Kompromiss finden lässt. Hoffen wir, dass es später gute Mods für die Standalone des Mods gibt. Zu "private hives" (kein zentraler Server auf dem alle Daten liegen, kein Server-Hopping etc.) hat Rocket bereits gesagt, dass er sie begrüßt.
4. PR/Feedback/etc.:
Rocket ist äußerst aktiv bei reddit und twitter, das Team nimmt Feedback auf. Ob Dinge so umgesetzt werden, wie man das will, ist eine andere Geschichte. Gerade zu fehlendem Content (Jagen, Kochen, wenig Zombies, Zombie/Loot-Spawnzyklen, etc.) gibt es bereits formulierte Absichten, was kommen soll und die Gründe, warum es momentan nicht drinnen ist. Eines der zentralen Probleme ist die Serverbelastung. Hoffentlich werden die Probleme größtenteils gelöst. Vielleicht wird nicht alles klappen, garantieren kann man nichts. Wenn ich da an andere Spiele denke. ("Ja klar, MP zum Release...äähmm, naja, wir patchen das...ok, wird doch etwas länger dauern...es wird keinen MP-Modus geben" - und das war ein renommierter Laden und ein Vollpreisspiel, mit den MP-Voraussetzungen auf der "Hardware"/dem Karton.)
5. Alles Psychos bei DayZ.
Ja, stimmt, bis zu einem gewissen Grad. Es gibt momentan kein Endgame. Base-Building etc. von Epoch/Origins ist aber auch kein ultimatives Endgame, irgendwann geht nichts mehr, dann wird man als Spieler "kreativ". Das grundlegende Problem bei Spielen wie DayZ ist, dass Menschen, also die Spieler, nicht einfach auf Vorteile verzichten, weil es als unfein gilt oder weil jemand anders das nicht will. Die Liste der Beispiele ist unendlich, als Auszug: Server-Hopping/Combat-Log/Glitch-Abuse/3rd-Person/Relog-Ammo-Refill/etc. Dazu kommt dann KoS - Kill on Sight. Wer kein DayZ spielt/kennt und sich wundert, warum im Stream jeder erschossen wird, egal ob er eine Bedrohung bzw. eine schnelle Ausrüstungsquelle ist oder nicht: Wen ich töte, der kann mich nicht töten. Wen ich am Leben lasse, der kann mich töten. Vielleicht hat er mich nur noch nicht gesehen, würde mich aber töten. Vielleicht verrät er seinen Kumpels im TS wo ich bin und die töten mich. Ich habe im Regelfall nichts davon ihn leben zu lassen außer der sozialen Interaktion. Vielleicht wird er mein neuer bester DayZ-Kumpel, ist aber eher unwahrscheinlich. Es gibt keinen wirklichen Anreiz, mit Fremden zu interagieren. Wäre aber denke ich bei einer echten Zombie-Apokalypse auch ein heißes Eisen. Zusammengefasst: Was mir im Zweifel nutzt mir aber kaum schadet, das tue ich auch. Egal ob das den anderen passt oder nicht. Das ist in keinem Spiel anders, wenn man mit Fremden spielt. Bug-Abuse ist so alt wie das Internet.
6. TL;DR:
DayZ polarisiert, Hass oder Liebe. Die Standalone ist DayZ mit den gleichen und anderen Fehlern, mit den gleichen und anderen wunderbaren Momenten.
Mensch, das war jetzt doch garnicht so lang, oder?
