1.
Lapje schrieb:
@Rach78
Na dann erkläre mir doch in Deiner unendlichen Weisheit wie man es auf dem Markt schaffen soll, wenn keiner etwas kauft? Ich bin gespannt...
Etliche Studien fanden heraus, dass die bösen Herunterlader
mehr kaufen.
Warum?
Folgendes Szenario: Da entdeckt so ein Pirat eine Comic-Serie, die in Deutschland gar nicht erhältlich ist. Er lädt sich einen Band runter, noch einen und noch einen. Nach dem dritten, findet er die Serie total genial (wir erleben also gerade die Geburtsstunde eines Fans). Folglich hat er nun Lust, alle Bände online bei einem Versandhändler zu bestellen. Gesagt, getan.
Der freie Austausch von Daten (aka Piraterie) hat hier also die Bekanntheit gefördert.
Wenn der Pirat nicht in der Lage gewesen wäre, die Serie illegal zu beziehen, hätte er niemals Geld dafür ausgegeben - wie auch? Wovon man nicht weiß, das macht einen auch nicht heiß... man kann schlecht Geld für ein Produkt ausgeben, von dem man noch nie gehört hat.
Piraterie fördert Bekanntheit.
Bekanntheit fördert Absatzzahlen.
Und so sind die Resultate der Studien zu erklären.
http://www.e-book-news.de/franzoesi...-titel-ein-–-verlagsbranche-profitiert-davon/
2.
pipip schrieb:
Für mich ist das folgendes. Der Kampf Internet vs Fernsehen.
Sowas passiert mit jeder Informationsquelle. Brief, Pferd, Bahn, Telegraph, Fernsehen, jz internet.
Die 2 großen Dominanten Informationsanbieter kämpfen um ihre Vorherrschaft.
[...]
Wer nicht versteht was ich meine, könnt sich das Technokrat von Niel Postman durchlesen
http://en.wikiquote.org/wiki/Neil_P...Surrender_of_Culture_to_Technology_.281992.29
Danke für den Link! Ich kannte Neil Postman, weil ich
Amusing ourselves to death gelesen habe. Hab direkt Lust, mir noch mehr von ihm zu bestellen. Ich bestelle am liebsten antiquarisch über findmybook.de. Bei Postmans Kritik der Bildungseinrichtungen scheint er ja sehr nach Foucault (
Überwachen und Strafen) zu gehen...
Aber wer wirklich uneingeschränktes Entertainment und Informationen haben will muss wohl ein Buch lesen.
Wirklich? Wo gerade bei zentralisierten Massenmedien die Zensur am einfachsten ist? (Und die muss noch nichtmal politisch sein (man denke an die Reichskulturkammer und die gleichgeschalteten Medien). Nö, die Zensur könnte aus ganz banalen ökonomischen Gründen stattfinden. Nach dem Motto "Die wenigsten mögen klassische Musik, also veröffentlichen wir Deinen Song nicht!")
Der Verlag/Plattenfirma/Fernsehsender bestimmt also total, was veröffentlicht wird. Wenn Du nicht schreibst, was die haben wollen, kannste Dein Manuskript als Feueranzünder benutzen. Zensur erfolgreich.
Dasselbe Spielchen bei Radio und Fernsehen: Entweder Du spurst, oder Du kannst Dir Deine systemkritische/werbekundeninkompatible Sendung in die Haare schmieren.
Einzig und allein das Internet stellt die traditionellen Medienstrukturen auf den Kopf, weil es eben KEINE zentrale Kontrollstelle gibt, über die die globalen Medienkonzerne und Content-MAFIAA die totale Herrschaft ausüben kann. Und das bereitet denen natürlich ganz enorme Magenschmerzen.
The Net interprets censorship as damage and routes around it.
-
John Gilmore *virtuell verneig*
Wenn Du ein Buch oder einen Song im Internet veröffentlichen willst, kannst Du das viel einfacher, weil Du eben NICHT auf eine riesige, kostspielige Infrastruktur angewiesen bist wie dies bei den traditionellen Massenmedien der Fall ist. Oder könntest Du das nächste Postman-Buch bei Dir im Keller drucken, bewerben und vertreiben? Nein, das können nur Verlage und Buchdrucker. Du hättest wahrscheinlich nichtmal Platz (geschweige denn das Kleingeld) für eine einzige Druckermaschine. Hinter einem physischen Buch stecken ja hunderte, wenn nicht gar tausende Mannstunden Arbeit.
Auftritt Internet.
Das Internet macht Mittelmänner überflüssig.
Es wird freilich immer noch Zeitungen auf Papier geben und gedruckte Bücher (wäre auch schade), aber sie werden nicht mehr der Nonplusultra darstellen. Genauso wie es heute immer noch den traditionellen Brief gibt, obwohl sich E-Mails etabliert haben.
Digitale Daten lassen sich ohne Qualitätsverlust beliebig häufig perfekt kopieren.
Die traditionellen Medien hätten in so einem Falle ein gewaltiges Ressourcen-, Produktions- und Lieferproblem. Das Duplizieren und Austauschen digitaler Daten ist in der Technikgeschichte einmalig und jeglicher Vergleich mit Autos geht unweigerlich in die Hose. Nein, ein Auto und eine mp3 sind nicht dasselbe. Ein Auto kann ich nicht kopieren und an ein Dutzend Freunde verschicken, damit die hören, wie gut ich Gitarre spiele.
Wenn im Kapitalismus tatsächlich Angebot und Nachfrage die Preise für Güter bestimmen, wie sollte der Preis für ein (theoretisch) unendlich verfüg- und vervielfältigbares Produkt aussehen?
Das bisherige Urheberrecht ist noch nicht im Internet-Zeitalter angekommen.
Noxiel schrieb:
Was mir eher auffällt ist die Ambivalenz der User im Bezug auf Filesharing.
Ich glaube nämlich schon, dass die meisten User wissen, dass es illegal ist sich unerlaubt Musikalben - stellvertretend für andere Medien - herunterzuladen, aber die relative Sicherheit des Internets, den ganzen Vorgang zu einem Kavaliersdelikt macht.
Mitte der 80er Jahre, treffen sich zwei Klassenkameraden auf dem Schulhof.
A: "Hey, was hörst'n da?"
B: *Walkman auf* "Metallica!"
A: "Darf ich mal reinhören?" *hört rein* *ist begeistert* "Machste mir 'n Tape?"
B: "Nein, Du weisst doch, dass es sich um urheberrechtlich geschütztes Material handelt und wir uns dadurch strafbar machen. Außerdem muss Metallica dann am Hungertuch nagen! Willst Du etwa, dass die keine Musik mehr machen, nur weil Du deren Cassetten kopierst?!"
Genau so war das in den 80ern.
B hat dann Jura studiert und eine Abmahnkanzlei eröffnet. Im Gegensatz zu A ist B schließlich kein illegaler Raubmordkopierpirat. Bei ihm geht alles mit rechten Dingen zu! Seinen Porsche hat er sich mit harter, anständiger Arbeit verdient. Genau so wie seinen Doktortitel - für jemanden mit Bs Intelligenz natürlich ein Klacks! (also Strg-C und Strg-V, technisch hatte B es halt schonn immer drauf). Ist niemandem aufgefallen, ist ja auch bloß ein Kavaliersdelikt.
Nur manchmal wundert sich B, warum seit seiner Schulzeit niemand sein Freund sein mag...
...wird wohl Neid sein, denkt sich B.
Ende der 90er Jahre, treffen sich zwei Teenager zuhause:
A: *entziffert* "Harry Potter und der... Hey! Du hast ja schon beide Bände! Hab schon einiges darüber gehört, ist der wirklich so spannend?"
B: "Ja, Harry ist wie ein männliches Aschenputtel! Je mehr er von seinen bösen Stiefeltern gedemütigt wird, desto..." *erzählt, schwärmt*
A: "Haben-will! Kann ich den ersten Band ausleihen? Ich bring ihn Dir bestimmt auch nächste Woche wieder!"
B: "Nein, Du weisst doch, dass es sich um urheberrechtlich geschütztes Material handelt und wir uns dadurch strafbar..."
Exakt so hat sich das in Millionen von Haushalten abgespielt.
Wo kämen wir da hin, wenn jeder Teenager seiner besten Freundin den neuesten Harry Potter ausleihen würde? Das ist kein Kavaliersdelikt! Das ist dreister Diebstahl rechtlich geschützten geistigen Eigentums! Wenn Du ein Buch kaufst, erwirbst Du damit höchstens die Lizenz das 1x zu lesen. Nochmaliges Lesen erfordert eine Auffrischung der Leselizenz, ansonsten vernichtet sich das Buch innerhalb von 30sec selbst. Die Rowling (und alle anderen Autoren) wären elendig verhungert, wenn es öffentliche Einrichtungen gäbe, wo man sich Bücher einfach so ausleihen und lesen kann ohne sie zu kaufen! VERHUNGERT!
*schmunzelt*
Mensch, die arme Content-Industrie aber auch...
Ich bin in einem 10.000-Seelen-Kaff großgeworden. Dort gab es eine öffentliche Leihbibliothek. Da hatte ich Zugriff auf Bücher, Comics, Hörspiele, CDs und Gesellschaftsspiele. Hab ich mir alles ausgeliehen. Angefangen von der Raupe Nimmersatt über den Kleinen Hobbit bis hin zu Dungeons & Dragons und Bad Religion. Von Asterix über das Marsupilami bis zu den ???, TKKG und Bibi Blocksberg...
Die komplette Palette. Hat mich motiviert, Lesen zu lernen.
Wenn es nach der Content-Industrie ginge, müsste man sämtliche Bibliotheken dem Erdboden gleichmachen und jede Familie, die zu Weihnachten "Oh Tannenbaum" singt, gehört noch Heiligabend in den nächsten Knast. Ist ja schließlich geschützt, das Lied. Also kein Kavaliersdelikt.
...das "einzige" Haken dabei: Aus Sicht von ACTA sind 100% aller Deutschen Kriminelle. Diejenigen, die behaupten, dass sie noch nie im Leben Bücher oder CDs mit Freunden getauscht haben, lügen entweder oder haben keine Freunde.
How many of you have broken no laws this month?
- John Gilmore in a speech to the First Conference on Computers, Freedom, and Privacy in 1991
Im ersten Falle: Einfach mal die scheinheilige Futterluke halten, kommt der Umwelt zugute. Die Forderungen der Content-Mafiaa sind dermaßen überzogen, dass selbst geschmierte Politiker nicht in der Lage wären, sich an diese absurden Regelungen zu halten... oder wie war das noch mal mit dem Hintergrundbild auf der Politikerhomepage?
Im letzteren Falle: Herzliches Beileid! Dein Name lautet Kip Drordy
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