Ich gehe nicht davon aus, dass alle die Personen, die in dem Gebäude arbeiten sollen, neu eingestellt werden. Daimler hat ja schon ein paar MA in Sindelfingen, Böblingen usw. Ein Umzug nach Berlin dürfte denen überwiegend sauer aufstoßen. ;-) Davon abgesehen: die Gebäude, die ich bei Daimler bisher kennengelernt habe, hatten einen durchaus muffigen 90er Jahre Charme. Da kann man schon mal ein neues Entwicklungszentrum bauen.
Zum Thema Software in der Automobilindustrie:
Der Markt ist recht speziell. Mit ISO 26262, ISO 21434, ASPICE und noch einigen weiteren gibt es schon eine Reihe an Normen, die in einen Brot-und-Butter Automotive Software Projekt Beachtung finden und die auch von den Entwicklern einigermaßen beherrscht werden müssen. Dazu kommt, wie hier schon richtig beschrieben, dass viel Domänenwissen notwendig ist. Wenn ich an einer Motorsteuerung arbeite sollte ein nicht zu kleiner Prozentsatz meines Teams schon wissen wie Motorsteuerung funktioniert. Ist das nicht der Fall passt die entwickelte Lösung häufig nicht richtig zu dem, was der Auftraggeber will.
Quereinsteiger aus dem Elektronik- oder Mechanikbereich sind hierbei allerdings nicht unüblich. Gezahlt wird üblicherweise gut. Gerade die Tier1 und OEMs stellen Softwareentwickler mit der entsprechenden Erfahrung am oberen Ende des Tarifs ein. 80.000 - 100.000€ bei 40h/Woche sind zumindest hier in Bayern gängig, mit 10 Jahren einschlägiger Erfahrung und guten Referenzen. Auch hatte ich bisher nie den Eindruck, dass die Automobilindustrie kein attraktiver Arbeitgeber ist. Die Gehälter, Sozialleistungen usw. sind gut, die Marken alle bekannt, das Auto als solches hat in Deutschland immer noch einen sehr hohen Stellenwert... Dafür sehen viele darüber hinweg, dass die Firmen, was Software angehet, nicht die Innovativsten sind und die Unternehmen generell eher hierarchisch organisiert sind.
Zum Schluss noch zur Zusammenarbeit:
Es gibt mit AUTOSAR (
https://www.autosar.org) eine durchaus bewährte und offene Plattform für Steuergeräte. Alles was Rang und Namen hat in der Industrie ist hier vertreten. Dadurch ist die Weiterentwicklung aber auch langsam, es sind halt sehr viele, mit denen man sich abstimmen muss.
Die OEMs haben im Moment alle Angst vor der Entwicklungsgeschwindigkeit Teslas, der sich in seinen zentralen Steuergeräten mit niemandem abstimmt und alles selbst macht. VW.OS, MB.OS und wie sie allen heißen sind gerade laufende Versuche Dinge wieder selbst zu machen, um nicht auf AUTOSAR und die Zulieferindustrie warten zu müssen. Wie das Rennen ausgeht ist im Moment komplett offen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass auch wenn der Name "Hersteller.OS" suggeriert, dass es ein OS ist, hier üblicherweise ein Linux, QNX oder ein Hypervisor wie ein PikeOS verwendet wird. Das Hersteller.OS ist eher eine Middleware.