Skysurfa schrieb:
Kannst Du das mal weiter ausführen? Mir war bis jetzt nicht klar, dass die Lackfarbe einen Einfluß auf die Leitfähigkeit hat.
In schwarzen Platinen wird zu deren Einfärbung meist Kohleruß (einen elektrischen Leiter) eingesetzt, allerdings mit Acrylat oder ähnlichen Hilfsklebestoffen als Isolator kombiniert.
Dadurch ist die Platine per se noch ein Isolator, aber für ESD-Spannungen weit jenseits der regulären Anwendung "niederohmig" - ESD-Ladungen können sich damit nahezu gleichmäßig auf den Platinen und den darauf befindlichen Bauteilen verteilen und haben damit keinen Potentialunterschied mehr.
Das ist eine der Haupt-Probleme bei ESD, dass es auf der ESD-geladenen Platine selber hohe Potential-Unterschiede gibt, welche durch das 3.Potential des Menschen schlagartig entladen wird.
Mit Ruß, eingekapselt in Kunststoff, wird genau das verhindert, da die Isolation des Kunststoffs keine isolierende Auswirkung auf ESD hat, sondern diese quasi "gleichschaltet" .
Wir haben mal in einer meinen früheren Firmen für ein GSM/GPS-basiertes Personenortungsgerät zuerst eine reguläre Platine verwendet, welche uns aber dank ESD (Teppichboden im gesamten Haus exklusive der Technik-Abteilung) permanent gegrillt wurde.
Das rein zufällige Wechseln auf eine schwarze Platine lies diese fast wie von Geisterhand verschwinden, ebenso die thermischen Probleme. Dafür mussten wir eine neue Antenne entwickeln, denn die auf der schwarzen Platine hatte nahezu 50% schlechteren Empfang bei gleicher Leistung (HF-Dämpfungs-Effekte mit Kohle/Ruß machen einem Unwissen das Leben wirklich schwer)...
Als wir dann mit einem echten Crack in der HF-Technik in Kontakt traten, um die Empfangs-Probleme zu lösen, hat dieser uns über die schwarzen Platinen aufgeklärt - was durch deren Hersteller auch bestätigt wurde.
Schau Dir mal die Platinen, Flexkabeln u.a. in den iPhones an - alle schwarz. Und nahezu alle Mobilfunkgeräte haben an sich extreme ESD-Probleme, die man u.a. damit angegangen ist.