DerOlf
Admiral
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Nochn bisschen mehr Zahlensalat kriege ich hin ... bei der kurve zum Klima mache ich mir gerade etwas sorgen.SE. schrieb:Jetzt musst du bitte irgendwas tolles mit „Statistik“ und „Klima“ zaubern damit der Zahlensalat hier nicht total offtopic ist.
Also, erstmal die Zahlen nochmal im Überblick.
Berlin (nur Stadtbereich).
Etwa 3,6 Mio Einwohner teilen sich 1,2 Mio Autos ... macht dann ca. 1/3 Auto pro Person
Oder auf Deutsch: drei Personen pro Auto.
für die Metropolregion sind es scheinbar (habe deinen Link noch nicht genauer studiert ... ich war auch auf der seite, aber scheinbar nicht so ausdauernd wie du):
Ich gehe mal davon aus, dass die 6 Mio Einwohner in der Metropolregion Berlin/Brandenburg auch die 3,6 aus dem Berlimner Stadtgebiet enthalten.
Das bedeutet also dass sich in der Region um Berlin ca. 2,4 Mio Menschen 1,4 Mio Autos teilen ... macht also tatsächlich knapp ein Auto auf etwas weniger als 2 Personen.
Das sehe ich auch erstmal von den Zahlen bestätigt (wie gesagt, Statistik, Komplexitätsreduktion -> es kann auch ganz anders sein, als meine Interpretation der Zahlen nahelegt).SE. schrieb:Jup, aufm Land mindestens zwei PKW pro Familie macht Sinn.
Zum Klima kommt man höchstens über eine Frage, dessen Antwort leider nur subjektiv gelingen kann. Braucht man in Berlin ein Auto?
Der eine oder andere wird darauf mit "nein" Antworten ... für andere nehme ich eher ein "ja" an. An der Stelle würde es dann etwas emotinal und auch irrational, also lassen wir den Faden mal sausen
Wie sieht es objektiv aus?
Berlin verfügt im Stadtbereich über einen ziemlich gut ausgebauten ÖPNV ... der ist allerdinsg teilweise noch aus der Kaiserzeit. Ganz berlin hat ein gutes Strassennetz, die Wege sind kurz, sodass man auch mit dem Fahrrad fast überall einigermaßen hin kommt.
Auf dem Land hat man in jedem Fall schlechtere Chancen, ohne Auto bequem irgendwohin zu kommen - die Wege sind allgemein länger, das Gelände manchmal etwas anspruchsvoller und vor allem haben die Menschen auf dem Land durch niedrigere Mieten meist auch etwas mehr Platz, können daher bessere Vorratshaltung betreiben, und machen wahrscheinlich eher Wochen- oder sogar Monatseinkäufe. Die Mengen würde wohl auch kein Stadtmensch gerne mit dem Fahrrad transportieren.
Also ist das Auto auf dem Land für viele wirklich unverzichtbar ... natürlich gibts auch da eie subjektive Komponente ... gehen tut letztlich fast alles, die Frage ist aber, ob man da Lust drauf hat ... oder überhaupt die Zeit.
Wo man in der Stadt mit dem rad nch schneller sein kann, als mit PKW oder Öffies, da ist man auf dem Land dank weniger Verkehr tatsächlich mit dem Auto schneller. der Faktor Zeit ist also auch etwas anders gelagert, als in der Stadt ... auf dem Land kann man mit dem Auto viel besser Zeit sparen, die man dann z.B. in einem Garten verbringen kann ... wenn man einen hat.
Auf dem Land gibt es auch allgemein sehr viel mehr Grün ... CO2 muss also nicht erst aus der Stadt hinausgeblasen werden, um dort zu landen, wo es von Pflanzen verwertet werden kann.
Also die Preisfrage: Wo richtet schon ein einzelnes Auto mehr Schaden an?
Die Antwort: In der Stadt ... nur gibts da sowieso recht wenig zu schädigende Natur (haben wir ja schon diskutiert ... in den Städten brauchts auf jeden Fall mehr Grünzeug).
Weiter sind auf Landstrassen auch seltener Staus anzutreffen, als z.B. um den Potsdamer Platz oder den Bahnhof Zoo und dem KuDamm. Der Autofahrer kann dort also weitaus besser einen gleichmäßigen Fahrstil pflegen, der die Emissionen verringert (weniger Verbrauch durch Drehzahlen in der Nähe des Optimums, weniger Schalt- oder Bremnsvorgänge u.s.w.).
Mir fällt gerade auf, dass ich kein wirklich großes Problem damit habe, wenn Menschen, die auf dem Land wohnen, viel mit dem Auto unterwegs sind.
Es ist Stellenweise kaum anders möglich (auch durch die Konzentration öffentlicher Infrastruktur in den Städten), und obendrein kann man diese Technologie da tatsächlich effizienter nutzen, als in den Städten.
ABER ... da ja die Infrastruktur zusehends zentralisiert wird (Hypermärkte mit riesigem Einzugsgebiet) kommt es natürlich auch um die Subzentren zu Stauungen .. und wenn 2,4 Mio Brandenburger zum Arbeiten nach Berlin fahren, dann sind da eben auch keine 1,2 Mio Autos unterwegs, sondern 2,6Mio, was die Infrastruktur belastet und das ohnehin herrschende Verkehrschaos noch verstärkt.
Ein wichtiger Schritt wäre wohl eine forcierte Aufweichung der Zentralisierungstendenzen ... auch wenn die der Wirtschaftlichkeit dienen, so sind sie einfach Gift für unser Klima ... denn ein Auto, welches nur 10km bis zur nächsten Arztpraxis fährt, stößt einfach weniger Schadstoffe aus, als eines, welches dafür 50km fahren muss.
Es müssten also z.B. mehr Ärzte auf dem Land arbeiten wollen, es müsste mehr kleinere Supermärkte geben ... das würde die Wege derer, die tatsächlich ein Auto brauchen verkürzen .... leider müssten diese Märkte auch teurer sein (einfach wegen der Größe), wodurch sie wieder Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Hypermarkt hätten .... wer sparen will, der fährt dann vielleicht doch die 50km bis zum Riesenmarkt.
Genau das ist den kleinen Läden in DE ja zum Verhängnis geworden ... die waren zu teuer, die hatten zu wenig Auswahl ... und einigen von uns waren die auch einfach nicht anonym genug. Im "Tante Emma Lädchen" nahe des Elternhauses fühlt es sich ganz anders an, einen Playboy zu kaufen, als im anonymen Megamarkt am anderen Ende der Stadt.
Es ist schwierig, und es wird wol kaum ein Patentrezept geben ... die Marktbetreiber tendieren zu zentralisierung, weil es einfach billiger ist ... der Kunde nimmt den gleichen Vorteil gerne mit, und freut sich drüber, dass er im Riesenmarkt auch mal Sachen zu sehen bekommt, von denen er bisher nichts geahnt hat.
Für Markt und Kunde ist das also eine win-win-Situation (treffen sich zwei Jäger ... beide tot) .. nur ist die eben nicht so dolle für die Umwelt.
Bevor das Argument (wieder) kommt, wenn der kleine Markt jede Woche mit einem 7,5-Tonner beliefert werden kann, dann wird dabei weniger Masse durch Verbrennungsmotoren bewegt, als wenn 100 2t-SUVs wöchentlich zum Megamarkt rollen, der mit Vierzigtonnern beliefert wird.
Zum etwas kleineren lokalen Markt könnten viele eventuell sogar zu Fuß laufen (Einkäufe kommen dann halt in den Bollerwagen, den Fahrradanhänger oder einfach einen ganz klassischen "Hackenporsche" - Omas Einkaufstrolley).
Die Frage ist aber, ob die Leute das auch wolllen ... viele sind mit der Situation ja nicht ganz unzufrieden und machen die Verbindung zum Klima oder dem Verkehrschaos mental auch nicht so wirklich mit.
Man was für ein Vortrag ... das könnte jetzt noch ewig so weitergehen, aber ich breche das mal ab ... meine Meinung istg hoffentlich irgendwie zu erkennen.
Falls nicht:
Ich halte Dezentralisierung auf jeden Fall für keine schlechte Idee ... dass die Leute dringend SUV´s fahren wollen, bleibt aber weiterhin problematisch ... denn oft wird da mindestens eine halbe Tonne mehr bewegt, als notwendig wäre, aber Zwang führt zu Unmut, also muss man damit wohl leben.
Man kriegt den Geist nur schwer in die Flasche zurück.
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