andy484848 schrieb:
Mit Sympathien für beide Fraktionen abgewinnen hatte ich aber die Darsteller, in ihren jeweiligen Rollen und Situation gemeint, nicht das politische Gesamtbild. Jedoch finde ich die Mischung aus Familien-Drama und Spionage hier doch sehr gelungen. Vorallem diese ständige, ja sag ich mal Paranoia, die bei beiden Familien herrscht finde ich einfach gut umgesetzt und durchaus "realistisch" dargestellt. Und Spannung wird eben nach und nach aufgebaut.
Du schriebst:
...für beide Fraktionen, also USA und Russland Symphatien abgewinnen kann und eben mit beiden mitfiebert. Gut und Böse ist nicht wirklich zu erkennen
Das ist schon ein ziemlicher Kurzschluss von den Protagonisten zum politischen System.
Die Vermischung von gut und böse findet ja statt, indem man sich mit dem Bösen identifizieren kann.
Das Böse ist eben banal, hat auch eine Kleinfamilie, ein Gewissen, etc. Es lebt nicht in einer Grotte, spuckt Feuer und will nur Vernichtung. Insofern findet in allen Serien diese 'Vermischung' statt. Das macht die Serie nicht interessanter, sondern banaler.
Triversity schrieb:
Ich finde gerade interessant, wie sie versuchen, Familie und Spionage unter einen Hut zu bringen und sich gegenüber den Nachbarn und den eigenen Kindern nicht zu verraten.
Das Problem der letzten Serien ist die Ausreizung ihres Erfolgsgeheimnises. Ich habe gestern Peaky Blinders angefangen: Die Serie wäre gar nicht so schlecht, wenn sie nicht auch hier die obligatorischen Sexszenen und das schale Drama inszenieren würden. In The Americans ist es ebenso. Diese Elemente sind meistens gar nicht handlungsrelevant, sondern werden als leere Phantasien und schale Gesprächstherapie angeboten. Was mal Charakterentwicklung hieß, ist jetzt nur noch das immer gleiche Bündel menschlich-allzumenschlicher Regungen. Und alles wird ausagiert, anstatt dass irgendwas in Blicken, Gesten oder Handlungen angedeutet wird; so als läge den Menschen ihre Psych immer offen zutage. Diese Elemente unterscheiden sich gar nicht mehr von einer x-beliebigen Soap-Opera. Prinzipiell stehen die Elemente der Spionage und das Funktionieren der Kleinfamilie nebeneinander, sind nur scheinbar, auf der oberflächlichsten Handlungsebene miteinander verwoben. Die eigentlichen Familienkonflikte (z.B. dass die Tochter Überzeugung X hat,die Eltern aber Überzeugung Y) könnten auch in jeder beliebigen anderen Familie stattfinden.
Das ist alles sehr durchschaubar auf Umfragen beim Zielpublikum zurückzuführen: Wie fänden sie es, wenn Charakter XY mehr gezeigt würde; wie fänden sie es, wenn Charakter X und Y etwas miteinander haben etc.
Das unterscheidet auch The Game von The Americans. Im ersteren hat man zum Glück auf diese langweiligen wie durchschaubaren Drama-Elemente verzichtet. Das Drama in dieser Serie ist handlungrelevant, konstitutiv für das Handeln des Protagonisten. Er muss besessen dem Mörder seiner Liebe folgen, was ihn in Folge noch dazu in die Lage versetzt, gegen seine engsten Vertrauten zu agieren. Das ist alles viel geschickter inszeniert, als bei The Americans: hier ein bisschen Spionage, da ein bisschen Kleinfamilie und Ficki-Ficki.
Das scheint mir nicht nur daran zu liegen, dass das eine aus GB kommt und das andere aus den USA, sondern am Prinzip Serie vs. Mini-Serie. Die Serie muss immer darauf schielen, auch ja jedes Bedürfnis bestimmter Zielgruppen abzudecken, um es zur nächsten Staffel zu schaffen, die dann wieder so geschrieben wird, dass es diese in Umfragen erhobenen Bedürfnisse erfüllt. Die Mini-Serie ist schon vorher in sich geschlossen. Sie muss nicht mehr darauf achten, sondern ist entweder erfolgreich oder auch nicht.