Von Bodyguard war ich auch sehr positiv angetan. Die britischen Drama-Serien schaffen es einfach viel besser, Beziehungsambivalenzen darzustellen.
Auf Netflix ist vor kurzem auch die zweite Staffel der Dokumentation Making a Murderer herausgekommen. Sehr spannend inszeniert. Es ist allerdings so professionell inszeniert, dass es tatsächlich dem Produktionscharakter einer fiktiven Serie ähnelt. Das lässt einen oft frustriert zurück. In fiktiven Drama-Serien gibt es oft einen Story-Twist, einen Deus Ex Machina, der alles überraschend zum Guten wendet, eine Rationalisierung/Erklärung, warum die Tragödie ihren Lauf nehmen musste oder ein offenes Ende, das einen hoffen lässt. Da es diese Ansätze in der Produktionstechnik der Doku auch gibt, wird man schnell von der Realität frustriert: Die Serienproduzenten deuten durch die o.g. Techniken eine Wende zum Positiven an, die von der Realität zunichte gemacht wird. Dies hätte durchaus etwas nüchterner dargestellt werden können, weil es dazu neigt, die Komplexität der Realität auf die Drama-Aspekte zu reduzieren.
Auf Amazon Prime ist gerade Homecoming mit Julia Roberts angelaufen. Ich habe erst den Piloten gesehen, aber der hat mir sehr gut gefallen. Spannender Plot, der - soweit ich das nach dem Piloten einschätzen kann - dessen Spannung nicht auf Grundlage der ewig gleichen 'Regierungsverschwörung' ausgetragen wird, sondern eher die Abgründe des gesellschaftlichen Umgangs mit Militär-Veteranen dramatisiert.
Unzufrieden hinterlässt einen die neue Staffel von House Of Cards. Man merkt es der neuen Staffel einfach an, dass die Lücke, die Kevin Spacey hinterlassen hat, zu groß ist. Die ganze Serie war um seine Figur herum strukturiert. Nun müssen mühevoll neue Drama-Strukturen geschaffen werden. Robin Wright, die die Hauptrolle übernommen hat, ist zwar eine gute Schauspielerin und ihre Rolle in der Serie wurde auch gut dargestellt. Aber ohne Spacey und seine Rolle funktioniert es einfach nicht.