Corros1on schrieb:
In der heutigen Zeit kann ein pubertierender YouTuber mit seinen Videos mehr Aufmerksamkeit bekommen als eine politische Debatte im Bundestag, weil er hat es verstanden wie man mit dem Internet umgeht und es für seine Sachen nutzen kann.
In welcher relevanten Zielgruppe?
Bei mir bekommt jede Plenardebatte mehr Aufmerksamkeit als der erfolgreichste Pubertierende. Woran machst du also diesen Maßstab fest, dass dieser oder jener YouTuber mehr Aufmerksamkeit bekommt?
Jede Partei hat mittlerweile einen professionellen Kanal auf Youtube, Twitter, Instragram und Facebook. Das hat mit "das Internet verstanden" nichts zu tun, sondern mit deiner Perspektive.
Corros1on schrieb:
Mit dem Internet erreicht man viel mehr Menschen als TV, Radio und Zeitung zusammen Weltweit Wohlgemerkt.
Das Internet hat eine gewisse Macht und kann stark auf den potentiellen Wählern einwirken. Aber beweis doch mal ob der Wähler aufgrund einer Fake-News sich bei seiner Wahl beeinflussen hat lassen? Hier werden aus meiner Sicht haltlose Argumente gebracht um sich jetzt schon um sich für die kommenden Wahlergebnisse eine Ausrede bzw. Grund für womöglich Neuwahlen hat, weil denen das Ergebnis nicht passt.
Wenn ich die bisherige Diskussion um Fake News verfolge, mache ich ein grundsätzliches Problem beim Verständnis des Begriffes aus. Es geht hier um Nachrichten, Berichte und Artikel
ohne jede Grundlage. Frei erfunden ohne die geringste Sachebene.
Ganz aktuell der Fall in dem Renate Künast Worte in den Mund gelegt wurden und als Quelle die Süddeutsche Zeitung angegeben wurde. Solche Meldungen sind in der Lage ohnehin latente Abneigungen gegen eine Person oder Gruppe von Menschen zu verstärken. Früher war es noch leicht solche Meldungen als Unfug zu erkennen. Heutzutage schwirrt so ein Artikel tage- wenn nicht wochenlang im Internet und einschlägigen Foren umher. Es wird sich darüber echauffiert, selbst wenn der Ursprung ein Hoax war und schon seit Ewigkeiten widerlegt wurde.
Es gibt mittlerweile unzählige "Übersichtskarten" auf denen Verbrechen von Flüchtlingen, Ausländern und Asylsuchenden gelistet sind. Jeder könnte sich innerhalb weniger Minuten davon in Kenntnis setzen, dass die meisten der Vorfälle erstens nicht geklärt wurden, zweitens von Verdächtigten sprechen und vagen Täterbeschreibungen entspringen. Bei
würdigender Lesung dürfte kein User, der nicht bewußt diese Informationen zur Panikmache instrumentalisieren will, von dieser Karte als evidenzbasiert sprechen.
Und in diese Richtung sticht auch der Artikel. Fake News gaukeln einen Sachverhalt
ohne Grundlage vor. Man könnte diese News innerhalb weniger Minuten als Fälschung kennzeichnen, sofern man den möchte. Aber das geschieht nicht. Er wird retweetet, mündlich weitererzählt, kopiert und kolpotiert, solange bis sich das Ding verselbstständigt.
Ich finde bei meiner Tätigkeit als Mod beinahe täglich Beiträge in denen sich User, aus mannigfaltigsten Quellen eines weit rechtsgerichteten Spektrums bedienen. Das ist nicht per se schlecht. Aber im Zuge meiner Recherchen sind in geschätzt 70% dieser Fälle falsche oder unrichtig wiedergegeben Berichte Ursache für die jeweilige Empörung. Auf der anderen Seite des Farbenspektums funktioniert das selbstverständlich genauso, aber was Computerbase angeht, bin ich definitiv mehr damit beschäftigt rechte Gewaltfantasien und Lügenkonstrukte zu sanktionieren als quasi kommunistische Allmachtsfantasien.
Corros1on schrieb:
Aber das Lustige dabei ist doch, dass sich diese Politiker durch solche Aussagen sich selbst nicht sehr beliebt machen bei und für manche erst recht ein Grund bietet sie nicht zu wählen. Oder würdet ihr einem eine Stimme geben der offensichtlich das Internet und deren Möglichkeiten nicht verstanden hat?
Äußert sich "die Politik" nicht zum Internet, wird ihnen #Neuland vorgeworfen. Bezieht "die Politik" eine eindeutige Stellung ist es genauso verkehrt. Das ist meiner Meinung nach schizophren, denn auch hier ist es letztlich eine Frage der Perspektive. Es gibt große Anteile der Gesellschaft, die sich Sorgen um die Gesprächskultur im Internet machen. Die das Aufkommen von Fake-News (und so schließt sich der Kreis) kritisch beäugen und das post-faktische Argumentieren, jenseits von sachlichen Argumenten mit Sorge betrachten. Ich gehöre da ebenso zu.
Corros1on schrieb:
Anstatt sich gegen das Internet zu stellen sollen die Politiker lieber lernen wie man damit richtig umgeht und womöglich im Wahlkampf für sich nutzen kann.
Das Internet ist bereits seid Jahren fester Bestandteil des politischen Wahlkampfes. "Die Politiker" haben bereits gelernt, du willst das nur nicht sehen. Klassischer Confirmation Bias.