Hibble schrieb:
Scheinbar geht es uns viel zu gut, wenn man nicht hinterfragen muss, dass unbegrenzt Daten aus der Telefonleitung, Wasser aus dem Wasserhahn und Strom aus der Steckdose kommt. Dass gerade beim Downloaden über das Mobilfunknetz Unmengen an Energie verballert wird, scheinen manche wohl erst zu begreifen, wenn sie selbst an den Kosten beteiligt werden. Gegenüber einem Download über WLAN am eigenen DSL braucht LTE etwa das neunfache an Energie (laut dem
Paper sind 86 W statt 6 - 11 W für eine Datenrate von 10 Mbps aufzubringen).
Ich gebe dir generell Recht, aber dann darf die Regierung gewisse Dinge einfach nicht privatisiert lassen - so, wie es eben auch mit dem Telekommunikationsnetz (egal ob kabelgebunden oder per Funk) der Fall ist. Strom dürfte ebenfalls nicht privatisiert sein und Heizen mit Öl oder Gas schon dreimal nicht.
Es gibt gewisse Dinge in unserem Leben, die im Jahr 2019 mit gutem Recht zum Alltag gezählt werden dürfen und ICH erlaube mir, einen gewissen Stromverbrauch für mich und meine Familie zu rechtfertigen, denn ich speise an sonnigen Tagen bis über 60 Kilowattstunden ins Netz ein!
Und auch Menschen, die dies nicht tun, sollten das Recht haben, sich per LTE einen Videofilm als Stream anzusehen.
Was macht denn der Bauer auf seinem Aussiedlerhof, der nur deshalb so weit ausserhalb eines Ortes wohnt, damit er sich gründlich und nachhaltig um seine Felder und Tiere kümmern kann - von früh morgens ab 5 Uhr bis abends um 20 Uhr mit vielleicht 30 Minuten Pause zum Mittagessen und sich Entleeren? Wozu macht er das alles? Sicher nicht, damit er mit seinem Porsche am Wochenende über den Nürburgring brettern kann, denn da arbeitet er zu gleichen Zeiten genau das selbe, das er unter der Woche auch schon getan hat und den einzigen Porsche, den sich der Bauer leisten kann, ist eventuell ein uralter Traktor, den er noch in der Scheune stehen hat.
Warum tut er das? Damit wir uns morgens nicht beklagen müssen und unsere Brötchen beim Bäcker holen können, unsere frischen Hühnereier zum Frühstück bekommen und die Discount-Milch für unschlagbare Preise im örtlichen Supermarkt kaufen dürfen.
Womit erkauft sich der Bauer all dies? Richtig, er darf zum Dank nicht einmal eine 2 Mbit-Leitung erhalten, denn für die tollen, privatisierten Unternehmen ist es schließlich viel zu teuer, für einen, vielleicht zwei Anschlussnehmer eine 500 Meter-Trasse vom Ortskern bis hin zum Aussiedlerhof zu legen.
Welche Alternative bleibt der Bauernfamilie also, wenn sie nicht wie Neanderthaler (im Vergleich zu "gebildeten" Großstädtlern - überspitzt gesagt) leben wollen und nicht ständig den Brockhaus vom letzten Jahrtausend rauskramen wollen, nur um herauszufinden, dass der Pluto in ihrer Welt weiterhin ein Planet ist? Richtig, LTE! Aber halt, wir haben ja in diesem Beitrag erfahren, dass es sich ganz offensichtlich doch um eine Zweiklassen-Internetgesellschaft handelt und der arme Bauer muss weiterhin dumm bleiben.
Einzige Alternative?
Richtig, der Bauer lässt sich staatlich subventionieren und verwendet seine Frucht lieber zum Fermentieren, erzeugt Biogas anstelle von Nahrungsmitteln und hält zehntausende Hühner, Schweine und Kühe auf engstem Raum ohne jegliche Rücksichtnahme auf Tierschutz, denn es ist ja "erlaubt" in Deutschland, 15 Hühner auf einem Quadratmeter "Bodenhaltung" zu betreiben, denn die verdienen wirklich ein "Schweinegeld" und können sich nebst Angestellten auch sehr viel Freizeit und Spaß gönnen.
Soviel zum Thema "Nachhaltigkeit" und "Klimapolitik". Das hat - sorry - nichts damit zu tun, dass Funkanbieter LTE-Benutzer kündigen, die in ihren Augen zu viel Traffic verursachen.
Meine Großeltern waren über 40 Jahre lang selbständige, kleine Landwirte - wenn sie sich abends nach der harten Arbeit nicht einmal eine Fernsehshow hätten leisten dürfen (damals über Satellit, heute eben über Internet), dann weiß ich wirklich nicht, wo wir mittlerweile in der Gesellschaft gelandet sind.