BitTom64x schrieb:
Klar brauch man Führer, aber warum sollte der erfahrene "Macher", weniger wert sein?
Das eine schließt das andere nicht ein und nicht aus.
Ein richtiger Experte verdient oftmals mehr als seine Führungskraft.
Nur eine Arbeitsbiene halt nicht.
Viele Konzerne, insbesondere Evonik und Bayer wollen aktuell im mittleren Management stark ausmisten und verstärkt die "Expertenkarriere" fördern. Und das halte ich auch für absolut richtig und wegweisend.
Angenommen du hast 60 technische Zeichner in 2 Abteilungen. Pro Abteilung hast du 3 Teams a 10 MA.
Wenn da jetzt ein fachlich unglaublich guter MA dabei ist, dann muss man das erkennen und diesen halten ohne ihm ggf. Personalführung aufzudrücken. Du hast ja eh nur 6 Teamleiterposten. Gerade im Fachkräftemangel sind die guten Fachkräfte sprichwörtlich Gold wert. Und der Tarifvertrag muss es dann auch zulassen, dass solche Experten (ggf. deutlich) mehr verdienen als ihre Team-Kollegen und ggf. auch mehr als ihre Teamleiter.
Ansonsten ist es ja oftmals so, dass fachlich gute Leute auf einen Teamleiter befördert werden, was aber recht sinnfrei ist, wenn man deren Führungsfähigkeit nicht korrekt beurteilt. Zudem müssen die Teamleiter gerade in kleinen Teams ja oft noch im Tagesgeschäft mitarbeiten.
Dann lieber größere Teams mit Experten/Keyusern und darüber eine Führungskraft. Die muss fachlich gar nicht so kompetent sein, aber führen und unangenehme Entscheidungen treffen können.
Bayer hat wohl aktuell 3-4 MA pro Führungskraft, man will auf 7-8 MA pro Führungskraft umstellen. Und selbst das finde ich mit Expertenstellen noch wenig. Wenn man als TL in Projekte eintauchen muss um zu de-eskalieren, dann kann 7-8MA schon tagfüllend sein.
Die aktuelle Ausgabe des FAZ Beruf und Chance Podcasts behandelt gerade dieses Thema.
https://www.faz.net/podcasts/f-a-z-...-soll-ich-fuehrungskraft-werden-19616044.html
Ein Kumpel von mir arbeitet als Software Engineer bei einem Pharma Zulieferer. Er ist so hoch spezialisiert, dass man ihn in eine 1-Mann Abteilung ausgegliedert hat. Er arbeitet wann er will und wie er will und weil er seine Arbeit und diese Freiheit liebt ist er hochproduktiv. Und er wird vermutlich niemals wechseln, weil er das nirgends anders haben wird.
Natürlich hat auch seine 1-Mann Abteilung hierarchisch jemanden oben drüber, aber der schaut nur ob der Gesamtfortschritt und das Feedback aus den anderen Abteilungen passt.