Gender Pay Gap - oder: Wie fälsche ich Statistiken

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

j-d-s

Banned
Registriert
März 2008
Beiträge
2.139
Da ja derzeit wieder darüber berichtet wird, dass Frauen angeblich weniger Geld verdienen als Männer, hier ein guter Artikel, der erklärt, wieso die Berechnungen vom Statistischen Bundesamt bzw. der EU in diesem Zusammenhang falsch sind:
https://www.heise.de/tp/features/Te...um-wird-zehn-Jahre-alt-3652060.html?seite=all

2017 wurden 21% angegeben, heute 18%, welche Frauen angeblich weniger verdienen als Männer.
Das Problem: Es wird weder die Arbeitszeit, noch die Branche, Berufserfahrung, Qualifikation/Ausbildung usw. berücksichtigt.

Es wird also vom Statistischen Bundesamt impliziert, es sei ungerecht, wenn eine teilzeitarbeitende Putzfrau weniger verdient als ein vollzeitarbeitender Ingenieur.

Und auch unter den Vollzeitarbeitsstellen ist es nicht "frauendiskriminierend", wenn bspw. "weibliche Berufe" wie Erzieherin oder Krankenschwester weniger verdienen als "männliche Berufe" wie Bauarbeiter oder Automechaniker. Denn auch wenn das möglicherweise sozial ungerecht sein mag, so basiert das auf der Wertschöpfungskette: Erzieher und Krankenpfleger werden typischerweise großteils durch Abgaben und Steuern finanziert, die Bezahlung wird hier also nicht am freien Markt ausgehandelt sondern politisch festgelegt.

Und vor allem: Wollte man bspw. Krankenpflegern mehr bezahlen, müsste man die Krankenkassenbeiträge erhöhen. Bei Erziehern müsste man die Steuern erhöhen (bzw. dort wo die Eltern die Gebühren zahlen müssen, werden halt die Eltern stärker belastet, was aber auch nicht so wirklich toll ist, da man ja eigentlich Eltern finanziell entlasten und nicht zusätzlich belasten will).
Der Großteil der Wähler wird unterm Strich dann doch lieber weniger Krankenkassenbeiträge und Steuern bezahlen als dass er hier womöglich hunderte Euro im Monat Mehrkosten hat nur damit manche Berufsgruppen eine Lohnerhöhung erhalten, selbst wenn sie moralisch angebracht wäre.

Aber auch das ist eben dann keine "frauendiskriminierende" Überlegung, sondern eben ein systemisches Phänomen, das mit dem Geschlecht gar nichts zu tun hat.

Der oben verlinkte Artikel legt deutlich dar: Das Gender Pay Gap beträgt in D, berechnet auf gleiche Arbeit, Qualifikation, Arbeitszeit usw. genau 2%, was also im Endeffekt ziemlich genau gleich viel ist.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: derMutant, fandre, merlin123 und 8 andere
Heute geht es vor allem darum, sämtliche Verantwortung und Pflichten auf „die anderen“ abzuwälzen.

Wer wenig(er) verdient, hat nicht einfach nur schlecht verhandelt, arbeitet Teilzeit oder als Reinigungskraft statt im kaufmännischen oder akademischen Bereich (bzw. im sozialwissenschaftlichen Sektor statt im BWL-Segment), sondern „die anderen“ sind Schuld.

Das ist einfacher, als sich mit den wahren Ursachen abzufinden und diese anzugehen. Warum sollte ich mich ändern, was finanziell lohnenderes lernen, mehr arbeiten, wenn man doch einfach „Diskriminierung!“ schreien kann? Dann müssen „die“ was ändern.

So ein Shitstorm ist schnell kreiert und am Ende bekommt man was man will, ohne dass man sich anpassen müsste. Man kann quasi nicht verlieren.

Dass die PayGap-Diskussion Quatsch ist, weiß im Grunde jeder, der arbeiten geht. Entweder gelten Tarifverträge oder entsprechende Betriebsvereinbarungen oder das Gehalt ist Verhandlungssache bzw. branchenüblich.

Kann ich nicht verhandeln, hab ich Pech gehabt. Verdiene ich als Streetworker weniger als ein Master Ing, hab ich Pech gehabt. Niemand hat mich gezwungen, sowas zu studieren. Und niemand wirft mir Geld hinterher, weil er mein schlechtes Verhandlungsgeschick kompensieren möchte.

Man möchte immer alles haben, aber ohne die Nachteile oder Pflichten. Leistung bzw. Leistungsgesellschaft sind ja schon fast Schimpfworte geworden... und nach einer Gehaltserhöhung fragt frau nicht so häufig. Die muss schon angeboten werden!

Manche wollen das halt nur nicht begreifen bzw. sind es gewohnt, alles zu bekommen was sie wollen. Und die Gelegenheit war nie günstiger als heute. Und so wird verlangt und gefordert um ein Problem zu lösen, das gar nicht existiert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: flym, spfccmtftt89, derMutant und 11 andere
Und ich dachte, dass das daran liegt, dass Männer fleißiger sind als Frauen.



:rolleyes:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: areiland
Ich frag mich hier irgendwie, was das soll... dass Frauen - bei gleicher Arbeitsleistung usw. - weniger verdienen als Männer ist eine Tatsache, die man doch mit einem so drolligen Telepolis-Artikel von Herrn Moser nicht einfach wegwischen kann, der außerdem bald 4 Jahre alt ist.

Richtig ist alleine, dass für das Jahr 2017 diese genannten 21% eine dramatisierende Zahl ist, die an der Wirklichkeit vorbei geht und dennoch von den Medien groß aufgeblasen wird. Die gesamte Kritik dieses Artikels richtet sich nach dem Zustandekommen des unbereinigten(!) Gender Pay Gap's und diese Kritik stimmt dahingehend inhaltlich voll und ganz.

Tatsächlich wird aber ebenfalls auch immer (also... seit 1995 jedenfalls) der bereinigter Gender Pay Gap mit veröffentlicht. Dort wird all das berücksichtigt, was beim unbereinigten Wert nicht berücksichtigt - und deshalb auch kritisiert - wird.
So las man in den Medien vor 2 Jahren (2019) groß und überall, dass es nun 19% sind, erstmals also unter 20. Aber der bereinigte Wert lag eigentlich nur mehr bei 6%.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: sariash und methadron
Ja? Also bei uns verdienen Frauen genau so viel wie Männer, da das tariflich geregelt ist. Die Leistungszulage ist dort, wo Frauen in erheblichem Teil arbeiten - also nicht in der brutalen Produktion - bei Frauen höher.

Bei den ATlern ist das etwas schwieriger, denn dort sind gerade alle unsere weiblichen Führungskräfte schwanger bzw. bereits in 12 bis 24 Monaten Elternzeit.


Vermutlich liegen etwaige Unterschiede auch schlicht am schlechteren und weniger "dreisten" Verhandeln. Das ist mein Eindruck aus den Coachings hierzu, die ich im weiblichen sowie im männlichen Bekanntenkreis immer wieder mitnehme.

Fakt ist auch: Wären Frauen wirklich günstiger und dabei gleichzeitig gleich gut oder besser, würden Firmen nur noch Frauen einstellen. Die Einstellquoten sind aber ausgeglichen, wobei zumindest gefühlt von Frauen ein stärkeres Cherrypicking betrieben wird. Quote sollte es eben nicht nur in Führungspositionen geben, sondern auch in Produktion, Müllabfuhr, etc.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: derMutant, Stuntmp02 und areiland
Idon schrieb:
Japp.

Idon schrieb:
Also bei uns verdienen Frauen genau so viel wie Männer, da das tariflich geregelt ist.
Offensichtlich seid "ihr" zu wenig ausschlaggebend. Soll nun jeder von sich auf die Allgemeinheit schließen?

Idon schrieb:
Vermutlich liegen etwaige Unterschiede auch schlicht am schlechteren und weniger "dreisten" Verhandeln.
Durchaus denkbar, dass das mit(!) reinspielt, klar.

Idon schrieb:
Fakt ist auch: Wären Frauen wirklich günstiger und dabei gleichzeitig gleich gut oder besser, würden Firmen nur noch Frauen einstellen.
Kommt halt drauf an; nicht alle Unternehmer/Personaler würden es optimal finden, dass potenziell(!) alle Mitarbeiterinnen da und wann mal für längere Zeiträume (= bis zu 3 Jahre pro Kind) "pausieren". Auch wenn sie sich jeden Monat paar Prozente der Gehälter einsparen.
 
@Scrypton

Offensichtlich stimmen aber Allgemeinplätze nicht, so wie du sie vorhin aufgezogen hast.

Und ja, Männer und Frauen sind eben schlicht nicht gleich. Bereits die biologischen Voraussetzungen sind unterschiedlich.


Das zu verkürzen auf "Frauen verdienen bei exakt derselben Qualifikation und allen anderen identischen Details weniger als Männer" geht fehl. Denn in jedem mir bekannten Beispiel gibt es eben Unterschiede. Und seien es nur mehr Praktika.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: derMutant
Idon schrieb:
Offensichtlich stimmen aber Allgemeinplätze nicht, so wie du sie vorhin aufgezogen hast.
Habe ich nie getan; bitte um Zitat, in dem ich irgendwelche "Allgemeinplätze" aufgezogen habe. Die durchschnittliche(!) Differenz ist Landesweis (und auch separiert in Bundesländer) öffentlich einzusehen und zwar wie geschildert auch bereinigt - ist eben so, völlig egal dabei, dass dem freilich nicht überall so ist.

Ob dir das am Ende nun schmeckt oder nicht ist mir einerlei, es ändert ja ohnehin nichts an den Zahlen wie sie sind.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: pacific99 und sariash
Scrypton schrieb:
Ich frag mich hier irgendwie, was das soll... dass Frauen - bei gleicher Arbeitsleistung usw. - weniger verdienen als Männer ist eine Tatsache, [...]

Das ist ein Allgemeinplatz der so nicht stimmt. Zumindest bei den tarifgebundenen Unternehmen. Was ja doch nach wie vor viele sind.




Weiterhin weiß ich nicht, wie solche Statistiken entstehen sollen. Nicht mal anonym auf Kununu und Xing stehen realistische Gehälter, aber irgendwelchen Random-Dullys aus dem Telefon-Call-Center erzählen die Leute was sie verdienen? Klar.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: S K Y N E T
Idon schrieb:
Das ist ein Allgemeinplatz der so nicht stimmt.
Das ist eben der landesweise Durchschnitt, die genannte Differenz 2019. Wie "allgemein" du das nun finden willst oder nicht.
Ergänzung ()

Idon schrieb:
Weiterhin weiß ich nicht, wie solche Statistiken entstehen sollen.
Ich weiß nun nicht was du mit "solche" meinst, hier geht es ja wohl um die des statistischen Bundesamtes - und wie dieses entsteht, was dieses alles berücksichtigt und in wie weit darin gar die einzelnen Wirtschaftszweige (Gastgewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen, usw.) aufgedröselt sind ist dem selbigen ja zu entnehmen. Vielleicht sollte man sich damit halt dann auch beschäftigen, wenn man die Zahlen kritisieren oder anzweifeln will.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: pacific99 und sariash
Gerade im Spezialisten- und Experten-Bereich ist in kleineren Teams ein längerer Ausfall oft eine "Katastrophe", denn Projekte werden nicht schwanger und gehen nicht in Elternzeit. Ich persönlich sehe auch eine Elternzeit bei einem männlichen Experten kritisch. Und wer durch dreijährige Mutter- und Teilzeiten gebrochene Karrierewege nicht sehen will, der schaut absichtlich weg.

Ihr braucht mir nicht zu sagen, dass ich an dieser Stelle altmodisch denke, das tue ich, aber aufgrund mehrerer Jahrzehnte Berufserfahrung stehe ich auch dazu.

Pay Gaps und Quoten sind Dummfug, die letztlich mehr Probleme schaffen als lösen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: derMutant und S K Y N E T
Scrypton schrieb:
Kommt halt drauf an; nicht alle Unternehmer/Personaler würden es optimal finden, dass potenziell(!) alle Mitarbeiterinnen da und wann mal für längere Zeiträume (= bis zu 3 Jahre pro Kind) "pausieren". Auch wenn sie sich jeden Monat paar Prozente der Gehälter einsparen.
Man kann schlecht Frauen verbieten Kinder zu bekommen. Man kann auch Frauen nicht verbieten Karenzzeiten zu nehmen und die Väter wiederum dazu zu zwingen, diese Karenzzeiten zu nehmen.
Dass diese privaten Entscheidungen finanzielle Nachteile mit sich bringen, sollte jedem klar sein.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: NeuerJunge und areiland
Binalog schrieb:
Gerade im Spezialisten- und Experten-Bereich ist in kleineren Teams ein längerer Ausfall oft eine "Katastrophe", denn Projekte werden nicht schwanger und gehen nicht in Elternzeit.
Achso; ich wusste nicht, dass es grundsätzlich nicht auch Frauen gibt, die ihre Kariere vor irgendeiner Familienplanung stellen. Zumal diese Option auch dem männlichen Geschlecht freisteht und auch - wie ich finde glücklicherweise - mehr und mehr angenommen wird.
Irgendwelche geschlechtsspezifischen Mutmaßungen, was sein könnte, sollten eben keine Rolle spielen.

Binalog schrieb:
Pay Gaps und Quoten sind Dummfug, die letztlich mehr Probleme schaffen als lösen.
Sagt einer, der dadurch halt auch keine Probleme hat, die er lösen wollen müsste. ;)
Ich ja auch nicht und kann außerdem übertriebenen Feminismus & Co. nichts abgewinnen, aber bis zu einem gewissen Grad stimmts eben doch und dies gilt es zu korrigieren.

Altmodisches Denken kann das nicht verhindern, wenn man sich die Tendenz, will eigentlich sagen den Trend rückwirkend ansieht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: pacific99, sariash und methadron
Scrypton schrieb:
Achso; ich wusste nicht, dass es grundsätzlich nicht auch Frauen gibt, die ihre Kariere vor irgendeiner Familienplanung stellen. (...)
Ja, es gibt auch Frauen, die ihren Mann stehen. ;-)

Aber nicht im Verhältnis 50 : 50.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: S K Y N E T
Binalog schrieb:
Aber nicht im Verhältnis 50 : 50.
Mir ging es, wie ich eigentlich dachte auch so ausgedrückt zu haben, um die Option. Dabei muss weder jeder Mann diese Option nutzen, so wie auch nicht jede Frau überhaupt ein Kind bekommen möchte - eventuell zukünftig eintretende Umstände also pauschal eben kein(!) Grund sein sollten, irgendwem(!) etwas weniger Geld zu geben für die gleiche Arbeit und Leistung.

Wie es dann, also nach einer Erwerbsunterbrechung nach Kind z.B. aussieht, steht ja dann wieder auf nem ganz anderen Blatt.
 
Scrypton schrieb:
(...)Ich ja auch nicht und kann außerdem übertriebenen Feminismus & Co. nichts abgewinnen, aber bis zu einem gewissen Grad stimmts eben doch und dies gilt es zu korrigieren.(...)
Wenn die Leistungsdefizite, die Ausfallzeiten und -risiken korrigiert sind, gibt es keine Probleme mehr mit Gaps und Quote.
 
Binalog schrieb:
Wenn die Leistungsdefizite, die Ausfallzeiten und -risiken korrigiert sind, gibt es keine Probleme mehr mit Gaps und Quote.
Eben schon; schau dir die Statistik und die Zahlen doch einfach an.
Kannst du deine Behauptung, dass dem so ist, fundiert belegen oder ist das nun einfach nur eine persönliche Mutmaßung?

Die Ausfallrisiken sind wie gesagt irrelevant (überhaupt, wie willst du die beziffern? Mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen?), die gibt es wie gesagt auch beim Mann, so wie es eben auch Frauen gibt, die ihre Kariere ganz vorne anstellen.
Und welche Leistungsdefizite? Die wurden ja ebenfalls schon längst berücksichtigt...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: stummerwinter und sariash
Und dann liest man einige der Kommentare unter dem Artikel und schämt sich. Und selbst wenn es nur 6% sind, das sind 6% zu viel. Es gibt keinen Grund Frauen weniger zu zahlen als Männern. Ende der Diskussion.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: pacific99, FuTur3d, DerOlf und 3 andere
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben