Natan schrieb:
Das war früher anders. Erst einmal war es wesentlich schwirieger an die Sachen heranzukommen, es hat länger gedauert und die Kopie hatte einen doch recht hohen massiven Qualitätsverlust. und man hat eben nicht alles bekommen, was man wollte.
Nun ist es nicht ein Graus für Dich, dass viele sich auch mit dieser Qualität abfanden. Bei niederbittigen MP3s ist ja ähnlich. Aber die Ansprüche sind nunmal unterschiedlich. ^^
Und schwieriger war es bestimmt nicht. Es wurde teils geradezu aufgedrängt. Da kam mal ein Bekannter mit 'ner Reisetasche vorbei. "Hier such Dir selber was aus, ich weiß nicht genau, was Dir gefällt". Oder man überspielte schnell mal bei Besuch was aufs Doppelkassettendeck oder den Videorekorder. Von Diebstahl hat zu dieser Zeit niemand gesprochen.
Nein das Massenkopieren hat ganz andere Ursachen und die Stigmatisierung selbigens andere Gründe.
Mit der Einführung der CD Anfang der 90er hatte die Industrie mit minimalem Aufwand maximales Geld gemacht. Viele Musikliebhaber kauften sich ihre bereits auf Schallplatte/ Kassette vorliegende Musik ein zweites Mal. Der Ostblock hatte zudem einen großen Nachholebadarf.
Als der Boom abflaute, man den Geldregen natürlich weiterhin aufrecht erhalten wollte, erschloss man sich eine neue Zielgruppe, den Gelegenheitshörer/-käufer, die große Masse eben. Nur diese Gelegenheitshörer hatten weder vorher, noch nachher gesteigertes Interesse das ganze Medienzeugs öfters im Laden zu kaufen, als bisher.
Es hatte nie einen höheren Stellenwert ggü. anderem. Man hörte es bei Freunden oder mal im Radio/TV/Einkaufsmarkt und wenn man es eben nicht zuhause besaß gings auch. Man begnügte sich oft auch mit dem wenigen, was man besaß.
Es sind eben keine Musikfetischisten, sondern ganz normale Verbraucher. Daran ändert auch penetrante Zielgruppenwerbung wenig.
Man machte einen entscheidenden Fehler. Durch diese ganzen Fließbandproduktionen mit Retortenstars, Coverwahnsinn und die überflutenden Werbekampagnen machte man aus Musik ein reines Konsumgut, wie die Semmel im Discounter. Auch wurden die Produktionszyklen immer kürzer, es kam zur Überschwemmung des Marktes, qualitativen Einbußen und letztendlich zur Unübersichtlichkeit und Übersättigung. Daran ist die Industrie alleinig schuld, nicht der Konsument.
Nun erkläre mal einem Branchenfernen den Unterschied zwischen aufwendig (teurer) produzierter Musik und Fließbandmucke/ PC-Mucke bei natürlich stets gleichem Preisgefüge?
Medium ist Medium. Die Qualität und der Wert wird am Medium und dem persönlichen Geschmack festgemacht, nicht an den Produktionskosten.
Der Verbaucher machte selbstverständlich auch im Internet keinen Unterschied. Er brauchte es auch nicht, war ja bis zur Gesetzesänderung nicht umfänglich illegal, sondern eher Grauzone. Es war bis zu diesem Zeitpunkt selbstverständlich, Sachen privat, ohne kommerzielle Absichten kopieren und duplizieren zu dürfen.
Auch kennen nicht viele Verbraucher den Unterschied zwischen Eigentumsrecht und Nutzungsrecht und können nicht sonderlich viel den Begrifflichkeiten "geistiges Eigentum" in der Realität abgewinnen.
Mit einem Schlag drangsalierte man nun alle Konsumenten mit Abspielschutz und horrenden Massenabmahnungen. Das war ein Schlag ins Gesicht eines jeden Konsumenten. Er kam und kommt sich verar... und übertölpelt vor.
Zudem verschloss man sich viel zu lange wehement den Möglichkeiten des Internets und hielt apathisch an alten Produktions- und Vertriebsstrukturen fest. Nun die Welt drehte sich aber unaufhaltsam weiter. Aufgrund von Profitausfällen wurde Filesharing zum Feindbild erklärt. Man erlebte nun sogar schon provokante Spots auf Kaufmedien.
Da wundert man sich auch noch, dass die Industrie einen beträchtlichen Autoritäts- und Imageschaden erlitt?
Das Ei, was sich die Industrie selbst gelegt hat, muß sie alleine ausbrüten. Man kann die jahrezehntelang anerzogene Mentalität in den Köpfen der Verbraucher nicht mehr umkehren. Es ist längst zum Selbstläufer geworden, unkontrollierbar, auch wenn man es krampfhaft und kläglich versucht. Musik, eigentlich alle Medien sind zur Massenware geworden. Und sie bleiben es. Oder will sich die Branche gegenseitig das Wasser abgraben?
Jeder Verbaucher zahlt schon immer nur das, was es ihm auch wert ist. Die Konzerteintrittspreise sind seit den 90ern sogar stark gestiegen. Nun, dieses Erlebnis scheint es dem Konsumenten weiterhin auch bereitswillig wert zu sein, sie werden nach wie vor gut besucht. Nicht mehr bereit ist er hingegen bei Konserve.
Das Konsumverhalten ändert sich ständig, nur bestimmte Industriezweige sind unfähig und uneinsichtig auf diese Veränderungen angemessen zu reagieren. Man kann Verbraucher nicht dafür bestrafen, keine CDs zu kaufen. Denn Profit ist doch das vordergründige Ziel der Industrie und ihrer durchgeboxten Gesetzgebung, doch nicht die Moral oder Anspruch, hört doch auf.