Einer der Investoren von Clearview AI, der US-Milliardär deutscher Herkunft
Peter Thiel, der das Unternehmen 2017 mit rund 200.000 US-Dollar unterstützte und seitdem Anteilseigner ist, sitzt gleichzeitig im Aufsichtsrat von Facebook.
Er verstößt somit mit dem Unternehmen, an dem er selbst Anteile besitzt, gegen die Nutzungsbedingungen des Unternehmens, über das er als Aufsichtsratsmitglied wachen soll. Peter Thiel gehört zu den wenigen erklärten Unterstützern von US-Präsident Donald Trump aus dem Silicon Valley und gründete gemeinsam mit
Max Levchin und
Elon Musk den Online-Bezahldienst Paypal – von dessen Mobile-Payment-Service Venmo Clearview AI bekanntlich ebenfalls Bildmaterial abgreift
Spannende Verknüpfung. Solche Konstellationen sieht man aber leider viel zu häufig.
3 Milliarden Bilder landen ungefragt in einer Datenbank von der weder der Fotograf noch der Fotografierte etwas wissen. Und jetzt? Ja genau, nichts. Die Datenbank existiert nun, Punkt aus. Daran wird und kann niemand etwas ändern. Niemand wird die Möglichkeit bekommen Einsicht in die Datenbank zu erhalten und deren Inhalte zu entfernen. Und wenn dem doch so ist, dann entfernt man seine Inhalte nur aus irgend einem offiziellen Backup. Wenn jemand wirklich Interesse hat einen Datenstamm zu erhalten, dann wird er das tun. Und solange Content unter den aktuellen Bedingungen im Internet veröffentlicht wird, solange wird dieser Content auch gespiegelt, vervielfältigt, gesammelt oder gar manipuliert. Da führt aktuell kein Weg vorbei. Man will nicht wissen welche Datenbanken sonst noch so gepflegt werden.
Aber was sollen Politik und Gesetz hier tun? Wo soll man bei etwas ansetzen, für das es aktuell keine Lösung gibt? Du kannst hin gehen und Unternehmen auf nationaler Ebene irgendwelche Richtlinien unterbreiten wie mit welchen Daten umzugehen ist. Die werden diese dann eventuell versuchen umzusetzen, aber dadurch hält man sonst absolut niemanden davon ab sich auf Grundlage öffentlicher Daten oder Daten-Breaches seine eigenen Datenbanken anzulegen. Seien es nun Kriminelle, Regierungen, Unternehmen aus Ländern in denen es diese Richtlinien nicht gibt oder Privatpersonen.
Unsere Informationen sind zwar globaler verknüpft denn je aber es gibt noch lange kein globales Verständnis von richtig und falsch. Und selbst wenn es das gäbe, ...
Wir sollten zumindest lernen wie wir unseren eigenen Datenstamm nutzen können und welche Vorteile bestimmte Nutzerdaten überhaupt für Unternehmen bringen. Der Konsument muss den Wert seiner Daten selbst besser verstehen und begreifen können. Die Opportunitätskosten die beispielsweise durch bestimmte Daten entstehen sind, meiner Meinung nach, für viele Konsumenten kaum greifbar. Auf der anderen Seite werden bestimmte Praktiken, die "persönliche Daten" beinhalten, oft auch völlig überbewertet. Das Geschäft mit Daten muss transparent werden. Nur so kann ein Verständnis entstehen. Aber es muss eine klare Definition entstehen was überhaupt alles persönliche Daten sind und/oder welche verschiedenen Formen es davon gibt. Ein Foto von sich selbst scheint einfach zu zu ordnen. Wie sieht es bei anonymisierter Speicherung von Nutzerverhalten aus? Die Daten lassen sich zwar niemandem mehr zuordnen, jedoch handelt es sich in gewisser weise ja um die geistige Arbeit des getrackten Nutzers. Möchte ich dies? Oder zahle ich lieber etwas mehr für das eigentliche Produkt und verzichte stattdessen darauf Laborratte zu sein? Welchen Wert haben bestimmte Daten in einem bestimmten Zusammenhang? Oder sind persönliche Daten die öffentlich einsehbar sind eventuell sogar Allgemeingut? Was heißt öffentlich einsehbar? Wie ist es mit sensiblen persönlichen Daten? Ich rede hier nicht nur von Kreditkarteninformationen. Ein Social Media Profil und das Profil einer Datingseite oder eines Forums alleine mögen harmlos sein, aber wie sieht es mit der Verlinkung solcher Profile aus? Was ist mit den endlosen Daten in Internet Archiven wie archive.org?
Aktuell kann man selbst so viel Wissen anhäufen wie man will, der öffentliche Markt könnte noch so transparent sein und man kann selbst noch so vorsichtig und weitsichtig sein, es ändert allerdings nichts daran, dass jeder, jederzeit die Möglichkeit hat eine eigene Datenbank anzulegen. Welchen Zweck diese auch immer verfolgt. Man selbst muss also versuchen weise genug zu werden zu wissen welche Daten man wo in welchem Zusammenhang preis gibt, aus welchen Gründen auch immer. Falls dies denn in dieser Gesellschaft überhaupt noch irgend möglich ist.
Leider bin ich der Meinung, dass vor allem die internetaffinen Generationen X - alpha (mit deren immensen Datenmengen) in keinster Weise die Möglichkeit haben werden die Verbreitung ihrer erzeugten Daten einzuschränken oder zu verhindern. Man sollte also damit rechnen, dass jede Information die bis heute hinterlegt wurde auch weiterhin abrufbar ist und bis auf weiteres sein wird. In jeglichem Zusammenhang zu einer anderen Information.
Da es äußerst unwahrscheinlich scheint, dass globale Werte und Normen irgendwann für eine Lösung sorgen muss es wohl die Technologie richten. Ich bin gespannt welche Ansätze hier zukünftig gefunden werden.
Vielleicht haben wir alle irgendwann keine festen Adressen, Namen, E-Mails, Konten, usw. mehr sondern irgendwelche Schlüssel die kurzfristig diesen Eigenschaften zugeordnet sind. Eventuell sogar mit einem Schlüssel-Paar, das die Information nur in Kombination vervollständigt. Statt allem einen Alias zu geben könnten wir unsere Informationen auch auf eine Art verbreiten, die uns die Möglichkeit gibt diese selbst jederzeit wieder zu anonymisieren oder gar zu löschen. Wer entscheidet aber darüber was man wieder anonymisieren darf und was nicht?
Fazit: Ich hab mich da gerade viel zu sehr reingesteigert.