@Affenzahn : Mach ich gerne. Das Thema 'triggert' aber in der Regel unterschiedliche Auffassungen und kann durchaus Richtung Glaubenskrieg gehen ... Ich bin aber weder Physiker noch Akustiker.
Zuerst zu den Grundlagen:
Ein linearer Frequenzgang ist bei der Wiedergabe von Audiomaterial eine Bedingung für eine neutrale bzw. genaue Reproduktion des Materials. Es soll so raus kommen, wie es aufgenommen worden ist.
Anders gesagt: Der Lautsprecher soll dem Tonsignal keine eigene, 'individuelle' Färbung geben. Deshalb sind Studiomonitore darauf abgemessen und so gebaut, dass sie das Klangmaterial so unverfälscht wie möglich reproduzieren.
Dazu aber zwei kommentierende Bemerkungen:
- Es gibt Lautsprecher (-hersteller bzw. -systeme), die ganz bewusst eine bestimmte Klangcharakteristik aufweisen ("warm" beispielsweise) und dafür bestimmte Frequenzen 'bevorzugen' bzw. 'vernachlässigen'. Das hat Liebhaber und Gegner - kommt auf den Geschmack an.
- Selbstverständlich können auch andere Teile der Klangwiedergabe dem Tonsignal eine 'individuelle' Färbung geben - das ist hier aber irrelevant und deshalb nicht weiter berücksichtigt.
Wenn man bei (hochwertigen) Lautsprechern von linearem Frequenzgang spricht, meint man damit, dass die Frequenzen im hörbaren Bereich zwischen 20 Hertz und 20 Kilohertz über den ganzen Bereich nur mit kleinen Pegelunterschieden reproduziert werden. Diese Pegelunterschiede werden in Dezibel gemessen. So ein Frequenzdiagramm kann beispielsweise so aussehen:
Quelle
https://www.stereophile.com/images/archivesart/579I45fig1.jpg
(
Das ist - nicht ganz zufälligerweise - das Frequenzdiagramm der Infinity RS 4.5. Ein paar dieser legendären Boxen stehen seit einem Jahr bei mir )
Die waagrechten Striche bezeichnen Abweichungen von einem Dezibel. Man sieht also, dass die Frequenzen [der oberen Linie, die untere steht für den Durchschnitt von Messungen reiner Sinustöne] bei ca. 75 Hz etwa 1,5 dB lauter wiedergegeben werden als die Frequenzen bei ca. 750 Hz. Das sind die beiden Extreme, man kann also sagen, dass diese Lautsprecher die Frequenzen zwischen 20 Hz und 20 khz linear mit einer Abweichung von weniger als 2 dB reproduzieren. Technisch würde das ausgedrückt als : Frequenzgang 20Hz - 20 kHz (+0,5 / -1 dB) .
Bei normalen und weniger teuren Boxen sieht man oft Angaben zum Frequenzgang von 20Hz - 20 kHz (+/- 3 dB). Das heisst: Der Lautsprecher kann den gesamten hörbaren Frequenzbereich reproduzieren, die Amplitude der Wiedergabelautstärke beträgt 6 dB. Das ist immer noch ein akzeptabler Wert. Nicht akzeptabel finde ich Hersteller, die zwar von Frequenzgängen beispielsweise von 15 Hz - 25 kHz schwafeln, die Abweichung aber nicht ausweisen. Aber wenn die tiefsten und höchsten Töne 12 dB leiser sind als die Mitten, hört man sie schlicht nicht. Es 'tönt' somit nur auf dem Papier gut ...
Zum Schluss kurz zum zitierten Satz: Sollten die KH von Grell den hörbaren Frequenzbereich also mit einem Frequenzgang reproduzieren können, der nur um maximal 2 dB (+ / - 1 dB) abweicht, wäre das ausserordentlich. Klassischerweise braucht die Wiedergabe (sehr) tiefer Töne auch grossflächige Lautsprechermembranen. Es wäre somit dem Hersteller gelungen, der Physik ein Schnippchen zu schlagen - mit ein paar Tricks aus der Signalaufbereitung.