GroKo 2.0 - ist das überhaupt möglich und was wäre davon zu erwarten?

Steuerhinterziehung ist auch bei €5,- schon nicht OK.
Hier bedient sich Schrammler lediglich der beliebten "Rechtsstaat"-Rhethorik, nach der eine Straftat erst dann "verwerflich" ist, wenn sie von einem Gericht geahndet werden kann (oder WURDE).
Bei einem Hinterziehungsvolumen von unter 50k können die Gerichte zumindest keine Freiheitsstrafen verhängen (was nicht bedeutet, dass kleinere Vergehen garnicht geahndet werden können).

Aber für mich macht es ganz klar auch einen Unterschied ob ein Pendler seine KM-Pauschale etwas aufrundet ... oder jemand mit Firmenwagen auch alle privaten Fahrten als Geschäftsfahrten deklariert.
sogar wenn man auf die nackten Geldbeträge schaut, ergibt sich ein beachtlicher Unterschied. Denn beim Kleinen Mann, geht es pro Einzelhinterziehung doch höchstens um ein paar 100 Euro ... je größer die zu versteuernden Summen desto mehr lohnt sich eine Hinterziehung ... und zwar gerade, wenn man auf die konkreten Zahlen schaut.

Nicht Steuerhinterziehung ist Volkssport, sondern die möglichst günstige Auslegung der Absetzungsregelungen ... die macht es eben auch möglich, einen Gaming-Laptop als "Studienmaterial" von der Steuer abzusetzen ... oder eben einfach alles, was "irgendwie" geht.
Dieses "Alles, was irgendwie geht" ist natürlich dort um einiges größer, wo auch viel versteuert werden müsste.
An wem verdienen Steuerberater wohl mehr, am Kleinbetrüger, oder an Leuten, die auf diese Weise jährlich tausede "sparen".

Wer ist daran nun Schuld?
Die kleinen Betrüger, die versuchen, die selben Schlupflöcher zu nutzen? Oder der Staat, der sich seit Jahrzehnten beständig weigert, die großen Schlupflöcher (durch die natürlich auch kleine schlüpfen) endlich mal wirksam zu schließen?

Nicht zuletzt tuts der kleine und Große Betrüger aus der selben Intention ... etwas mehr Geld in der Kasse ... die Differenzbeträge sind in absoluten Zahlen bei Reichen nur eben um einiges größer ... ich möchte Wetten, dass sich das auch auf die Motivation auswirkt.
€50,- oder €5000,- ... abgeben vs. behalten ... wer den Unterschied nicht sieht, dem ist nicht zu helfen.
 
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Wer ist daran nun Schuld?
das war eigentlich gar nicht meine frage. ich wollte nur darauf hinaus, dass einer bestimmten gruppe vorgeworfen wird sich "böse" zu verhalten, obwohl sie im grunde nichts anderes tut als alle anderen gruppen auch. der staat will ihnen halt viel mehr geld wegnehmen, also hinterziehen sie auch viel mehr geld. rein vom schlechten gewissen der leute her nimmt sich das nichts gegenüber einem studenten, der sein reines gamingnotebook als "schulmaterial" von der steuer absetzt. beides ist betrug am staat und steuerzahler um des eigenen monetären vorteils wegen.

was ich im grunde sagen will ist, dass von anderen immer alles mögliche erwartet und gefordert wird wo man selbst nicht besser ist. "reiche" (wo auch immer die grenze zwischen "reich" und "normal" liegt) sollen immer großzügig ihr geld für die armen bedürftigen hergeben. jetzt blicke ich mal auf die flüchtlingskriese und die noch viel ärmeren menschen und wie dann die "armen" deutschen reagieren... tja, soviel zum thema "die reichen sind ja so egoistisch, die könnten ruhig mal helfen". jetzt wo otto-normalbürger in der rolle des reichen ist, ist aufeinmal nix mehr mit helfen und sozial.
 
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Zum Laptop-Beispiel. Auf einem Gaming-Laptop kann man auch alles erledigen, was man fürs Studium braucht ... auf einem reinen Office-Notebook kann man allerdings nicht spielen.

Wenn der Studi nunmal gerne spielt, dann könnte er sich entweder einen Gaming-Läppi (der nicht von der Steuer abgeschrieben wird) kaufen, und damit eben auch alles fürs Studium erledigen, oder einen Office-läppi, der dann zwar von der Steuer abgesetzt werden darf (moralisch betrachtet) aber für seine Freizeitgestaltung nichts bringt. Fürs Gaming bräuchte er dann eine andere Lösung (z.B. ne Konsole) ... dadurch, dass in dem Fall dann ein Gerät gekauft wird, mit dem eben beides geht, spart der Kunde Geld ... und selbst MIT Absetzung zahlt der Studi für sein Gamegear noch mehr, als für den Office-Läppi OHNE Absetzung (es wird nämlich eben nicht KOMPLETT abgeschrieben ... Ausnahme: Selbsständige, die das in ihre EÜR einbeziehen, denn die können sich mit solchen Ausgaben unter den Steuerfreibetrag wirtschaften).

Ich verstehe deinen Kritikpunkt (ich bin moralisch da sogar bei dir), frage mich allerdings, wie du das ohne Gehirnwäsche anders regeln möchtest?
Wie willst du es hinbekommen, dass die Leute "ihr Geld" freiwillig hergeben? Egal ob es dabei nun um 50 oder 50k Euro geht.
Eine Interessante Frage, denn immerhin könnte sich deer deutsche Staat bei derart moralisch integern Bürgern die Finanzämter sparen ... das brächte wahrscheinlich sogar mehr, als Steuersünder systematisch und lückenlos zu belangen.
 
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Ich verstehe deinen Kritikpunkt (ich bin moralisch da sogar bei dir), frage mich allerdings, wie du das ohne Gehirnwäsche anders regeln möchtest?
ich möchte gar nichts regeln, ich wollte einfach nur mal aufzeigen, dass viele hier unbewusst eine doppelmoral an den tag legen. ich will mich da auch gar nicht von ausnehmen. steuerbetrug ist definitiv falsch und wenn ich mir mal den hoenes so anschaue, was für unfassbare summen der hinterzogen hat... aber wie würde ich in seiner situation wohl handeln? es geht darum dass der staat mir millionen und abermillionen von euros abknöpfen will. würde ich das einfach hinnehmen oder versuchen drumrum zu kommen?
 
@Lübke:
Ok, dann habe ich das echt falsch verstanden, und wir haben nun ein bisschen "im Kreis" diskutiert.
Genau diese Frage war ja auch mein Ausgangspunkt.

Ich bin mir auch gar nicht so sicher ... wenn es bei mir vor den Nullen vorm Komma noch Zahlen gäbe ... wer weiß ;)
Wahrscheinlich ist es doch sehr von der individuellen momentanen Situation abhängig, ob ich versuche, meine Steuerverpflichtungen zu umgehen.

Im Moment zahle ich keine Steuern (von Konsumsteuern mal abgesehen), aber das ist leider auch alles andere als freiwillig ... ich wäre gerne in der Situation, auch nur ein Drittel meines Einkommens abgeben zu können.
Von daher habe ich auch ein paar Probleme damit, wenn sich Leute über die hohe Abgabenlast beschweren. Klar ist das nicht wenig Geld ... aber bleibt den Leuten deswegen etwa NICHT genug zum Leben? Haben die deswegen Probleme, ihre Rechnungen zu zahlen?
Oder ist das größte Problem, dass sie sich damit dann eben doch nicht so einfach jeden Wunsch erfüllen können? ... willkommen in der Realität ... das IST nunmal kein Wunschkonzert, wenn man nicht sehr viel Geld in Lobbyvereinen versenkt.
 
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Klar ist das nicht wenig Geld ... aber bleibt den Leuten deswegen etwa NICHT genug zum Leben? Haben die deswegen Probleme, ihre Rechnungen zu zahlen?

Jo richtig. Ich brauch nen Haus fuer ne Familie mit 2 Kindern, aber viel Geld bleibt mir trotz ueberdurchschnittlichem einkommen nicht ueber. Ich bin nicht begeistert. Die Steuerlast ist fuer Familien mMn. zu hoch. Als ich noch mit meiner Partnerin in ner 60qm Wohnung (da noch keine Kinder) leben konnte, war mir das herzlich egal. Aber inzwischen aergere ich mir sehr, da ich ausgebremst werde durch die hohen Abgaben.

leider ist der trend in deutschland aber eben noch mehr staat zu haben anstatt weniger. ich halte wenig davon. soziales netz ist sehr wichtig, aber einiges geht mir zu weit. vor allem das rentensystem das meine generation nur noch ausbeutet, um vergangene und aktuelle sinnlose Wahlversprechen zu stuetzen.
 
@birday:
Ich kann verstehen, dass es in der Situation einfach nervt, auch noch Kohle an den Staat abdrücken zu müssen. Wenn du dich dabei bei der Familiengründung ausgebremst fühlst, ist das in jedem Fall etwas, was kaum politisch duldbar ist. Wahrscheinlich gehts ja nicht nur dir so.

Hast du dich denn mal gefragt, ob es wirklich die Abgabenlast ist, die Probleme bereitet, oder spielen da auch Wohn-Kosten (egal ob Miete oder Tilgungen für den Hausbau-Kredi .. und nat. die Nebenkosten) eine Rolle.
Ist das, was du dir für deine Familie wünschst (verständlicher Weise, wer wünscht sich das nicht?), eventuell auch mit einem überdurchschnittlichen Enkommen vielelicht einfach zu teuer (natürlich auch wegen Abgaben, Auflagen, Bürokratiekosten etc.)?

Ich frage aus Interesse ... mich interessiert, ob es tatsächlich die Steuern sind, die den problematischen Anteil stellen, und welche Faktoren es darüber hinaus noch gibt, die zwar nichts mit der Abgabenlast zu tun haben, die Situation aber dennoch verkomplizieren.
Es sind definitiv die Steuern, über die viel geklagt wird, manchmal treffen klagen aber auch nicht unbedingt die richtige Adresse. "Die Steuern" ist auch etwas ungenau, es muss doch Steuern geben, die ganz besonders nerven ... bei nem Alkoholiker wäre es vielleicht die Alkoholsteuer ;)
Vielen wird wohl auch gleich die Kraftstoffbesteuerung einfallen ... oder einfach die Lohn- oder Einkommensteuer.
Einem Unternehmer würden wohl auch andere Abgaben einfallen, die ihn als Unternehmer echt nerven ... z.B. die in den Lohnnebenkosten enthaltenen Sozialabgaben (AG-Anteil).
 
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Wahrscheinlich ist es doch sehr von der individuellen momentanen Situation abhängig, ob ich versuche, meine Steuerverpflichtungen zu umgehen.
es ist auch eine frage der allgemeinen sichtweise. in griechenland gelten steuern in den augen des volkes weitgehend als staatlich organisierte abzocke. da ist die motivation steuern zu zahlen noch niedriger als hier.
aber im vordergrund steht wohl zuerst einmal der egoismus. jemand nimmt mir etwas weg. ich habe ein egoistisches interesse daran, ihn mir so wenig wie möglich wegnehmen zu lassen. und zwar ungeachtet dessen, was ich außerdem noch besitze.
 
Der Wunsch, die Früchte seiner Arbeit möglichst komplett für sich zu haben ist natürlich legitim.
Das gleiche gildt aber auch für den Wunsch nach einem funktionierenden Staat, der ohne Steuern nunmal nicht zu machen ist.
Das gleiche gilt für den Wunsch nach gut ausgebauten Strassen, Schulen, in die es nicht reinregnet oder den Wunsch nach Sicherheit im öffentlichen Raum.

Viele Leistungen des Staates fallen oft garnicht so auf, gerade dort, wo der Staat das schafft. Wo er es nicht schafft, da fällt es sofort auf ... und wirft natürlich die Frage auf, wohin die Steuergelder eigentlich wandern. Sie gehen in das, was funktioniert, und einem genau deswegen nicht auffällt.
 
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Also wenn die Steuerlast für Familien zu hoch ist, dann muss sie das allgemein sein. Denn Familien zahlen einen deutlich geringeren Anteil an Abgaben im Vergleich zu Kinderlosen. Insbesondere dann, wenn man nicht nur die Steuern an sich betrachtet (bzw. die Ersparnisse, die Familien da haben) sondern auch noch die ganzen Zuschüsse einrechnet, die man dann bekommt. Ich bin dafür, das kinderlose nicht exakt gleichbehandelt werden wie jemand mit Kindern. Aber ich kann es nicht mehr hören, dass Familien angeblich so schlecht gestellt seien was die steuerlichen Aspekte und die Unterstützungen angeht. Die Diskrepanz ist markant und eine noch weitere Kluft führt nur zu mehr Unfairness und keiner Lösung des eigentlichen Problems. Sich heute für Kinder zu entscheiden hat wenig damit zu tun, dass die Steuerersparnisse und Zuschüsse gering seien. Das ist totaler Quatsch! Die nach wie vor mangelnde Versorgung an Betreuungsplätzen bzw. auch oft der Wille, diese überhaupt zu nutzen seitens der Eltern, ist eines der Probleme. Ebenso der Wille, dass man trotz Kindern genauso leben kann wie ohne, was das Einkommen angeht. Das war nie so und wird hoffentlich nie so sein. Kinder sind immer noch eine private Entscheidung! Und das Ausland zeigt klar, dass die ganzen Zuwendungen des Staates ganz offensichtlich nicht das Problem sind. Den da sind wir führend in nahezu allen belangen und trotzdem wird seitens der Eltern gemault, es sei zu wenig. Ich sehe da ganz klar einen gewissen Teil der Probleme auch bei den Eltern selbst, den selbst innerhalb der EU bekommen Eltern anderer Nationen das trotz weniger Hilfe hin und sehen sich nicht benachteiligt.

Und eines sollte man auch bedenken: Kinderlose mögen in den Berufsjahren mehr Geld haben, dafür müssen sie aber fürs Alter weit mehr vorsorgen, da ihnen später keiner helfen wird aus der Familie heraus. Und nicht jeder ohne Kinder ist das aus freier Entscheidung heraus.

Man sollte aufhören, immer seine individuelle Situation zu betrachten und Lösungen vom Staat dafür zu erwarten sondern ein größeres Blickfeld einnehmen. Die Gehaltssituation kann und sollte für alle besser werden, nicht nur für Eltern. Es wird sich immer beschwert, die Politik mache Klientelpolitik. Für Eltern, für Rentner, für wen auch immer. Ist aber doch kein Wunder, wenn die jeweilige Klientel immer nur sich im Blick hat und entsprechend danach wählt. Da kann nur eine politische Landschaft bei herauskommen, in der Klientelpolitik betrieben wird. Die immer stärkere anerzogene Individualität der letzten Jahrzehnte führt meines Erachtens nach zu immer mehr Egoismus und das spiegelt sich unter anderem in dieser Klientelpolitik wieder, im wieder erstarkendem Nationalismus (den es früher natürlich gab, aber aus anderen Motiven heraus) und dem immer weiter zurückfallenden sozialen Gefüge was Vereinswesen (egal ob Sport, Gemeinnützigkeit etc.) und dergleichen angeht.

Hier spiegeln sich letzten Endes nur die verschobenen Werte und Normen innerhalb der Gesellschaft wieder und daher wird sich nicht viel ändern solange die Gesellschaft als solches dies nicht "korrigiert".
 
überhaupt: warum sollten alleinstehende und paare denen der kinderwunsch verwehrt bleibt die kinder von anderen leuten mitfinanzieren? nicht nur dass das dem grundsatz der gleichberechtigung widerspricht, es straft auch noch die ab, denen der kinderwunsch verwehrt bleibt. und wer beschwert sich? ausgerechnet die bevorteilten. die die ohnehin schon mehr geld bekommen als die, die keine kinder haben.
 
Lübke schrieb:
überhaupt: warum sollten alleinstehende und paare denen der kinderwunsch verwehrt bleibt die kinder von anderen leuten mitfinanzieren?

So ist es aber.
"Laut Studie der OECD fließen bei einem ledigen, kinderlosen Durchschnittsverdiener in Deutschland durchschnittlich 49,4 Prozent der gesamten Arbeitskosten an den Staat - einschließlich des Arbeitgeberanteils an den Sozialabgaben. Unter allen 35 OECD-Staaten ist die Abgabenlast für diesen Personenkreis nur in Belgien noch höher.

Bei einem verheirateten Alleinverdiener mit zwei Kindern sieht es durch Zuschüsse wie Kindergeld und Steuervorteile etwas besser aus. Für sein Arbeitseinkommen lag die Steuer- und Abgabenlast im vergangenen Jahr den Berechnungen zufolge bei 34 Prozent. Deutschland liegt damit auf Platz neun - aber noch immer über dem OECD-Schnitt von 26,6 Prozent." (Quelle: Morgenpost)

Deutschland leistet sich den teuersten Sozialstaat und das muss auch bezahlt werden.
 
mospider schrieb:
Deutschland leistet sich den teuersten Sozialstaat und das muss auch bezahlt werden.
Genau in diesem Sozialsystem liegt der Unterschied zu den restlichen OECD-Staaten ... die haben sowas in diesem Ausmaß meist nicht ... und daher auch geringere Abgaben auf die Arbeitskosten.
Nicht immer nur die Preise, sondern auch mal die Leistungen vergleichen.
Manche besteuern auch einfach etwas anders, und halten die Steuerlast dadurch niedrig.

Eine einfache "allgemeine" Steuerentlastung halte ich nicht für gut ... denn die Vergangenheit hat doch für Deutschland recht eindeutig gezeigt, dass dabei am oberen ende einfach mehr Entlastung herumkommt (wenn überhaupt).
Dadurch wird das Sozialsystem nicht billiger, es kommt NUR weniger Geld in die Staatskassen.
 
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DerOlf schrieb:
Eine einfache "allgemeine" Steuerentlastung halte ich nicht für gut ... denn die Vergangenheit hat doch für Deutschland recht eindeutig gezeigt, dass dabei am oberen ende einfach mehr Entlastung herumkommt (wenn überhaupt).
Dadurch wird das Sozialsystem nicht billiger, es kommt NUR weniger Geld in die Staatskassen.

Wer ist denn das obere Ende? Menschen die durch harte Arbeit leicht über dem Durchschnitt verdienen und mit Spitzensteuersätzen belohnt werden? Das ist die Mittelschicht, die genau wie der Mittelstand in der derzeitigen Politik keine Rolle spielen aber die jährlichen Erhöhungen der Abgaben tragen.
 
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DerOlf schrieb:
Der Wunsch, die Früchte seiner Arbeit möglichst komplett für sich zu haben ist natürlich legitim.
Das gleiche gildt aber auch für den Wunsch nach einem funktionierenden Staat, der ohne Steuern nunmal nicht zu machen ist.
Das gleiche gilt für den Wunsch nach gut ausgebauten Strassen, Schulen, in die es nicht reinregnet oder den Wunsch nach Sicherheit im öffentlichen Raum.

Viele Leistungen des Staates fallen oft garnicht so auf, gerade dort, wo der Staat das schafft. Wo er es nicht schafft, da fällt es sofort auf ... und wirft natürlich die Frage auf, wohin die Steuergelder eigentlich wandern. Sie gehen in das, was funktioniert, und einem genau deswegen nicht auffällt.

Es streitet doch niemand ab, dass der Staat hinreichend finanziert sein muss um seinen Aufgaben gerecht zu werden. Nur ist die Situation im Moment doch die, dass die Einnahmen des Staates in den letzten Jahren durch die Decke gegangen sind, tendenz weiter steigend. Steuerschätzung 2016-2022:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/166381/umfrage/steuereinnahmen-laut-steuerschaetzung/

Das Geld ist also da, unzwar en masse! Entsprechend hat meiner Meinung nach die Regierung in Anbetracht dieser Situation die Pflicht den Bürgern das Geld zurückzugeben. Am besten durch Steuersenkungen für die kleinen bis mittleren Einkommen, wäre doch die gerechteste Lösung.
Wer im unteren Einkommensbereich arbeitet hat de facto doch nichtmal mehr Geld zur Verfügung als jemand der gänzlich von staatlichen Zuwendungen lebt, dieser Zustand muss mal beseitigt werden.
 
Quetzalkoatlus schrieb:
Das Geld ist also da, unzwar en masse! Entsprechend hat meiner Meinung nach die Regierung in Anbetracht dieser Situation die Pflicht den Bürgern das Geld zurückzugeben. Am besten durch Steuersenkungen für die kleinen bis mittleren Einkommen, wäre doch die gerechteste Lösung.

Signfikante Steuererleichterungen (also allgemein, nicht nur in spezifischen Feldern wie etwa Soli, wo die sehr hohen Mehreinnahmen schon lange nicht mehr dem eigentlichen Zweck noch sinnhaft gegenüberstehen) bedeuten aber nur temporär mehr Geldbeutel. Reinvestition in Infrastruktur, Wirtschaft & Bildung bedeutet langfristig mehr Wohlstand für alle.


Ansonsten kann ich nur diese Folge von Markus Lanz vom 15. März 2018 empfehlen (exklusive dem Geschwurbel und Unterbrechnungen von Lanz selbst natürlich). Besonders den Beitrag von Prof. Dr. Hans-Werner Sinn.

https://www.youtube.com/watch?v=PcoxB0ycOQA?t=27m40s
 
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Lübke schrieb:
überhaupt: warum sollten alleinstehende und paare denen der kinderwunsch verwehrt bleibt die kinder von anderen leuten mitfinanzieren?

Ist die Frage ernst gemeint? Wenn ja: weil diese Kinder später auch die Alleinstehenden finanzieren und pflegen, wenn letztgenannte nicht mehr für sich selbst sorgen können.
 
Das ist schlicht nicht wahr. Sie finanzieren maximal eine Grundabsicherung, stellen also das absolute Minimum zur Verfügung und dieses Anrecht hat sich jeder, der sein Arbeitsleben produktiv verbracht hat, ja wohl bereits längst verdient, da er selber ebenso ja heute einen erheblichen Anteil seines Verdienstes genau dafür aufwendet. Meine Pflicht, dass soziale System zu unterstützen, habe ich also bereits auch ohne Kinder schon vollumfänglich erfüllt, mehr als jeder Elternteil, da diese bereits ja während dieser Phase weniger Abgaben zahlen und zudem bereits Zuwendungen aus dem sozialen System erhalten, welches dann eben für Rente/Pflege etc. nicht mehr zur Verfügung steht. Alles darüber hinaus finanziert sich der Alleinstehende zwangsweise alleine und die Kinder, die einen Fremden unentgeltlich pflegen, wie das in Familien oft der Fall ist, die darfst du mir dann gern mal zeigen. Ansonsten ist das bezahlte Pflege und die muss der Alleinstehende größtenteils allein bewältigen, nämlich durch sein Erspartes. Es ist eine absolute Mär in Zeiten, wo die Rente ohne private Eigenvorsorge und ebenso die Pflege hinten und vorne nicht mehr reicht, dass die Kinder anderer dich als Kinderlosen finanzieren... Das galt vll bis in die 80er höchstens 90er hinein, seitdem ist es aber der blanke Mythos, schlicht weil die staatliche Rente und Pflege eben nicht mehr allein ausreicht bzw. nur für ein nahezu unwürdiges Existenzminimum, was dazu zwingt, als Kinderloser umso mehr in private VOrsorge zu investieren als es bei Eltern der Fall ist.

Du zeigst ziemlich exakt das, was ich oben kritisiert habe: Man betrachtet nur einen kleinen Teil des ganzen und findet sich unfair behandelt. Man sieht für seine Situation nur vornehmlich die Nachteile und bei den anderen die Vorteile, grade dann, wenn sie wie in diesem Fall hier zeitlich teils Jahrzehnte auseinander liegen. Eltern mögen in jüngeren Jahren "Nachteile" haben (die sich aber größtenteils aus dem Nachwuchs an sich ergeben und nie kompensiert werden können), dafür haben sie im Alter es deutlich einfacher, weil sie neben der staatlichen Absicherung noch die eigene Familie als Sicherungsnetz haben. Der Kinderlose hingegen hat im Berufsleben es vll. einfacher, dafür muss er im Alter viel mehr Eigenverantwortung zeigen weil eben keine Familie zusätzlich bereitsteht, die einen im Fall der Fälle auffangen kann.
 
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Mustis schrieb:
Sie finanzieren maximal eine Grundabsicherung, stellen also das absolute Minimum zur Verfügung

Ja, aber ohne diese Grundabsicherung wäre eine private Vorsorge für die meisten kaum zu finanzieren.

dieses Anrecht hat sich jeder, der sein Arbeitsleben produktiv verbracht hat, ja wohl bereits längst verdient, da er selber ebenso ja heute einen erheblichen Anteil seines Verdienstes genau dafür aufwendet.

Das Umlageverfahren sagt dir sicher etwas, oder? Anrecht schön und gut, aber zu zahlst z. B. im Moment nicht für dich in die gesetzliche Rentenversicherung ein, sondern für die, die aktuell Rente beziehen. Bis du in Rente kommt, wird von "deinem" Geld nichts mehr übrig sein und die nächste Generation muss das übernehmen.

Du zeigst ziemlich exakt das, was ich oben kritisiert habe: Man betrachtet nur einen kleinen Teil des ganzen und findet sich unfair behandelt.

Wo habe ich gesagt, dass ich mich unfair behandelt fühle? Ich habe selbst keine Kinder und finde es völlig in Ordnung aus diesem Grund entsprechend eine höhere Abgabelast zu tragen. Und wo betrachte ich nur einen kleinen Teil? Viel mehr müssen wir uns als Gesellschaft entscheiden, wie wir in Zukunft zusammen leben wollen. Soll hier jeder nur für sich sorgen und wenn es schief geht, fällt er eben durchs Raster? Oder behalten wir unsere Solidargemeinschaft bei, wo die Starken für die Alten und Schwachen sorgen? Dann geht es aber nicht ohne entsprechenden Nachwuchs.

Wobei ich deine Verärgerung in Teilen auch nachvollziehen kann. Heutige Familien treten zum Teil sehr fordernd und anspruchsvoll auf, was ich persönlich auch nicht nachvollziehen kann. Mit kleinen Kindern muss es im Sommer keine Weltreise sein, ein günstiger Urlaub in Deutschland tut es auch. Ebenso kann man als Eltern auch durchaus mal einen Kombi/Van statt eines SUV fahren und den teuren Restaurants in der Stadt etwas seltener einen Besuch abstatten. Etwas Verzicht würde manchen an diesen und weiteren Stellen sicher nicht schaden.
 
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mospider schrieb:
Wer ist denn das obere Ende? Menschen die durch harte Arbeit leicht über dem Durchschnitt verdienen und mit Spitzensteuersätzen belohnt werden? Das ist die Mittelschicht, die genau wie der Mittelstand in der derzeitigen Politik keine Rolle spielen aber die jährlichen Erhöhungen der Abgaben tragen.
https://de.statista.com/statistik/d...e/jahresarbeitslohn-in-deutschland-seit-1960/
https://de.wikipedia.org/wiki/Einko...twicklung_des_Einkommensteuertarifs_seit_1958
Nur damit klar ist, wovon hier die Rede ist. Das Durchschnittliche Einkommmen liegt in DE laut Statistik etwas unter €3000,-
Der "Spitzensteuersatz" (45%) ist allerdings erst ab einem monatlichen Einkommmen von über €20000,- fällig.

Du kannst dich gerne darüber ärgern, dass du schon ab ca €4500,- Monatseinkommen mit 42% besteuert wirst, solltest dann aber nicht vom Spitzensteuersatz sprechen ... oder von "Leicht" überdurchschnittlichem Einkommen, denn Einkommen 50% drüber oder gar nach dem Spitzensteuersatz besteuerte Einkommen sind eindeutig etwas mehr als nur "leicht" überdurchschnittlich.

Abgesehen davon befindet sich der Spitzensteuersatz (45% ... also ab 250k Jahreseinkommen) seit 2004 auf einem Rekordtief und die Schwelle zu dieser Steuerzone lag bis 2000 etwa bei der Hälfte (120 - 130k Jahreseinkommen zahlten über 50%) ... vielleicht sollte man DA mal ansetzen.
Zwschenzeitlich lag die Schwelle zum Spitzensteuersatz mit nichtmal 60k Jahreseinkommmen eindeutig ZU niedrig.

Überlegt euch mal, was ihr in den 1990ern auf euer jetziges Arbeitseinkommen an Steuern hättet zahlen müssen. Ich möchte wetten, es wäre um einiges mehr gewesen.
 
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