LeahpaR schrieb:
Ich dachte das sei ein "Pornofilter"?
Ist halt gelaufen wie es auch in Deutschland (zum Glück vergeblich) versucht wurde. Als die Internetzensur ursprünglich eingeführt wurde, haben die Politiker (Kinder-)Pornographie als Todschlagargument benutzt. In der Praxis wird dann natürlich alles mögliche zensiert. Nicht nur alle Arten von Pornographie, sondern Darstellung von Gewalt, mutmaßlich extreme politische Aussagen usw. usw. (Und daneben natürlich eine riesige Zahl an mehr oder weniger irrtümlich gesperrten Websites. Z.B. hat es zeitweise die ganze Wikipedia erwischt.)
Der mit Abstand größte Einsatzfall für solche Sperren sind aber schnöde Urheberrechtsverletzungen. Da die Provider in GB ja sowieso gezwungen sind, großen Aufwand zum aktiven Überwachen und Zensieren zu betreiben, haben diverse Gerichte sie prompt dazu verdonnert, auch noch mutmaßliche Urheberrechtsverletzungen zu filtern. Ist ja kein wesentlicher Mehraufwand und somit fällt das Argument weg, das solche Sperren in anderen Ländern meist noch verhindert.
Die Rechteverwertungsindustrie hat in diesem Zusammenhang auch schon offen zugegeben, dass sie Kinderpornographie wörtlich für eine "großartige Sache" hält, weil man sie wunderbar dafür benutzen kann, um so eine Zensurinfrastruktur für das Internet aufzubauen. Und wenn die erstmal da ist, benutzt man sie für die eigenen Zwecke.
Ein Sahnehäubchen auf der britischen Internetzensur stellt meiner Meinung natürlich auch das Opt-Out-Prinzip dar.
Das muss man sich mal klar machen. Ein GB-Bürger muss seinem Provider explizit mitteilen, dass er auch harte Pornographie, Gewaltdarstellung, extremistische politische Propaganda usw. konsumieren will. Das dürften sich viele, die eigentlich keine Zensur wollen, dann doch verkneifen.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass jemand, der sich gegen diese "freiwillige" Zensur entscheidet, schneller ins Fadenkreuz von Ermittlungen gerät und ihm das bei mutmaßlichen Delikten auch direkt negativ angerechnet wird. Ein "anständiger Bürger "würde solche Inhalte schließlich gar nicht sehen wollen.