kachiri
Fleet Admiral
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@catch 22 Du unterschätzt hier durchaus den Aufwand, den man als Unternehmen hat, ein externes Servicecenter zu beauftragen. Das ist ja nicht einfach, ich such mir einen Anbieter raus und hol mir ein Angebot ein, sondern ich muss genau diese Strukturen zwischen Dienstleister und mir auch erst aufbauen. Den einzigen Vorteil, den man hier hat, ist letztlich die kurzfristige Verfügbarkeit der Mitarbeiter. Sobald die Strukturen insbesondere die Strukturen zum Informationsaustausch aufgebaut sind, die Mitarbeiter entsprechend geschult und eingewiesen sind, kann es i.d.R. losgehen.
Das Problem dabei ist allerdings, hier geht es scheinbar um eine "Kaufabwicklung". Da macht der externe Dienstleister am Anfang nicht mehr als nur zu vertrösten. Das hilft vielleicht, ist aber auch keine Lösung bzw. nur eine sehr kurzfristige Lösung. Es verlagert eigentlich nur das Problem ein kleines Stück nach hinten.
Mal ein Beispiel aus der Praxis. Ich arbeite für eine Kommune zufällig in dem Bereich, wo das eigene Servicecenter angebunden ist. In dem ich selbst schon telefoniert habe. Ich bin also schon etwas näher am Thema. Das Servicecenter arbeitet nicht nur als Dienstleister für die eigene Kommune, sondern auch für andere Kommunen. Das bietet sich hier an, weil das Produktportfolio ja relativ identisch ist.
Achtung: Identisch ja, aber die Prozesse können unterschiedlich gestaltet sein mit eigenen Eigenarten. Das mindert automatisch schon die Qualität der Arbeit für andere Kommunen, weil diese Eigenarten dann doch nicht immer berücksichtigt werden...
Wie gesagt: Auch für die eigene Kommune telefonieren wir quasi "im Auftrag" der Dienststellen. Das Fachwissen liegt in den Dienststellen. Die Vorgänge über die wir telefonieren liegt dort und bestimmte Dinge kann einfach nur die Dienststelle. Wir bzw. das Servicecenter ist also nicht mehr als eine "Auskunft". Einfache Fragen und Informationen können direkt vermittelt werden, komplexere Sachverhalte nur intern weitergegeben werden.
Und das hier genannte Thema der "Kaufoption" ist NICHTS was ich für den Kundenservice abwickeln kann. Auch nichts, wo mir ein externes Servicecenter hilft. Es hat seinen Grund, warum man bei sämtlichen Unternehmen bei Fragen zum Vertrag oder zu Rechnung (oder auch zur Technik) an bestimmte Stellen "weiterverbunden" wird.
Das Servicecenter kann bspw. bei Mobilfunkanbietern im Zweifel nicht nur Kundenfragen beantworten, sondern tatsächlich auch Tarife abschließen. Das war es dann aber auch schon. Fragen zur Rechnung kann nur die Buchhaltung des Unternehmens beantworten (Datenschutz) und Fragen zu technischen Problemen letztlich IM DETAIL nur die Technik des Unternehmen.
Hier macht ein outsourcen ja absolut kein Problem. Der Support "platzt" wegen dieser Umstellung. Einzige Möglichkeit für Grover wäre gewesen, bei Planung der Umstellung damit zu rechnen, dass das Volumen an Kundenanfragen in einem Zeitraum nach der Umstellung besonders groß sein wird und entsprechend Mitarbeiter für diesen Bereich zumindest zeitweise einzuplanen.
Und zwar INHOUSE. Weil das zumindest aus meiner Sicht eine Fragestellung für die Vertragsabteilung ist. Es geht darum, einen bestehenden Vertrag zu beenden und ein Angebot für die Ablöse zu erstellen. Das macht dir kein externer Dienstleister bzw. hast du dabei ein riesiges Datenschutzproblem, weil du derart sensible Daten nicht einfach an Dritte weitergeben kannst, darfst und letztlich auch gar nicht willst.
Diese Arbeitsbelastung ist es, warum viele Menschen nicht zurückkehren. Nicht, weil sie zu wenig Geld verdienen. Auch mit mehr Geld würden sie unter diesen Arbeitsbedingungen nicht zurückkehren. Das verlagert das Problem nur.
Das Gehalt einer Pflegekraft ist grundsätzlich gar nicht "so schlecht", wie man meinen würde. Damit kann man gut leben. Klar. Mehr nimmt man gerne. Immer.
Aber es ist nicht das Problem.
Soziale Berufe sind einfach verdammt unbeliebt: Sie sind psychisch anspruchsvoll. Immer. Egal ob du als Pfleger im Krankenhaus oder im Altenheim arbeitest. Egal ob du Erzieher im Kindergarten bis, ob du Streetworker auf der Straße bist, ob du Lehrer in der Schule bist.
Du siehst nicht nur die schönen Seiten des Lebens, sondern auch die schrecklichen, die Probleme der Gesellschaft. Damit musst du umgehen. Ist btw. auch im Rettungsdienst, bei der Polizei, der Feuerwehr oder den öffentlichen Verwaltungen so. Und dann wirst du heutzutage auch noch ständig "angefeindet". Das passiert Pflegern ja genauso, wie dem Erzieher, Lehrer und Streetworker. Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr - oder auch Mitarbeiter bei der öffentlichen Verwaltung können dir davon auch ein Lied singen...
Long story short: Nein. Zahlungsmangel ist nicht der simple Grund. Der simple Grund ist, dass die Mehrheit lieber BWL studiert und in den Sessel pupst und die Mehrzahl der Menschen einfach keine Lust hat, einen sozialen Beruf auszuüben. Nicht, weil zu schlecht bezahlt wird, sondern weil es schlicht zu anstrengend ist.
Aus dem selben Grund, warum Handwerksbetriebe auch immer schwieriger Auszubildende finden. Man muss anpacken. In sozialen Berufen kommt dann auch noch die enorme psychische Belastung dazu. Es ist einfach zu anstrengend.
Das unsere Gesellschaft dann auch noch ein riesiges Loch in der "arbeitenden" Bevölkerung hat, kommt erschwerend hinzu. Gerade gibt es wieder mehr Geburten (mehr Kinder in Schulen, Kitas, ...) und die Boomer-Generation geht auf das Rentenalter zu...
Wo sind denn die ganzen Fachkräfte. In welchen "gutbezahlten" Berufen, wenn doch quasi JEDE Branche darüber klagt, kein Personal zu finden.
Deutschland ist ein Land, deren Bevölkerung, rein auf Geburten- und Sterberaten reduziert, eigentlich abnehmen müsste.
Das Problem dabei ist allerdings, hier geht es scheinbar um eine "Kaufabwicklung". Da macht der externe Dienstleister am Anfang nicht mehr als nur zu vertrösten. Das hilft vielleicht, ist aber auch keine Lösung bzw. nur eine sehr kurzfristige Lösung. Es verlagert eigentlich nur das Problem ein kleines Stück nach hinten.
Mal ein Beispiel aus der Praxis. Ich arbeite für eine Kommune zufällig in dem Bereich, wo das eigene Servicecenter angebunden ist. In dem ich selbst schon telefoniert habe. Ich bin also schon etwas näher am Thema. Das Servicecenter arbeitet nicht nur als Dienstleister für die eigene Kommune, sondern auch für andere Kommunen. Das bietet sich hier an, weil das Produktportfolio ja relativ identisch ist.
Achtung: Identisch ja, aber die Prozesse können unterschiedlich gestaltet sein mit eigenen Eigenarten. Das mindert automatisch schon die Qualität der Arbeit für andere Kommunen, weil diese Eigenarten dann doch nicht immer berücksichtigt werden...
Wie gesagt: Auch für die eigene Kommune telefonieren wir quasi "im Auftrag" der Dienststellen. Das Fachwissen liegt in den Dienststellen. Die Vorgänge über die wir telefonieren liegt dort und bestimmte Dinge kann einfach nur die Dienststelle. Wir bzw. das Servicecenter ist also nicht mehr als eine "Auskunft". Einfache Fragen und Informationen können direkt vermittelt werden, komplexere Sachverhalte nur intern weitergegeben werden.
Und das hier genannte Thema der "Kaufoption" ist NICHTS was ich für den Kundenservice abwickeln kann. Auch nichts, wo mir ein externes Servicecenter hilft. Es hat seinen Grund, warum man bei sämtlichen Unternehmen bei Fragen zum Vertrag oder zu Rechnung (oder auch zur Technik) an bestimmte Stellen "weiterverbunden" wird.
Das Servicecenter kann bspw. bei Mobilfunkanbietern im Zweifel nicht nur Kundenfragen beantworten, sondern tatsächlich auch Tarife abschließen. Das war es dann aber auch schon. Fragen zur Rechnung kann nur die Buchhaltung des Unternehmens beantworten (Datenschutz) und Fragen zu technischen Problemen letztlich IM DETAIL nur die Technik des Unternehmen.
Hier macht ein outsourcen ja absolut kein Problem. Der Support "platzt" wegen dieser Umstellung. Einzige Möglichkeit für Grover wäre gewesen, bei Planung der Umstellung damit zu rechnen, dass das Volumen an Kundenanfragen in einem Zeitraum nach der Umstellung besonders groß sein wird und entsprechend Mitarbeiter für diesen Bereich zumindest zeitweise einzuplanen.
Und zwar INHOUSE. Weil das zumindest aus meiner Sicht eine Fragestellung für die Vertragsabteilung ist. Es geht darum, einen bestehenden Vertrag zu beenden und ein Angebot für die Ablöse zu erstellen. Das macht dir kein externer Dienstleister bzw. hast du dabei ein riesiges Datenschutzproblem, weil du derart sensible Daten nicht einfach an Dritte weitergeben kannst, darfst und letztlich auch gar nicht willst.
Nicht immer ist Geld der Grund. Keine Frage. Bei den aktuellen Bedingungen in vielen sozialen Berufen ist das auch(!) ein Symptom(!) des Fachkräftemangel. Fakt ist aber. Geld ist das geringste Problem. Diese Berufe zerren so schon physisch und psychisch extrem an einen Menschen. Personalmangel (und der ist nicht allein darin begründet, dass zu wenig bezahlt wird) sorgt für einen enormen Mehraufwand für das vorhandene Personal. Überstunden (die man nie im Leben abfeiern wird können), Mehrarbeit sind die eine Seite - die andere Seite sind der innere Kampf mit sich selbst, weil einem die Arbeit über den Kopf steigt und man letztlich festlegen muss, welche Tätigkeiten werden gemacht und welche werden nicht gemacht. Welcher Patient erhält die "Vollpflege" welcher Patient nur "das Mindeste" (was eigentlich nicht genug ist). Das sind Menschen. Die wissen, wenn sie einen Patienten vernachlässigen. Aber was sollen sie machen.DieRenteEnte schrieb:Fachkräftemangel hat einen simplen Grund: Zahlungsmangel
Diese Arbeitsbelastung ist es, warum viele Menschen nicht zurückkehren. Nicht, weil sie zu wenig Geld verdienen. Auch mit mehr Geld würden sie unter diesen Arbeitsbedingungen nicht zurückkehren. Das verlagert das Problem nur.
Das Gehalt einer Pflegekraft ist grundsätzlich gar nicht "so schlecht", wie man meinen würde. Damit kann man gut leben. Klar. Mehr nimmt man gerne. Immer.
Aber es ist nicht das Problem.
Soziale Berufe sind einfach verdammt unbeliebt: Sie sind psychisch anspruchsvoll. Immer. Egal ob du als Pfleger im Krankenhaus oder im Altenheim arbeitest. Egal ob du Erzieher im Kindergarten bis, ob du Streetworker auf der Straße bist, ob du Lehrer in der Schule bist.
Du siehst nicht nur die schönen Seiten des Lebens, sondern auch die schrecklichen, die Probleme der Gesellschaft. Damit musst du umgehen. Ist btw. auch im Rettungsdienst, bei der Polizei, der Feuerwehr oder den öffentlichen Verwaltungen so. Und dann wirst du heutzutage auch noch ständig "angefeindet". Das passiert Pflegern ja genauso, wie dem Erzieher, Lehrer und Streetworker. Rettungsdienst, Polizei und Feuerwehr - oder auch Mitarbeiter bei der öffentlichen Verwaltung können dir davon auch ein Lied singen...
Long story short: Nein. Zahlungsmangel ist nicht der simple Grund. Der simple Grund ist, dass die Mehrheit lieber BWL studiert und in den Sessel pupst und die Mehrzahl der Menschen einfach keine Lust hat, einen sozialen Beruf auszuüben. Nicht, weil zu schlecht bezahlt wird, sondern weil es schlicht zu anstrengend ist.
Aus dem selben Grund, warum Handwerksbetriebe auch immer schwieriger Auszubildende finden. Man muss anpacken. In sozialen Berufen kommt dann auch noch die enorme psychische Belastung dazu. Es ist einfach zu anstrengend.
Das unsere Gesellschaft dann auch noch ein riesiges Loch in der "arbeitenden" Bevölkerung hat, kommt erschwerend hinzu. Gerade gibt es wieder mehr Geburten (mehr Kinder in Schulen, Kitas, ...) und die Boomer-Generation geht auf das Rentenalter zu...
Wo sind denn die ganzen Fachkräfte. In welchen "gutbezahlten" Berufen, wenn doch quasi JEDE Branche darüber klagt, kein Personal zu finden.
Deutschland ist ein Land, deren Bevölkerung, rein auf Geburten- und Sterberaten reduziert, eigentlich abnehmen müsste.
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