Grundlagen für die nächste Generation

TriggerThumb87 schrieb:
Wie/Wo geht das? Muss man dafür nicht Lehrer sein? Bzw. etwas "auf Lehramt" studiert haben?

Es gibt sogenannte Zertifikatskurse für Mangelfächer in NRW. Informatik gehört dazu. In diesen Fächern können fertig ausgebildete Lehrer ein Schuljahr lang einen Tag pro Woche eine Fortbildung machen und schließen diese dann mit einem Zertifikat ab, mit dem man dann über die Lehrbefähigung verfügt. In meinem Fall also Informatik für die Klassen 5-10. Leider habe ich diesen Kurs im Corona Jahr gemacht und war von den paar Monaten auch noch einen Monat in Elternzeit. Daher die geringe Anzahl. Glücklicherweise war der Zertifikatskurs von minderer Qualität, also am Ende nicht "ganz so Schade". Studierte Lehramtsinformatiker für den Sekundarstufe 1 Bereich gibt es schätzungsweise 5 Stück in ganz NRW. Selbst meine beiden Z-Kursleiter sind selbst keine "richtig" ausgebildeten Informatiklehrer. Die haben uns gesagt, dass die beiden nichtmal welche kennen...
Alle anderen haben einen Z-Kurs oder gar nichts.
 
Es ist echt traurig zu lesen, wie wenig der Staat für gute Bildung ausgibt. Würden Lehrer besser bezahlt, wären sie auch besser ausgebildet. Informatik ist eine Kernkompetenz der Zukunft, genau wie Deutsch, Mathematik und Englisch. Und wir müssen den Kindern die bestmögliche Bildung in diesen Fächern ermöglichen.
Vielen Usern von CB sind diese Prioritäten der Arbeitswelt wohl bekannt, ich denke deshalb ist ihnen das Thema hier so wichtig.
 
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@offtopic:
ghecko schrieb:
Würden Lehrer besser bezahlt, wären sie auch besser ausgebildet.
Sicher, dass Lehrer in Deutschland so leiden? 3300 Netto zum Einstieg? Als Beamter?
https://www.spiegel.de/start/berufs...eamtet-a-ddf29bb3-b2ec-4f4d-975b-87ad23dad5d9
Du hast nebenbei noch
  • eine KV die keine weiteren Zusatzversicherungen benötigt (Wert 50€/Monat?)
  • Eine gute BerufsUnv-Vers (Wert 50-100€ / Monat?)
  • Eine sehr gute Altersvorsorge (Wert 300€ / Monat?)
(- Mehr Urlaub ist immer schwer zu Vergleichen wgn Klausuren)
Um als Angestellter das gleiche zu erreichen, musst du also grob 3400 Netto haben! Finde mal nen Master-Informatiker, der das hinkriegt. Was braucht man dafür? 65k-70k pro Jahr Einsteigsgehalt. Ohne Berufserfahrung?

Und guck dir mal aus finanzieller Sicht Karriere-Möglichkeiten an. Natürlich ist Schulleiter kein einfacher Job. Aber A16 ist mehr, als die meisten Uni-Profs verdienen. Gym-Lehrer verdienen bereits "so gut", dass sie sich den Stress als Koordinator oder gar Schulleiter idR nicht antun.

@Ontopic:
Finde total super, dass du hier fragst und auch deine Einstellung und Ehrlichkeit!
Ich würde Kindern unbedingt komplzierte und abschreckende Dinge ersparen. Also bloß kein C/C++.
Scripten und Excel hilft aber jedem im späteren Leben!
Um ihnen einen Einstieg zu ermöglichen gibts so "Kinder-Programmiersprachen", wo man ganz langsam und grafisch an Konzepte wie "if" oder "for" oder "function" herangeführt wird:
https://studio.code.org/s/course1/stage/7/puzzle/1 (if, for, ..)
https://studio.code.org/courses

Wenns darum geht Programmiere zu lernen:
Frag sie mal, was sie in Mathe auf haben und ergoogle mit ihnen gemeinsam(!) wie man die Aufgaben zB mit python "ausrechnet". Also Hilfe zur Selbsthilfe? Wenn du dann noch ne Funktion baust, die, mit den richtigen Parametern gefüttert, alle Aufgaben eines Typs ausrechnen kann, haben viele evtl. nen "aha" Moment bzgl. Funktionen.
 
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Kingriki schrieb:
-Ist das basale Lehren von Html und CSS in den Zeiten von Homepagebaukastensystemen noch zeitgemäß?

HTML und CSS sind praktisch weil da was buntes dabei rauskommt, jetzt so im Vergleich zu einem Kommandozeilenprogramm. Wirklich brauchbar ist das Wissen dazu aber nicht, wenn man nicht später in die Richtung geht.

Ich würde HTML/CSS nicht unbedingt als Ziel sehen, aber es ist evtl. trotzdem interessant wenn z.B. bei der Programmierung am Ende eine HTML-Seite rauskommt statt eine langweilige Ausgabe auf der Konsole.

Kingriki schrieb:
-Gehört Wissen über Datenbanken (Access) zur informatischen Grundbildung?

Datenbanken sind sehr interessant, aber einfach zu kompliziert für den Anfang. Ich würde mir wünschen mehr Leute könnten mit Datenbanken umgehen und würden ihren Kram nicht inkonsistent formatiert in Excel schmeissen. Aber ich sehe es nicht wirklich als realistisch das man Schülern in dem Alter ohne Vorkentnisse da genug beibringen kann damit es nützlich ist.

Kingriki schrieb:
-Welche Programmiersprachen/ Umgebungen sind zu empfehlen?

Wenn man es eher spielerisch machen will sowas wie Scratch, kann aber auch sein das in dem Alter das zu sehr wie Kindergarten rüberkommt.

Ansonsten eindeutig Python als erste Programmiersprache für Anfänger. Das ist der einfachste Einstieg, und es ist auch einfach mit Abstand die nützlichste Sprache für Leute die ansonsten nicht Programmieren. Es gibt Unmengen an Libraries, und es ist ideal um z.B. einfache Sachen zu automatisieren im Job. Man muss gar nicht so viel Python können damit man so ein paar Sachen die man sonst lästig per Hand macht dann automatisch machen kann.

Eine andere Variante wäre Javascript. Die Sprache ist nicht toll, aber jeder hat eine Entwicklungsumgebung dafür schon auf seinem Computer und man kann sehr einfach Sachen mit UI machen die halt etwas spannender wirken.

Kingriki schrieb:
-Sind Robotik und 3D Druck die Technologien der nächsten Generation und sollten auf jeden Fall einen
Schwerpunkt in der Schule bilden?

3D Druck ist sehr, sehr empfindlich. Wenn man nicht viel Zeit hat um sich damit zu beschäftigen und den Drucker zu reparieren dann ist das eher nichts. Das dauert auch ewig, ein kleines Modell druckt immer noch 1-2 Stunden, größere auch gerne mal einen Tag. Das passt nicht wirklich gut in eine Unterrichtseinheit.

Robotik kenne ich mich nicht aus, ich vermute das das eher teuer und komplex ist. Aber wäre sicher interessant.

Kingriki schrieb:
-Sind klassische Programmiersprachen schon eher von Gestern und Appentwicklung die neue "Basis

Apss werden auch mit Programmiersprachen geschrieben. Ich würde aber auf keinen Fall auf sowas wie z.B. Android Apps entwickeln gehen, da ist so viel Kram drumherum der verwirrt und das alles unnötig kompliziert für Anfänger macht.
 
TriggerThumb87 schrieb:
Ah, man muss also schon Lehrer sein. Nur für irgendwas anderes, richtig?
Ja, genau. Bzw. als Lehrer arbeiten. Ein Quereinsteiger, dürfte ebenfalls einen solchen Kurs besuchen.
Fun Fact: in meinem Z-Kurs saß ein Sport/ Deutschlehrer, der die ganze Zeit am Handy daddelte und keinen Plan von irgendwas hatte. Er ist ein netter Kerl, aber er ist ohne Zusatzkurs aus diesem Kurs gegangen. Das schöne: Man bekommt das Zertifikat bei einer Teilnahmequote von mindestens 80%. Es gibt nichts Prüfungsähnliches.

kuddlmuddl schrieb:
@offtopic:
Sicher, dass Lehrer in Deutschland so leiden? 3300 Netto zum Einstieg? Als Beamter?
Du hast nebenbei noch
  • eine KV die keine weiteren Zusatzversicherungen benötigt (Wert 50€/Monat?)
  • Eine gute BerufsUnv-Vers (Wert 50-100€ / Monat?)
  • Eine sehr gute Altersvorsorge (Wert 300€ / Monat?)
Kleine Korrektur für einen Nichtgymnasiallehrer:
Einstiegsgehalt liegt bei rund 3000€. Eine Krankenversicherung kostet zusätzlich 250€ ( jährlich steigende Kosten), zusätzlich Eigenanteil von 300€ jährlich zu Arztrechnungen. Zusätzlich müssen alle Rechnungen an zwei verschiedenen Stellen eingereicht und sowohl die PKV, als auch die Beihilfe machen bei jeder 2. Einreichung Stress, dass sie irgendwelche Kosten nicht übernehmen wollen. (Kleine Nebeninfo, dass privatversichert sein auch nervt und vor allem Zeit frisst ;) )

Eine Lehrerausbildung besteht aber neben dem Masterstudium auch noch aus einer 18 monatigen Ausbildung, bei der man nur 1300€ verdient.

Aber ich gebe dir Recht, mehr Gehalt macht meinen Job nicht leichter. Andere Dinge, die den Staat zur Kasse bitten, würden mich mehr freuen, als ein höheres Einkommen. Aber ein anderes Thema ;)

kuddlmuddl schrieb:
@offtopic:
Und guck dir mal aus finanzieller Sicht Karriere-Möglichkeiten an. Natürlich ist Schulleiter kein einfacher Job. Aber A16 ist mehr, als die meisten Uni-Profs verdienen. Gym-Lehrer verdienen bereits "so gut", dass sie sich den Stress als Koordinator oder gar Schulleiter idR nicht antun.

Genau hier setzt die Falschverteilung an:
Der Gymnasiallehrer für z.B. die Fächer Sport und Erdkunde, der Dienst nach Vorschrift macht verdient so viel wie die Englisch/ Mathe Kollegin, die in 3 Arbeitsgruppen ist und weiteres Engagement zeigt. Allerdings arbeitet sie dafür (die Zahl ist nicht übertrieben) 15 Stunden mehr pro Woche.

Zurück zum Thema:
Phyton wurde hier häufiger genannt. Die Sprache kann ich zwar nicht, bin aber so kühn zu behaupten, dass ich sie mir aneignen könne. Ein Bekannter Lehrer (gleicher ZKurs) schwärmte davon.

Haltet ihr Phyton für einfacher als das Programmieren mit Processing (Java)?
Ausblick: Die kommende Woche wird ziemlich Stressig, aber am Wochenende liste ich hier mal auf, was wir in JG 5/6 und in JG 9 derzeit so machen!
 
Kingriki schrieb:
Haltet ihr Phyton für einfacher als das Programmieren mit Processing (Java)?
Ich finde besonders als Einsteiger Python sehr logisch.
int main() {
std::cout << "Hello World!";
return 0;
}
print('Hello, world!')

public class HelloWorld
{

public static void main (String[] args)
{
// Ausgabe Hello World!
System.out.println("Hello World!");
}
}
 
Kingriki schrieb:
Haltet ihr Phyton für einfacher als das Programmieren mit Processing (Java)?
Ich würde behaupten, dass das nur wenig Unterschied macht. Mit leichter Tendenz pro Python.

Python verzeiht mehr Fehler und lässt sich etwas mehr wie natürliche Sprache lesen. Zudem gibt's diverse Shortcuts, die in Java etwas versteckter sind.
Java dagegen ist sehr strikt und verzeiht nichts. Ich persönlich sehe das als Vorteil, aber das liegt wohl eher an der beruflichen Perspektive.

Am Ende ist der Unterschied auf den ersten Blick hauptsächlich "nur Syntax". Die muss man ein mal lernen und verinnerlichen und dann hat sich das. Vergleichbar mit dem Lernen der Buchstaben in der ersten Klasse. Danach macht die Sprache selbst keinen großen Unterschied mehr.

Aber das ist ja noch nicht alles. Als nächstes kommen die mitgelieferten Bibliotheken und Funktionen. Vom Umfang und den Möglichkeiten her tun sich die beiden Sprachen da nicht viel, aber Python lässt sich einfacher verstehen.
Nach einiger Zeit verhält sich das aber auch wie mit der Syntax: Das lernt man einmal auswendig und dann weiß man wie es geht und muss keinen Gedanken mehr daran verschwenden.

Es sind halt (wie der Name schon sagt) Sprachen. Wie Deutsch und Englisch. Man kann mit beiden alles ausdrücken. Im Englischen gibt's keine Artikel und insgesamt ist alles etwas simpler gestrickt. Dagegen ist Deutsch extrem präzise und strikt. Aber man kommt mit beidem zum Ziel. Der Weg und die Lernkurve sind halt unterschiedlich.
Heißt aber auch: Wenn man einmal das Konzept der Programmierung verstanden hat, kann man auch ziemlich einfach eine neue Sprache lernen.

Ich betrachte Programmiersprachen einfach als Werkzeug. Alles sind Schweizer Taschenmesser. Bei dem einen ist ein richtig guter Flaschenöffner dabei, das andere hat die beste Säge und dann gibt's noch eins mit eingebauter Taschenlampe. So oder so ähnlich :mussweg:

@MindofRafi Als ob jemals in der Geschichte irgendein HelloWorld Beispiel irgendeine Aussagekraft über irgendetwas gehabt hätte - außer über die Konsolenausgabe eines einzelnen Strings :D Sobald da 20 Zeilen mehr Code dazu kommen, wird der Unterschied wieder deutlich geringer. Und zudem kommt's noch drauf an mit welchen Libs oder Frameworks gearbeitet wird. Dann kann man auch in C++ mit einem print('foo') die Konsolenausgabe machen. Gerade Schülern sollte man sowas zur Verfügung stellen, damit sie sich mit möglichst wenig Eigenheiten der Sprachen herumschlagen müssen. Nach und nach kann man dann den Umfang der bereitgestellten Funktionen reduzieren.
 
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benneq schrieb:
Als ob jemals in der Geschichte irgendein HelloWorld Beispiel irgendeine Aussagekraft über irgendetwas gehabt hätte - außer über die Konsolenausgabe eines einzelnen Strings :D
Ich kann nur aus meiner Anfänger Erfahrung sprechen und für mich war python immer logischer. Hab mich in Java und c++ aber auch nicht so viel eingelesen als dass ich sagen könnte wie es bei einem langen Code aussieht. Wobei ich bezweifle, dass die Schüler überhaupt soweit im Unterricht kommen soetwas zu schreiben.
 
Ich meinte auch eher, dass man den Schülern zu Beginn immer einen "Rahmen" geben sollte. In Python wär das wohl im einfachsten Fall nur eine leere Datei, in C/C++ eine main Funktion und in Java eine Klasse mit main Methode.

Aber man muss von niemandem verlangen zu verstehen, was eine Klasse ist, was eine main Methode oder warum da immer "return 0" am Ende stehen muss. Es ist halt eine Datei, wo in der Mitte steht "your code goes HERE" und alles andere kann ignoriert werden.

Um den Code für den Einstieg zu erleichtern, müssen dann auch in Python Module (am besten vom Lehrer für die jeweilige Unterrichtseinheit zugeschnitten) importiert werden. Aber keiner muss verstehen was Module oder Imports sind. Und schon hat man auch in Python ein paar Zeilen in der Datei, die einfach hingenommen und ignoriert werden sollen.
Diese Fähigkeit muss also in jedem Fall gegeben sein. Die Anzahl der zu ignorierenden Zeilen ist natürlich unterschiedlich, aber ich würde mal behaupten, dass das keine Rolle spielt.
Deshalb sehe ich so eine Betrachtung als irrelevant bei der Auswahl der Sprachen an. Irgendwas gibt's immer, was die Schüler einfach hinnehmen und benutzen sollen, ohne verstehen zu müssen warum das da steht oder wie genau es im Detail funktioniert.

Mit Tools wie z.B. "Processing" (Java) wird dieses ganze Drumherum versteckt. Schreibt sich dann fast so wie Python, nur dass logischerweise die Syntax etwas anders ist. Aber der Schüler sieht keine Klassen, keine main Methode, keine Imports. Das HelloWorld Beispiel ist dann auch einfach nur noch ein Einzeiler.

Deshalb meinte ich, dass HelloWorld immer ungeeignet ist für Vergleiche von Sprachen. Was nicht heißen soll, dass Java oder C++ hier eine bessere Wahl als Python wäre. Aber das hatte ich ja schon im Beitrag zuvor geschrieben :)
 
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Kingriki schrieb:
Haltet ihr Phyton für einfacher als das Programmieren mit Processing (Java)?
Nein. Tu dir selbst einen Gefallen und verwende eine Programmiersprache, die Anfänger oder Schüler bzw. Schulen als Zielgruppe hat, das macht dein Leben und das deiner Schüler einfacher denn du wirst einfacher Konzepte und Aufgaben damit realisieren können die allen Beteiligten Spaß machen.

Ich erinnere mich an die erste Zeit in der Schule wo ich programmieren gelernt habe (mit Delphi) und dann wie ich an der Uni C++ gelernt habe und die dritte Sprache war glaube ich Java, auch im Studium. Nach dem Studium hab ich dann richtig programmieren gelernt :D.
Worunter ich anfangs gelitten habe war in der Tat das was einige hier auch anführen: eine aufwendigere Syntax wie bei C++ führt neue Fehler Quellen ein aber vor allem führt dazu dass man auf 20 Kleinigkeiten zusätzlich achten muss. Sogenannte statische Typisierung führt dazu, das der Computer wissen will/muss ob man da gerade mit einem String oder einer Zahl hantiert. Das kann manchmal zusätzlich frustrierend sein.

In jedem Fall ist programmieren lernen frustrierend, nimm eine Sprache die speziell für Lehre bzw. Schüler entwickelt wurde.
 
Ich möchte nur nochmal anmerken, dass textbasierte Programmiersprachen durch ihre Syntax, egal ob etwas komplizierter oder etwas einfacher, schon allein dadurch eine gewisse Einstiegshürde darstellen und anfangs sehr trocken sind. So wie ich @Kingriki verstanden habe ist das Niveau der Schüler ja eher mäßig und ich würde fast behaupten, dass das mutmaßlich niedrige Anfangsinteresse noch weiter sinken wird, wenn man zunächst damit beginnen muss, den Aufbau der Sprache selbst zu vermitteln, bevor man überhaupt mit dem eigentlichen Inhalt beginnen kann, der zudem mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einer reinen Konsolenanwendung besteht. Klar, die Syntax lernt man mit der Zeit automatisch mit, aber es ist eben noch nen Ticken mehr, den man in den Kopf reinkriegen muss. Außerdem weckt man das Interesse der Schüler eher, wenn sie sehen welche Änderungen ihr Code bewirkt

Genau in diese Kerbe schlagen grafische Programmiersprachen wie Labview als vollwertige, professionelle Programmiersprache, die beispielsweise im Bereich des Rapid Prototyping gänzt, oder eben Scratch als Lernsprache. Hierbei kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren, weil man keine Bibliotheken laden muss und sich keinen Kopf um Semikolon, geschweifte Klammer oder dergleichen machen muss. Der Fokus liegt bei Scratch sicherlich auf spielerischem Lernen und ich denke genau das ist der Vorteil beim Einstieg, insbesondere bei denen, die kein spezielles Interesse für das Programmieren mitbringen.
Zumindest würde ich Scratch als erste Einführung verwenden, um grundlegende Konzepte wie "falls X dann Y", "wiederhole fortlaufend" und dergleichen zu vermitteln - das meine ich im übrigen wörtlich, Scratch kann man auf Deutsch programmieren und das ganze sogar im Browser..

Zur Demonstration ein kleines Video, das ich eben zusammengeklickt habe:





Ich möchte behaupte, dass es keine niedrigere Einstiegshürde gibt als das. Wenn der Lehrer ein Projekt schon vorprogrammiert, um anhand dessen eben diese Funktionen zu erklären, kann er den Schülern super Aufgaben stellen, die das Programm erweitern. In der obigen Demo ganz banal beispielsweise hoch und runter, ein Sprint-Modus mit Leertaste, hüpfen, etc.. Es gibt viele Beispiele, die man sich auch auf der Seite von Scratch direkt anschauen kann. Das Potential für Programmiereinsteiger im jungen Alter ist meines Erachtens enorm.


Es spricht auch nichts dagegen, später darauf aufbauend zu python, etc überzugehen, um das Erlernte dort anzuwenden. Wenn die Konzepte von "falls X, dann Y", etc. verstanden wurden, ist es ein Leichtes, dies auf if und while zu übertragen, auch ohne besondere Englischkenntnisse.
 
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Raijin schrieb:
Ich möchte nur nochmal anmerken, dass textbasierte Programmiersprachen durch ihre Syntax, egal ob etwas komplizierter oder etwas einfacher, schon allein dadurch eine gewisse Einstiegshürde darstellen und anfangs sehr trocken sind.
Eben. Zumal wenn man kaum Englisch spricht muss man auch Dinge wie "weil, tu" oder "iff thän äls" auswendig lernen. Nur als Beispiel um mal so die Perspektive noch zu verdeutlichen.
Mit scratch und anderen kann man sich das eigentliche, das algorithmische Denken, konzentrieren. Wenn man es schafft so sogar Funktionen zu vermitteln, dann wäre das schon eine sehr gute Leistung, es gibt genug Studienfächer, deren Studienabgänger üblicherweise ohne Funktionen 'programmieren', sondern einfach per copy&paste Code unten dran kopieren und dann variablen umbenennen..
Man bedenke also, dass auch studierte Menschen regelmäßig mit aller einfachsten Grundlagen von programmieren hadern.
 
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Mir geht diese "Welche Sprache"-Diskussion auf den Keks.
Wir haben die hier in jedem Thema, mit denselben Leuten, und ihren "Lieblingssprachen".

Ich wiederhole nichtmal mehr meinen Standpunkt, ich wünsche mir da eigentlich nur vernünftige Moderation.
 
Ganz genau. Ich denke das Kernziel des Informatik-Unterrichts sollte einfach das strukturierte Denken sein, das eben vorrangig durch Programmieren vermittelt wird. Einfach um zumindest eine Vorstellung davon zu haben, was unter der Haube einer App so abläuft und wie Ursache und Wirkung zusammenhängen und auch wie man aus einer bestimmten Sachlage Schlüsse zieht.

Es klingt eigentlich banal, aber es gibt wirklich viele Menschen, die eben nicht logisch denken können. Oftmals scheitert man schon an der Interpretation folgender Aussage:

Alle Lehrer sind Menschen. Stefan ist ein Mensch und daher Lehrer.

So banal das Beispiel auch klingt und so offensichtlich es auch falsch sein sollte, dieser Fehler wird häufig und gern gemacht. Da die ursprüngliche Prämisse fehlerbehaftet ist und somit auch die Schlussfolgerung daraus. Das Beispiel ist blöd gewählt? Dann ersetze man "Lehrer" durch eine Minderheit nach Wahl und schaue mal wie innerhalb dieser Gruppe generalisiert wird.

Alle Benutzer auf computerbase.de kennen sich mit Computern aus. Stefan ist ein Benutzer auf computerbase.de und daher kennt er sich aus.

Gerade in den stark technisch orientierten Bereichen wie Programmierung, Netzwerke und dergleichen wird gerne vorausgesetzt, dass jeder Benutzer sich auskennt, weil sich ja "alle" hier im Board auskennen. Das merkt man daran, dass auf Fragen zB gerne mit Kommandos für die Eingabeaufforderung geantwortet wird, ohne nähere Erklärung wie man da überhaupt hinkommt oder was das bewirken soll - "weiß doch jeder".


Das zeigt im übrigen auch, dass man selbst mit Informatik im Rücken nicht immer logisch ist ;)
 
@Kingriki
Ich bin weder Lehrer noch Pädagoge, was ich den Schülern vermitteln würde wäre lebenspraktisches.
Folgendes fiel mir spontan ein, du könntest hier beliebig andocken und entsprechend der Fähigkeiten der Kids (individuell) anpassen. Ohne sinnvolle Reihenfolge, ich glaube du kannst das besser einschätzen.

  • Fotografieren, Bilder bearbeiten und ausdrucken (Drogerie, online, etc.)
  • rudimentäre EDV Grundlagen (Hardware)
  • wie schon genannt Medienkompetenz-Übungen, auch mit praktischen aktuellen Beispielen
  • Informationen im Internet und auf dem eigenen Gerät suchen und finden
  • ein Betriebsystem installieren
  • eine App passenden zu den Anforderungen finden, installieren und deinstallieren
  • Datenschutz Basics (Wer bekommt welche Informationen, und warum ist das wann nötig, etc.)
  • ein Wiki/Blog für die Schule einrichten und füllen
  • eine Schülerzeitung digital gestalten und herausgeben (Druck oder/oder digital), vielleicht gibts sowas bei euch und ihr könntet im Kollegium „interdisziplinär“ arbeiten
  • Markdown/Latex lernen und anwenden (je nach Fertigkeit)

Ansonsten, frag doch auch die Schüler, vielleicht haben die eigene Themen die sie gern ergründen wöllten.

Je nachdem wie das Wissen deiner Schüler ist könntest du Gruppen so bilden das die die „mehr“ Ahnung haben zusammenarbeiten dürfen. Ich fands als Schüler doof mit Banknachbar xyz die Funktionen der Windows-Oberfläche erkunden zu müssen, obwohl ich das schon konnte.

Extra: Falls ihr total gut mit Technik ausgestattet seid, Swift-Programmierung in einfach ootb:
https://www.apple.com/de/swift/playgrounds/
https://www.apple.com/de/education/k12/teaching-code/
 
Hier gibt es ja schon einige wirklich gute Beiträge, daher will ich an dieser Stelle nur ergänzen.

Was mir beim Lesen dieses Threads gefehlt hat, sind die Windows-Grundlagen wie die Simple Verwendung des Windows-Explorers. Die wenigsten Teenager, die ich kenne, wissen überhaupt, was das ist, geschweige denn wofür es da ist und wie man es bedient. Ein paar Beispiele:
1. Wenn nach dem Einstecken des USB-Sticks nicht automatisch ein Fenster aufgeht, tritt Überforderung ein.
2. Wenn nach dem Herunterladen einer Datei im Browser die Nachfrage, was mit der Datei geschehen soll (Öffnen / Speichern ...) aus Versehen weggeklickt wird, wird die Datei neu heruntergeladen, anstatt sie über den Windows Explorer zu öffnen.
3. "Ich habe auf Speichern geklickt, aber die Datei ist nicht da" ("da" = auf dem Desktop)

Ich würde mir bei so manchen Computer-Hilfe-Sessions, die ich an diverse Bekannte und Verwandte gebe, wünschen, dass zumindest dieses Grundverständnis da ist, und arbeite langsam immer weiter darauf hin.

Wo man da am besten anfängt, weiß ich leider auch nicht. Jedenfalls macht es meiner Meinung nach keinen Sinn, mit dem Programmieren in egal welcher Sprache anzufangen, wenn solche Dinge nicht klar sind. Office (das heißt in dem Fall Word, PowerPoint und Excel) sollten thematisch auch zumindest mal angeschnitten werden.
Dateiformate gehören auch dazu: Ich habe die Datei doch zu Hause (in LibreOffice Writer) gespeichert, wieso kann ich sie hier (in MS Office Word) nicht öffnen?
Und natürlich das Grundverständis "des Internets".

Andere Beispiel-Baustelle: Manche Teenager aus Familie und Verwandtschaft können ihr Smartphone zwar 1A bedienen, wenn es darum geht, wie man neue Spiele installiert, sie spielt etc.
Aber der Unterschied zwischen einer mobilen Datenverbindung und einer WLAN-Verbindung scheint auch nach einigen teuren Rechnungen vom Provider noch nicht gänzlich verstanden zu sein. Oder der Unterschied zwischen Handynetz und "dem Internet". SMS und Anrufe brauchen keine Internetverbindung. SMS und Anrufe kosten aber Geld, WhatsApp nicht. Dafür braucht WhatsApp eine Internetverbindung. Nein, nicht unbedingt WLAN, eine mobile Datenverbindung geht auch. Nein, die hat nichts mit SMS zu tun.
Wie oft habe ich den Satz gehört, eine SMS könne nicht verschickt werden, weil ja eine Internetsperre eingerichtet sei.

Verzeiht mir den Sarkasmus an der ein oder anderen Stelle, ich habe natürlich auch Verständis dafür, wenn das für den Einen oder Anderen einfach nicht interessant genug ist, um sich damit tiefergehend auseinanderzusetzen. Nur das gewisse Grundverständis ist mMn. in der heutigen Zeit wichtig.
 
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ghecko schrieb:
Medienkompetenz halte ich aber für ein Konzept das zweifellos mit Informatik zu tun hat, aber von der Komplexität in ein eigenes Fach gehört.

👍🏽 Da stimme ich dir zu
 
Kingriki schrieb:
Ist das basale Lehren von Html und CSS in den Zeiten von Homepagebaukastensystemen noch zeitgemäß?
Ich würde es sein lassen.
Kingriki schrieb:
Sind Robotik und 3D Druck die Technologien der nächsten Generation und sollten auf jeden Fall einen Schwerpunkt in der Schule bilden?
Würde ich nur im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft (AG) anbieten.
Kingriki schrieb:
Welche Programmiersprachen/ Umgebungen sind zu empfehlen?
Python via IPython (Jupyter Notebook).
 
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