So, jetzt nehm ich mir doch Zeit und versuch das Ganze hier zu erklären:
Du musst die Platte zuerst schleifen.
Dafür kannst Du entweder einen
Bandschleifer (die einfachen fangen bei rund 60,-€ an), oder einen
Excenterschleifer (Preise ab ca. 45,-€) nehmen.
Einen "normalen" Schwingschleifer würde ich pers. nicht nehmen. Das Problem bei diesen ist ihre Funktionsweise. Durch die gleichmäßigen Kreisbewegungen bekommst Du beim Schleifen ein ziemlich gleichmäßiges Schleifbild ins Holz. Das kann man hinterher u.U. auf der fertigen Platte sehen. In Form von vielen kleinen Kreisen. Ein geübter (Hobby-) Schreiner kann dies sicher auch mit einem Schwingschleifer, aber gerade für einen Anfänger sind die beiden oberen Geräte einfacher zu handhaben.
Wenn Du nur einmalig diese eine Platte machen willst und sonst nix mit der Materie am Hut hast solltest Du Dich auch bei Freunden oder Arbeitskollegen umhören. Vllt. kann Dir dort jemand so ein Maschinchen leihen.
Bevor Du Dich jetzt aber an Deine teure Buchenplatte machst (über 70,-€ plus Öl oder Lack und Schleifmittel bist Du bei 100,-€), solltest Du vorher auf einem billigen Kiefernholzbrett üben. Das kannst Du hinterher ja z.B. im Keller, oder so als Regalbrett nehmen. Damit machst Du Dich ein bisserl vertraut mit dem Gerät. Wie stark musst man aufdrücken. Wie schnell oder langsam bewegst Du das Gerät über das Holz, etc. Denn am Anfang drücken die meisten Leute zu stark auf. Tip: Nimm Dir Zeit zum Schleifen. Lass das Gerät die Arbeit machen ohne großen Druck und ohne Hektik. Du musst dem Gerät "nur" den Weg vorgeben. Den Rest macht das Maschinchen dann schon. Und Du musst gleichmäßig arbeiten. Sonst hast Du Stellen, an denen das Holz hinterher noch rau ist und an anderen Stellen hast Du schon leichte Dellen reingeschliffen.
Zusätzlich muss beim Bandschleifer noch gesagt werden, dass das Gerät immer in der Richtung der Holzmaserung laufen muss. NIEMALS quer zur Maserung. Denn das gäbe auch Schleifspuren, die man hinterher auf jeden Fall sehen würde.
Beim Schleifen fängst Du an den schmalen Seiten an. Wenn Du die soweit geschliffen hast nimmst Du die große Fläche, die hinterher die Unterseite Deiner Arbeitsplatte sein soll und zuletzt die Fläche, die hinterher oben zu sehen sein soll. Zuletzt musst Du dann noch die Kanten brechen. Damit sind die scharfen Kanten rundum gemeint.
Hier kann man es ganz gut sehen (auch wenn's bei einer Türe ist).
Runde die Kanten dabei gut ab.
Das Kanten brechen hat mehrere Gründe. Zum einen kann Dir ohne das Abrunden hinterher beim Lackieren oder Ölen der "Farbfilm" an der Kante "abreißen". Das heisst der Lack- (Öl-) ist nicht mehr auf der Kante. Die Kante ist dann nicht behandelt. Beim Ölen so erstmal nicht ganz sooo schlimm, aber auch nicht gut. Weiter sind die Kanten u.U. wirklich sehr scharf. Man kann sich an diesen böse schneiden. Und zu guter letzt sind diese Kanten extrem empfindlich gegen über Beschädigungen. Sie reißen schnell auf/ splittern ab. Sieht ziemlich schei.. aus später. Mit dem Abrunden umgehst Du diese Probleme. Das Kantenbrechen machst Du (wie auf dem Bild zusehen) von Hand mit einem Schleifklotz (am besten aus Kork). Auch dabei wieder nur mit mäßigem bis wenig Druck und gleichmäßig arbeiten.
Du hast Dir mit Buche ein sog. Hartholz ausgesucht. Das ist ein sehr gutes Holz. Hat aber den "Nachteil" dass es durch seine Härte schwerer zu bearbeiten ist als z.B. Kiefernholz. Du musst Dich also auf etwas längere Schleiforgien einstellen. Nicht die Geduld verlieren.
Ich habe in meinem ersten Beruf Schreiner gelernt. Vor gefühlten 100 Jahren. Mein Altgeselle, der mir viel beigebracht hat, hat immer gesagt. Holz ist ein lebendiger Werkstoff. Ist wie ne Frau. Will viel gestreichelt werden. Will viel und gut behandelt werden. Wenn mans richtig und mit Geduld macht, bleibts aber wunderschön, treu und lebendig.... Aber das nur am Rande
So, was für Schleifmaterial sollte man nehmen. Vorab. Du brauchst kein teures Nass- Schleifmaterial. Bei einem Bandschleifer würde ich mit der Körnung 120 anfangen. Beim Excenterschleifer Körnung 100. Später dann 180er Körnung und dann weiter mit 240er Körnung.
Nach dem ersten Schliff musst Du Dich spätestens entschieden haben, ob Du ölen oder lackieren willst.
Ölen:
+ Das Holz hat hinterher ein natürlicheres Aussehen
+ spätere Beschädigungen können "lokal" ausgebessert werden
- Die Oberflächen sind etwas anfälliger als lackierte Oberflächen gegenüber Flüssigkeiten
- Die Oberflächen müssen alle paar Jahre neu geölt werden
Lack:
+ Die Oberfläche ist praktisch "versiegelt". Ausggelaufene Flüssikeiten können nicht in das Holz eindringen
+ Die Oberfläche hat einen sanften Glanz (bei seidenmattem Lacke), bzw. einen starken Glanz (bei GLanzlacken)
+ Die Versiegelung ist nahezu dauerhaft. Bei etwas Pflege weit über 10 Jahre hinaus
- Wenn auch nur kleinere Stellen beschädigt sind muss man i.d.R. die gesamte Oberfläche neu anschleifen und lackieren. Ein lokales Ausbessern würde man hinterher meist sehen.
- Die Verarbeitung muss genauer sein als bei Öl. Fehler sieht man hier wesentlich deutlicher
Ich gehe jetzt ersmal auf das Ölen ein:
Nachdem Du die Platte zum ersten Mal geschliffen hast fühlt sie sich schön glatt an. Noch nicht top, aber schon schön glatt. Die Platte mit einem sauberen und trockenen Tuch abwischen. Es darf kein (Schleif-) Staub oder sonstiges mehr drauf sein. Jetzt kommt der erste Öl- Auftrag. Du fängst wie beim Schleifen auch erst wieder bei den Kanten an, dann die Unterseite und zu letzt die Oberseite. Dazu kannst Du die Platte dann z.B. auf ein paar dünne Rundhölzer legen. Hat die geringste Auflagefläche. Du musst bedenken, die Unterseite ist jetzt ja geölt. Und überall wo die Unterseite jetzt aufliegt kann man das hinterher sehen. Wenn Du später Füße unter die Platte schrauben willst kannst Du auch an genau die Stellen an denen Du später die Füße anschrauben willst Schrauben eindrehen und die Platte dann auf diese Schrauben stellen. Man sieht's hinterher ja nicht mehr. Die beiden Enden der Platte nehmen extrem viel Öl auf im Gegensatz zu den anderen Flächen. Das ist vollkommen normal. Bitte nicht mit dem Öl geizen an diesen beiden Stellen. (Aber bitte auch nicht "ertränken".)
Wie ölst Du die Platte ein. Vorab würde ich Dir als Öl in jedem Fall ein lösungsmittelfreies Bio-Öl empfehlen. Das oben genannte Lein- Öl ist z.B. ne feine Sache. Das kennt man seit über hundert Jahren. Und nicht erschrecken. Das Zeug stinkt wie die Pest (meiner Meinung nach), aber der Geruch verfliegt nach einiger Zeit. Wenn Du eine empfindliche Nase hast, geh in ein Malerfachgeschäft und halt Deinen Rüssel über verschiedene Öle.
Das Öl wird mit einem breiten Pinsel satt auf das Holz aufgetragen. Einen Moment einziehen lassen und den Überschuss dann anschließend mit einem Ballen Stoff (Leinen oder Baumwolle, muss beides farblos sein) abwischen. Hier kann man gerne auch mit Druck arbeiten und das Öl in das Holz "rein massieren". Wenn Du die Oberseite zum Schluss gemacht hast, mit dem Ballen nochmals sanft an den Kanten entlang ziehen.
Licht aus Feierabend. Die Platte jetzt einige Stunden trockenen lassen. Pinsel reinigen.
ACHTUNG!!! Auf jeden Fall befolgen!!!
Die jeweilige Trocknungszeit ist auf der Öldose angegeben. Diese Zeit auf jeden Fall einhalten, besser nochmal 10-20% mehr drauf geben. Sonst kann es passieren, dass Du weiterarbeitest, das Öl noch nicht ganz ausgehärtet ist und Dir beim weiteren Schleifen das Schelifpapier schnell zu pappt.
Neuer Tag, neues Glück und gleich erstmal ne ordentliche Runde Frust, bzw. Schock. Du willst an der Platte weiterarbeiten und streichst mit der Hand über das Holz. Ist buckelig und rau wie sonst was. Das ist vollkommen normal und auch eine Hilfe für Dich (wie Du weiter unten sehen wirst).
Was ist passiert? Das Öl ist in das Holz eingedrungen. Die aufgenommene Feuchtigkeit hat das Holz aufquellen lassen und dafür gesorgt, dass sich die feinen Holzfasern aufgestellt haben. Dem Holz ist es egal ob es mit Öl oder Wasser oder sonst einer "Flüssigkeit" gertänkt wird. Es reagiert immer so.
Du wiederholst also das Schleifen vom Vortag. Aber diesmal mit einer 180er Körnung. Danach dann wieder ölen. Alles so wie am Vortag. Und wieder warten.
Und wieder mit dem gleichen Ergebnis. Die Platte ist wieder rauer geworden. Aber nicht mehr so sehr wie zuvor. Klar, einmal hast Du ja diesmal ja auch feiner geschliffen. Aber es passiert nochwas. Wenn Du Holz mit Wasser nass machst und es trocknet wieder ist das Wasser hinterher fast rückstandslos verschwunden. Nicht so das Öl. Das härtet aus und bleibt zu einem Großteil im Holz. Das heisst nachdem ersten Ölen war das Holz schon gut "gesättigt", es kann nicht mehr soviel Flüssigkeit aufnehmen wie zuvor.
Also den nächsten Durchgang. Diesmal aber mit einer 240er Körnung. Den Durchgang mit der 240er Körnung wiederholst Du so oft, bis die Platte nach dem Ölen und Trocken vollkommen glatt bleibt. Denn jetzt ist das Holz derart stark mit dem Öl gesättigt, dass es nicht mehr, bzw. kaum noch in der Lage ist Flüssikeiten aufzunehmen. Und genau das willst Du mit dem Ölen erreichen. Wenn Du jetzt ein Glas Rotwein umkippst, kann dieser kaum noch in das Holz eindringen, wenn man nicht zu lange abwartet, sondern innerhalb von ein paar Minuten das Zeug wegwischt. Ein weiterer Effekt ist der Schutz vor UV- Strahlung. Letztere schadet dem Holz nämlich auch. Es lässt Holz "verwittern". Das passiert mit geölten Oberflächen nicht mehr.
Den Schleifdurchgang kannst Du natürlich auch weitertreiben. Ich habe vor weit über 15 Jahren einmal ein Regal aus Kiefer zum Schluss mehrfach mit 400er Körnung bearbeitet. Das musste ich bis heute nicht nachölen. Und es ist immer noch spiegelglatt. Ich würde da sogar den Arsc... von nem Säugling ohne Sorge drüberziehen.
Lackieren:
Beim Lackieren gehst Du genauso vor, wie beim Schleifen. Allerdings wird hierbei bis zur letzen Stufe durchgeschliffen. Also nach und nach in den Körnungen 100,bzw. 120, dann 180, dann 240. Nach dem letzen Schleifgang kannst Du nun Grundieren (Platte vorher gründlich entstauben). Das geht mit ner Rolle oder nem breiten Pinsel. Dann trockenen lassen. Nach dem Trocknen schleifst Du die Platte von Hand mit 240er Papier wieder ganz leicht an (ist fast mehr ein "Wedeln"). Es muss wieder ganz glatt sein. Dabei aber nicht aus Versehen die Grundierung wieder ganz abschleifen. Dann die Platte wieder entstauben. Zuletzt kommt dann der Klarlack drauf.
Achja, noch einen Tip zu den Pinseln. Tu Dir einen Gefallen. Finger weg von den 5,-€ Baumarktpinseln. Das ist Dreck. Die Dinger verlieren beim Arbeiten gerne mal ihre Borsten. Die Du dann immer von der Oberfläche friemeln kannst. Ist tierisch nervig. Am besten kaufst Du Dir nen guten Pinsel mit Holzgriff. Vor der ersten Verwendung legst Du den Pinsel dann einige Stunden in Wasser und lässt ihn hinterher trocknen. Warum das Ganze?
Da wo beim Pinsel die Borsten rauskommen, ist der Pinsel mit Blech ummantelt. An dieser Stelle trocknet das Holz nicht so schnell. Das Holz ist also aufgequollen. Und das führt dazu, dass die Borsten fester im Pinsel klemmen und somit nicht so leicht ausfallen.
Anstelle der Wassermethode kannst Du aber auch den Pinsel in das Öl stellen (wenn Du ölen willst). So weit, das das Blech vom Pinsel ein kleines bisserl mit im Öl steht. Dabei aber darauf achten, dass sich die Borsten nicht stark umbiegen am Boden des Gefäßes. Ich selber haue immer zwei kleine Nägel in den Griff vom Pinsel, so das er praktisch im Glas hängt. Und ich pflege meine Pinsel. Wenn die einmal gut eingestrichen sind hat sich das Thema erledigt. Und bitte nie mit nem Pinsle mit dem Du mal geölt hast später lackieren. Oder Pinsel mit denen Du Wandfarbe gestrichen hast zum Ölen oder Lackieren her nehmen. Denn ein bisserl bleibt auch nach der gründlichsten Reinigung am Pinsel. Und die unterschiedlicehn Substanzen mögen sich nicht.
So, ich hoffe, ich konnte Dir jetzt hier ne gute Anleitung geben.
Der eine oder andere macht es vllt. nicht so "pingelig". Aber das wäre so der richtige Weg, den ein Schreiner oder ein Maler auch wählen würde.
Und wie gesagt. Wenn Du sowas noch nie gemacht hast. Kauf Dir für 10 Euro ein billiges Brett im Baumarkt und probiers daran erstmal aus.
Ich persönlich stehe auch ganz klar auf Ölen. Bin kein Freund von Lack.
@TheManneken:
Deine eventuell sehr hilfreichen Tipps darf also außer Rios niemand anderes lesen? Oder hab ich diesen "Sammelthread" falsch verstanden? ...
Ich hätte mit Rios morgen telefoniert. War eigentlich zu faul so viel zu schreiben. Aber Dein Rumgenösel hat mir dann doch den nötigen Ass- Kick gegeben. Recht hast...