HK-Honk
Ensign
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- Apr. 2008
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Für mich muss und sollte es schon VR-Brillen geben wo man die Brille auslassen kann
Das wird es schon prinzipbedingt nicht geben. Wenn die Abweichung der notwendigen Korrekturstärke zwischen linkem und rechtem Auge hoch ist, und inbesondere dann wenn nicht schon in frühester Kindheit sehr gut mit einer Brille versorgt wurde, dann leidet das binokulare ("Stereosehen") Sehen (weil es gar nicht erst oder nur unzureichend erlernt wurde.
Vereinfacht gesagt haben dann die Augen in der Ferne unterschiedliche "Brennpunkte". Das Gehirn erkennt eine zu große Differenz der Bilder vom linken und rechten Auge. Ein "Augenbild" wird dann unterdrückt, je größer die Differenz der Bilder, umso mehr.
Eine Versorgung mit Brille hilft definitiv, aber mit steigender Differenz zwischen linken und rechtem Auge (und steigender Abweichung vom normalen Auge - in geringerem Aussmaß) nimmt der positive Effekt aufs Binokularsehen ab. Ursache hierführ ist das man mit einer Brille nur eine "Distanz" korrigieren kann. Auch ist eine optimale Versorgung dringend erforderlich. Schon geringe Abweichungen in der Glasstärke können das Binokularsehen negativ beeinflussen.
Im Laufe des Lebens, aber insbesondere in den ersten 1-5 Lebensjahren werden die Verknüpfungen im Gehirn gefestigt, d.h. wenn man zu spät mit der Sehkorrektur beginnt wird räumliches Sehen lebenslang deutlich schlechter sein. Ist ein Auge extrem schlecht oder wird ständig unterdrückt, dann entwickelt sich auch keine (oder entsprechend der Fehlsichtigkeit eingeschränkte) Sehschärfe/Visus (unter Laien als 100% "nur" 40%... ). Dabei kann das Auge medizinisch zu 100% in Ordnung sein. Die Verknüpfung Hirn/Auge lernt nur durch Nutzung (am besten vom ersten Augenöffnen an!).
Es laufen da draußen in der Welt sehr viele Menschen rum die gar nicht oder nur sehr wenig "räumlich" sehen können. Im Alltag haben diese Menschen unbewusst gelernt durch die Größenunterschiede der Objekte (im Vergleich zu abgespeicherten Orginalgröße) bedingt räumliche Tiefe simulieren zu können. Dann werden vom Gehirn weitere Sinne/Informationen zur Berechnung mit einbezogen. z.b. der Gleichgewichtssinn.
Diese Menschen behaupten dann steiff und fest das 3D im Kino/zu Hause nicht funktioniert.
Das erfordert aber auch deutlich mehr Rechenleistung, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche (insbesondere bei Müdigkeit), Schwindel (insbesondere/dadurch das das Gehirn wiedersprüchliche Informationen erhält - z.b. bei Nutzung einer 3D Brille bei 3D Filmen) sowie Müdigkeit (Hirn muss immer mehr arbeiten im Hintergrund als bei normalos) kann die Folge sein.
Das entscheide worauf ich hinaus will:
Oben dargestellt ist der Schwarz/weiß Fall. In 95% der Fälle liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Die Absolute Minderheit hat perfekte Binokulares sehen, die Zahl derer die Absolut keines haben dürfte auch eher gering sein.
Dazu hat jeder seine leicht individuelle Schwelle welche Bilderdifferenz verarbeit werden kann. Bei bewegten Bildern (Erheblich mehr Hirnrechenleistung erforderlich), verstärkt sich der Effekt weiter.
Dazu kommt das bisher jede 3D "Darstellung" nicht perfekt ist, das bemerkt das Gehirn (unterbewusst) kann es aber oft kompensieren (Hand aufs Herz: Wer fühlt sich nach einem 3h 3D Film nicht irgendwie "müde/erschöpft" ? Sind die Effekte zu stark kann man auch Doppelbilder sehen oder mit Kopfschmerzen belohnt werden) Deshalb werden in aller Regel für 3D Anwendungen häufige Pause empfohlen.
Nun zum Grund warum es keine VR Brille ohne separate Sehkorrektur geben kann:
Die Augen sind aneinander gekoppelt:
- Jedes Auge kann separat auf eine Entfernung scharfstellen
- Beim sehen ins unendliche (ab ca. 6m) Stehen beide Augen parallel (sonst Passt der Sehwinkel nicht --> Prismatische Korrektion erforderlich, oder/und die Augen fokusieren nicht auf auf die Fovea, dann hilft auch ein Prisma nur bedingt)
- Wenn ein Objekt näher ans Auge kommt möchte man trotzdem darauf scharfstellen. Jeder Mensch hat ein Führungsauge, das ist die Referenz. Das Führungsauge neigt die Augachse für ein näheres Objekt nach innen (Richtung Nase). Das andere Auge wird im gleichen Winkel nachgestellt. (Das Entscheidende: Unterschiede zwischen linkem und rechtem Auge bei der Sehstärke werden dabei nicht berücksichtigt. Die Brennpunkte liegen unter umständen (unkorrigiert) auseinander! Die Unterschiede können sogar ansteigen!
- zusätzlich wird "ohne weiteren Abgleich" Links und rechts mehr in die nähe Fokusiert (Mal mit dem Finger immer näher an die Nase ran, das wird immer anstrengender, bis es nicht mehr geht und die Fokusierung abbricht (Doppelbilder, dann sucht das Auge automatische einen Fokuspunkt weiter weg).
Diese beiden Effekte werden vom Gehirn zusätzlich zur Bildberechnung hinzugezogen ! (Schauen nach innen= Objekt in der Nähe). Auch hier gilt: Werden widersprüchliche Daten ans Gehirn gesendet -->Keine Binokularsehen, Kopfschmerzen, Schwindel, Doppelbilder... (nach Psychometrischer Funktion, d.h. vereinfacht individeuell verschieden abhängig von vielen anderen Faktoren und fliessend).
Würde man jetzt jetzt durch die VR Brille kein Sehen in die Ferne simulieren (bzw. näher bei näheren Objekten). Würde wohl fast jeder widersprüchliche Infos an sein Hirn senden und mit den oben beschriebenen Beschwerden konfrontiert werden.
Zusammenfassend lässt sich zusätzlich feststellen. Brillenträger/Fehlsichtige haben das beste Stereosehen (soweit erlernt) mit einer optimalen Sehkorrektur mit Kontaktlinsen. Je geringer die Sehschwäche und je geringer die Differenz L/R, desto geringer ist die negative Auswirkung einer Brille auf das Binokularsehen.
Je geringer die negativen Vorbedingungen (aller Faktoren, ich habe ein paar, aber nicht alle genannt) desto geringer ist die Chanze auf oben beschriebene negative Auswirkungen und desto höher die Chance auf ein perfektes Funktionieren einer VR/Brille (und anderer 3D simulations-) Techniken.
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