Informatik Abschluss, wofür war das ganze?

Informatik ist eine Wissenschaft. Eine (Fach)hochschule wird noch ein wenig näher an der Praxis sein aber ansonsten lernst du im Studium eben wissenschaftliches Arbeiten, Mathematik, Theorie etc.

Das ist eben nicht per se die direkte Vorbereitung auf eine praktische Tätigkeit, wie Softwareentwicklung oder Systemintegration. Um es mal zu übertreiben, dass ist wie Chemie zu studieren um anschließend als Barkeeper zu arbeiten und das meine ich nicht mit irgendeiner Wertung ala eins wäre toll und schwer und das andere ein leichter simpler Job.

Ich denke mal, dass man sich neben dem Studium auf den Hintern setzen muss und selbstständig praktisch reinfuchsen muss. Genauso kann es jemanden mit einer Ausbildung gehen, wenn er eben mal andere Themen brauch, die er nicht in der Schule hatte.

Bei der Umsetzung von Materialflussrechnern wollte ich mich z.B. ein wenig reinlesen in aktuellen Stand bzgl. Multi-Agent Pathfinding usw. Mit den Papieren konnte ich allerdings so wenig anfangen. Ich musste mich da dann genauso ein paar Wochenenden hinsetzen, sowohl in Bezug auf Themen die Graphentheorie, als auch um überhaupt zu verstehen wofür die ganzen lustigen mathematischen Symbole sind, welche man in wissenschaftlichen Arbeiten findet.

Dein Studium war nicht umsonst, genauso wenig war es meine Ausbildung, wo ich z.B. Assembler und C++ gemacht habe, während ich später PHP/JS genutzt habe, dann ein wenig Java und dann Oracle PL/SQL oder bei Hobbyprojekten Elixir.

Vieles an Wissen ist übertragbar und die Erstausbildung ist nach ein paar Jahren eben nur ein Topfen auf dem heißen Stein. Sie ist eine solide Basis und daneben die Visitenkarte für den Berufseinstieg. Der Rest ist dann aber eben die Berufserfahrung.

So direkt krieg ich bei uns zumindest nicht die Vorbildung zu Eignung gemünzt. Wir haben Leute die studiert haben, die top sind in der Praxis, wir haben welche mit Ausbildung oder Quereinsteiger die top sind, genauso haben wir aber auch Leute mit Bachelor, Master oder gar Promotion gehabt, die man für die praktischen Tätigkeiten nicht gebrauchen konnte, genauso natürlich auch Leute mit einer Ausbildung.

Aber ja, wenn ich an Mathe und co. denke, 95% was mir bis dato begegnet ist, ist Dreisatz/Prozentrechnung. Daneben hab ich ein wenig mit Graphentheorie und co. zutun aber das auch nur aufgrund des Gebiets, die meisten kommen wohl mit noch weniger Mathe aus.
 
Also ich arbeite in nem großen dax Unternehmen und kann ein wenig die Problematik nachvollziehen.

Die Stellenausschreibungen sehen für Informatiker erstmal nicht reizvoll aus, dennoch würde ich mir hier und da im Alltag doch wünschen mehr Informatiker neben mir zu haben, anstatt e Techniker oder Masch Bauer ;-)

Am Ende kann aber fast "jeder" jeden Job ausführen, Eigeninitiative vorausgesetzt. Das Studium vermittelt einem die notwendigen Grundlagen und Vorgehensweise sich in Probleme reinzudenken, analysieren und systematisch Lösungen zu erarbeiten.
 
Das ganze Bildungssystem bildet zunaechst einmal mit der Gieskanne aus. 98% des Stoffs meines Bachelors brauche ich auch nicht mehr. Bei meinen Bewerbungsgespraechen wurde sich maximal fuer 2-3 Faecher interessiert.
Was Schule und auch Universitaeten einem beibringen, ist wie man sich in unbekannte, komplizierte Bereiche einarbeitet. Wie man sich selber motiviert und strukturiert Probleme angeht.
 
Primär sehe ich das Studium als Qualifikation sich in mehrere Bereiche schnell zurecht finden zu können und das zu verstehen.

Man kann streiten ob ein Studium, jetzt in diesem Falle Informatik, sinnvoll ist oder nicht. Als Programmierer muss man das hobby auch neben den Studienzeiten haben um wirklich voran zu kommen und / oder viele Stellenbeschreibungen erfüllen zu können.

Andererseits schreibt die HR gerne Stellen aus ohne irgendeine Ahnung zu haben... meistens kann man sich auch bei 50% schon bewerben. Als Frischer Absolvent fand ich es ebenfalls schwer einen Job zu finden, da ich nur in der Uni als Hiwi gearbeitet habe und nicht direkt in Firmen, was ggf. "Als eine Art Berufserfahrung" gegolten hätte.

Aber es gibt ja auch immer wieder die Dummquatscher aus der IT Bubble (Vorallem Reddit Finanzen) von denen man sich nicht blenden lassen sollte. Die stehen ja auch nicht für <100k bei 30h Woche auf.


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Generell, könnten Trainee Stellen das richtige für dich sein. Ist quasi nochmal eine Ausbildung nach dem Studium, aber im 60k Bereich (Banken).
 
ShaleX schrieb:
Primär sehe ich das Studium als Qualifikation sich in mehrere Bereiche schnell zurecht finden zu können und das zu verstehen.
Das ist genau der Punkt der mich persönlich immer stört :hammer_alt: Also ja, kann schon gut sein. Aber das ist ja trotzdem keine Garantie. Auch nicht das das nur mit Studium geht. Find ich immer bisschen pauschal das ganze :D
 
Azira schrieb:
Und gerade die Stellen wo es scheint, dass die Inhalte aus dem Studium irgendwie mal relevant sein werden, setzen von vorn herein einen Master voraus. Wofür gibt es dann das Bachelor-Studium in Informatik?
Damit Leute die früher das Diplom nicht geschafft haben nicht mehr komplett ohne Abschluss dastehen und eben auch die "Akademiker" Quote im internationalen Vergleich besser aussieht.

Klingt hart ist aber meine Meinung nach do.

Azira schrieb:
7 Jahre für den Bachelor waren schon zu viel des guten.
Das ist auch extrem lange. Wie hast du das überhaupt geschafft ohne exmatrikuliert zu werden?

Ich habe für mein Diplom 8.5-9 Jahre gebraucht und das fand ich jetzt schon EXTREM lang. Wobei ich zwei Semester durch ne schwerere Erkrankung verloren habe.

ascer schrieb:
Nochmal ganz grob pauschalisiert gibt es zwei Arten von Studierenden, die hinterher relativ nahtlos in Jobs übergehen.
1. Die, die auf Abschluss und Noten studieren, relativ schnell fertig werden, relativ gute Noten haben.
2. Die, die aus
Das ist uninteressante Zusammenfassung, der ich sogar folgen kann.

Ich war ganz klar bei 2. Daher habe ich auch viele Master Vorlesungen gemacht obwohl die für Bachelor auch ausreichend gewesen wären...

Azira schrieb:
Ich hatte durchaus Spaß am Studium, sonst wäre ich wohl froh, dass ich mit dem Wissen aus dem Studium wahrscheinlich nie wieder was anfangen werde
Das ist die falsche Denke bzw ziemlich traurig. Ich benutze eigentlich wöchentlich irgendwelches Wissen das ich mir im Studium angeeignet habe für die Arbeit.

Klar jetzt nicht so Hardcore wie im Studium aber für Zudammenhänge usw usf finde ich es extrem wichtig.

Wenn man ins Private geht nützt mir sogar mein Schulwissen oft noch was.

Azira schrieb:
Ich habe mich jetzt halt das erste mal so "richtig" mit Stellenanzeigen und Bewerbungen befasst und musste erschreckend feststellen, dass eigentlich kein Bedarf für echte "Informatiker" besteht. Was die meisten suchen, sind einfach nur gute Coder. Also Wissen das man sich wort wörtlich mit einem 24-Stunden Crashcurs aneignen kann
Als einfacher Programmierer ist man da auch überqualifiziert. Im Studium lernst du Dinge zu lernen und Probleme strukturiert zu lösen. DAS ist wichtiges Handwerkszeug das man lernt im Studium und einem jeden Tag hilft.

_killy_ schrieb:
Nicht falsch verstehen, aber ich hab nicht wenig Kollegen in der IT die Physik studiert haben. Nun erzähl mir nicht, dass man im Physik Studium besser Softwareentwicklung oder Datenmodellierung lernt.
Hier ist so ein Physiker ;)

Hab vom Umfang her noch ca nen Bachelor in Informatik gemacht. Die Physik hilft mir oft weiter, wenn ich mit Leuten rede die Simulationen usw machen da ich eben die Physik verstehe.

Wenn man mit echter HW wie ich zu tun hat hilft einem die Physik auch abzuschätzen warum etwas schief geht oder was die Ursache für HW Probleme sein könnte.
 
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blubberz schrieb:
Also 7 Jahre für nen Bachelor, der normalerweise 3 Jahre dauert macht sich nicht gut im Lebenslauf.
Skysnake schrieb:
Das ist auch extrem lange. Wie hast du das überhaupt geschafft ohne exmatrikuliert zu werden?
Wie gesagt, ein Großteil dessen war nicht eigenes Verschulden. Corona + Schwierigkeiten der Uni + schlicht keinen Prof. gefunden der ein Thema frei hatte. Ihr wollt gar nicht wissen wann ich meine Bachelorarbeit abgegeben habe... Ich hab immer noch keine Note bekommen. Im nächsten Monat ist dann exakt ein Jahr vergangen, seit ich mein Thema für die Bachelorarbeit habe und anfangen konnte.🤔
Aber ich verstehe auch wirklich nicht, wieso sich Leute immer noch an der Regelstudienzeit orientieren. In der Praxis kenne ich niemanden der es in unter 4 Jahren geschafft hat. Ich mach mir wegen der Studiendauer da echt keine Gedanken. Ob ich falsch liege, wird sich dann zeigen, aber die Rückmeldungen die ich bis jetzt bekommen habe, waren durchweg positiv.


Skysnake schrieb:
Das ist die falsche Denke bzw ziemlich traurig. Ich benutze eigentlich wöchentlich irgendwelches Wissen das ich mir im Studium angeeignet habe für die Arbeit.
Skysnake schrieb:
Im Studium lernst du Dinge zu lernen und Probleme strukturiert zu lösen.
Ich glaub du hast nicht ganz verstanden wie ich das meinte, aber das kann ich unterschreiben. Ich merke z.B. ständig im Alltag, wie schwer es mir manchmal fällt, Leuten etwas zu erklären, die keinen technischen Background haben.
Ich bin z.B. fest davon überzeugt, dass ich jedem der ein Ingenieursfach studiert hat, innerhalb von wenigen Minuten beibringen kann, wie man eine einfache Taschenrechner-App schreibt (Konsolenapplikation). Bei einigen Freunden die z.B. was aus den SoWis studiert haben und einen Master Abschluss besitzen, wird das mit Sicherheit einen Monat dauern.

Das Wissen was man durch das Informatik-Studium indirekt erlangt hat wird mit Sicherheit ein Leben lang relevant bleiben. Und es ist auch gut, dass man zum Beispiel weiss, wie ein Compiler funktioniert, oder was genau im Computer passiert, wenn ein Befehl auf der CPU ausgeführt wird. Solche Sachen nimmt man gerne mit und die werden einem 100% auch helfen sich von einem ausgebildeten Informatiker abzusetzen. Das sind alles Dinge die man hier und da mal nebenbei im Studium aufgegriffen hat, eben weil das Studium so breit gefächert war. Aber diese kleinen Happen die auf das Studium verteilt waren, rechtfertigen meiner Meinung nach nicht das Informatik-Studium selbst.

Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen z.B. dem Informatik und dem Elektrotechnik Studium. Ein Informatik Student wird niemals ohne weiteres in einen Elektrotechnik oder Maschinenbau Job einsteigen können, weil das Wissen aus dem Studium essentiell ist in dem Beruf. Aber wenn ein studierter Informatiker als Software-Entwickler einsteigen will und im Studium nicht von sich aus irgendwas gelernt hat, dann steht er nach dem Studium exakt an dem selben Punkt wo auch ein Physiker oder Mathematiker steht. Tatsächlich ist ein Elektrotechniker in manchen Bereichen sogar noch eher geeignet als ein Informatik-Absolvent. An diesem Punkt hat mich halt ein bisschen traurig gemacht, dass es seeeehr wenige Stellen für Informatiker gibt, die den Inhalt des Studiums aufgreifen.

Die gesammelten Fähigkeiten im Informatik Studium, die hier aufgelistet wurden, sind soweit alles Fähigkeiten, die man auch genau so in jedem anderen Fach aus den Ingenieurswissenschaften erlernt hätte.
Und ich glaube langsam, die Quintessenz des Threads ist es, dass der reine Inhalt des Informatik Studiums irrelevant bleibt, solange man nicht in die Forschung rein kommt. Und da kommen statistisch gesehen wahrscheinlich unter 1% der Master oder Bachelor Absolventen rein. (Die meisten wollen es ja gar nicht.)
Wirklich relevant bleibt vom Studium wohl nur das Wissen, was man indirekt erlernt hat und das kann man sich auch in jedem anderen MINT-Studium aneignen.

Skysnake schrieb:
Damit Leute die früher das Diplom nicht geschafft haben nicht mehr komplett ohne Abschluss dastehen und eben auch die "Akademiker" Quote im internationalen Vergleich besser aussieht.
Würde ich nicht unterschreiben. So wie ich das mitbekommen habe und von dem her was ich an den Master-Kursen gesehen und besucht habe, scheint der Master tatsächlich deutlich einfacher als der Bachelor zu sein. Wen man den Bachelor geschafft hat, hat man all die wirklichen Hürden des Studiums schon hinter sich und ist in der Routine drinnen.
Die Leute die das Diplom nicht geschafft hätten, fallen idR schon in den ersten zwei Semestern des Bachelor Studiums aus dem Sieb. Letztendlich waren es bei mir z.B. auch die Module aus dem ersten und zweiten Semester die ich als letztes bestanden habe. Und in den Fächern saß ein nicht insignifikanter Anteil von Leuten, die mit mir angefangen haben...
 
Azira schrieb:
Die gesammelten Fähigkeiten im Informatik Studium, die hier aufgelistet wurden, sind soweit alles Fähigkeiten, die man auch genau so in jedem anderen Fach aus den Ingenieurswissenschaften erlernt hätte.
Und ich glaube langsam, die Quintessenz des Threads ist es, dass der reine Inhalt des Informatik Studiums irrelevant bleibt, solange man nicht in die Forschung rein kommt. Und da kommen statistisch gesehen wahrscheinlich unter 1% der Master oder Bachelor Absolventen rein. (Die meisten wollen es ja gar nicht.)
Wirklich relevant bleibt vom Studium wohl nur das Wissen, was man indirekt erlernt hat und das kann man sich auch in jedem anderen MINT-Studium aneignen.
Sehr amüsant es von einem zu hören, der noch keine Firma von innen gesehen hat :)
 
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Mehr als Einzeiler ohne Substanz hast du ja anscheinend nicht beizutragen.
 
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Vielleicht wollte er nur darauf hinweisen, dass hier im thread die Perspektive des wichtigsten Players bisweilen unter den Tisch fällt, die des potenziellen Arbeitgebers.

Wer Angestellter werden will muss sich in der Regel bewerben. Und ob es dann klappt, hängt entscheidend vom "Beworbenen" ab. Er entscheidet ob 7 Jahre für einen Bachelor "sexy" sind und ob ihn die "Erklärungen" diesbezüglich überzeugen. Er kauft etwas und entscheidet allein, was er will und wie er es will.

Wenn Du einen Gebrauchtwagen kaufst, interessiert es Dich dann ob die vielen Kilometer für einen "guten Zweck" gefahren wurden?
 
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Dieser Thread zeigt eigentlich Par Excellence worin das duale Studium einen Vorteil zu bieten hat…

Bzw. Weshalb man sich dafür entscheiden sollte…
 
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@SW987
Eigentlich habe ich ja nie gefragt, wie meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen. Nur irgendwie wollen alle auf den 7 Jahren rumhacken, obwohl das nicht das Thema ist und mich persönlich nicht juckt. Und so wie es scheint, juckt es die Arbeitgeber bisweilen genau so wenig.
Das Beispiel mit dem Gebrauchtwagen trifft es eigentlich recht gut. Als jemand der schon den einen oder anderen Motor zerlegt hat, ist der KM-Stand das letzte was ich mir angucke. Eigentlich interessiert der mich garnicht, ich guck mir den ist-Zustand an.

Aus meiner Sicht ist das so wie wenn ich zum Friseur gehe, weil ich meine Haare färben lassen will und alles was er mir sagt, ist dass meine Stirn sehr groß ist. Danke, aber mit der Stirn hab ich kein Problem.
 
Azira schrieb:
Wen man den Bachelor geschafft hat, hat man all die wirklichen Hürden des Studiums schon hinter sich und ist in der Routine drinnen.
Jaein.

Bei uns waren sicherlich auch die größten Hürden für die Informatiker die Mathevorlesungen LA I und Ana I.

Das liegt aber daran das die bei uns zusammen mit Mathematikern und Physikern in die gleiche Vorlesung gesteckt wurden...

Auf der anderen Seite heißt es aber nicht, das es später einfacher wurde. Also klar in der Informatik irgendwie schon, weil die Mathevorlesungen schon nen heftiges lvl zum Einstieg hatten. Aber zumindest in Physik ist das Niveau nicht runter sondern so weit oben geblieben wenn nicht gar angestiegen. Man gewöhnt sich "nur" dran. Wobei im Diplom die Abschlussprüfungen abartig waren. Zwei mündliche Prüfungen a 45-60 Minuten, bei denen wirklich alles gefragt werden konnte. Also ganz egal ob du das jemals im Studium hattest oder nicht. Ich hatte mich da durch Protokolle auch intensivst vorbereitet und ne Menge Zeug das ich nie gesehen hatte gelernt. Kam dann auch einiges von in der Prüfung dran... man hab ich geschwitzt. Ich war in Physik kein Überflieger habe es aber geschafft. In der Prüfung sind aber auch eins Komma Studenten gescheitert. Ein Kommilitone von mir, der es echt gut drauf hatte und immer mit 1,2 oder so aus den Prüfungen ging ist fast durchgefallen. Der war noch schlechter als ich mit eher nem 3er...

Das gibt es so aber nicht mehr mit Bachelor/Master. Du kannst am Ende nicht mehr alles in den Sand setzen. Das hat seine Vorteile weil du die Leute nicht so kaputt machst aber auf der anderen Seite förderst du das Bullimilernen. Denn pro Prüfung geht das noch. Aber übers ganze Studium bist du am ARSCH.

Azira schrieb:
Die Leute die das Diplom nicht geschafft hätten, fallen idR schon in den ersten zwei Semestern des Bachelor Studiums aus dem Sieb.
Siehe oben. Das war definitiv nicht der Fall, wobei man sagen muss das sicherlich über 90% mit Vordiplom es dann auch geschafft haben. Aber ne Garantie war es nie und wie gesagt mit Bachelor/Master kann man es nicht wirklich vergleichen.

Azira schrieb:
Letztendlich waren es bei mir z.B. auch die Module aus dem ersten und zweiten Semester die ich als letztes bestanden habe. Und in den Fächern saß ein nicht insignifikanter Anteil von Leuten, die mit mir angefangen haben...
Und das wären bei dir welche Module gewesen?

Wie oft durftet ihr denn die machen? Bei uns war nach zwei maximal drei Versuchen Schicht im Schacht.

Azira schrieb:
Die gesammelten Fähigkeiten im Informatik Studium, die hier aufgelistet wurden, sind soweit alles Fähigkeiten, die man auch genau so in jedem anderen Fach aus den Ingenieurswissenschaften erlernt hätte.
Also von Algorithmen und Datenstrukturen profitiere ich eigentlich jede Woche. Da bin ich an sich wirklich schon einige male traurig gewesen nicht mehr zu Komplexität also insbesondere den Komplexitätsklassen gemacht zu haben. Aber auch so hat es mir schon sehr oft bei der Abschätzung von Laufzeitverhalten mir Produktivdaten zu haben. Bzw was die Testcases sein sollten um zu sehen das etwas schnell genug ist. Das hat mir auch schon einige male geholfen ziemlich früh von Bash auf Pyrhon zu wechseln weil ich gesehen habe, das Bash zu langsam werden wird.

Und so gibt es ne Menge Fälle bei denen mir mein Studium der Informatik heute noch hilft. Sogar Software Engineering hilft mir heute noch dabei zu erahnen was Leute wohl für nen Quark programmieren, weil es eben gewissen Designpattern folgt oder eben "wartbaren" Code erzeugen soll. Wird halt am Ende nur rote langsam was nicht immer egal ist.

Das ist es halt was man aus dem Informatikstudium mitnehmen sollte. Man hat in viele Bereiche mal reingeschaut und hat nen groben Überblick. Kann sich also auch in viele Sachen einarbeiten Wenn's ins Detail geht, hat aber VOR ALLEM überhaupt ein Problembewusstsein. Gerade die Komplexitätsanalyse von Algorithmen ist ECHT wichtig meiner Meinung nach. Ich mache das unbewusst bei jeder Zeile Code die ich schreibe. Das macht aber nicht jeder und das hat bei mir schon mindestens 3 mal zu massiven Problemen im produktiven Einsatz gezeigt wo hotfixes nötig waren weil einer sich keinerlei Gedanken gemacht hat und der Gutste war der Lead-Developer mit >10 Jahren Erfahrung in dem Projekt....

Klar, wenn ich jetzt nur irgendwelche Webapps schreibe, dann ist das wahrscheinlich egal, aber man ist sooooooo verdammt schnell in ner Situation wo man das Wissen aus dem Studium brauchen kann, das glaubt man gar nicht. Man muss es halt nur wertschätzen und damit auch parat haben.

Klar vergisst man auch wieder extrem viel und muss sich erst mal wieder einlesen, bzw macht es auch nur so hand waving richtig. Aber das reicht sehr oft schon aus. Mathematisch richtig aufschreiben ist da eigentlich nie nötig.

Azira schrieb:
Wirklich relevant bleibt vom Studium wohl nur das Wissen, was man indirekt erlernt hat und das kann man sich auch in jedem anderen MINT-Studium aneignen.
Nein definitiv nicht. Siehe oben.

Azira schrieb:
Aber wenn ein studierter Informatiker als Software-Entwickler einsteigen will und im Studium nicht von sich aus irgendwas gelernt hat, dann steht er nach dem Studium exakt an dem selben Punkt wo auch ein Physiker oder Mathematiker steht
Nein ist er nicht! Der weiß auf jeden Fall viel viel mehr als nen normaler Physiker oder Ingi. Was die ist Verbrechen geht auf keine Kuhhaut....

Sehr sehr vielen fehlt halt sowohl Algorithmen und Datenstrukturen als auch Software Engineering. Bei mir im Bereich definitiv auch parallele Rechnerarchitektur und Höchstleistungsrechnen.

Die Physiker, Chemiker, Elektrotechniker und ingis machen da sehr oft viel, das auch Ergebnisse liefert, aber effizient ist oft was anderes und teils werden da Böcke geschossen, da fallen einem als Informatiker die Augen raus...

Wobei es DEN Informatiker jetzt auch nicht gibt.

Die Informatik ist in sich da wie jedes Studium einfach sehr breit. Keiner kann da alle Bereiche abdecken und wenn jemand aus dem GUI Bereich kommt, hat er von meinen Dingen keinen Schimmer genau wie ich von seinen Dingen quasi keine Ahnung habe.

Azira schrieb:
Tatsächlich ist ein Elektrotechniker in manchen Bereichen sogar noch eher geeignet als ein Informatik-Absolvent.
Kommt GANZ auf die genaue Tätigkeit an.

Ich verstehe wirklich nicht, warum du das Informatikstudium klein redest. Klar mit nem Bachelor fehlt noch ne Menge. Vor allem halt die Spezialisierung/Vertiefung aber hey der Grundstock sollte gelegt sein wenn man nicht rein Bullimilernen gemacht hat.

Btw in meinem Studium habe ich quasi den Stoff der Physik gemacht als auch fast alle Vorlesungen für zwei unterschiedliche Master in technischer Informatik, wobei ich dann in der Diplomarbeit dann noch den dritten reingebracht habe bzw etwas E-Technik. o_o

Keine Ahnung was mich da geritten hatte, aber an sich passt es zu dem was ich auch jetzt mache. Alle 1-2 Jahre mehr oder weniger komplett neue Dinge beackern wo es keinerlei Expertise für in der Firma gibt. Da musste dich immer allein durchbeißen. Und teuteuteu bis jetzt klappt es eigentlich recht gut. Aber eben nur weil ich von meiner Erfahrung aus dem Studium immer wieder zurückgreifen kann!
 
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Azira schrieb:
[...]Eigentlich habe ich ja nie gefragt, wie meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen.[...]
Der Titel des threads lautet:

"Informatik Abschluss, wofür war das ganze?"

Wenn man vom "Ganzen" ausgeht, dann ist es in der Regel so, dass jemand Informatik studiert um auf dieser Basis später als Angestellter sein Geld zu verdienen. Selbstständige und Selbstfinder sind m. W. n. in der Unterzahl.

Azira schrieb:
Nur irgendwie wollen alle auf den 7 Jahren rumhacken, obwohl das nicht das Thema ist und mich persönlich nicht juckt. Und so wie es scheint, juckt es die Arbeitgeber bisweilen genau so wenig.
Derzeit mag das so sein, wenn nichts mehr da ist, wird auch nach den "verbeulten" Früchten gegriffen, sobald Überfluss herrscht bleiben diese liegen. Wonach greifst Du im Supermarkt zuerst, nach der makellosen oder der übrigen Ware?
Azira schrieb:
Das Beispiel mit dem Gebrauchtwagen trifft es eigentlich recht gut. Als jemand der schon den einen oder anderen Motor zerlegt hat, ist der KM-Stand das letzte was ich mir angucke. Eigentlich interessiert der mich garnicht, ich guck mir den ist-Zustand an.
Wieder ein Trugschluss. Die Mehrheit aller Gebrauchtwagenkäufer wird auf den Tacho schauen und keine detaillierte Zustandsbewertung des Motors durchführen. Der potenzielle Käufer entscheidet die Kriterien.
Azira schrieb:
Aus meiner Sicht ist das so wie wenn ich zum Friseur gehe, weil ich meine Haare färben lassen will und alles was er mir sagt, ist dass meine Stirn sehr groß ist. Danke, aber mit der Stirn hab ich kein Problem.
Falsch, beim Friseur bist Du der zahlende (bestimmende) Kunde. Im Falle einer Anstellung als Angestellter ist es umgekehrt.
 
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Skysnake schrieb:
Und das wären bei dir welche Module gewesen?

Wie oft durftet ihr denn die machen? Bei uns war nach zwei maximal drei Versuchen Schicht im Schacht.
Nach 3 Fehlgriffen bist du draußen. Ist bei uns genau so. (In der Corona Zeit war jeder Versuch ein Freiversuch, davon habe ich aber persönlich nicht profitiert. )
Aber bei uns an der Uni gab es keinen Zwang das Modul direkt wieder zu belegen. Wir konnten unsere Prüfungen sehr frei wählen. Dafür hatten wir aber im Gegensatz zu vielen anderen Unis NICHT die Möglichkeit, eine Nachprüfung abzulegen. Wir mussten auf das übernächste Semester warten bis man das Fach wieder belegen konnte. Wenn man Glück hatte, wurde die Prüfung im nächsten Semester ohne Vorlesung angeboten.

Die Fächer die mir fast den Hals gebrochen hätten, waren Mathe 1, Diskrete Mathematik 1 und Programmierparadigmen.

Die Mathe Fächer hab ich am Ende dann mit 1.0 bestanden😂 Weil ich jeweils ein komplettes Semester nichts anderes zu tun hatte in der Uni. Die Bachelor Arbeit durfte ich leider nicht vorziehen, obwohl mir nur ein Fach gefehlt hat. Mathe 1 war halt eine der Voraussetzungen um für die Abschlussarbeit zugelassen zu werden.

Programmierparadigmen war in unserem Fall nichts weiter als funktionale Programmierung mit Haskell und Prolog. In dem Fach hat man tatsächlich garnichts gelernt, war mehr ein Praktikum in Haskell.
War zwar lustig, aber die Prüfung war so eine klassische "Durchfallquote 80%" Prüfung.

Danke dir, dein Beitrag war sehr Konstruktiv 👍 Hat mir wirklich geholfen um mich besser einzuordnen. Ich denke dein Beitrag war auch ein guter Schluss für den Thread.
 
Azira schrieb:
Mehr als Einzeiler ohne Substanz hast du ja anscheinend nicht beizutragen.
Sein Beitrag war zwar etwas provokant, aber Du kommst schon teilweise etwas arrogant rüber.
Der Satz ist ein schönes Beispiel:
Azira schrieb:
Was die meisten suchen, sind einfach nur gute Coder. Also Wissen das man sich wort wörtlich mit einem 24-Stunden Crashcurs aneignen kann.
Wenn man “gute“ Coder mit einem Crashkurs bekommen könnte, dann gäbe es keinen eklatanten Mangel. Fakt ist, das nun mal die Entwicklung von Software ein entscheidender Teil der Wertschöpfung in der IT Industrie ist. Deswegen muss man die entsprechenden Fähigkeiten in der Praxis mitbringen, und Coding gehört dazu. Ich kenne keinen guten Softwarearchitekten der nicht auch ein guter Entwickler ist.
Natürlich sind 80% der Codezeilen nicht besonders anspruchsvoll, aber es gibt immer einen gewissen Anteil wo es auf gute Ideen, handwerklich Skills und oft eben auch auf Informatik-Hintergrundwissen ankommt. Gerade da mittlerweile viele Teams mit agilen Methoden arbeiten, wo eben nicht das Coding, wie zu Wasserfall Zeiten, nach einer detaillierten Spezifikationsphase kommt, gibt es fließende Übergänge zwischen Design und Implementierung.

Ebenso wichtig ist die Fähigkeit Code effektiv zu debuggen. Nichts ist schlimmer als ein Entwickler, der seine eigenen Machwerke nicht zum Laufen bekommt…

Azira schrieb:
Welche Stellen sind denn für einen frischen Absolventen eurer Meinung nach interessant?
Das kannst nur Du beantworteten. Ich denke Du machst den Fehler, in Stellenbeschreibungen nach Studieninhalten zu suchen. Du solltest eher nach Themengebieten schauen, die Dich interessieren. Ob das nun AI ist, oder embedded Entwicklung, oder was auch immer, dann versuche was in diesem Bereich zu finden. Und ja, kaum jemand fängt auf seiner ersten Stelle als Lead Architect an, man beginnt seine Laufbahn eigentlich immer als Entwickler, sprich „Coder“. Wie es dann weitergeht, muss man selbst in die Hand nehmen.

Das ist erst recht so, wenn Du Dich mit einem Bachelor bewirbst. Denn üblicherweise sind es eher die Pragmatiker, die nach dem Bachelor in einen Job einsteigen wollen, und das wissen ja auch die Firmen.

Und ich hoffe, Du schaffst es, bei einem Vorstellungsgespräch etwas positiver „rüberzukommen“ als es hier den Eindruck macht.
 
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TomH22 schrieb:
Wenn man “gute“ Coder mit einem Crashkurs bekommen könnte, dann gäbe es keinen eklatanten Mangel.
Das war nicht so gemeint, dass man nach 24 Stunden ein guter Coder ist.
Sondern, dass mit so einem Crashkurs alles Wissen vermittelt wird, womit man anfangen kann seine eigenen Projekte zu machen und praktische Erfahrung zu sammeln. Coden lernt man eben nur durch Praxis, sobald die Grundlagen einmal gelegt sind.
TomH22 schrieb:
Sein Beitrag war zwar etwas provokant
Etwas ist gut. Der Typ mit dem fragwürdigen Namen (ob er weiss, was ein Pogrom ist?) hat von Anfang an nichts besseres zu tun gehabt als mich "fertig" zu machen. Anders hat er hier im Thread nicht beigetragen.

Wenn man bei jedem Beitrag aufs Neue rechtfertigen muss, wieso man das Studium nicht in der Regelstudienzeit absolviert hat, dann sinkt natürlich die Laune. Und unterschwellig auch die Freundlichkeit.

SW987 schrieb:
Falsch, beim Friseur bist Du der zahlende (bestimmende) Kunde. Im Falle einer Anstellung als Angestellter ist es umgekehrt.
Ich wusste garnicht, dass die Leute hier im Thread meine Arbeitgeber sind. Ich hab nur nach Rat gefragt. Und einige waren auch so nett und konnten mir helfen.
 
Azira schrieb:
Programmierparadigmen war in unserem Fall nichts weiter als funktionale Programmierung mit Haskell und Prolog. In dem Fach hat man tatsächlich garnichts gelernt, war mehr ein Praktikum in Haskell.
Prolog? Gibts das noch?
Ok, Du wirst vermutlich keine Stelle finden, wo Du in Haskell programmieren kannst. Andererseits sind Konzepte der funktionalen Programmierung mittlerweile auch in Mainstream Sprachen recht populär. So macht etwa JavaScript intensiv Gebrauch davon, selbst C++ unterstützt mittlerweile Lambdas.

Auch moderne Sprachen wie Swift oder Rust sind von Haskel beeinflusst.
Ist natürlich schade, wenn Du in Deinen Augen nichts dabei gelernt hast.
Vielleicht hast Du auch doch mehr mitgenommen, als Dir bewusst ist.
 
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