Ich glaube ihr habt nicht verstanden worum es genau geht. Wenn die von Programmieren reden, geht es keinesfalls um die konventionellen Sprachen, an die man als erstes denkt. Die in der Grundschule beizubringen, wäre didaktisch nicht sehr sinnvoll, bzw. nur sehr oberflächlich möglich (auch wenn es bei weitem nicht unmöglich wäre). Es gibt speziell für Kinder Entwickelte Entwicklungsumgebungen, in denen die grundlegendsten
Konzepte der Programmierung spielerisch erkundet werden können. Beispiele dafür sind etwa Scratch oder Lego Mindstorms. Der Hauptunterschied besteht darin, dass nicht etwa Code geschrieben wird, sondern einfache Blöcke in einem grafischen Editor zu Programmen zusammengesteckt werden (wie Lego), nur dass hinter diesen Blöcken eben Aktionen und Kontrollstrukturen stecken z.B. "bewege die Figur 5x nach rechts". Die Kinder sehen dort sofort ein Ergebnis am Bildschirm oder eben an ihrem Lego Roboter, wo sich dann bspw. ein Rad dreht. So werden Grundkonzepte, wie Schleifen oder Bedingungen, die viele "richtigen" Programmiersprachen besitzen, kennengelernt und analytisches und strukturiertes Vorgehen zur Lösung einer teils komplexen Aufgabe trainiert (z.B. lass den Roboter einer Linie folgen). Das nützt nicht nur in Mathe, sondern auch später im Leben. Wichtig ist auch, dass Kinder eben früh erkennen, dass die Technologie, die sie mittlerweile vollständig umgibt, eben keine Ansammlung von "Blackboxes" ist, sondern auch kreativ mit ihr umgehen können. Wer nicht glaubt, dass die Kleinen das packen kann ja mal hier schauen:
http://www.raspberrypi.org/kids-and-their-raspberry-pis/
Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell die Kleinen begreifen und wie kreativ sie sind. Manche können gut malen, andere schnell laufen und wieder andere singen gerne - warum nicht auch technische Sachen basteln und fördern? Den Bewerberzahlen und der Abbrecherquote in den MINT-Fächern würde das bestimmt gut tun.
Natürlich soll nicht nur herumgecodet werden. Wir haben beispielsweise in der Grundschule im regulären Sachkunde Unterricht gelernt, wie man ein Programm unter damals noch Windows 98 installiert, ein Word-Dokument erstellt und Suchmaschinen, sowie einige Kinderportale zur Recherche im Internet benutzt. Kann auch dran liegen, dass meine Lehrerin damals engagiert war, aber im Endeffekt hat es Allen sehr genützt und Zeit gab es dafür auch - uns mal einen Projekttag mit Lego Mindstorms basteln zu lassen, hätte da auch locker gepasst. Das hat leider am Gymnasium für mich komplett aufgehört.
Und nun schaut euch an, was die schaffen, wenn sie erstmal Jugendliche an weiterführenden Schulen sind - TROTZ meist ausbleibender Förderung in der Schule:
http://jugendhackt.de
Ich erachte das für sehr, sehr wichtig, dass in absehbarer Zeit jeder Schüler, der das Deutsche Schulsystem verlässt, mindestens ein Mal Code gesehen und selbst geschrieben hat. Sonst haben wir am Ende einen Haufen unmündiger Konsumenten, für die Technik einfach eine Gegebenheit ist, die von irgendwelchen Nerd-Superbrains erschaffen wurde und an der sie nichts ändern können, da einfach das Selbstvertrauen und Neugier zum einfach mal selber machen fehlen. Ich finde das persönlich beängstigender als diese diffuse Angst vorm Kampf um Arbeitsplätze in einer globalisierten Welt, die ständig irgendwo her beschworen wird.
Und wer jetzt immer noch meint, dass Programmieren und kreativer, angstloser Umgang mit Technologie heute total unnötig ist, darf jetzt gerne seine 5000 Urlaubsfotos von Hand umbenennen gehen, wir sehen uns dann im 21. Jahrhundert.