Tiguar schrieb:
@ th3o: Die Karrikaturen erschienen in einer dänischen Zeitung, also muss ich doch auch wohl eine dänische Messlatte anlegen, oder nicht?
Da ist was dran, nur sollten wir - in Deutschland - darüber diskutieren, ob solche Karikaturen hier, ich will nicht sagen zulässig, akzeptabel sind.
Im allgemeinen sehe ich religiöse Karikaturen als kritisch an. Ich habe in der Umfrage den zweiten Punkt ausgewählt, also solange sie nicht beleidigend sind ist es OK. Nur was ist beleidigend?
Da gab es mal einen bayerischen JuSo, der in einer Zeitung einen satirischen Beitrag gebracht hat und dabei das Wort "Lattengustl" als humoristische Umschreibung für den Jesus am Kreuz verwendete. Da wurden aber von verschiedensten Seiten (besonders der CSU) meterhohe Barrikaden aufgeschichtet und diese gleich gestürmt, der arme Junge musste einiges über sich ergehen lassen. Scheinbar war dieses mir selber harmlos erscheinende "Lattengustl" schon des guten zuviel (ich weiß nicht was da sonst noch gelaufen ist, vielleicht war es nicht der alleinige Auslöser).
Genauso erwähne ich unter Freunden gerne mal, dass ich Angst vorm neuen Papst hätte, weil der so diabolisch dreinschaut (oder nicht? müsst Ihr doch zugeben). Da musste ich mir auch schon mal (nicht von den Freunden, die kennen ja meine lose Schnüss) von Umstehenden böse Blicke gefallen lassen.
Bei den Mohammed-Karikaturen kommt noch etwas anderes dazu: im Islam sind Bilder von Menschen, und erst recht von Allah und Mohammed, verboten. Da gibt es dann gemäßigte Moslems, die das nicht so eng sehen, aber auch sehr konservative, denen das nicht egal ist.
Das heißt, die dänische Zeitung hat sich schon allein durch eine Abbildung von Mohammed aufs Glatteis gewagt, und dann noch als Karikatur? Man konnte doch absehen, dass man damit jemandem auf die Füße tritt. Und so etwas ist eben nicht - zumindest in D - durch die Meinungsfreiheit gedeckt.
Das heißt natürlich nicht, dass Karikaturen an sich verboten gehören. Ein bisschen Selbstironie und dickes Fell haben noch niemandem geschadet, besonders nicht den üblichen "Opfern" von Karikaturen, Politikern und anderen Personen des öffentlichen Lebens.
Abgesehen davon empfinde ich "echte" Betroffenheit und "spontane" Empörung, wenn sie erst mehr als ein Vierteljahr nach dem entsprechenden Ereignis stattfinden, als irgendwie unglaubwürdig.
Schon bei der ersten Veröffentlichung gab es Proteste. Die waren aber eher zurückhalten und gering.
Das das jetzt aufkocht deutete darauf hin, dass jemand diese Geschichte instrumentalisiert, entweder die dänische Zeitung selber, indem sie weiter provoziert haben um ihren Lesern und der restlichen Welt zu zeigen, wie leicht man Moslems auf die Palme bringt, oder eben in den islamischen Staaten gewisse fanatische Leute, und die Regierungen müssen oder wollen jetzt reagieren.
Wer immer es war, er hat geschafft, die Kluft zwischen Islam und "westlicher Welt" (was ist das überhaupt?) zu vergrößern und hat bestimmt nicht zum Austausch und Ausgleich der Kulturen beigetragen. Ich verlinke dazu mal, in großer Sorge dass sich die dortigen Meinungen weiter verbreiten, einen Thread aus dem Politikforum:
http://www.politikforum.de/forum/showthread.php?threadid=128346
Bei dem, was dort gedroschen wird, frage ich mich, ob Deutschland nicht doch lieber hätte entvölkert werden sollen.
Gruß
Morgoth