katholische Kirche 2008 - Back to the Roots

dogio1979

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"Wir sind Papst"
So oder so ähnlich titelte die größte deutsche Tageszeitung, als Ratzinger zum papst erkoren wurde.

Mal unabhängig davon, dass ich evangelisch und nicht mal sonderlich gläubig bin, fand ich es dennoch irgendwie erhebend, dass der nächste Papst ein Deutscher ist.
OK, von dem ehemaligen leiter der Glaubenskongregation konnte man nun nicht unbedingt eine Öfffnung und Liberalisierung oder Modernisierung der katholischen Kirche erwarten, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Denn Ratzinger war ja qua Amt zum Konservatismus genötigt.
Aber seine Einstellung war wohl doch mehr als nur die Identifikation mit seiner Profession, denn nun gibt Neuigkeiten vom heiligen Stuhl, die mich an den Errungenschaften der Aufklärkung zweifeln lassen:

http://www.morgenpost.de/content/2008/03/09/biz/951016.html
http://www.bild.de/BILD/news/vermis...isten/vom-vatikan-beauftragt,geo=3940816.html
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,540575,00.html
 
das mit den exorzisten ist doch nicht neu, das gibts z.B. in Polen schon ne ewigkeit und greift jetzt auch wieder nach deutschland über. Wenn es halt leute gibt die an so einen Quark glauben lass sie doch , schadet doch keinem:rolleyes:.

Was bild sagt ist mir sowieso wurscht, bevor ich wegen den exorzisten gegen die Kirche vorgehe, mach ich lieber front gegen dieses Schandblatt:mad:.


Und gegen die erklärung das Drogenhandeel eine Sünde ist, kann man doch nichts einwenden, oder? Gut, das mit der Genmanipulation ist schon was anderes, aber auch da gehen die meinungen ja stark auseinander.


Suma Sumarum versteh ich dein problem micht

mfg Hncam
 
schau dich nur um. Nicht nur in Amerkia sind Kreationisten auf dem Vormarsch, auch viele Deutsche driften in den Spiritismus ab. Der gesunde Menschenverstand bleibt auf der Strecke.
Eine solche Bewegung ist langfristig gesehen gefährlich und fördert einen christlichen Fundamentalismus, vor allem weil ers genug Leute gibt, die es als Gegenbewegung zum Islamismus sehen - das ist Mittelalter.


Außerdem, sollte der Vatikan was bewegen wollen, sollte er woanders anfangen, als neue Sünden auszuloben oder Exorzisten einzustellen.

Genau aus dem grund, habe ich nicht nur Bild als Quelle angegeben. Ich möchte keine Debatte über die Bild-Zeitung, OK?
 
ähm wenn du du zahlen kennen würdest die besagen das die austritswelle aus der katholischen Kirche dieses jahr ungebremst weiter geht und sogar noch gestiegen ist, hättest du das vorhin nicht gepostet.

Wenn du in letzter zeit mal ein irgendeiner Kirche gewesen wärst hättest du gesehen das wenn überhaupt jemand in der kirche ist, es dann zu 95% alte leute sind.

Für eine Radikalisierung braucht man die Jugend, und die hat besseres zu tun als an einen Gott zu glauben (nicht meine Meinung), z.B sich volllaufen lassen etc, von mittelalterlichen zuständen kann doch gar keine rede sein. Noch nie war den Jugendlichen in der Repubik Religion so egal wie im Jahre 2008!
 
@hncam:
Wenn es halt leute gibt die an so einen Quark glauben lass sie doch , schadet doch keinem.
Genau da liegst du falsch. Es sind schon Menschen zu Tode gekommen weil an ihnen ein "Exorzismus" durchgeführt wurde, anstatt sie medizinisch zu behandeln.
Die Kirche sollte hier vom Staat klare Grenzen aufgezeigt bekommen. Exorzimus in Deutschland, das darf einfach nicht sein.
Leute die hier sowas durchsetzten wollen gehören schnellstmöglich weggesperrt.
 
Wenn Drogenhandel eine Sünde ist, was sollen dann gläubige katholische Apotheker machen? Ihren Beruf aufgeben?
Und gläubige katholische Patienten? Sollen diese auf Heilung verzichten, weil Drogen Konsum eine Sünde ist?
 
ooh schrieb:
Wenn Drogenhandel eine Sünde ist, was sollen dann gläubige katholische Apotheker machen? Ihren Beruf aufgeben?
Und gläubige katholische Patienten? Sollen diese auf Heilung verzichten, weil Drogen Konsum eine Sünde ist?

Ich weiß von Nachbarn, Zeugen Jehovas, bei denen ist die Großmutter(?) gestorben, weil sie keine Blutkonserven annehmen durfte.... :rolleyes:
 
Den meisten Menschen in Deutschland ist meiner Einschätzung nach gar nicht bewusst, vor welchen Herausforderungen die katholische Kirche steht. Denn die nehmen die schleichenden Veränderungen nicht bewusst wahr. Dazu ein Beispiel: Vor 50 Jahren war es in Deutschland nicht so einfach, wenn ein evangelischer Mann eine katholische Frau heiraten wollte. Es war nicht unüblich, dass er Mann zum katholischen Glauben konvertieren musste, bevor die Familie der Frau damit einverstanden war. Nachdem standesamtlich geheiratet wurde, lebte das Ehepaar aber längst nicht gemeinsam unter einem Dach. Damit wurde bis die kirchlichen Trauung gewartet.

Innerhalb von zwei Generationen hat sich das gesellschaftliche Bild (in Deutschland) völlig verändert. Mit Anfang 20 haben die Mädchen zwei Freundschaften hinter sich und ihre „Unschuld verloren“. Dann ziehen sie mit ihren neuen Freund erst einmal ein paar Jahre zusammen und wissen nicht, ob sie ihn oder ob sie überhaupt einmal heiraten werden. Uneheliche Kinder sind kein ernstes Problem mehr, höchstens noch in kleinen, konservativen Gemeinden.

Nun sind zwei Generationen für eine 2.000 Jahre alte Kirche gar nichts. Sie lässt sich davon nicht beeindrucken. Doch die Menschen, die heute leben, sehen das völlig anders. Sie fühlen sich von der Kirche missverstanden. Und sie betrachten die Kirche als eine in wesentlichen Teilen reformbedürftige Institution.

Für die Kirche wiederum ist es elementar, dass sie sich immer wieder auf ihre Wurzeln beruft. Denn eine Kirche, die ihr Fähnlein nur nach dem Wind richtet, braucht niemand wirklich. Zu den großen Schwierigkeiten der katholischen Kirche im Umgang gerade mit jungen Menschen gehört für mich ihre Sprache. Ob im Religionsunterricht oder in der Predigt. Wenn Gleichnisse aus der Bibel zitiert werden, dann kleben die Geistlichen oft zu sehr an diesem Vokabular (Der gute Hirte usw.). Vieles davon entspricht nicht der Lebenswirklichkeit der Menschen.

Deshalb ist es richtig, wenn z. B. das Sündenregister aktualisiert wird und dass die Dinge konkret beim Namen genannt werden, damit sich auch jeder etwas darunter vorstellen kann. Ein Spruch wie „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“ hat eben nicht die gleiche Wirkung als wenn man als Kirche ganz offiziell sagt, dass Steuerhinterziehung eine Sünde ist.

Der Wunsch nach Spiritualität ist bei den Menschen vorhanden, mit oder ohne offizielle Amtskirche. Der Boom der Esoterikbranche spricht für sich. In den Buchläden beansprucht esoterische bzw. spirituelle Literatur ganze Wände.

Ob werden Leute religiös, wenn sie in einer persönlichen Krise stecken und deshalb verunsichert sind. Sie suche Antworten auf ihre Fragen bei Scientology, den Zeugen Jehovas, bei Wahrsagern und Handlesern, in Aura-Seminaren und bei Heilsteinen, in der Astrologie und in der Meditation, auf dem Jakobsweg oder im Hexenkult. Jeder patcht sich seine eigene Spiritualität zusammen. Vor allem ist man dabei völlig frei. Niemand schreibt einem etwas vor. Es gibt keine Regeln, die man beachten muss. Sehr angenehm.

Wenn die Kirche dagegen ankämpfen will, genügt es nicht, sich mit Großevents wie Kirchentagen zu schmücken. Ihr Problem ist ja, dass sie die jungen Leute gar nicht mehr erreicht, wenn sie 15 oder 16 Jahre alt sind. Bis zur Kommunion oder bis zur Firmung mag das anders sein. Da hat man auch noch Zugriff auf einige Messdiener. Aber dann kommen die Partys am Samstagabend und die Kids schlagen am Sonntag bis zum Mittagessen aus. Die Kirche ist dann erst einmal abgeschrieben.

Und sie kommen erst wieder zurück, wenn sie eigene Kinder haben, die getauft werden sollen oder die man im katholischen Kindergarten unterbringen möchte.
 
Es ist sicher richtig, dass man seine Fahne nicht in den Wind hängen sollte, aber die Frage ist, wie man seine Wurzeln definiert? Dies sollte auf einer Meta-Ebenen geschehen und einen Universitalitätsanspruch genügen.
Welchem Zweck soll die Kirche in einer Gesellschaft dinen? Was ist sozusagen die Job Description?
Sollte die Kirche nicht für den menschen da sein? Wenn ja, warum verbietet man Verhütungsmittel und warum stellt man Exorzisten ein, anstand psycholgische Beratung anzubieten?

Und vor allem wie kann der papst eine Vorhölle abschaffen? Und warum kann er dann nicht auch den Teufel abschaffen, dann braucht man keine Exorzisten mehr.
 
Nun bin ich kein Theologe, um solche dogmatischen Fragen wie die nach der Vorhölle beantworten zu können. Bei den Exorzisten ist das genauso. Mir kommt das zwar seltsam vor, aber ich stecke da nicht drin, um das beurteilen zu können.

Wenn man das Gebot berücksichtigt: „Du sollst die Ehe nicht brechen“, dann ist das für die Kirche im Grunde nicht verhandelbar. Die Realität sieht (in Deutschland) aber so aus, dass Ehebruch nicht einmal mehr ein Scheidungsgrund ist. So haben sich die Ansichten innerhalb der Gesellschaft verschoben.

Weiterhin leitet die Kirche wohl aus der Bibel ab, dass Mann und Frau am besten in der Ehe aufgehoben sind. Und in der reinen Lehre sind bestimmte Praktiken allein dazu da, um Nachwuchs in die Welt zu setzen. Ob das zwingend so gesehen werden muss, will ich an dieser Stelle gar nicht beurteilen. Aber wenn man es so sieht, dann sind Verhütungsmittel nun einmal nicht der richtige Weg. In dieser Frage wäre die Kirche nur konsequent.

Ich sehe aber auch, dass sich dieses Gedankengut heute nicht mehr vermitteln lässt. Und so läuft die Kirche Gefahr, mehr oder weniger allein im Regen zu stehen. Dabei ist es ihre Aufgabe, für die Menschen da zu sein. Und genau das ist das Problem: Die eigenen Wurzeln auf der einen Seite und das moderne Gedankengut der Menschen auf der anderen Seite.

Es ist zudem wichtig zu beachten, dass die katholische Kirche nicht nur für Deutschland oder für Europa da ist. Und damit beziehe ich mich noch einmal auf meinen vorherigen Beitrag. Die Kirche ist eine Weltkirche. Aber viele Entwicklungen, die sich in Europa in den letzten 50 Jahren durchgesetzt haben und die hier allgemein akzeptiert oder toleriert werden, sind in anderen Teilen der Welt immer noch undenkbar.

In vielen Ländern verhält man sich weiterhin ganz traditionell (z. B. nur Jungen als Messdiener). Wenn wir das hierzulande anders handhaben, dann geht der Vatikan nicht hin und verkündet das als neue Leitlinie. Da wird sehr viel mehr Rücksicht genommen auf die weniger liberalen und weniger modernisierten Gesellschaften, die immerhin den Großteil der Katholiken stellen.

Man kann die hier geltenden Ansichten von einem normalen Leben (z. B. Sex vor der Ehe) nicht einfach so in die Welt exportieren. Für traditionelle Christen in den entlegenen Teilen dieser Erde sind wir hier sowieso alle vom Satan besessen. Insofern müssten eigentlich wir reformiert werden und nicht die anderen. – Auf diese Unterschiede muss die Kirche Rücksicht nehmen, wenn die sie sehr heterogenen Gruppen unter einen Hut bringen möchte.
 
@dogio1979 & keshkau

ich sehe es ähnlich wie ihr beiden.

Die Kirche sollte eigentlich für die Menschen sein, aber mit manchen Handlungen begiebt sich die Kirche auf einen Pfad, der gegen das Wohl des Menschen verläuft!
So durfte meine Schwester (16) zunächst nicht Patentante unseres Cousin werden, da sie nicht gefirmt ist.
Erst nach einigen Gesprächen mit dem Pastor bei uns in der Gemeinde (? :D), und dem, der die Taufe "durchführte" durfte sie doch die Patentante werden.


Aber nicht nur bei der katholischen Kirche gibt es Konflikte mit der heutigen Jugend, so wurde mein Freund in der Kirche vom Pastor niedergeschimpft, weil er einen Sonntag nicht zur Kirche kam.
Mein Freund war nicht zum "Konfirmationsunterricht" (ich sollte mal die Namen all´ dieser Stunden etc lernen ;) ) gekommen, weil er am Montag danach eine Arbeit schrieb.


Ps. wtf in welchem Deutsch schreibe ich denn hier, kenn´ ich ja gar nicht *grins*
 
Die offizielle Kirchenpolitik wird längst nicht überall in den Gemeinden vertreten. Es gibt kaholische Pastöre, die keine Bedenken haben, eine geschiedene Frau als Fürbittensprecherin und als Kommunionshelferin einzusetzen. Nach offizieller Lesart dürften Geschiedene nicht zur Kommunion gehen, so viel ich weiß. Die Kirche reformiert sich da auch ein weig von unten.
 
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