Natan schrieb:
Die Auslegung ist nicht umstritten, sondern sehr eindeutig. Du darfst eine Kopie für dich ganz persönlich machen. Nicht für Mutti oder Pappi oder Freundin oder den Bruder, sondern nur für dich persönlich.
Die Backup-Problematik ist klar vorhanden, ja. Aber wie du selbst weißt, ist diese nicht neu und auch hier darf man sich bei den Schwarzkopierern bedanken. Gäbe es keine Schwarzkopierer (oder nur wenige), gäbe es keinen Kopierschutz. Es ist nun einmal so.
Du solltest dich mal genau bei jemandem informieren, der davon Ahnung hat. Man spricht davon, daß bis zu 7 Kopien, die du selbst von einem gekauften Original anfertigst, legal sind. Im übrigen sind auch Kopien davon wieder legal, so lange das ursprüngliche Original legal war. Um auf den Kopierschutz zu kommen, die Strategie ist doch sowieso schon wieder überholt (schau dir die Cds in den Top10 an, die noch einen haben) und zeugte von der unveränderlichen Weltanschauung der Industrie, daß ihre Kunden kleine böse Kinder sind und man Ihnen nicht alles erlauben darf. Wenn Heise verklagt wird, weil Sie einen Link in einem Artikel zu einer Kopierschutz-Software setzen (die Leute sind ja zu blöd Google zu benutzen) oder kleine Weblogs/Webseiten aus dem gleichen Grund mit hohen Forderungen und Verzichtserklärungen bedroht werden oder ein Vater, der bei ebay eine alte Computer-Zeitschrift seines Sohnes, bei der auf der beiliegenden CD zufällig diese Software vorhanden war, ebenfalls bedroht wird, dann läuft wirklich etwas falsch in Deutschland.
Und noch mal auf die Rohlinge zurückzukommen. Die Qualität der Musik hängt nicht vom Rohling ab, sonden alleine von der Konvertierungsrate (und wenn Brenner/Rohling schlecht zusammenpassen vielleicht auch noch vom Brenner), deshalb nennt man die Aufzeichnungstechnik ja digital. Die billigen Rohlinge fördern höchstens die Ausschußrate oder halten nicht so lange.
Desweiteren gab es mal eine nette Aktion von Heise, die hieß: 50 cent und gut. Da wurde sehr genau ausgerechnet, wieviel ein Song, der online angeboten wird, wirklich kostet (c't 21/04) und was die Musik Industrie aber fordert. Wo sind wir heute ? Der Song kostet fast das doppelte, da gehe ich dann lieber in den Laden und kaufe mir eine CD, dann habe ich wenigstens etwas in der Hand und so lange kein Kopierschutz darauf ist, kann ich die Musik auch hören wann und wo ich will.
Bei den Herstellungskosten einer gesamten CD handelt es sich doch auch eher um eine Mischkalkulation (wenn du schon von so hohen Kosten bei der Produktion sprichst), die Preise sind so hoch angesetzt, um eine Hand voll Projekte, die auf dem Markt pfloppen, von anderen bekannten Künstlern bezahlen zu können, wobei dies natürlich legitim ist.
Der Spiegel hat dazu einiges geschrieben, was recht interesant ist und verdeutlicht, daß der Verzicht auf die Bagatell-Klausel weitreichende Änderungen mit sich bringt:
http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,407246,00.html
Die "Bagatellfallregelung" für gelegentliche Kopierer ohne kommerzielle Absichten soll es nun doch nicht geben. Statt klar zu definieren, was wie bestraft werden könnte, überlässt es das Gesetz den Staatsanwälten, ob sie ein Verfahren einleiten oder nicht. Prinzipiell ist so auch der einmalige CD-Kopierer ein Missetäter, der allenfalls auf Gnade hoffen kann - wie einst zu Kaisers Zeiten. Aus Kunden, vor allem aber aus den meisten Schulkindern, werden also per Definition potenzielle Kriminelle.
Und wenn die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen sollte, was kommt danach ? Nachdem die Staatsanwaltschaft die IP-Adresse der Person zugeordnet und den Fall eingestellt hat, verschafft sich der Anwalt der Rechteinhaber Akteneinsicht und erhält damit Kenntnis von Name und Adresse der fraglichen Person. Dieser wird dann vorerst nicht verklagt, sondern ihm wird eine fette Honorarrechnung (Abmahung plus Unterlassungserklärung plus Schadenersatz usw.) präsentiert mit der Aufforderung, diese Rechnung zu begleichen - oder eben tatsächlich verklagt zu werden und letztlich die viel höhere Summe (Prozeßkosten plus die Anwälte beider Seiten plus ggf. zweite Instanz usw.) zahlen zu müssen.
Und dass Zypries tatsächlich plant, der Industrie selbst Auskunftsrechte gegenüber Internetprovidern zuzugestehen, ist schlicht ein Skandal: Im Western ist die privat organisierte Posse, die auf Verbrecherjagd geht, noch ganz unterhaltsam. Im richtigen Leben hat vor wenigen Wochen die GVU bewiesen, was dabei heraus kommt: Die privaten Fahnder hatten ihre Erfolgsstatistiken geschönt und User zwecks Strafverfolgung in Fallen gelockt, in dem sie selbst Piratenserver finanzierten.
Und dann schaut euch mal die Höhe einer potentiellen Gefängnisstrafe für Ladendiebstahl, Autodiebstahl etc an und die potentiellen 2 Jahre für das Kopieren.... Wo ist bitte hier die Balance ?