DeziByte schrieb:
Was ich aber sehe, ist, dass viele Webseiten sterben werden. Wenn ChatGPT direkt alles raushaut was es zu wissen gibt, wozu dann noch die Seite dazu besuchen?
Interessante Frage!
Die derzeit gehypten Modelle haben ja alle den "Vorzug", dass sie nur noch als Frontend dienen sollen und sämtliche Quellen (bis auf Weiteres) völlig im Hintergrund verschwinden. Das kann auf kurz oder lang gravierende Folgen für Plattformen haben, die sich hauptsächlich durch Werbeeinnahmen (Google Ads und Co.) finanzieren.
Aus Sicht des Konsumenten wird sich am Ende das durchsetzen, was Zeit erspart und trotzdem brauchbare Ergebnisse liefert. Das war schon seit jeher das Konzept von Suchmaschinen:
Effizienz.
Nur irgendwie schräg, dass eben diese Effizienz auf kurz oder lang dann auch die eigenen Datenquellen in Bredouille bringt. Suchmaschinen leiten nicht mehr weiter, sondern
extrahieren tatsächlich Wissen/Informationen. Das hat auch rein juristisch sicherlich noch mal eine ganz andere Qualität. Sieht man parallel ja auch schon beim Thema "AI-Art", bei dem es schon erste Klagen gegen die großen Crawler gibt. Stichwort "Urheberrecht".
Wir werden uns kollektiv jedenfalls noch mal genau durch den Kopf gehen lassen müssen, was für Informationen wir ins Netz stellen, warum wir das tun und welchen Preis diese Informationen letztlich haben (sollen).
Klubkola schrieb:
kann ich denn bei irgendeiner KI von einer neutralen Haltung zu egal welchem Thema ausgehen?
Nicht wirklich. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Biases und ein gewisses Fluidum an Konsens - manchmal noch nicht mal das. In so fern werden Suchmaschinen die Realität nur so abbilden können, wie sie tatsächlich ist, nämlich
chaotisch.
Klubkola schrieb:
Spielt es dann eine Rolle, ob es eine korrupte Regierung tut oder eine Organisation die die Gewinnmaximierung an erster Stelle hat?
Natürlich! Ist nur die Frage, ob sich an den Modalitäten überhaupt so viel ändern wird. Ich denke mal, die großen Tech-Konzerne werden die Konzepte der Filterblase und Personalisierung auch mit Chat-KI fortsetzen. Einfach, weil es funktioniert. In so fern entscheiden dann wie gewohnt das Nutzungsverhalten und das Weighting der Suchmaschine, was als "richtige" Antwort angezeigt wird und was nicht. Also schon eine gewisse technologische Willkür.
Da hier nicht mehr zwangsweise unterschiedliche Aussagen nebeneinander stehen, machen sich solche Plattformen sicherlich auch sehr attraktiv für gewisse politisch motivierte Einflussnahmen. Aber auch ohne da jetzt irgendeinem Konzern oder irgendeiner Regierung irgendwelche Motive unterstellen zu wollen, wird es denke ich klar sein, dass mir ein Baidu bspw. ganz unterschiedliche Weltbilder als "normal" suggerieren wird als etwa ein Microsoft oder Google. Das erklärt sich allein schon aufgrund des kulturell ganz unterschiedlich geprägten Datensatzes. Die Relevanz des Datasets kann man in diesem Kontext gar nicht genug hervorheben!
Wie genau Suchergebnisse letztlich zustandekommen, wird aber weiterhin nebulös bleiben. Selbst Entwickler reden ja nicht gerade selten von "Blackboxes".
Das, was hier und da beim Decision-Making so durchsickert, ist allerdings äußerst besorgniserregend.
https://netzpolitik.org/2023/global...nter-den-kulissen-von-chatgpt/#netzpolitik-pw
"
Arbeiter:innen in Kenia sollten teils traumatisierende Texte lesen, um ChatGPT zu optimieren."
Da rutscht einem wirklich das Herz in die Hose!