Normalerweise halte ich mich persönlich für jemanden, der eher zu den ruhigen Menschen gehört, aber nachdem ich diesen Artikel und etliche Kommentare dazu gelesen habe, kam mir auf Deutsch gesagt "Das blanke Kotzen" aus dem Gesicht.
Ich respektiere die Meinung des Autors. Wir leben in einem Land, in dem freie Meinungsäußerung noch groß geschrieben wird und das ist auch sehr gut so, dass es verschiedenste Standpunkte gibt. Dennoch muss ich dazu sagen, dass ich seine Meinung zwar verstehe, aber nicht teile. Es ist einer von vielen Contra-Microsoft-Artikeln, der nicht wirklich sinnvoll belegen kann, warum man Windows 10 nicht nutzen sollte. Gottseidank ist es nur ein Kommentar des Autors, der nicht die Meinung von Computerbase widerspiegelt, denn ich persönlich erachte Computerbase als eine von ganz wenigen Seiten, die noch wirklich neutralen Journalismus betreiben. Ausreißer gibt es überall, aber hier sind es meines Erachtens wirklich die wenigsten.
Doch zurück zum Thema. Eine Sache ist Fakt: Ausnahmslos niemand kann garantieren, dass die eigenen Daten auf einem Server im Internet wirklich sicher sind. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob der Anbieter Microsoft, Google, Apple, Lieschen Müller oder Fritzchen Meier heißt. Selbst deutsche Unternehmen sind ausspioniert worden bzw. werden ausspioniert und unser eigener Nachrichtendienst hat dabei schön mitgeholfen, das hat uns Edward Snowden bewiesen. Außerdem können Gemeinden mittlerweile (soweit ich weiß) sogar die persönlichen Daten von Bürgern verkaufen, wenn diese nicht explizit dagegen Widerspruch eingelegt haben. Was ist dieser Widerspruch noch wert? Das ist genauso sinnvoll, als wenn ich der GEZ einen Brief schreibe, dass meine bezahlten GEZ-Gebühren nur für bestimmte Sendeformate verwendet werden dürfen. Wer kontrolliert das?
Was sind da unsere Gesetze zur Privatsphäre und zur Würde des Menschen noch wert, wenn selbst unsere Politiker nicht mal mehr den Arsch in der Hose haben und sich dafür mit glaubwürdigen Taten dafür einsetzen, dass diese Gesetze von ausnahmslos jedem einzuhalten sind? Da stellt sich mir aber gleich noch die nächste Frage: Ist das in unserer stark globalisierten und zunehmend vernetzten Welt überhaupt noch sinnvoll möglich?
Ich hatte neulich zum Thema Datenschnüffelei eine interessante Diskussion mit einem guten Freund, der auch in der IT-Branche tätig ist. Er wollte mir ebenfalls klarmachen, dass ich Windows 10 nicht nutzen soll, weil in der EULA drinsteht, dass Microsoft meine Daten mitlesen kann. Wer sagt mir, dass Windows das nicht schon all die Jahre vorher getan hat? Außerdem nutzen wir alle Smartphones. Wer sagt mir, dass das da nicht passiert? Egal ob da ein angebissener Apfel, ein Fenster oder ein Google-Logo draufklebt, alleine durch die Nutzung der Geräte kann ich mir nicht sicher sein, dass ich die absolute Kontrolle über meine Daten habe. Meiner Meinung nach ist das Recht auf das Eigentum von persönlichen Informationen bereits nahezu vollständig ausgehölt und die Regierungen (nicht nur die deutsche) haben diesen Trend verschlafen. Gleichgültig, welches System ich nehme, ich kann mir nie sicher sein, dass ich die Kontrolle habe und auch Linux kann das nicht ändern. Wer jetzt meint, dass Linux Opensource ist und man die Sources prüfen kann, der sei darauf hingewiesen, dass OpenSource kein Freifahrtschein ist und nur wenige überhaupt über das Wissen verfügen, die Quellen an den entsprechenden Stellen zu prüfen, geschweige denn die Zeit dafür. Außerdem kann auch hier niemand garantieren, dass der Compiler nicht eventuell solche Funktionen hinzufügen kann. Der Otto-Normalverbraucher ist hier also komplett aufgeschmissen, dabei ist die Benutzerfreundlichkeit der verschiedenen Linux-GUIs noch gar nicht mit einberechnet.
Microsoft verdient sein Geld mit Software und neuerdings auch ein bisschen Hardware und wohlmöglich auch Daten. Google "ernährt" sich von euren Daten (Wieso also vertraut der Autor des Beitrages also Google mehr als Microsoft? Wo ist da die Logik?) und Apple ebenfalls, die das Ganze dann mit Hard- und Software garnieren.
Zusammengefasst: Dass Microsoft eventuell bestimmte Daten sammelt, ist für mich kein Grund dafür, den Fortschritt zu meiden, den das macht heute jede Firma, auch die, die dies verneinen. Microsoft macht es jetzt in der EULA nun halt offiziell. Wenn ihr etwas gegen die Datensammelwut der Firmen unternehmen wollt, dann macht es auch und umgeht das Thema nicht, indem ihr nur auf ein anderes Pferd sattelt. Da ändert sich nämlich erstmal gar nix, auch nicht wenn es genug andere tun würden. Außerdem schaltet eure Smartphones ab. Der Trend geht in die Cloud und das ist nun mal die Zukunft.
BTW: Ich nutze Windows 10 und Linux und jedes dieser Systeme hat seine eigenen Vorteile und seinen eigenen Charme. Ich bin für neues relativ offen, auch wenn es seinen Preis kostet.