Holt schrieb:
nachdem das Aufkaufprogramm der EZB schon ausläuft
"Ausläuft". Unter Bedingungen.
Grestorn schrieb:
Und wenn der böse böse Draghi damals nicht seine lockere Geldpolitik begonnen hätte und nicht die böse böse "alternativlose" Bankenrettung stattgefunden hätte, dann wären die ganzen Börsen-Wetten gegen den Euro vermutlich erfolgreich gewesen, und er wäre tatsächlich zusammengebrochen.
Wenn man sich die Währungen der Welt mal anschaut, sieht man, dass die kommen und gehen. Das Pfund ist die älteste noch existierende (wichtige) Währung, der Rest wurde immer wieder mal aus dem einen oder anderen Grund durch eine neue ersetzt. Selbst die eher stabile D-Mark hat nur ein halbes Jahrhundert gehalten.
Ziehen wir mal einen absurden Vergleich mit Waldbränden: Immer mal wieder kommen Umweltbedingungen auf, wo Waldbrände vorkommen können, mal mehr, mal weniger. Inzwischen weiß man, dass es keine gute Idee ist, in den typischen Waldbrandgebieten jedes Feuerchen niederzukämpfen. Denn je mehr brennbares Altmaterial (das nicht am aktiven Wald-Dasein teilnimmt) sich ansammelt, desto geiler brennts, wenns mal brennt. Deshalb lässt man inzwischen auch mal kontrolliert Waldbrände zu, damits im Jahr darauf nicht unkontrolliert alles abfackelt und man nur noch evakuieren, zusehen, und hinterher zusammenkehren kann.
So, zurück zur Geldpolitik der EZB: Das Schrottpapier-Aufkaufprogramm sammelt bis zu seinem momentan kommunizierten Ende "Werte" an, die zwischen dem BIP des wirtschaftsstärksten Euro-Landes (Deutschland) und dem zweitplatzierten (Überraschung, UK) liegt. Die Engländer verlassen unsere Zahlunion demnächst, auch wenn deren Politiker aktiv gegen den Bevölkerungswillen arbeiten. Nebenbei bemerkt betreibt die EZB damit mehr Politik als sie darf, auch wenn der EuGH das anders sieht, aber der sieht ja auch die GEZ als rechtens an. So, wir sind jetzt also keine 20 Jahre nach der Einführung des €-Papiergeldes bereits an einem Punkt, wo die Zentralbank mehr stützt als alle bis auf ein Land im Jahr erarbeiten, wir haben einen nominellen Zinssatz von 0,0%, der weder rauf noch runter kann, wir haben "systemrelevante" Banken, die nach der Rettung heute schlappe 16 Mrd. wert sind (und die keiner haben will, weil das Bankensystem durch Bullshit-Papierproduktionsjobs, den angesprochenen Zinssatz und insbesondere dem grotesken -0,4% Einlagezins gerade langsam erstickt wird), und wir haben uns Staaten angelacht, die permanent an unserem Geldtropf hängen werden, weil sie es ohne Abwertung ihrer Währung auf ein verträgliches Maß NIE mehr auf die Beine schaffen werden - mit den entsprechend entzückten Bevölkerungen. Auf der anderen Seite gibt es Länder, die permanent für andere mitschaffen werden, ich empfehle da mal die Lektüre der eigenen Lohnabrechnung. Wenn die Zahl unten noch mehr als halb so groß ist wie die Zahl oben, dann hat mans ja noch gut erwischt. KMU werden von der Steuerlast erdrückt, Multis kommen mit dem Double Irish und Nachfolgesystemen mit ein paar Prozent weg. Die 99% presst man aus, die notwendigen 1% verschwinden, und die 0,01% wissen nicht mehr, womit sie es verjubeln sollen.
Kurz: Ich finde, das sind exzellente Voraussetzungen, um weitere 20 Jahre zu schaffen.
Ich würde aktiv dagegen wetten, dass ich vor dem 70. Lebensjahr regulär in Rente gehen kann, und dass die Kleckersumme in Euro ausgezahlt wird.
Grestorn muss ich aber zustimmen - Kryptos helfen da sicherlich auch nicht weiter und werden auch nicht die Ersatzwährung werden (können).