Marx – lesen

AW: Marx – Das Kapital lesen (Erstes Kapitel)

Ja, du hast vielleicht Recht damit, dass das kein Diskussion Thread ist. Folgenden Satz fand ich nur sehr unpassend:
wiesel201 schrieb:
Na ja, das Verleugnen "unangenehmer" Wurzeln war schon immer recht verbreitet.
Er unterstellt erstens, dass verleugnet wird und dass dieses überhaupt möglich ist, und zweitens, dass Marx in irgendeiner weise unangenehm ist, und drittens, dass er eine Wurzel für irgendetwas ist. In einem Satz eine Verleumdung und zwei Wertungen. Warum soll ich mich da nicht aufregen, auch wenn hier nicht diskutiert werden soll. Unter historischen Betrachtung ist das im übrigen so, als ob man "Mein Kampf" nur liest, um diese Gemeinplatz noch kurz mitzunehmen.

Zum ersten Punkt: Er unterstellt einfach, dass die Dozentenseite aus "Wohlfühlgründen" etwas verschweigen und niemand es bemerkt. Außerdem legt er nahe, dass er als Ausnahmeerscheinung diesen Mangel als einziger kritischer Geist erkannt hat, und die anderen Fachleute, die Ausbilden oder die, die sich gerade in Ausbildung befinden, alle dümmer sind als er und sich verarschen lassen.
Er impliziert intelligenter, gebildeter und kritischer zu sein als der Schnitt der Wirtschaftswissenschaftler oder deren Studenten, was extrem vermessen ist. Komm mal klar! Wenns da was zu verbergen gäbe, wirst bestimmt nicht du es sein, der es aufdeck.

Aber vielleicht wissen sie auch alle bescheid, und verschweigen das kollektiv. Schon schlimm wie Marx versteckt wird. Ihn gibt's auh nirgends zu lesen habe ich gehört. Er soll ja mit einfachen Worten dargestellt haben, und wissenschaftlich, mathematisch empirisch total richtig begründen, dass Arbeiter ungerecht bezahlt werden und ihnen mehr zusteht, und dieses in der klassischen Theorie falsch gemacht wird. Das Gefühl hatte ich auch schon immer. Kein wunder, dass denen das nicht gefällt.


Ich poste hier jetzt nicht mehr, nur noch zum eigentlichen Text, wenns interessant ist. Ich finde die historischen Texte auch nicht so spannend, und die Zeitpläne sind arg vollgequetscht. Ich bin der verbreiteten Meinung, dass die Originaltexte in den Bereich der Freiwilligkeit gehören, und dass darin auch kein Versäumnis liegt. Außerdem kann man sich die historischen Theorien sehr leicht innerhalb weniger Stunden selbst erschließen, sofern man die Grundlagen kennt. Andersherum ist das wohl schwieriger bis unmöglich, aber dazu fehlt mir auch die Perspektive.

Was hier richtig gemacht wird, ist das erarbeiten von Begriffen, da einiges anders benutzt wird als man intuitiv vermutet oder im allgemeinen Sprachgebrauch üblich ist. Die Beteiligung ist leider eher mau, ich hoffe das ist nicht auch meine Schuld.
 
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abulafia schrieb:
Ja, du hast vielleicht Recht damit, dass das kein Diskussion Thread ist.

Dann stellt sich der Thread aber in einem Diskussionsboard selbst in Frage, und ich finde, dass ist ein Umstand, der durchaus diskutiert werden darf. :D

Was hier richtig gemacht wird, ist das erarbeiten von Begriffen, da einiges anders benutzt wird als man intuitiv vermutet oder im allgemeinen Sprachgebrauch üblich ist. Die Beteiligung ist leider eher mau, ich hoffe das ist nicht auch meine Schuld.

Bei Marx gibt es imho ein großes Problem:

  • Jeder kennt ihn - das heißt, weiß, wer er war.
  • Viele glauben zu wissen, was er sagen wollte.
  • Manche wissen das tatsächlich.
  • Einige haben ihn gelesen.
  • Manche haben sich mit dem historischen Kontext beschäftigt.
  • Der eine oder andere hat sich damit beschäftigt, was noch heute als gesellschaftliche Utopie im positiven Sinn daraus gelernt werden kann.
  • Viele setzen genau das einfach voraus.

Wo ist hierbei die Grenze zwischen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und der ideologischen Anbetung? Wo will der Thread eigentlich hin?

Im Mittelalter gab es den Ansatz, alles Geschehen in dieser Welt irgendwie auf die Bibel zurückführen zu wollen. Das führte dann zu hirnrissigen Diskussionen wie der Frage, wie viele Engel auf einen Stecknadelkopf passen. Das Dumme ist nur, dass die Bibel damals die einzig akzptierte Grundlage war, die die Diskussionsbasis sehr trennscharf definiert hat. Damit war die Frage gar nicht mehr hirnrissig, sondern im Rahmen der damailgen Gedankenwelt hochgradig brisant.

Ein ähnliches Problem ergibt sich bei der Beschäftigung mit Marx nur aus dem Werk von Marx heraus - innerhalb also eines geschlossenem Gedankengebäudes. Keine Wertung, keine Gewichtung, keine Beurteilung, sondern nur die Frage der Nachvollziehbarkeit innerhalb der durch das Werk gesetzten Grenzen.

So gesehen ist auch die Begriffsklärung ein Rückzug auf die innere Welt von Marx. Sehr interessant, keine Frage. Wenn ich aber die Frage, was diese Begriffe in der äußeren Welt eventuell auch bedeuten können, nicht berücksichtigen darf, dann darf ich auch nicht die sich ergebende Frage stellen, ob sich Marx durch die Umdeutung dieser Begriffe nicht evtl. in ein zwar logisches inneres System, aber ohne Bezug zur Wirklichkeit zurückgezogen hat.

Nun hat der Threadersteller diesen Realitätsvergleich von vorneherein ausgeschlossen. Das erklärt imho die maue Beteiligung, und nichts anderes.

Er hat den Thread von vorneherein auf eine geschlossene Welt reduziert. Dann kann ich aber auch genauso gut z.B. Frank Herbert und den Dune-Zyklus lesen, und diesen auf interne Konsistenz und konsequente Begriffsverwendung überprüfen. Oder lieber Harry Potter, mit leichten Vorteilen auf der Ebene der Unterhaltsamkeit. ;)

Wobei ich gerade bei Harry Potter sagen könnte, dass sich diese geschlossene Welt sehr konsistent präsentiert, sich dennoch vieler ungewöhnlicher Begriffe bedient, und trotzdem jederzeit völlig eindeutig im Bereich der Fiktion einsortiert werden sollte. Ein Realitätsvergleich verbietet sich also. Wenn aber bei Marx ein Realitätsvergleich ebenfalls ausgeschlosen wird, freiwillig durch den Threadersteller, reduziert sich dann eine Dikussion über die Konsistenz der inneren Welt von Marx nicht letztlich auch auf den Bereich der Fiktion? Wo bleibt dann noch ein Ansatz von gesellschaftlicher und politischer Relevanz?

Das hat mit dem Leugnen vermeintlich unangenehmer Wurzeln nichts zu tun - im Gegenteil, der Vorwurf geht absolut in´s Leere. Die Notwendigkeit des Leugnens der Wurzeln ergibt sich für Marx-Kritiker nur dann, wenn sie sich den Baum ansehen, der aus diesen Wurzeln gewachsen ist. Die Wurzeln für sich taugen ohne diesen Baum nur als Museumsstück - Abteilung Kunst und Literatur.

Viele Grüße, Tiguar
 
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Man kann ein Buch nach seiner "äußeren" Logik hin befragen...aber das auch nur, wenn man auch mal einen Zusammenhang im "inneren" des Buches erkannt hat und nicht wenn man gerade mal 10 Seiten gelesen hat. Fragen "von außen" sind schön und gut, bloß verfehlen sie dann die Thematik wenn sie vorpreschen ohne sich auf den immanenten Gedankengang einzulassen.

Und auch wenn Beispiele immer hinken:
Das ist so, als wenn man einem Autobauer über die Schulter schaut und schon bem ersten mal Schweißen des Chassis ihn fragt warum er diese Naht jetzt so und nicht anders ansetzt, weil das würde doch nicht mit der eigenen Zuschauervorstellung des Kotflügels übereinstimmen, der irgendwann mal kommen soll.

Edit:
Und, machen wir uns nichts vor...die Beteiligung ist auch deshalb mau weil das eben nicht etwas ist was man sich einmal durchliest und dann sagt "Ach so, ich verstehs!" sondern das ist Arbeit und erfordert Zeit und Muße. Und vor allem, wie Marx selbst in der Vorrede sagt, Menschen, die etwas Neues lernen wollen und sich entsprechend anstrengen. Ob ein Forum dafür geeignet ist mag dahingestellt bleiben.
 
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Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen[6], ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert(valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto[7]. Betrachten wir die Sache näher.

Im folgenden sucht Marx also das Geheimnis des Tauschwerts. Wenn ich zwei Objekte in ihrer Quantität vergleiche, brauche ich eine Größe bzw. damit verbunden eine Einheit, in der ich ihr quantitatives Verhältnis vergleiche. So kann ich zB. das Verhältnis zweier Bananen in ihrem Gewicht bzw. kg ausmachen, oder in ihrer Länge in cm.

Was ist nun aber die Größe des Tauschwerts, was ihre Einheit?
Warum kann ich 2 Bananen gegen 1 Kiwi austauschen? (provisorisch)
Wo verbirgt sich ihr gemeinsamer Nenner?

Nicht in Euro, das vorneweg.
 
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Ist eine mögliche Antwort vielleicht die, dass von den Besonderheiten einer Sache jeweils abstrahiert werden muss, damit zwischen Sache A und Sache B ein Tausch stattfinden kann? Deshalb ergibt sich ja auch der Ausdruck x Menge A = y Menge B
Das Gleichheitszeichen impliziert eine Gleichheit wo de facto eigentlich gar keine ist, denn eine Banane ist keine Kiwi und vice versa. Die Gleichung ist dann doch der Ausdruck für "Wert". Sprich: Wert an sich kann nicht an einer Sache festgemacht werden, sondern Wert gibt es erst dann wenn eine Sache im Verhältniss zu einer anderen gesetzt wird...Oder?
 
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Wenn ich einen Überschuss von Produkt A habe, den ich entbehren kann, und Du einen Überschuss von Produkt B, dann stellt sich die Frage nach einer Bewertung im Sinne eines Tauschverhältnisses. Man kann unmittelbar A gegen B tauschen, wobei dann die Mengen verhandelt werden müssen. Man kann aber auch „Geld“ als Tauschmittel erfinden, sodass Du heute Produkt A gegen Geld kaufen kannst, wohingegen ich Produkt B vielleicht erst im nächsten Monat kaufe.

Dieser Wert ist der Tauschwert. Er variiert mit Angebot und Nachfrage.
 
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@keshkau
mal abgesehen davon, dass waren miteinander nicht nur dann getauscht werden wenns von beiden überschüsse gibt, so will ich zu deinem beitrag kurz sagen:

das mit angebot und nachfrage ist auch mir bekannt.
allerdings gehts marx (noch nicht) um das, was variiert, also nicht um das, was hier mal so, dort mal anders sein kann.
es geht hier zunächst nur darum, herauszufinden, die allgemeinen bewegungsgesetze und das, was unabhängig von ort, zeit oder zufälligen schwankungen ist.
es geht um die blanke frage was "wert" ist, was hinter dem phänomen des tauschverhältnisses steckt usw. und warum es so ist, dass ein gegenstand zum tauschobjekt werden kann und warum einem simplen gebrauchsgegenstand auf einmal sowas wie "wert" zukommt den man am gegenstand selbst gar nicht finden kann.
oder kannst du mir den wert einer banane in oder an der banane selbst irgendwie zeigen? :D
um das mysterium "wert" geht es zunächst.
 
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Der "Überschuss" in meinem Beitrag sollte verdeutlichen, dass man kein Gut abzugeben bereit ist, wenn man es selbst benötigt. Der verhungernde Mann wird nicht seinen letzten Schluck Wasser oder sein letztes Stück Brot eintauschen wollen.

Nach meinem Geschmack ist es nicht so wichtig, den Wert einer Banane in der Banane selbst zu suchen. Begründung: Wenn man die Bananen schon hat, erübrigt sich die Be-Wertung durch den Eigentümer und Besitzer. Anders ist es, wenn man sich überlegt, seine Bananen oder einen Tel davon gegen Äpfel zu tauschen.

Aber auch dann interessiert es mich als Tauschenden nicht, woher der Apfel kommt oder welche Transportwege er hinter sich hat. Vielmehr wäge ich ab, welchen Nutzen mir die Bananen bringen und welchen die Äpfel. Je mehr Bananen ich habe, desto eher werde ich bereit sein, zumindest die eine oder andere abzugeben (wegen des abnehmenden Grenznutzens). Im Gegenzug erhalte ich die begehrten Äpfel, von denen mir der erste den größten Nutzen bringt, der hunderste dagegen einen geringeren, weil mir dann die Äpfel langsam zum Hals heraushängen.

Das Tauschverhältnis kann daher über den Ausgleich der Grenznutzen ermittelt werden. Wozu brauche ich dann noch eine weiitere Betrachtung, die den Wert innerhalb der Banane sucht?

Es geht schließlich um den Tausch. Dafür ist es lediglich notwendig, dass sich die Tauschpartner einigen. Wenn ich bereit bin, 100 Bananen für 20 Äpfel zu geben, dann ist das eben das individuelle Tauschverhältnis zwischen mir und dem Anbieter der Äpfel. Der nächste Tauschpartner bietet vielleicht nur 80 Bananen für die 20 Äpfel und wird trotzdem bedient. Das kann so weitergehen, bis die Schmerzgrenze für den Äpfel-Anbieter erreicht ist. Und auch da ist jeder Anbieter verschieden.

Der Tauschwert ist daher kein "neutraler" Wert.
 
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Post #25 können wir schon festhalten: der Ausdruck x Menge A = y Menge B ist überhaupt der Ausdruck des Werts.
Siehe auch Fußnote [6]: "Der Wert besteht in dem Tauschverhältnis, das zwischen einem Ding und einem anderen, zwischen der Menge eines Erzeugnisses und der eines anderen besteht" (Le Trosne)

Zwei Sachen können getauscht werden:

erstens: eben, weil sie verschieden sind (Bananen und Kiwis)
zweitens: weil sie etwas gemeinsames haben, d. h. von ihrer Besonderheit wird abgesehen. Zwei Sachen können nur dann in einem Verhältnis stehen, wenn sie einen gemeinsamen Inhalt haben. Das steht gleich im nächsten Absatz:

Eine gewisse Ware, ein Quater Weizen z.B. tauscht, sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen. Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert sein. Es folgt daher erstens : Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber : Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform" eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein.

Die Tauschwerte der Sachen kann man ihnen nicht ansehen.
Sie drücken ein Gleiches aus.
Dieses Gleiche ist der Gehalt und der Tauschwert nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform".

 
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Möglicherweise verstehe ich den fett gedruckten Satz von Marx ja nicht so, wie er gemeint ist.

Deshalb frage ich noch einmal andes: Was spricht dagegen, den Nutzen als "das Gleiche" zu betrachten? Meiner Meinung nach kommt es einzig und allein darauf an, ob der Tauschende lieber die Banane oder den Apfel haben möchte. Hat er die Banane lieber, dann tauscht er nicht, will er den Apfel, so tauscht er die Banane ein.

Diese Abwägung trifft der Tauschende als Bauchentscheidung, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.
 
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@keshkau

Ich muss die komplette Antwort für deine Ausführung für später aufschieben, aber es könnte sich dir auch auftun, wenn du den Text weiter liest. Die Argumentation von Marx willst du immer noch nicht folgen. Die Logik (ja, schon wieder!) da ist: egal wie viele Äpfel oder Bananen du hättest, wäre erstmal von Tausch nicht mal die Rede, wenn sie nicht ein Gleiches als Gehalt haben, damit sie in einem wie auch immer durch ein 'Nutzen' ins Verhältnis gesetzt werden.

Dein Beitrag ist sonst eine einzige Missachtung nicht nur des Textes von Marx aber auch von den anderen hier stehenden Beiträgen. Z.B.:
Der verhungernde Mann wird nicht seinen letzten Schluck Wasser oder sein letztes Stück Brot eintauschen wollen.
Eine Sache, die ich brauche, also nicht zu Verkauf steht, hat keinen Tauschwert.
ist es nicht so wichtig, den Wert einer Banane in der Banane selbst zu suchen
Tut Marx nicht und wir auch nicht
Anders ist es, wenn man sich überlegt, seine Bananen oder einen Tel davon gegen Äpfel zu tauschen.
Das ist vielleicht alles ein Zirkus: hat Marx gerade behauptet. Willst du ihn tatsächlich nicht lesen?
Je mehr Bananen ich habe, desto eher werde ich bereit sein
Sehe ich auch so. Warum hast du so viele Bananen 'produziert'?

Aber wir sind noch nicht soweit. Also ich schicke nochmal zum Text.

Für die Frage in Post #30 schicke ich nochmal zu methodologischen Post #12 und Post #13.
.
 
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barista schrieb:
@keshkau

[...], wenn sie nicht ein Gleiches als Gehalt haben, damit sie in einem wie auch immer durch ein Grenznutzen ins Verhältnis gesetzt werden.

Grenznutzen ist ja genau der Begriff, den Marx noch nicht kannte. Mit einem Grenznutzenansatz kann man ja gerade eine brauchbare Lösung für sein Problem der Wertmessung finden. Weil er diese Idee noch nicht hatte, musste er sich eine andere Methode überlegen.
Er kommt beschreibt dann eine eigene Methode, mit der er den Nutzen bestimmt. Auf dieser baut er dann im weiteren seine Theorie der Ausbeutung auf.

Marx; Lohn schrieb:
Sage ich ferner, daß ein Quarter Weizen sich in bestimmter Proportion mit Eisen austauscht oder daß der Wert eines Quarters Weizen in einer bestimmten Menge Eisen ausgedrückt wird, so sage ich, daß der Weizenwert und sein Äquivalent in Eisen irgendeinem Dritten gleich sind, das weder Weizen noch Eisen ist, weil ich ja unterstelle, daß beide dieselbe Größe in zwei verschiednen Gestalten ausdrücken. Jedes der beiden, der Weizen und das Eisen, muß daher unabhängig vom andern reduzierbar sein auf dies Dritte, das ihr gemeinsames Maß ist.

Mit "Das gleiche als Gehalt" meint er als eine objektive Bezugsgröße für einen Wert, einen abstrakten Maßstab.
 
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Nach diese Ablenkung mit der Grenznutzentheorie nehme ich den Faden von Post #13 hier kurz wieder auf:

"Es folgen zwei interessante Sätze:

Gebrauchswerte bilden den Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts."


Was ist Gebrauchswert? Marx sagt: Der Warenkörper selbst, [...] ist daher ein Gebrauchswert oder Gut.
Eine Banane (nicht ihr Bild, nicht ihre Vorstellung, sondern ihr Körper, die aromatisch gelbe, reife Banane) ist ein Gebrauchswert. Dieser Gebrauchswert wird 'gebraucht' um Hunger zu stillen. Dadurch wird er verwirklicht, realisiert sich im Hungerstillen.

Das Nutzen ist also nicht gleich Gebrauchswert, sondern dessen Konsumtion.

Die Banane verschwindet in ihren Gebrauch, wird im menschlichen Körper als nährendes Leben aufgehoben.
Ein Fahrrad ist ein Gebrauchswert. Fahrrad fahren ist sein Nutzen, die Konsumtion des Fahrrad. Das Fahrrad verschwindet nicht in seiner Konsumtion, wird aber älter und klapperiger und braucht Reparatur und Wartung. Nach 5, 10 oder 15 Jahren wird entsorgt. Aber solange wird gebraucht. Also ein Gebrauchswert.

In allen Zeiten und in allen Gesellschaften wurden nützliche Sachen, Gebrauchswerte, produziert.
Sie bilden den Reichtum dieser Gesellschaften in ihren materiellen, gegenständlichen, stofflichen Existenz.

In unserer Gesellschaft sind sie außerdem noch Träger des Tauschwerts. Warum?
Reichtum hat es schon immer gegeben. Was ist heute anders bei diesem Reichtum?
 
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Und, willst du das so stehen lassen?
Gerade der Aussage "Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber : Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform" eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein." kann ich mich nicht anschließen. "Eine gewisse Ware, ein Quater Weizen z.B. tauscht, sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen."

Wiederspricht das nicht unserer täglichen Erfahrung? Welche Annahmen müsste man zusätzlich treffen, damit diese Aussage stimmen kann? Was übersieht er also?
 
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Bitte ergänze den Beitrag - keinen neuen schreiben.

Es erschließt mir nicht ganz, was du sagen willst. Dass du das anders siehst oder du etwas vermisst, ist kein Fehler in der Logik von Marx. Für mich heißt das: Ich finde den Fehler, erkläre wie und warum er stattfindet und dann bringe ich die richtige Antwort ein.

Zu der Logik in Post #29 sagst du aber nichts:

Zwei Sachen können nur dann in einem Verhältnis stehen, wenn sie einen gemeinsamen Inhalt haben.
(Nehmen wir zur Stütze einen Witz der Art: was hat ein sarg mit einem kondom gemeinsam? Na?)
[...]
Die Tauschwerte der Sachen kann man ihnen nicht ansehen.
Sie drücken ein Gleiches aus.
Dieses Gleiche ist der Gehalt und der Tauschwert nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform".
 
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@abulafia
warum kannst du dich nicht der blauen textpassage aus deinem post anschließen?
inwiefern widerspricht die feststellung, dass der tauschwert eines dinges für uns sich in dem spiegelt was nicht es selbst ist, sondern in ein anderes ding?
dahinter steckt die logik, dass alles was ist nur deshalb ist, weil es an sein anderes (was auch immer dieses andere ist) sein korrektiv hat.
weiter: wenn marx von "erscheinen" spricht, dann muss man vorsichtig sein...das bedeutet nämlich, dass etwas sich als etwas darstellt, was es an und für sich (also in wirklichkeit) gar nicht ist, sondern nur für den unreflektiert handelnden sich so darstellt.
 
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Wenn der bevorstehende Beitrag (wurde versenkt) mit seinem Link von etwas zeugt, ist das die Überzeugung dessen Verfasser, dass hier durch das bloße Lesen eines Buchs Opfer der Stalinismus verhöhnt werden. Ob dabei "Das Kapital" untersucht worden ist, um es dieses als Erkenntnis zu gewinnen, darf ich zweifeln. Als solches 'Wissen' vor dem Erkennen ist das [FONT=&quot]– [/FONT] leere Meinung, nachgeplapperte Propaganda.
 
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Auch der Gebrauchswert jedes Gegenstandes, "das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt", ist nur existent durch die Konsumtion des Menschen, welche ihn verwirklicht.

Eine isolierte Banane ohne ein sie konsumierendes Wesen kann für dieses Wesen auch keinen Gebrauchswert besitzen, höchstens als Düngmittel für die Natur, aber in diesem Falle spiegelt sich der Gebrauchswert wieder in einem anderen Objekt wieder, der Natur.

So verhält es sich auch mit dem Tauschwert einer Ware, welcher sich erst im Gegenübertreten mit anderen Waren verwirklicht. Auch wenn sie nicht direkt gegenübertritt, besteht zumindest die Potenz des Tauschwerts, solange das sie besitzende bewusst handelnde Subjekt, der Mensch, sich darüber im Klaren ist, dass die Möglichkeit des Eintauschens besteht.

Allgemein, wenn ich ein Etwas, egal was es ist, ein Ding, eine bestimmte Art von Tier, Pflanze, oder auch ein Individuum Mensch beschreibe, es definieren will, seine Wesensmerkmale bestimmen will, beschreibe ich es mithilfe von außer ihm existierenden Objekten.
Dies tue ich schon indem ich beschreibe, welche Hobbies ich betreibe, denn ich definiere meine Identität, mein Ich, mithilfe von Objekten, meinen Hobbies, und mein Verhältnis zu diesen.

So kann ich auch ein "Wesensmerkmal" einer Ware, nämlich seinen Tauschwert, nur definieren mithilfe anderer außer ihm existierenden Waren, mit denen zumindest potenziell ein Umtausch stattfindet. Er spiegelt sich also in anderen Waren wieder.
 
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Wie wird dieses Gleiche, das Gemeinsame, was die im Tauschverhältnis stehenden Waren miteinander haben, für unseren Verstand 'sichtbar' gemacht?

Nehmen wir ferner zwei Waren, z.B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird, z.B. 1 Quater Weizen = a Ztr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sein.

Was wir sehen, sind zwei verschiedene Waren, die ausgetauscht werden. Was wir nicht 'sehen', ist ein Drittes, das in beiden das Gleiche ist. Dies muss durch eine logische Operation (Reduktion) den Vergleich möglich machen.

Ein einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche dies. Um den Flächeninhalt aller gradlinigen Figuren zu bestimmen und zu vergleichen, löst man sie in Dreiecke auf. Das Dreieck selbst reduziert man auf einen von seiner sichtbaren Figur ganz verschiednen Ausdruck - da halbe Produkt seiner Grundlinie mit seiner Höhe. Ebenso sind die Tauschwerte der Waren zu reduzieren auf ein Gemeinsames, wovon sie ein Mehr oder Minder darstellen.

Wenn wir eine geometrische Figur betrachten, sehen wir jede Menge geometrische Elemente: Linien/Seiten, Ecken, eine eingeschlossene Fläche. Damit haben wir keine Angabe über ihren Maß, Länge der Seiten, Winkelöffnung der Ecken oder die Größe der Fläche. Um dies zu bewerkstelligen, bringen wir wo möglich die Maße an, und zwar so viel davon bis sich die Gleichheit einstellt: z.B. LÄNGE = x Mal Maßeinheit (m, cm, mm, etc.).

Anders die Fläche. Bekanntermaßen gibt es keinen Zollstock zum Messen der Flächen, den wir anbringen können. Es folgen deswegen zwei Operationen, die wir mit dem Verstand begreifen, planen und durchführen:

1. Die Reduktion: Wir teilen den Polyeder (gradliniger Figur) mit Hilfsgeraden in Dreiecken. Diese sind halt was anderes als der Polyeder, aber die Summe ihrer Flächen ist identisch mit der Fläche des Polyeders.
2. Grundlinien und Höhen messen, Flächen der Dreiecken berechnen und summieren.

Was heißt das für Waren? Auf welche ihrer Eigenschaft greift Marx zurück, um ihren Gehalt zu bestimmen?
 
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Dies Gemeinsame kann nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Waren sein. Ihre körperlichen Eigenschaften kommen überhaupt nur in Betracht, soweit selbe sie nutzbar machen, also zu Gebrauchswerten. Andererseits aber ist es grade die Abstraktion von ihren Gebrauchswerten, was das Austauschverhältnis <52> der Waren augenscheinlich charakterisiert. Innerhalb desselben gilt ein Gebrauchswert grade so viel wie jeder andre, wenn er nur in gehöriger Proportion vorhanden ist. Oder, wie der alte Barbon sagt:
"Die eine Warensorte ist so gut wie die andre, wenn ihr Tauschwert gleich groß ist. Da existiert keine Verschiedenheit oder Unterscheidbarkeit zwischen Dingen von gleich großem Tauschwert."(8)
Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom Gebrauchswert.


Wenn wir vom Gebrauchswert, von der spezifischen materiellen Erscheinungsform überhaupt der Ware abstrahieren, um dem Tauschwert auf die Schliche zu kommen; was bleibt da noch? Was ist von der Ware übergeblieben?

Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten.

Beiden Waren bleibt, wenn wir ihre spezifische sinnlichen Besonderheiten ausblenden, dass sie durch Arbeit produziert worden sind. Aber, wie Marx nachfolgend beschreibt, ist auch hier die spezifische Form dieser Arbeit nicht von Belang. Auch hier zählt nur die Quantität, nicht die Qualität. Beide Waren sind Produkte abstrakter Arbeit:

Jedoch ist uns auch das Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und Formen, die es zum Gebrauchswert machen. Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich Ding. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind ausgelöscht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützlicher Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.
 
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