Wattwanderer schrieb:
Ich dachte es ging um Funklöcher? Da gab es bisher gar kein Empfang. Das heisst im Umkehrschluss, in der Gegend gab es sowieso nichts zu verdienen. Jetzt soll ein einsamer Wanderer der sich alle halbes Jahr dorthin verirrt statt gar keinen, jetzt einen Balken haben?
Bedenke, dass viele von diesen neuen Masten wahrscheinlich neben Bahnstrecken errichtet werden.
Da kommen regelmäßig Züge vorbei, wo auch schon mal gut und gerne 1.000 Personen drin sein können (ICE z.B. hat 750 Sitzplätze,
inkl. Stehplätze dürfen max. 1.500 rein). Von diesen 1000 Leuten wird wahrscheinlich jeder ein Smartphone dabei haben und wenn die sich alle gleichzeitig einbuchen wollen, kann das schon eng werden. In solchen Fällen ist es absolut plausibel möglich, dass man zwar einerseits hohe Kapazitäten braucht, es andererseits aber gleichzeitig nicht wirtschaftliche ist, weil man diese Kapazitäten halt nur für ein paar Minuten am Tag braucht.
Und die Idee vom einsamen Wanderer ist sowieso eine Illusion. Schön wärs, wenn Funklöcher nur irgendwo im Wald zu finden wären, wo außer dem gelegentlichen Wanderer niemand hinkommt. Viele Funklöcher beinhalten aber auch kleinere Ortschaften, wo unter Umständen auch schon mal ein paar hundert Leute sein können. Sind vielleicht nicht genügend, um ein Netz zu überlasten, so dass deine Idee mit Roaming mit etwas Glück sogar funktionieren könnte. Aber grade im Hinblick darauf, dass das häufig jene Ortschaften mit schlecht ausgebautem Festnetz sind und einige dort LTE als Festnetz-Ersatz nutzen werden, kann etwas mehr Kapazität nicht schaden. Mit Blick auf unsere europäischen Nachbarn, würde ich sowieso vermuten, dass Mobilfunk als Festnetz-Ersatz in Zukunft häufiger werden könnte. Momentan werden wir in Deutschland noch mit limitierten Volumen bzw. hohen Preisen gegängelt. Aber ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis es unlimitiertes LTE zu bezahlbaren Preisen auch in Deutschland gibt. Wenn Mobilfunkanbieter nicht nur von heute auf morgen planen, sondern auch kalkulieren, was in 10 Jahren sein wird, müssen sie das berücksichtigen.
Dass der Ausbau an manchen Orten bislang nicht wirtschaftlich war, hat teilweise auch überhaupt nichts mit der Anzahl der dortigen Nutzer zu tun. Oftmals scheitert es auch an der fehlenden Zuleitung. Wenn zuerst mal 20 km Glasfaser neu verlegt werden müssen, ruiniert das halt mal ganz schnell die Kalkulation und führt dazu, dass man dann doch lieber in der Stadt einen neuen Mast aufstellt, wo man nur 500 Meter neue Leitung braucht, weil schon reichlich Infrastruktur da ist. Das bedeutet aber nun nicht unbedingt, dass der Mast dort dringender benötigt wird. Die Anzahl der Nutzer (und damit auch die Anzahl der benötigten Antennen) könnte bei jenem Mast, der wegen der langen Zuleitung bislang nicht gebaut wurde, durchaus höher sein. Sofern er denn mal gebaut wird.
Wohl vor diesem Hintergrund wird im Artikel auch explizit erwähnt, dass nicht nur der Mast selbst, sondern auch dessen Versorgung gemeinschaftlich genutzt wird und hierdurch gespart wird:
Wie Telefónica Deutschland erklärte, spare „der gemeinsame Aufbau zusätzlicher Funkmasten und -türme sowie deren technische Versorgung und Nutzung signifikant Zeit und Kosten gegenüber einem parallelen individuellen Ausbau.“
Last but not least, lohnt es sich sicherlich auch, mal einen Blick auf die Verteilung der beim Aufbau und Betrieb eines Mobilfunkmasten anfallenden Kosten zu werfen. Der größte Teil der Kosten wird da vermutlich für Standortmiete, Anbindung an die Infrastruktur und Bau des Masten an und für sich anfallen (alles Kosten, die unabhängig von der Anzahl der dort montierten Antennen sind). Wenn man schon mal so weit ist, dass der Mast steht und die Infrastruktur da ist, werden sich die Mehrkosten für ein paar zusätzliche Antennen vermutlich in Grenzen halten. Da kommts dann auch nicht mehr drauf an und der (potentielle) Nutzen ist größer als die entstehenden Mehrkosten.