Mobilität in unseren Städten

bender_ schrieb:
Macht 445.982/a Fahrgäste pro Gefährt in München vs. 344.437/a pro Gefährt in Stuttgart.
Das taugt zwar nur für eine ganz grobe Einordnung der Auslastung da sehr verallgemeinert, zeigt aber, dass in anderen Städten der ÖPNV "voller" ist als in Stuttgart. München wird im Großen und Ganzen für seinen ÖPNV eher gelobt als gescholten hat aber ein höheres Fahrgastaufkommen pro Gefährt als Stuttgart.

Natürlich ist die durchschnittliche Auslastung des ÖPNV in Stuttgart nicht besonders hoch. Das bestreite ich überhaupt nicht. Wahrscheinlich ging sie in den letzten Jahren sogar noch zurück. Denn früher fuhren die Bahnen nur zu den Stoßzeiten morgens und abends in 10-Minuten-Takt, heute durchgängig von 6 bis 20 Uhr. Das ist nett, da man so tagsüber nie auf den Fahrplan schauen muss, denn die Bahnen kommen immer zur selben Zeit. Aber effektiv ist das nicht. Die Bahnen sind tagsüber meistens recht leer. Es bräuchte mehr Kapazität während des Berufsverkehrs. Vor allem wenn ein bedeutender Teil der Autofahrer umsteigen soll, die momentan die mit Abstand größte Gruppe unter den Pendlern stellen (Quelle). Da wären wir sehr schnell bei einer Verdoppelung des Fahrgastaufkommens. Das würde der jetzige ÖPNV zu den Hauptverkehrszeiten auf keinen Fall bewältigen können.
 
BelaC schrieb:
Das würde der jetzige ÖPNV zu den Hauptverkehrszeiten auf keinen Fall bewältigen können.
Deswegen sollten die sich besser über die Morgen- und Abendstunden verteilen. Das würde für sehr viele Verkehrsteilnehmer eine Entlastung bedeuten (niemand steht gerne in Staus oder überfüllten Bahnen).

Ein im Tagesverlauf wechselnder Takt ist mMn auch kein großes Problem ... man kann sich ja auch merken, ab wann die Bahnen abends eben nicht mehr zehnminütig fahren, sondern eben nur im 15-, 20- oder 30-Minutentakt.
Es wäre ja schon eine Effektivierung des ÖPNV wenn man die Bahnen nur in den Hauptstoßzeiten zehnminütig fahren lässt. und da zwischen eben nur alle 15 oder 20 Minuten. Die dadurch freigesetzten Kapazitäten könnte man nutzen, um die Periferie besser zu versorgen (das betrifft aber eher Busse).
z.B. 06:00 - 09:00 bzw. 15:00 - 18:00 im hohen Takt, dazwischen in etwas niedrigerem ... eben ans Verkehrsaufkommen un seinen tagesverlauf etwas besser angepasste Fahrtzeiten.
Hier gab es Jahrelang regelmäßige Fahrgastzählungen ... man hat also Daten, aus denen man ein solches System ableiten könnte ... angepasst wurde allerdings nicht viel - jedenfalls nicht bei den Bahnlinien.

Hilft nur leider nicht gegen die Überfüllung IN den Hauptsstoßzeiten ... und die empfinden viele wirklich als störend (neben dem meist recht hohen Preis, dem Weg zur Haltestelle und eventuell benörigten Umstiegen).
 
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BelaC schrieb:
Es bräuchte mehr Kapazität während des Berufsverkehrs. Vor allem wenn ein bedeutender Teil der Autofahrer umsteigen soll, die momentan die mit Abstand größte Gruppe unter den Pendlern stellen (Quelle). Da wären wir sehr schnell bei einer Verdoppelung des Fahrgastaufkommens.
Die angeführte Quelle ist veraltet. Deshalb bin ich mit der Böll Studie hier ja wieder eingestiegen. Dort findest Du aktuelle Zahlen. Es sind durchaus schon ein paar Pendler umgestiegen.
Den Beleg deiner Aussage, dass der ÖPNV zu den Hauptverkehrszeiten so unglaublich überlastet ist, bleibst Du weiterhin schuldig. Wenn ich wieder die Fahrgäste pro Gefährt Kennzahl anwende, hat Stuttgart noch fast 30% Luft bis Münchner Verhältnisse eintreten. Und das noch bevor die Maßnahmen von S21 greifen.
Auch der Einwurf von @DerOlf ist nicht ganz unberechtigt. Flexible Arbeitszeiten sind heutzutage doch eher die Regel, als die Ausnahme. Jetzt gibts natürlich Personengruppen, die durch ihre Lebensumstände an gewisse Zeiträume gebunden sind. Der durchschnittliche Single (in Stuttgart übrigens 50,7% der Haushalte: https://www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2018006) hingegen muss nicht zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr zur Arbeit und zwischen 16:30 und 17:30 von der Arbeit heim pendeln. Tut man es doch, was ich auch hier bei vielen sehe, trägt man halt wieder nur wenig zur Lösung bei.
Einen Unterschied zum MIV kann ich auch nicht erkennen. Die Straßen sind in besagtem Zeitraum ja auch voller, wieso sollte das in den Bahnen so viel anders aussehen?
Ich nutze aufs Jahr gesehn an ca. 120-150 Tagen das Rad, in der restlichen Zeit den ÖPNV. Dann aber meist erst um 9 Uhr oder sogar später und fahre entsprechend abends erst dann, wenn die meisten schon unterwegs oder bereits zuhause sind. Damit ist mir geholfen, da ich quasi immer einen Sitzplatz in meinen Verkehrmitteln bekommen und denen, die zu Hauptverkehrszeiten reisen, da ich zu der Zeit keinen Platz beanspruche. Klappt das aus Termingründen mal nicht, wirds voll. Und zwar egal ob auf der Straße, am Bahnhof oder der Bushaltestelle.
Ich frag jetzt mal ganz konkret:
Was tust Du jetzt um die Situation zu verbessern?
Was müsste konkret in deinem Fall passieren, dass Du auf andere Verkehrsmittel umsteigst oder zumindest deren Anteil an deinen Personenkilometern damit erhöhst?
Nutzt Du Lösungsansätze wie flexible Arbeitszeit, Wohn- bzw. Standortwechsel, Telearbeit, usw.?
Was müsste konkret passieren, damit Du das tust?
 
Zuletzt bearbeitet:
bender_ schrieb:
Den Beleg deiner Aussage, dass der ÖPNV zu den Hauptverkehrszeiten so unglaublich überlastet ist, bleibst Du weiterhin schuldig.

Soll ich jetzt selbst zählen? Wie stellst du dir das vor? Komm einfach mal vorbei und fahre z. B. zu den Hauptverkehrszeiten mit der S-Bahn vom Flughafen in Richtung Stadtmitte, wenn du mir nicht glaubst. Diese Zahlen gibt es einfach nicht. Trotzdem gibt es das Problem.

bender_ schrieb:
Was tust Du jetzt um die Situation zu verbessern?

Ich versuche unnötige Fahrten, speziell in der Stadt, so gut es geht zu vermeiden. Einkaufen fast auschließlich Online oder außerhalb von Stuttgart. Freizeitgestaltung auch lieber irgendwo außerhalb der Stadt.

bender_ schrieb:
Was müsste konkret in deinem Fall passieren, dass Du auf andere Verkehrsmittel umsteigst oder zumindest deren Anteil an deinen Personenkilometern damit erhöhst?

Der ÖPNV müsste ähnlich schnell wie das Auto sein. Im Moment benötige ich aber von Haustür bis Arbeitsplatz mit den Öffentlichen, in erster Linie aufgrund von zu langen Umstiegszeiten und weil die Haltestelle recht weit von meinem zu Hause entfernt ist, gut die doppelte Zeit. Das ist für mich nicht akzeptabel.

Habe mir aber schon überlegt mal einen E-Roller zuzulegen, um zumindest den Weg bis zur Haltestelle schneller zu überbrücken. Das wäre meiner Meinung nach tatsächlich eine Lösung mit Potenzial. Stellt sich nur die Frage, ob die Verkehsbetriebe das Mitführen dieser Roller nicht bald verbieten.

bender_ schrieb:
Nutzt Du Lösungsansätze wie flexible Arbeitszeit, Wohn- bzw. Standortwechsel, Telearbeit, usw.?

Flexible Arbeitszeiten nutze ich, ja. Wobei das auch seine Grenzen hat. Möchte ja meine Freundin, deren Arbeitgeber zeitlich weniger flexibel ist, auch hin und wieder sehen. Eine Wohnung in der Nähe meines Arbeitsplatzes hätte ich gerne, ist praktisch aber nicht zu bekommen und wenn, dann unbezahlbar. Deshalb wohne ich etwas außerhalb. Homeoffice mache ich so oft es geht, ist allerdings bei uns auch Grauzone. Der Arbeitgeber tut sich extrem schwer das offiziell zu genehmigen.
 
Als Privatlehrer und freiberuflicher Musiker sind mir meine Arbeitszeiten manchmal fast etwas zu flexibel.
Ich hätte das gerne etwas strukturierter ... aber das ist in dem Bereich abslut nicht einfach hinzukriegen.

Meine Arbeitswege erledige ich dafür komplett mit Öffies oder zu Fuß ... mit entsprechenden Folgen für meine Tagesplanung.
 
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Grundsätzlich klingt das natürlich nach einem schlüssigen Konzept. Die Arbeitszeiten flexibilisieren um das Fahrgastaufkommen weiter zu verteilen. Mir stellt sich aber die Frage: Wie soll sowas aussehen?
MMn sind wir doch heutzutage in weiten teilen schon sehr flexibel. Die Stoßzeiten in meiner Gegend erstrecken sich von ca. 5:30 Uhr bis ca. 8:30 am Morgen, von ca. 13:30 bis 15:00 und dann nochmal von ca. 16:00 bis etwa 18:00 Uhr im Feierabend.
Am morgen geht es dabei mit den Frühschichtlern los die zur Arbeit fahren gefolgt von den Nachtschichtarbeitern, die sich auf dem Heimweg befinden. Gleichzeitig steigt das Verkehrskaufkommen kontinuierlich bei der Gruppe der flexiblen Arbeitskräfte an. Meiner (subjektiven) Meinung nach ist da die stärkste Zeit zw. 6:30 und 8:00 Uhr. Dazu kommt dann gerade in der Stadt in den ÖPNV noch ein nicht unerheblicher Anteil an Schülern und Studenten. Hier haben wir naturgemäß keinerlei Flexibilität. Dazu beginnen Schulunterricht und Vorlesungen oft auch noch zur gleichen Zeit.
Ich finde, das gerade der letzte Aspekt gerne mal vergessen wird. Sind doch 2-3000 Schüler, die nahezu zur selben Zeit an den selben Ort „möchten“ (Müssen trifft es bei vielen wohl eher), ist das für ein paar Linien schon eine extreme Auslastung. Ebenso nach Schulschluss, wenn die meisten Schüler zügig wieder nachhause möchten. Die Bildung von immer größeren Schulzentren ist bei dem Problem auch nicht sonderlich hilfreich.
Aus meiner Sicht wäre auch das ein Punkt, der bei der zukünftigen Infrastrukturplanung berücksichtigt werden muss. Denzentralere Schulen und v.a. Schulen außerhalb der Stadtzentren eher in Richtung der dichteren Wohnbezirke.
 
Sag ich ja. Wenn flexible Arbeitszeitmodelle von Menschen nicht genutzt werden, die es eigentlich könnten, tritt natürlich auch kein Effekt auf den Verkehr ein.
BelaC schrieb:
Möchte ja meine Freundin, deren Arbeitgeber zeitlich weniger flexibel ist, auch hin und wieder sehen. Eine Wohnung in der Nähe meines Arbeitsplatzes hätte ich gerne, ist praktisch aber nicht zu bekommen und wenn, dann unbezahlbar. Deshalb wohne ich etwas außerhalb. Homeoffice mache ich so oft es geht, ist allerdings bei uns auch Grauzone. Der Arbeitgeber tut sich extrem schwer das offiziell zu genehmigen.
Ein kleiner Auszug an Ausreden, die postwendend auf solche Vorschläge folgen. Taufrisch sozusagen.
Der Arbeitgeber der Freundin, unbezahlbare Wohnungen, der eigene Arbeitgeber sind schuld.
Daneben überlasteter ÖPNV und Zeit, die man verliert, wenn man ihn dann doch benutzt. Jeweils ohne Beleg und in Zahlen ausgedrückt.
@BelaC ist für mich das Beispiel schlechthin, wieso sich die Situation für alle nicht verbessert. Die wenigsten wollen Umdenken, geschweige denn umsteigen, weil im Kopf schon zig Ausreden parat liegen, es nicht zu tun. Begegnet man mit Fakten, bekommt man noch mehr Ausreden zu hören.
Solange in den Köpfen vorherrscht, dass man mit seinem rollenden, 20 Kubikmeter umfassenden, Abgase produzierenden Wohnzimmer in der Stadt rumkriechen kann und sich dabei als das kleinste Übel gewählt sieht, wird sich daran auch nix ändern. Deshalb sehe ich es als effektivsten Weg, diese Vorgehensweise so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Sei es über knallharte Zufahrtsbeschränkungen oder Geld oder künstlich generiertem Kollaps durch konsequente Umwidmung von Fahrspuren und Parkplätzen zugunsten alternativer Verkehrsmittel.
Anders wird unsere Generation kaum zum Umsteigen zu bewegen sein.
Das ist zugegeben eine radikale und wenig differenzierte Ansicht. Auf diplomatisch und politischem Wege auch nicht einfach umzusetzen, aber eine Vision, die ich wohl nicht exklusiv inne habe. Siehe ja dazu den Beitrag von @BelaC der dieses Thema wiederbelebt hat: https://www.computerbase.de/forum/threads/mobilitaet-in-unseren-staedten.1850911/post-23231087
In München passiert mit der Tarifreform diesen Dezember etwas Spannendes. Dort wird sich zeigen, wie viel man über Steigerung an Attraktivität durch Vergünstigung zum Umstieg auf den ÖPNV motivieren kann. Mein Jahresabo wird ca. 30% günstiger. Wenn der Zuwachs passt, könnte es bereits 2021 soweit sein, dass ein 1€/Tag Jahresticket möglich wird. Im Bekanntenkreis haben schon einige signalisiert, dass sie unter diesen Umständen ein Jahresticket kaufen würden und dann auch häufiger den ÖPNV nutzen würden. Bleibt abzuwarten, ob sie und hoffentlich noch viele andere mehr Wort halten...
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch auf die Gefahr hin, dass Bielefeld nervt:
Das Problem mit Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden hat man hier recht elegant gelöst.

Die Universität (ca. 20k Studienplätze ... und alles in einem Gebäude) teilt sich einen Campus mit einer Gesamtschule (ca. 2-3k Menschen) und einem Fachbereich der FH (aber das ist im Grunde nicht direkt auf dem Campus).
Die Vorelesungen in der Uni beginnen um 8:00 (ab da dann 2-stündig).
Der Unterricht in der Mittelstufe der Gesamtschule (kl. 4-10) beginnt um 8:30, der in der Grund und- Oberstufe erst um 9:00.
Die Busse und Bahnen, die den Campus anfahren, sind zwar morgens auch voll ... aber es verteilt sich eben über den Zeitraum zwischen 8:00 und 9:00 ... es wäre ein ganz anderes Chaos, wenn auf dem Campus ALLE um 8:00 antreten müssten.
So richtig voll, ist die Uni-Bahn eigentlich nur, wenn Fussball ist (das Stadion liegt leider an der gleichen Linie).

Bei Initiativen, die den Schulstart nach hinten verlagern, kann man sich der vollen Unterstützung aus der Pädagogik sicher sein ... die tritt nämlich schon seit den 1970ern dafür ein, den Schulbeginn nach hinten zu verschieben (von der Aufnahmefähigkeit her wäre wohl etwas zwischen 9:00 und 10:00 am besten).

Bei den Studis wird gerne vergessen, dass die ja nicht alle von morgens 8:00 bis abends 20:00 in der Uni sind ... der unibedingte Verkehr verteilt sich also über mehrere Stoßzeiten ... bei uns sind es 6 ... alle zwei stunden eine.
Da strömen nicht morgens 20k Studis zur Uni, die dann alle gleichzeitig um 20:00 wieder nach hause wollen.
Und da Raumbelegung und Stundenpläne bereits vor Semesterstart geplant werden MÜSSEN, ergibt sich ein eher stetiger flow von menschen, der lediglich alle 2 Stunden etwas zunimmt ... morgens um 8:00, Nachmittags um 16:00 und abends um 20:00 natürlich etwas mehr, das ist klar (allein schon wegen der technischen und wissenschaftlichen Mitarbeiter mit festen Arbeitszeiten).

Das Verkehrsaufkommen durch eine Uni ist mit dem durch Schichtarbeit ohne flexble Zeiten nicht vergleichbar.
Da stürzen sich tatsächlich tausende gleichzeitig in den Verkehr.

Zur Schule konnte ich die ganzen Jahre über zu Fuß gehen ... denn das ging schneller als mit ÖPNV ... meine Eltern hatten aber auch keine Angst um mich.
Ich glaube, das größere Problem sind heutzutage die Eltern.
 
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bender_ schrieb:
Deshalb sehe ich es als effektivsten Weg, diese Vorgehensweise so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Sei es über knallharte Zufahrtsbeschränkungen oder Geld oder künstlich generiertem Kollaps durch konsequente Umwidmung von Fahrspuren und Parkplätzen zugunsten alternativer Verkehrsmittel.
Anders wird unsere Generation kaum zum Umsteigen zu bewegen sein.
Ich lese das wirklich nicht gerne aber ich fürchte es ist so. Die Frage ist nur, wie konsequent zieht man das in welchem Zeitraum durch. Ich neige fast dazu, einen fixen Termin auszugucken, an dem alle Gemeinheiten zusammen in Kraft treten, anstatt alles scheibchenweise über 2 Jahrzehnte zu servieren.
Seh, wie es hier läuft. Eine Mainuferstraße gesperrt, großer Shitstorm, BIs, die volle Breitseite, Parkgebühren deftig erhöht und schon gehts los. Unsozial, trifft nur die Armen etc.. Einfallstraße auf eine Spur in Fahrtrichtung reduziert. Wußte jeder, aber alle fahren sie trotzdem über diese Straße wieder rein und toben natürlich rum etc. etc.
Am 1. Januar wird der RMV (und 2 andere Verbünde) das 365€ Jahresticket für Senioren einführen, nach dem gleich teuren Schülerticket im Frühjahr, und schon maulen wieder etliche, die nicht diese Vergünstigung bekommen.
 
K-BV schrieb:
Ich neige fast dazu, einen fixen Termin auszugucken, an dem alle Gemeinheiten zusammen in Kraft treten, anstatt alles scheibchenweise über 2 Jahrzehnte zu servieren.
Ich fände das auch eine sehr gute Idee .... aber die Partei, die sowas anstößt, und das nach der Wahl auch noch umsetzt, braucht wahrscheinlich zu den nächsten Wahlen garnicht mehr antreten.

Bei der Scheibchenlösung geht es weniger um das verkehrs- als um das politische Konzept .. und da steht nunmal die Wiederwahl an oberster Stelle (und damit die Frage, wie viel man der Stammwählerschaft zumuten kann, und wieviel man trotzdem bieten kann, um neue Wähler zu gewinnen) ... danach kommt ganz lange erstmal nichts ausser der Personalfrage (zumindest fühlt sich das in DE momentan so an).
 
Zuletzt bearbeitet:
bender_ schrieb:
@BelaC ist für mich das Beispiel schlechthin, wieso sich die Situation für alle nicht verbessert.

Völlig richtig, ich bin das perfekte Beispiel. Und von meiner Sorte gibt es viele. Ich möchte überzeugt werden. Ich habe Beispiele genannt, wie ich überzeugt werden könnte. Wenn du die allesamt als "Ausreden" abtust, dann ist das deine Sache. Überzeugen kannst du mich auf diese Art und Weise aber nicht.

bender_ schrieb:
Deshalb sehe ich es als effektivsten Weg, diese Vorgehensweise so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Sei es über knallharte Zufahrtsbeschränkungen oder Geld oder künstlich generiertem Kollaps durch konsequente Umwidmung von Fahrspuren und Parkplätzen zugunsten alternativer Verkehrsmittel.
Anders wird unsere Generation kaum zum Umsteigen zu bewegen sein.

Damit wurde in Stuttgart schon längst begonnen. Ob das dann letztendlich eine gute Lösung sein wird, hängt aber sehr stark von den Alternativen ab, die in Zukunft angeboten werden. Stand jetzt ist es einfach nur ein schlechter Kompromiss. Für alle Beteiligten.
 
DerOlf schrieb:
aber die Partei, die sowas anstößt, und das nach der Wahl auch noch umsetzt, braucht wahrscheinlich zu den nächsten Wahlen garnicht mehr antreten.
In Frankfurt wären das aktuell die CDU, die Grünen und die SPD, die zusammen regieren, mit einem SPD OB. Also die ganz ganz große Koalition. ;)
Eine gewisse "Alternative" Partei würde sich aber sicher gleich als Rächer der "Enterbten" positionieren.
 
K-BV schrieb:
Eine gewisse "Alternative" Partei würde sich aber sicher gleich als Rächer der "Enterbten" positionieren.
Genau das meinte ich ... aber bei der CDU braucht man sich tradtionell keine Sorgen machen ... die werden die Verantwortung dafür schon jetzt vorschtig auf Grüne und SPD abwälzen ... nur für den Fall.
Der OB tut mir fast leid ... der wirds ganz dicke kriegen.
 
DerOlf schrieb:
Der OB tut mir fast leid ... der wirds ganz dicke kriegen.
Das ist der gewohnt! Bis auf die SPDler hassen die den eh alle! Seh ihn hier öfter in unserem Vorort gemütlich alleine in Ruhe Kaffee trinken und Kuchen schlabbern. Letztens war er sogar hier im Netto einkaufen und die Kassiererin hat ihn wegen irgendwas angemeckert (als ich hier hinterher erzählt habe, wer das war, ist sie fast in Ohnmacht gefallen) In Frankfurt traut er sich das alles wohl nicht mehr!

Nicht dass ich ihn jetzt besonders schätze. Aber der hat so was ähnliches wie eine neue Wahlkampftaktik eingeführt. Als seinerzeit die langjährige und sehr geschätzte CDU-OB in Ruhestand gegangen ist, war man sich absolut sicher, dass der CDU-Kandidat das locker gewinnt. Den SPDler kannte kaum jemand, selbst parteiintern war er nicht unumstritten. Also eigentlich Null-Chance. Was macht der Kerl? Klappert "sämtliche" Wohnungen in Frankfurt ab, klingelt überall, insbesondere die Stadtviertel, wo viele Leute mit nicht so viel Einkommen wohnen, und stellt sich buchstäblich jedem als sein OB-Kandidat persönlich vor. Klinkenputzerei pur! Bei der CDU haben sie sich halbtot gelacht, darüber. Am Wahlabend nicht mehr! Und er wurde auch wieder gewählt!
Nachdem dann der Wiesbadener SPD-OB Kandidat, den gleichen Marathon erfolgreich absolviert hatte, ist man bei den anderen Parteien auch zur Erkenntnis gekommen, das etwas mehr Bürgernähe vielleicht doch nicht das Dümmste ist. ;)
 
Mal abgesehen von der politischen Dimension: Es ist mittlerweile durch einige Studien nachgewiesen, dass es den Kindern in unterschiedlichen Altersstufen einen unterschiedlichen Biorhythmus haben, das ganze also recht verschoben ist. Wenn man darauf hören würde, würde man den Kindern und Jugendlichen einen Dienst erweisen, das Lernen effizienter gestalten UND den Verkehr entzerren. Problem ist natürlich, wenn die Eltern dagegen protestieren und darauf bestehen dass die Kinder am Nachmittag von einer Aktivität zur nächsten gezerrt werden müssen ihre Kindheit genießen dürfen.
Das problem der nur scheinbaren Flexibilität hängt auch mit dem Grund der Zeitumstellung zusammen: Man taktet lieber die komplette Gesellschaft um als auf so Paradigmen wie "Um 8 Uhr geht die Schule los" und "20 Uhr Tagesschau, danach Tatort" zu verzichten.
 
B.XP schrieb:
Das problem der nur scheinbaren Flexibilität hängt auch mit dem Grund der Zeitumstellung zusammen: Man taktet lieber die komplette Gesellschaft um als auf so Paradigmen wie "Um 8 Uhr geht die Schule los" und "20 Uhr Tagesschau, danach Tatort" zu verzichten.
Das stimmt so ja nicht durchgängig. Gerade die jüngere Generation ist ja derzeit dabei, sich auf Grund der neuen Mediennutzung, vorwiegend bedingt durch das Internet, von den klassischen Medien(-nutzungen) zu verabschieden, da Medien an jedem Ort und zu jeder Zeit zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus finde ich persönlich bestimmte zeitliche Fixpunkte im Alltagsleben durchaus sinnvoller als Beliebigkeit. Gerade auch für Kinder und Jugendliche. Daran wird die Mobilitätswende in unseren Städten nicht scheitern.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
B.XP schrieb:
Problem ist natürlich, wenn die Eltern dagegen protestieren und darauf bestehen dass die Kinder am Nachmittag von einer Aktivität zur nächsten gezerrt werden müssen ihre Kindheit genießen dürfen.
Ich finde es zwar auch wichtig, dass Kinder ihre Kindheit ausleben können ... aber ich glaube bei vielen Eltern ist das eher ein vorgeschobener Grund. Das größere Probleme dürfte wohl sein, dass ein verschobener Schulbeginn mit den Arbeitszeiten der eltern kollidieren könnte.
Momentan ist das so eingerichtet, dass die Eltern auch dank Gleitzeitregelungen ihre Kinder vor der Arbeit zur Schule bringen können ... zumidest ein Elternteil.
Und das könnte sich durch einen verschobenen Schulanfang ändern.

So richtig flüssig läuft unser Arbeitsleben halt doch nur dann, wenn alles synchronisiert abläuft ... und daran hängt mMn auch das morgendliche und abendliche Verkehrschaos. Unsere Arbeitswelt scheint das indirekt so zu brauchen.

Ein weiteres Problem sehe ich wie bereits erwähnt in der Doppelerwerbstätigkeit, ohne die allerdings viele Familien nicht mehr über die Runden kommen würden.
Als es den Frauenrechtlern darum ging, das Frauen selbstständig und selbstbestimmt einer Erwerbstätigkeit nachgehen dürfen, da dachte sehr wahrscheinlich niemand daran, dass in einigen Jahrzehnten beide Elternteile werden arbeiten MÜSSEN.
Der Traum war wohl eher, dass Mann und Frau sich gleichberechtigt darüber verständigen, wer von beiden in Lohnarbeit geht ... natürlich hat man da die Rechnung ohne den Kellner gemacht, denn eigentlich war das schon in den 1980ern vollkommen utopisch. Natürlich wurde das so umgesetzt, dass der Lohn von einem Elternteil alleine in vielen Fällen eben nicht ausreicht, um der Familie ein subjektiv als "gut" empfundenes Leben zu ermöglichen.

Wie auch immer. Jetzt haben wir den Salat.
Die Frage ist allerdings, wie man den Verskehr entzerrt, wenn die Arbeiterschaft sich in ein relativ enges Zeitkonzept gezwengt fühlt und die Unternehmerschaft halt keine Lust hat, ihr "runnung system" zu verändern. Und wer kann schon sicher sagen, ob die Menschen wirklich produktiver werden, wenn sie nicht schon um 6:30 im Halbschlaf antreten müssen?
Schließlich hat das schon ziemlich lange keiner mehr ausprobiert.
Bei Schulkindern weiß man es mittlerweile ... aber die sind doch nicht mit Angestellten zu vergleichen.

Wenn ich Nachtschicht arbeiten würde, dann wäre mir ziemlich egal, von wann bis wann die geht ... 7:00 Feierabend ... OK, 9:00 Feierabend ... auch OK, solange die Nachtschicht dann nicht einfach nur 2 Stunden länger dauert.
Was spricht dagegen? Im Grunde sind es doch Gewohnheiten, und der ziemlich verständliche Unwille, von ihnen abzurücken ... oder sie eben nicht als Notwendigkeiten zu betrachten.

Die Supermärkte in meiner Umgebung haben alle Öffnungszeiten zwischen 7:00 und 22:00 .. egal ob Nacht-, Früh- oder Spätschicht ... JEDER kann zeitlich vor oder nach dem Job noch bequem einkaufen.
Und wer das zeitlich nicht auf die Reihe kriegt (warum auch immer) der kann sehr sehr viel bereits heute online erledigen ... sogar Amtsgeschäfte sind nur noch in Ausnahmen an die Öffnugszeiten der Ämter gebunden.
Leider wird das nicht genutzt, um die Arbeitswelt zu flexibilisieren. Es dient eher als Begründung dafür, sie nicht flexibilisieren zu müssen.
 
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BelaC schrieb:
Völlig richtig, ich bin das perfekte Beispiel. Und von meiner Sorte gibt es viele. Ich möchte überzeugt werden.
Ja, davon gibt es viele. Und viele unter denen argumentieren sicher ähnlich wie Du. Irgendjemand soll sich um das Problem kümmern, dass ich keine freie Bahn habe. Und ich bin an keiner Lösung interessiert, die beinhaltet, dass ich dadurch mein Auto nicht oder nur eingeschränkt nutzen darf.
Und dann kommst Du und sagst, dass selbst die Überzeugungsarbeit noch jemand anderes übernehmen soll.
Du willst nicht überzeugt werden, Du bist schon überzeugt. Überzeugter Autofahrer!
Lies doch noch mal ab hier: https://www.computerbase.de/forum/threads/mobilitaet-in-unseren-staedten.1850911/post-22755093 hatten wir ja schon alles.

Das gepaart mit deiner Forderung nach Umverteilung von Privateigentum, Fremdbestimmung wann, wer, von wo aus zu Arbeiten und sogar zu Wohnen hat, der Nichtachtung von schwächeren Verkehrsteilnehmern mit beschränktem Wissen darüber, wie sie in "deinem" Verkehrsraum eingeordnet sind und vor allem der Ignoranz gegenüber dem Ausmaß an Ausbau des ÖPNV direkt vor deiner Tür, lässt für mich eigentlich keinen anderen Schluss zu.

Glaubst Du wirklich, das alles ist nötig um Dich zu überzeugen vom Teil des Problems zum Teil der Lösung zu werden?
Dagegen, finde ich, sind die Hürden, die auf dem Weg zur autofreien Stadt zu meistern sind geradezu lächerlich.
Problem ist nur: Sie sind nicht besonders populär und würden politischen Selbstmord bedeuten.
 
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bender_ schrieb:
Ein kleiner Auszug an Ausreden, die postwendend auf solche Vorschläge folgen. Taufrisch sozusagen.
Der Arbeitgeber der Freundin, unbezahlbare Wohnungen, der eigene Arbeitgeber sind schuld.
Daneben überlasteter ÖPNV und Zeit, die man verliert, wenn man ihn dann doch benutzt. Jeweils ohne Beleg und in Zahlen ausgedrückt.

Pauschal alles als billige Ausrede abzustempeln, bringt uns aber auch nicht weiter. Oder um es mal umzudrehen. Ein kleiner Auszug an Pauschalisierungen. Jeweils ohne Beleg und Zahlen ausgedrückt. ;)

Bezahlberer Wohnraum ist grundsätzlich ein Problem, welches immer weitere Kreise zieht. Und das nicht erst seit gestern. Vor allem in Gegenden, wo die großen Arbeitgeber angesiedelt sind. Als ich 2012 beschlossen habe, näher an meine Arbeitsstelle zu ziehen, hab ich fast 1 1/2 Jahre gesucht und zig Wohnungen angeschaut, bevor ich überhaupt mal eine Zusage bekommen habe. Trotz unbefristetem Arbeitsverhältnis und gutem Verdienst. Und in irgendeine Bruchbude ziehen, zu überhöhten Mieten, nur damit ich mir hinterher auf die Schulter klopfen kann? Nein danke.

Ebenso ist es mit Homeoffice, welches auch mein Arbeitgeber anbietet. Es gibt eine Quote bei uns. Wenn diese ausgeschöpft ist, geht halt nicht mehr. Ebenso gibt es Abteilungen, wo die Mitarbeiter eben anwesend sein müssen. Aber ich denke, daß man da in Zukunft noch mehr Arbeitgeber und Arbeitnehmer für begeistern kann und sich das Ganze dann entsprechend ausweitet. Manche Dinge brauchen einfach etwas Zeit. Und da gehören eben auch neue Arbeitszeitmodelle mit dazu.

Was die verlorene Zeit angeht. Wenn du genügend Zeit über hast, dann herzlichen Glückwunsch. Menschen mit Familie, die nebenher vielleicht noch zusätzliche Verpflichtungen (Ehrenamt im Verein oder sonstwo) haben, sind eben auch diese Zeitersparnis angewiesen. Und warum soll ich dann die 3fache Zeit mit der Fahrt ins Geschäft verbringen, wenn ich mit dem Auto deutlich schneller bin? Zudem kann man Fahrgemeinschaften bilden und es sitzen dann eben 2, 3 oder 4 im Auto. Das wäre mMn dann ebenso sinnvoll, wie sich noch zusätzlich zu den eigentlich ÖPNV-Nutzern zwischen 6-9 in die U-Bahn zu quetschen.

Bei uns gibt es zB bevorzugte Parkplätze für Fahrgemeinschaften. Dafür wurde extra von unserer Ideenschmiede eine App entwickelt, damit man auch entsprechend kontrollieren kann, ob die Leute wirklich zusammen gekommen sind. Funzt super für alle und man spart wieder Parkplätze und es sind weniger Autos unterwegs. Vielleicht nicht immer gleich die Leute verteufeln und ihnen alles absprechen, weil man anders handelt oder anderer Meinung ist.
 
Fahrgemeinschaften sind sicherlich ebenfalls ein sinnvoller Beitrag.
Das ist aber schon mein ganzes Leben lang bestens bekannt ... und dennoch hat sich die durchschnittliche Zahl der Insassen pro Auto im gleichen Zeitraum stark reduziert.

Man sollte sich auch fragen, woran DAS nun wieder liegt. Ich hätte da eine (psychologisierende) Erklärung.
Das Auto wird noch immer (aber nicht mehr in dem Ausmaß, wie noch vor 20 Jahren) als Ausdruck der persönlichen Freiheit gesehen ... und am schönsten ist dieses Freiheitsgefühl nunmal, wenn man auf niemanden Rücksicht nehmen muss.
Wenn der Fahrer seine absolute Freiheit im Auto genießen will, dann fährt er lieber allein. Mit dem Resultat, dass momentan in jedem Auto durchschnittlich weit unter 1,5 Insassen sitzen (in den 1980ern lag der Wert noch deutlich über 1,5).

Ob sich das in den nächsten Jahren wider nach oben verschieben wird, bleibt abzuwarten .. ich habe da so meine Zweifel - aber ich lasse mich auch sehr gerne überraschen.

Als Autofahrer sollte man sich diesbezüglich wohl auch Fragen, was das bitte für eine Freiheit ist ... wenn man ständig im Stau steckt beispielsweise.
Als ÖPNV-Nutzer bin ich maximal unfrei, denn ich muss mich an dei Zeiten des ÖPNV halten, habe festgeschriebene Routen ... dafür aber euin Verkehrsmittel, das ich z.B. nicht auf einen der in der Innenstadt grundsätzlich eher knappen Parkplätze stellen muss ... ich steige aus, und mein Verkehrsmittel kann mir von da an egal sein, ich zahle keine Parkgebühren oder Knöllchen ... und selbst wenn in Hamburg G20 ist, kann ich mir sicher sein, das mein Verkehrsmittel auch danach noch fahrtüchtig ist.
 
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