K-BV schrieb:
Das mit dem "nicht so faul wie heute" ist etwas daneben.
Das war auch tatsächlich nur eine subjektive Meinung ... die in meinem Bekanntenkreis aber ziemlich viele Menschen teilen.
Ich habe einfach das Gefühl, dass unsere Oma-generation noch weitaus weniger Probleme damit hatte, auch mal 30 oder 60 Minuten durch Schmuddelwetter zu laufen ... einige davon haben das bis ins hohe Alter regelmäßig getan ... auch wenn sie ein Auto hätten nutzen können und geistig fit genug waren, das auch sicher zu führen.
Sicherlich sollte man das nicht so generalisieren, damit hast du Recht.
K-BV schrieb:
Ansonsten fehlt wie allen Durchschnittsberechnungen die Berücksichtigung der individuellen Situation. Ich bin zwar, schon beruflich bedingt, ein großer Freund von Statistiken, aber es ist wenig zweckdienlich sie einseitig zu interpretieren oder den Kontext zu verwässern.
Gerade wenn du dich beruflich damit beschäftigst, solltest du wissen, was Aussreißer mit statistischen Kennzahlen machen können. Beispiel: Durchschnittsgröße in cm:
Geordnete Urliste: 150, 152, 160, 172, 180, 230.
Arithmetisches Mittel: 174
4 der 6 Probanten haben eine "unterdurchschnittliche" Körpergröße, und kein einziger entspricht genau dem Durchschnitt. Beim Median (166) liegen dann 3 drüber und drei drunter ... und auch den trifft kein Probant genau (was an der Anzahl liegt ... die ist halt gerade - sonst wäre das anders).
Dem geschulten Auge sollte übrigens auffallen, dass obige Datenliste zu 50% aus Ausreißern besteht.
Der Durchschnitt (meist ist da das arithmetische Mittel gemeint) passt auf kein Individuum zu 100% (das ist eine der Eigenarten des quantitativen Schwerpunkts) ... das ist aber auch nicht die Funktion von Durchschnittswerten. Die sollen nicht individuelles Verhalten korrekt vorraussagen, sondern dienen eher der Einordnung der Individuellen Merkmalsausprägungen im Bezug zum Durchschnitt über alle Messungen ... das wird z.B. für Aussagen über die Streuung gebraucht (braucht man dir sicherlich nicht erklären).
Worauf ich hinaus wollte ... als Mathematiker musste ich bei deiner Kritik etwas schmunzeln.
Vor allem die Forderung nach Berücksichtigung der individuellen Situation kenne ich eigentlich nur aus dem Qualitativen Schwerpunkt ... im Quanti-Bereich ist das Individuum nur Datenquelle ... und danach prozedural ziemlich egal.
Ein Durchschnittswert sagt etwas über die allgemeine Tendenz in der Stichprobe ... und mehr kann das auch eigentlich nicht. Natürlich wird es Menschen geben, die im leben nur die Hälfte fürs Auto ausgeben ... so what ... andere werden das Doppelte ausgeben. Man sollte (bis zum Beweis des Gegenteils) erstmal davon ausgehen, dass sich die Ausreißer gegenseitig neutralisieren ... wenn dem nicht so ist, dann sondert man diese Werte aus (und betrachtet beispielsweise nur die mittleren 3 Quintile, oder (p-2) p-quantile ... aber sowas muss man dann im Bericht begründen).
Ein Boxplot zeigt zemlich eindeutig, ob man krasse Ausreißer in der Stichprobe hat, die man nicht ignorieren darf.
Bei einer Statstiksoftware reicht für eine erste Einschätzung sogar die Berechnung des arithmetischen und des geometrischen Mittels eines Merkmals ... je größer die Differenz, desto wahrscheinlicher hat man Ausreißer dabei.
Das was
@bender_ ausdrücken wollte, wird von deiner Kritik nicht berührt ... denn insgesamt wäre das Auto auch dann noch wirtschaftlicher Unsinn (abgesehen von subjektiven Qualitäten), wenn der Durchschnittswert aus der Studie halbiert würde.
Das zeigt aber gleichzeitig auch, dass es beim Kampf um die heilige Kuh eben nicht nur um Rationalität geht ... oft wird die Debatte (von beiden Seiten) betont irrational geführt.
Zum Beispiel über die Themenkomplexe "Angst" und "Bequemlichkeit" ... oder über die ebenfalls äusserst subjektiv wahrgenommenen "Vernunftgründe" ... auch der "gesunde Menschenverstand" ist kein objektiv festzustellendes etwas, sondern eine subjektive Wahrnehmung. Der gesunde Menschenverstand ist einfach das, wovon man glaubt, dass da eigentlich jeder vernünftige Mensch von selbst drauf kommen müsste. Das hat mit individuellen Denkmustern und Wissensinhalten mehr zu tun, als mit staubtrockener Logik.