habla2k schrieb:
Machst du von heute auf morgen alles illegale dicht, kommt erst mal das übliche Geheule, aber man würde sich damit arrangieren, abwägen, was man wirklich konsumieren will und dann selektieren und konsumieren. Und zwar dann gegen Geld.
Ja. Aber es würde nicht mehr Geld ausgegeben. Es würde, wie schon jetzt, so viel legal konsumiert, wie das Geld dafür vorhanden ist.
Statt des zusätzlichen illegalen Kosums würde dann zwangsweise Verzicht geübt.
Dieser Verzicht wird ja immer wieder von den Verteidigern der Maßnahmen der Content-Lobbyisten gefordert. Als wäre er ein moralischer Wert in sich. Mir leuchtet leider nicht ein, wozu dieser Verzicht gut sein soll. Für so eine Art spiritueller Erleuchtung, wie bei einem enthaltsamen Mönch?
Was hätten die Content-Industrie und die Urheber davon? Nur irgendeine Art innerer Befriedigung?
Ist es nicht eher auch in ihrem Interesse, dass ihre Inhalte möglichst viele Menschen erreichen?
Was definitiv wegfallen würde, wären die unbestreitbaren positiven Effekte der freien Verfügbarkeit aller möglichen Inhalte. Nicht nur für die Konsumenten, sondern auch für die Urheber und Verwerter.
Das ist Geschrei, weil das Spielzeug weggenommen wird. ...
Alleine das verteidigen von kinox.to bzw. der Glaube es wäre legal ist so absurd, dass sowas nur hier kommen kann.
Ich hoffe, du findest nicht, dass ich nur kindisch rumschreie. Ich bemühe mich wirklich um eine sachliche Diskussion.
Ich will auch kinox.to bzw. dessen Betreiber genausowenig verteidigen, wie du Zensur und Co.
Ich bin der Meinung, dass überall dort, wo Geld mit Inhalten verdient wird, dem Urheber ein gerechter Anteil an den Einnahmen zusteht.
Ich bin aber nicht der Meinung, dass das rechtfertigt, dafür wichtige Grundlagen unserer freiheitlich-rechtsstaatlichen Gesellschaft zu opfern.
Die unbeobachtete, ungehinderte Ausübung anonymer Kommunikation ist durch Grundrechte garantiert. Sie ist unter anderem Grundvoraussetzung für eine funktionierende Demokratie.
Der optimale Profit mit einem Geschäftsmodell seiner Wahl hingegen nicht. Abgesehen vom Urheberpersönlichkeitsrecht, das durch "Raubkopierer", Filesharer und Co. nicht berührt wird, ist das Urheberrecht nur eine schnöde Wirtschaftsregulierung auf dem Niveau von Dosenpfand oder Ladenschlussgesetz.
Wird ein Geschäftsmodell durch die Ausübung von Grundrechten beeinträchtigt, dann muss halt das Profitinteresse zurückstehen. Dann muss man sich halt auf mit Einhaltung der Grundrechte funktionierende Geschäftsmodelle beschränken und nach neuen Methoden suchen.
Eine Möglichkeit, Urheber ohne Zensur und Co. trotzdem finanziell zu beteiligen, könnte z.B. in einer "Kulturflatrate" liegen. Ich sehe die auch nicht ganz unkritisch, aber das Thema würde jetzt etwas zu weit gehen. Also nur mal so dahingeworfen als Denkansatz.
Aber wie gesagt sehe ich da auch gar keinen so dringenden Handlungsbedarf, denn praktisch unbeschränktes Kopieren und Tauschen und großatiges Wachstum der Contentindustrie haben bisher auch ganz gut nebeneinander existiert.
Ich glaube allerdings, es könnte allen noch etwas besser gehen, wenn die Ressourcen, die bisher in die Bekämpfung von (speziell nicht-kommerziellen) Urheberrechtsverletzungen gesteckt wurden, statt dessen in mehr, bequemere und qualitativ bessere, legale Angebote gesteckt würden. Das würde dann zwar auch nicht wirklich für mehr Einnahmen sorgen (wie egsagt, das Geld ist begrenzt), aber alle wären etwas glücklicher und entspannter und es gäbe eine Gefahr weniger für unsere freiheitliche Grundordnung. Das wäre doch auch etwas.