ZeroZerp schrieb:
Nachdem sich hier schon wieder gegenseitig die Klinke der Katastrophentür in die Hand gedrückt wird mal ganz eine abstruse und weltfremde Idee:
Kann es unter Umständen auch einfach sein, dass er sich in diesen 7 Monaten ein gutes Standing aufgebaut hat und man deshalb diesen Weg geht?
Er selbst hat monatelang in praktisch jedem Interview sein Gegenüber wissen lassen,
er wolle den Job nicht …
Er wird eher mit etwas mehr Hartgeld weich geklopft worden sein, den Posten übergangsweise doch bitte weiter zu führen, zumindest bis Intel selbst in den nächsten Quartalen einen geeigneten Kandidaten findet – der die Vakanz dann auch tatsächlich ausfüllen
möchte.
Unbeständigkeit
Die Botschaft, die Intel damit sendet ist klar:
„Wir konnten Keinen finden, der es stattdessen hätte machen wollen – deswegen muß jetzt ausgerechnet Derjenige herhalten, der idiotischerweise ständig rumposaunt hat, er wolle den Job auf gar keinen Fall.
Mit anderen Worten: Wir haben zwar keinen echten neuen CEO, dafür aber wieder einen im Schleudersitz und damit auf Abruf – es bleibt Alles beim Alten und Stabilität, Planbarkeit und Weitsicht haben wir verlernt!“
Machst Du da als Anleger an der Börse etwa Freudensprünge? Ich glaube kaum …
Unsicherheit pur!
ZeroZerp schrieb:
Glaubt Ihr ernsthaft, dass man mangels williger Kandidaten nun eine "Notlösung" zum CEO ernennt?
Ja,
natürlich.
Das ist ein Notlösungsmanöver, damit Intel nicht weiterhin ihr Gesicht wird verlieren müssen.
Die Wallstreet hat den Laden die letzten eineinhalb Jahre nach den zahlreichen
Lügengeschichten Halbwahrheiten zu Ihrer 10nm-Node und den endlosen, chaotisch wirkenden PR-Stunts vom Schlage Skyfail-X, '28 Cores@5 GHz!' aka
„We just forgot to mention it, guys!“ und dergleichen einfach gefressen. Denn die Rechnung zur Ernennung kam prompt:
Die Börse schickte den Kurs erst einmal demonstrativ ±2,8% ins Minus.
An der Börse kannst Du jeden verarschen, Du darfst Dich bloß nicht mit dem Kapital anlegen, dann wird‘s nämlich für Dich ungemütlich und Dein Imperium ist aktientechnisch schneller implodiert als die US-Aktienaufsicht
SEC bei Dir anklopft um selbigen Laden auf den Kopf zu stellen.
Gewinnwarnungen sind gefählich
Intel hat mit ihren ewigen Vertröstungen von 10nm seit '15 den Bogen einfach ganz, ganz weit überspannt, weil sie die Anleger de facto um (ansonsten vorhandene) Gewinne in Milliardenhöhe betrogen haben. Der Wechsel auf eine kleinere Node dient nämlich zuvörderst keineswegs dazu, die Fanboy'schen Grabenkämpfe in diversen Technik-Foren weltweit zu befeuern, sondern dazu, durch erhebliche Kostenreduktion (in der Fertigung) für erhebliche (Mehr-) Gewinne und damit direkt des Anteilseigners Dividende zu sorgen.
Auf dem Parkett interessiert es
Nie·man·den, weswegen Intel solche Probleme mit ihrer Fertigung auf 10nm hat, wie »incredibly advanced & future-ready« ihre Fertigung sein möge, wie schlecht der Kleber der Konkurrenz ist oder wie lange sie daran schon sitzen. Das Einzige, was die Börse interessiert ist:
Wann ist die Node einsatzbereit,
warum dauert das so lange und ab wann kann man mit erhöhten Profiten rechnen – der Rest ist für Anleger schlicht irrelevant.
Das hat Intel die letzten eineinhalb Jahre doch recht heftig zu spüren bekommen. Sie müssen
liefern.
Die Wallstreet sieht ein solches Unternehmen nicht kritisch, weil es langsam ist, sondern weil es Schwäche signalisiert und akute Gefahr läuft, ihre kapitale Marktposition an Mitbewerber zu verlieren – und infolgedessen eben saftige Mindereinnahmen zu verzeichnen hat. Weniger Einnahmen, weniger Profit → geringere Dividende. Der Mitbewerber jedenfalls liefert und befeuert die Marktposition die letzten zwei Jahre praktisch im Dauerfeuer … Und läßt Intel damit weiterhin schlecht dastehen.
Kapitale Gradwanderungen
Wenn Du ständig von sagenumwobenen Dividendensteigerungen faselst, weil ja die Produkte angeblich seit Jahren „ready to ship“ sind und „Volume-Production will be ramped next quarter“ – und zwar immer wieder … Dann fühlt sich die Börse bei ausbleibenden Profitsteigerungen eben verarscht, und daß läßt man dann auch gerne mit Aktienverkäufen wissen.
Oder gar Shorts unmittelbar vor den Quartalsberichten …
Dann wettet man als Anleger eben darauf, daß sie
wieder nicht werden liefern können – und holt sich einfach die versprochenen Profite als Dividende beim Kurssturz wieder, die man auf der anderen,
offiziellen Seite des Depots seit Jahren versprochen bekommen hat.
Und bei ständigen Vertröstungen steht man als Firma auch ganz schnell in der Grauzone in Richtung Kursmanipulation. Darüber freut sich dann die Wertpapieraufsicht umso und schenkt Dir entsprechend Aufmerksamkeit!
Beispiel nVidia
Schau an, was gerade mit nVidia passiert und was die
am Hals haben wegen der massiven Überproduktion an Karten im Zeitraum der Mining und Krypto-Blase. Ich meine nicht die physischen Karten an sich, sondern das rechtlich börsentechnische dahinter. Es interessiert nicht, daß sie exorbitante Gewinne gemacht haben! Was die Börse sieht, ist, daß nVidia vorsätzlich fahrlässig gehandelt hat.
In diesem Zusammenhang kreidet man ihnen auch keinesfalls die Gier an, sondern das sie es
unterlassen haben, die Profite und damit direkt Dividende durch Kompensationszahlungen in Form von Rückstellungen durch Abschreibungen zu schützen. nVidia hat fahrlässig unterlassen, 'ihre' Gewinnspanne vor Schmälerung zu schützen (durch Karten, die jetzt als Verlust abgeschrieben werden müssen). Hätte nVidia nämlich diese
nicht überproduziert,
würden diese jetzt nicht abgeschrieben werden
müssen – was direkte Verluste und damit geringere Dividende bedeutet.
Du hast fahrlässig gehandelt und hast den Anlegern vorsätzlich die Profite geschmälert. Dabei interessiert es Niemanden, daß Du historisch die besten Zahlen vorgelegt hast. Was zählt ist allein, daß diese Zahlen
hätten eben noch deutlich höher
hätten liegen können –
wenn Du denn nicht zuwidergehandelt hättest … Exakt
so denkt die Börse und nicht anders.
In diesem Sinne
Smartcom