DevPandi schrieb:
Die Frage ist an der Stelle immer, warum es so aufgeblasen ist. Wobei oft das Problem nicht unbedingt ist, dass diese Mitarbeiter gibt, sondern wie diese Strukturiert sind.
Oft werden solche Strukturen je geschaffen um bestimmte Arbeitslasten besser zu verteilen und auch bestimmte Aufgaben die viel Zeit Kosten für bestimmte Chefs zu reduzieren. Zum Beispeil Personalplanung, Urlaubsplanung und Co, was durchaus sehr viel Zeit fressen kann.
Das Problem des mittleren Managements entsteht meistens - und das kann ich aktuell bei uns gut nachverfolgen - wenn bestimmte Personen in diesem Management nicht "genug" Aufgaben haben oder es zu Kompetenzgerangel kommt und bestimmte Personen "mehr" Entscheidungsgewalt haben wollen, als sie eigentlich haben sollten und die nächste Etage aus Desinteresse das auch noch fördert. Ich hab zwei Kolleginnen, die durch ihre eigene Unzufriedenheit nun nach und nach Entscheidungen, die ich z.B. treffen muss, nun in einer Meeting-Runde besprochen werden müssen, weil sie sich dazu äußern wollen und mitentscheiden wollen.
Was Du schreibst trifft einen Kern des Problems.
Man lässt zu, dass im Unternehmen Machtspiele laufen. Das hat nichts mit der Firmengröße zu tun, sondern damit, dass einige Leute sich nicht damit beschäftigen was für die Kunden und das Unternehmen am besten ist, sondern nur ihren Einfluß und Pründe (= Stellen in ihrem Verantwortungsbereich) mehren wollen.
Wenn ein Unternehmen gesund bleiben will muss es solche Personen möglichst schnell loswerden. Und wenn die dann weg sind wundern sich alle warum man viel mehr arbeiten kann.
Aber in großen Unternehmen halten sich solche Leute Denn wenn sie loyal sind, bekommen sie die Rückendeckung von ihren Chefs.
Und wenn es im Management nicht mehr um den Erfolg des Unternehmens geht, dann zählt Loyalität zum Chef mehr als Können und Leistung, d. h. die Misere breitet sich früher oder später im ganzen Unternehmen aus. Kleine Unternehmen gehen dann schnell vor die Hunde, bei großen Unternehmen kann es sehr lange dauern.
Der Fehler des Topmanagements ist dann eigentlich nur, diese Zustände zu dulden.
In einem solchen Laden sind Fehlentscheidungen des Topmanagement folgerichtig, weil das Topmanagement keine Kontrolle über das Unternehmen hat. Entweder sind die Entscheidungen falsch, da sie auf falschen Informationen beruhen oder für einige Leute unbequeme Entscheidungen werden schlicht weg sabotiert.
Der zweite Kern des Problems sind demotivierte Mitarbeiter, aber das wäre eine viel zu lange Geschichte mit viele Fassetten.
Meetings sind allerdings nicht das eigentliche Problem. Es kommt eben darauf an wie die Kultur im Unternehmen ist. Meetings produktiv zu halten ist entscheidend für eine Firma. Wenn alle betroffenen im Meeting sind und alle relavante Punkte im Meeting zur Sprache kommen sind sie die Basis einer schnellen Entscheidungsfindung. Wenn man zulässt, dass Selbstdarsteller die Meetings zur eigenen Showbühne instrumentalisieren dann stehlen sie einfach nur Zeit. Aber dasselbe gilt eben auch, wenn man wichtige Punkte nicht in den Meetings zur Sprache bringt.
Was ich sehr oft sehe ist es, dass es zwischen Mitreden wollen und Verantwortung übernehmen eine riesen Diskrepanz gibt. Dieses vor der Verantwortung zu drücken äußert sich dann in Unmengen an Absicherungs-Emails die letztlich bedeuten, dass man sich vor der Entscheidung drücken will.
pioneer3001 schrieb:
Ich traue der Sache nicht. Der Mann kommt von einer Software-Firma und soll geeigneter sein als Gelsinger der Jahrzente Erfahrung mit Hardware hat.
Pat Gelsinger war von 2012 bis 2021 CEO bei VM-Ware.
Von Pat Gelsinger habe ich nur Sprüche gehört wie toll Intel ist. Dass er die Personaldecke massiv aufgestockt hat ohne zuvor die Bürokratie auf ihre eigentliche Funktion zusammenzustutzen war einer seiner grundlegenden Fehler.
Die paar Worte die jetzt von Lip Bu Tan bekannt wurden, treffen genau den Kern der Sache.
Und die erste Zeit von Pat Gelsinger bei Intel hat nicht nur positive Aspekte. Klar als Chief Architect bei den X86 CPUs hat er sehr gute Arbeit gemacht aber zu seiner Zeit als CTO von Intel gehört eben auch, dass alles andere als X86 CPUs für Client und Server vermasselt wurde. Und so wie ich es verstehe hat Pat Gelsinger aktiv verhindert, dass etwas anderes als X86 bei Intel Fuß fasst. Also war er schon damals kein Teil der Lösung sondern Teil des Problems.
Cool Master schrieb:
Tan muss deutlich mehr machen als nur einige Leute raus zu kicken.
Das mit dem Rauskicken von einigen Leuten, damit alles gut wird ist schon lange lange vorbei.
Es geht darum die Firma komplett neu aufzubauen und dabei das Tagesgeschäft nicht zu behindern. Intel wurde als Engineering Company groß, aber dann geriet das Engineering bei Intel mehr und mehr in die zweite Reihe. Märkte zu beherrschen und auszunehmen wurde wichtiger. Das traditionelle Geschäft von Intel, die Embedded Märkte hat Intel weitgehend anderen überlassen. Alle Versuche in anderen Märkten Fuß zu fassen sind letztendlich gescheitert.
Raja Koduri hat im Februar auf Twitter ein
Essay zu Intel geschrieben.
Die Titelgrafik ist Bild gewaltig und nichts für Schwache Nerven:
Falls es nicht klar ist was die Grafik aussagt, die die Arbeiten werden von der Bürokratie abgewürgt und das Management schaut in aller Ruhe dabei zu und lässt die die gar nichts tun in aller Ruhe gewähren.
Es ist die Illustration zur Aussage von Lip Bu Tan, dass Intel die doppelte Anzahl von Mitarbeitern für Aufgaben benögtigt als die Konkurrenz.
Bevor hier eine Diskussion über Raja Koduri losgeht: Raja Koduri kommt aus der Softwareentwicklung und hat nie selbst Hardware entwickelt.
Das Problem vor dem Lip Bu Tan steht, ist allerdings dass Massenentlassungen viel Schaden in einem Unternehmen anrichten. Es ist eine Fiktion, dass nur die schlechten Mitarbeiter gehen. Intel ist über sehr viele Massenentlasungen in die aktuelle Lage geraten.
Was Lip Bu Tan machen muss ist die Zombies entweder produktiv machen oder loszuwerden und die Bürokratie von allen Personen befreien denen es nur um ihre Pfründe geht. Das ist einfacher geschrieben als umgesetzt. Das was Raja Koduri vorschlägt könnte funktionieren. Wenn Intel die Zeit dafür hat.
Cool Master schrieb:
Die Produkte sind aktuell nicht das was sie mal vor 10 Jahren waren als Intel wirklich Platzhirsch war.
Damals hat die Halbleiterfertigung einiges an Schwächen kaschiert.
Dass sich AMD und die RISC-Anbieter in der zweiten Hälfte der 2000er Jahre selbst demotiert haben, kann man nicht Intel als Verdienst zurechnen. Will sagen die Position als Platzhirsch beruhte mindest ebenso stark auf der Schwäche der Konkurrenz als auf den eigenen Stärken
Schon damals fiel bei den Hyperskalern die Entscheidung Intel das Data Center aus der Hand zu nehmen. Intel war schlicht und einfach zu gierig.
TechFA schrieb:
Das Interview mitsamt Statement von Bob Swan ist von August 2017!
Obwohl Brian Krzanich sicher viel mehr zerstört hat, war auch Bob Swan als CEO nicht gut für Intel. Er hat weiter fleissig Aktien zurückgekauft. Geld das er benötigt hätte um die Fabs auszugliedern.
Und auch beim Ausgliedern der Fabs kam er nicht voran, weswegen das Board kalte Füße bekam und Pat Gelsinger geholt hat, der das Gegenteil propagiert hat.