siggi%%44 schrieb:
Aber findest du es wirklich eher realistisch, dass eine Gruppe von Hackern die Daten vom Server der BRD (salopp ausgedrückt) stiehlt und erfolgreich weitergibt? Oder von mir aus die Möglichkeit, dass die Regierung selbst durch einen Fehler die Daten im Netz verteilt?
Ähh, ja ? Es gibt mehr Datenlecks auf Behördenseite als einem lieb sein kann. Da werden Adressen mit Impfwilligen per Verteiler versehentlich versendet, in Behörden eingebrochen, mit vorsintflutlicher Technik gearbeitet und Festplatten ungelöscht entsorgt.
Ich halte die Wahrscheinlichkeit für deutlich größer 0, daß der gesamte Datensatz im Zeitraum zwischen Antragerstellung und Aushändigung irgendwo innerhalb der Behörde oder auf dem Weg zur Buindesdruckerei oder dort abhanden kommen kann. Und da rede ich noch gar nicht von irgendwelchen gesetzeswidrigen Kopieraktionen, die schließe ich sogar bewußt mal aus, weil ich es bereits für unsicher halte, wenn sich alle Involvierten an den Gesetzestext halten.
Sollten die Daten wirklich nicht abhandengekommen sein und sich dann nur in meinem Ausweis befinden, dann mache ich mir wenig Sorgen.
siggi%%44 schrieb:
Du findest dann einen Verkäufer, der dir einen Datensatz verkaufen will. Jetzt stellt sich schon die Frage, ob du ihm trauen kannst?? Glücklicherweise hat alles geklappt und du hältst einen Umschlag mit einem DIN A4 Blatt in der Hand, auf dem sich mehrere Abdrücke und Daten befinden. Du hast eine horrende Summe bezahlt und kannst dir noch immer nicht sicher sein, ob die Daten echt sind.
Wie kommt das DIN A4 Blatt da rein ? Ich rede nicht von einzelnen losen Fingerabdrücken sondern von ganzen Datensätzen. Denn um einen Ausweis zu produzieren müssen sich alle Daten des Ausweises an einem Ort befinden. Name, Foto, Geburtsdatum, aktuelle Anschrift, Fingerabdrücke. Und von einem Kleinkriminellen der sich abzocken läßt rede ich hier auch nicht. Wenn in mein Szenario eintritt, dann weil Profis ein großes Rad gedreht haben. Und da will man nicht versehentlich mit reingeraten.
siggi%%44 schrieb:
Natürlich wurde das Datenleck inzwischen bemerkt und ein Teil der geklauten Datensätze ist identifiziert, ein anderer aber noch weiterhin unbekannt. Sollte alles gut gehen, hast du den Datensatz einer 80-jährigen alten Dame aus Rumänien gekauft. Oder eines 16-jährigen Jungen, 11. Klasse, sitzt im Rollstuhl. Deren Spuren willst du am Tatort verteilen? Das wird die Behörden für genau 5 Min. auf eine falsche Spur bringen.
Wer kauft schon einen einzelnen Datensatz ? Oder wenn dann natürlich mit den richtigen Requirements. Wenn man die Daten eines 30-jährigen Mannes aus einer bestimmten Region braucht, dann läßt sich das aus so einer Datenbank zielgerichtet rausziehen oder bestellen, die Informationen sind ja alle zusammen an einem Ort. Wer soviel kriminelle Energie hat, der läßt sich keinen Datensatz einer 80-jährigen Oma andrehen in dem Fall. Ich rede hier wie gesagt nicht von einem Kleinkriminellen.
Klar ist mein Szenario nicht sehr wahrscheinlich, aber es ist dennoch denkbar und das behagt mir einfach nicht. Nicht genug um den Chip in meinem Ausweis zu brutzeln oder anderweitig zivilen Ungehorsam zu leisten aber doch genug um zu hinterfragen, ob das Risiko nicht größer als der Nutzen ist, denn ich habe kein Vertrauen in die IT-Kompetenz unseres Staates.
Der Grund warum ich so empfindlich bei dem Thema bin, hat einfach mit der Unveränderbarkeit der biometischen Daten zu tun. Wenn der Staat in 20 oder 30 oder 40 Jahren mal beschließen sollte, daß man ohne Fingerabdruck keine Leistungen mehr bekommt oder keine Transaktionen mehr abwickeln kann, was machst Du dann wenn Dein Datensatz 15 oder 25 Jahre vorher mal abhanden gekommen ist ? Plötzlich könnte jemand in deinem Namen glaubhafte Transaktionen abwickeln oder Leistungen abzweigen. War vielleicht jahrelang kein echtes Problem aber plötzlich bist Du draußen.
Natürlich gehe ich mal davon aus, daß man sich niemals jemals auf ein einzelnes Merkmal verlassen wird aber man weiss es halt heute noch nicht und man kann die biometrischen Daten eben nicht ändern. Und wer weiss, in 5-10 Jahren ist vielleicht wirklich noch unsere DNA im Ausweis dabei. Dann wird das Problem sogar noch größer. Denn als je fälschungssicherer Merkmale gelten, desto blinder wird man sich darauf verlassen und desto schwieriger wird es, einen Mißbrauch ihrer glaubhaft darzulegen.
Sicher, Justizirrtümer werden insgesamt seltener aber die, die noch auftreten, werden maximal fatal sein.
Ich sehe auch die Vorteile und das mein Szenario nicht sehr wahrscheinlich ist, aber durch die Unveränderbarkeit der Daten spielen für mich eben plötzlich auch kleinste Risiken eine Rolle, die mich bei Passwörtern oder PINs sonst nicht interessiert hätten. Und ich bin niemand der sein Leben auf Instagram oder Facebook ausbreitet und jetzt rumheult, ich gehe in allen Bereichen meines Lebens so sparsam mit meinen persönlichen Daten um wie ich nur kann. Ganz besonders mit den unveränderbaren, Smartphone Unlock mit Fingerabruck ist bei mir nicht.