Die Diskussion ob E-Sport auch Sport ist, erinnert mich daran, das früher Rock, dann Metal, oder später Techno von vielen auch nicht als Musik anerkannt wurde. Gleiche Diskussion: Progression gegen Stagnation oder gar Regression - und als Argument hauptsächlich Begriffe, die man wie beim Stammtisch auf der Art und Weise benutzt, dass sie einem in der eigenen Argumentation auch einen Vorteil zu verschaffen, ohne auch nur daran zu denken (oder sagen wir mal ohne die Gedanken auch weiterzugeben, da es sonst den eigenen Standpunkt schwächen würde), dass diese Wörter auch in anderen Kontexten benutzt werden.
Dabei geht es hier Hauptsächlich um den Anglizismus Sport, welcher, den Wettbewerb innerhalb eines charakterlich vordefinierten Handlungskodex, sowie, den kontinuierlichen Streben nach konditioneller und/oder motorischer Verbesserung beschreibt und nicht, nur, sich körperlich zu verausgaben.
Aber auch in der gemein verständlichen Bedeutung, wird Sport nicht nur als körperlich anstrengende Repetition verstanden, sondern ebenfalls als fair, ehrlich, anständig oder eben einen Wettbewerb unter eben jenen Tugenden umschreiben. In den 80ern und 90ern ein noch gerne benutzter Begriff war zum Beispiel "Sportsmann", was nicht unbedingt bedeuten musste, dass es jemand war, der regelmäßig Sport im körperlichen Sinne betreibt, sondern eher, dass es jemand ist, auf den man sich verlassen kann.
Dass E-Sport politisch nicht als Sport anerkannt wird, so dass E-Sport es auch schwer hat in der Gesellschaft anerkannt zu werden, hat aber hauptsächlich zwei andere Probleme und nicht wegen der Definition des Wortes.
Als Punkt Eins steht hier das liebe Geld, was wie immer Probleme macht, besonders wenn einem etwas weggenommen wird. So gibt es Töpfe mit Fördersummen und Hilfen für Sportarten, die auf die Sportverbände aufgeteilt werden. Würde jetzt E-Sport als weiterer Verband hinzu kommen, würde der Teil vom Kuchen für jeden anderen Verband kleiner werden. Und wer stimmt dafür ab, ob eine “neue Sportart” in den “Club der Sportverbände” aufgenommen wird? - Die gleichen Sportverbände, die in dem Fall dann auch weniger Kuchen abbekommen würden. Man sieht also, dass die Wahl hier, so demokratisch sie auch ist, ziemlich “biased” ist.
Das zweite Problem ist aber das eigentlich problematische, welches auch immer wieder öffentlich genannt wird. Hinter dem jeweiligen E-Sporttitel steckt kein gemeinnütziger Verband (inwieweit der z.B. DFB noch als gemeinnützig gilt, ist eine andere Diskussion) sondern eine gewinnorientierte Firma, die das Spiel, also den sportlichen Wettbewerb regelt. Meiner Meinung nach auch nicht viel schlimmer als die FIFA, die sich vor Korruption gar nicht mehr retten kann, aber dennoch ist es ein Problem.
Aber zurück zu Fortnite und dem IOC:
Zwar ist Fortnite weitaus besser als die restlichen bereits gewählten Spiele (bis auf Gran Tourismo), dennoch ein sehr schlechter Titel, um E-Sport zu präsentieren, da Fortnite auf der einen Seite, in relation zu den anderen Titeln mehr auf Glück als auf Skill passiert und auf der anderen Seite, das Spiel seinen Zenit schon überschritten hat (Siehe rückläufige Zahlen bei den Zuschauern. So war der Viewer Peak bei FWC 2019 noch bei 2.9 Millionen und 2022 bei 557.000).
Die Titel, die meinerseits am besten den E-Sport repräsentieren würden, wären LoL und CS:GO(2), weil sie beide unter Beweis gestellt haben, langlebig zu sein und dazu skillbasiert sind.
Zum Thema GT7 und CoD, dass hier noch aufgekommen ist, welche ja schlechter geeignet wären als SimRacer oder bezüglich Aim Assist, würde ich das verneinen. Beim Sport kommt es ja nicht darauf an, wie komplex oder schwer er ist, sondern dass beide Seiten die gleichen Voraussetzungen haben. Ich gehe ja auch nicht hin und sage, Skilanglauf hat keine Berechtigung, weil Biathlon oder nordische Kombination viel komplexer ist.