Zur "Geschichte".
Ich fand es erstaunlich (im negativen Sinn), dass die Temperaturen des R5 3600 trotz fettestem Noctua-Kühlers bei Prime95-Auslastung in solche Höhen klettert. Zwar sagen alle (inkl. Hersteller), dass das der CPU nicht schadet, aber erstens brauche ich kein Heizkraftwerk im Arbeitszimmer und zweitens wird die Leistungsfähigkeit ab 50 °C immer weiter reduziert (d.h., die CPU boostet nur bei CPU-Temps bis 50 °C auf Anschlag, danach wird der Boost immer weiter gedrosselt). Je kühler die CPU, desto besser also die Geschwindigkeit.
Aufmerksam wurde ich erstmal auf den Eco-Modus, der beim R5 3600 das Package-Power-Limit (PPL) auf 45 Watt setzt. Für mich war das neu. Nach der Aktivierung dieses Modus musste ich aber feststellen, dass die Leistungsfähigkeit zwar nicht mega krass, aber doch sehr deutlich abnahm. Den Modus habe ich also schnell wieder deaktiviert, denn mit weniger Leistung als Stock möchte ich mich nicht begnügen, da ich dann auch eine kleinere CPU hätte holen können
Dann begab ich mich auf die Suche nach Einstellungen, die man verändern kann, ohne dass es negative Auswirkungen auf die Leistung hat. Schnell musste ich jedoch feststellen, dass jede Änderung an einer einzelnen Einstellung erstmal u.U. schlechtere Leistung bedeutet - aber neuen Spielraum für andere Einstellungen bringt. Ändert man bspw. das PPL auf 75 Watt, hat man weniger Leistung; erhöht man den Negativ-Offset der CPU-Spannung über (bzw. unter) -0,05 Volt, bedeutet das schlechtere Leistung usw.. Macht man aber beide Einstellungen gleichzeitig, hat man plötzlich wieder eine Leistungsfähigkeit, die höher liegt als wenn man nur eine einzelne dieser beiden Einstellungen macht. Hier gilt es, einen Sweetspot zu finden (bei mir: Offset -0,1125 Volt bei 75 Watt PPL). Aber auch das war nur der Anfang, denn in Sachen Leistungsfähigkeit liegt man nun noch immer unter Stock. Das war nicht das Ziel.... Nun gut, also erstmal versuchen, die Temperaturen weiter zu senken. Was beeinflusst noch die Temperatur? Ja, der Speicher-Controller sitzt in der CPU. Also schaute ich, wie sich die Temperaturen verhalten, wenn ich die SoC-Spannung verringere. Huch, plötzlich steigt die Leistung - verrückt!
Bei mir liegt der SoC-Offset nun bei -0,25 Volt. Dabei habe ich gleich noch festgestellt, dass der RAM trotz XMP-Profil gar nicht die 1,35 Volt benötigt, sondern nur 1,24 Volt (das hat aber keinen Einfluss auf die Leistung, nur auf die RAM- und damit auch auf die Systemtemperatur).
Dann noch LLC und PBO anpassen, VDDP- und VDDG-Spannung fixen, in Windows den Power Plan modifizieren und nach ein paar Stunden hat man Einstellungen, die stabil laufen und ein kühles, leises und schnelles System ergeben.
Als schneller Test der Leistung hat sich CineBench R15 herausgestellt. Um Stabilität und Maximaltemperaturen zu prüfen, nutze ich seit jeher Prime95 Small FFT und neuerdings auch den Stabilitätstest von AIDA. Das war jedenfalls immer mein Ablauf:
1. eine Einstellung im BIOS ändern
2. CB R15 starten und Leistung bewerten
3. wenn Leistung schlechter als vorher, zurück ins BIOS
4. wenn Leistung besser als vorher, mit Prime95 10 Minuten auf Stabilität testen
5. wenn Prime95 ohne Fehler durchläuft, zurück ins BIOS und diese Einstellung weiter ausloten, dann zurück zu 2.
6. die nächste Einstellung im BIOS ändern und mit 2. fortfahren
7. bei jeder Einstellung, die man bis hier hin geändert hat, nochmals prüfen, ob da noch was geht
Sobald ich eine Einstellung gefunden hatte, die ich gut fand, habe ich mal gezockt, mal gearbeitet, mal Film gesehen usw. - einfach, um zu sehen, ob das System im Alltag tatsächlich stabil läuft. Und dann habe ich längere Stabilitätstests gemacht (Prime95 mal über Nacht laufen lassen bspw.).
Ich finde heute noch Stellschrauben, die ich anpassen kann und die eine höhere Performance und/oder geringe Temperaturen bringen. Sinnvoll ist es jedenfalls zu Beginn, wenn noch alles auf Default-Werten läuft, mal ein paar Benchmarks/Spiele laufen zu lassen und sich die Werte zu notieren, um die Geschwindigkeit der neuen Einstellungen prüfen zu können.
Als kontraproduktiv hat sich bei mir herausgestellt, dass RAM-OC (damit meine ich nicht das XMP-Profil, sondern alles darüber hinaus) bei meinem optimierten System Leistung kostet statt sie zu erhöhen. Warum? Um den Speicher schneller zu betreiben, muss ich die SoC-Spannung wieder erhöhen - damit bleibt der CPU bei gesetztem PPL wiederum nicht genug Power, sodass die Leistung insgesamt abnimmt.
Du siehst, einfach ist es nicht und universelle Werte gibt es auch nicht. Aber vielleicht konnte ich aufzeigen, dass es sich durchaus lohnt, nicht nur über Gehäuseoptimierungen nachzudenken, wenn man einen Silent-PC haben will.
Hier mal noch ein Bild aus dem Inneren meines DarkBase900 - nicht schön, aber leise