ETI1120 schrieb:
Sehr spät wurde auf die Herausforderung von Nvidia reagiert. Erst als es offensichtlich wurde das viele Aufgaben dauerhaft auf den GPUs laufen werden hat Intel reagiert.
Das stimmt so nicht. Reagiert haben sie damals schon relativ schnell:
Larrabee gab es ja nicht umsonst und aus diesem entwickelte sich mit Knights Corner und Knights Landing auch entsprechende Produkte der Serie Xeon Phi, die ja auch auf den HPC-Markt ausgelegt waren. Nur hat hier auch bereits Intels Überheblichkeit zugeschlagen. Man hat GPUs für HPC-Aufgaben nicht ernst genommen und sich darauf verlassen, dass x86 für die Entwickler "bekannt" sind und diese sich damit auskennen und man nicht viel mehr machen muss als eben "x86". Intel hat unterschätzt, dass viele Entwickler nicht mehr wirklich "Assembler" programmieren und dass das eine gute abstrakte Software-API mit sauberer Dokumentation auch Leuten ermöglicht für Hardware zu programmieren, die es sonst nicht tun.
Intel hat es - wenn man es böse ausdrücken will - verschlafen, dass Hochsprachen immer wichtiger wurden und dass Sprachen wie Pyhton und Co im wissenschaftlichen Bereich auch Menschen zum Programmieren bringt, die es eigentlich nicht tun und diese Menschen auch im HPC-Bereich durchaus "wichtig" sind. Ich kenne einige Physiker und Chemiker, die Cuda und Co "verwenden" und ihre Algorithmen auch selbst programmieren. Das sind keine klassischen Entwickler, aber die gibt es.
Ozmog schrieb:
Nur, weil man eine gewisse Schadenfreude empfindet, dass einer der Großen und vormals "nahezu Monopolist" jetzt strauchelt, heist ja nicht unbedingt, dass man dem Schwarz-Weiß-Denken unterliegt.
Das ist der Punkt. Ich habe in keiner Weise erwähnt, dass Intel "böse" ist oder AMD gut. Für mich ist hier entscheidend, dass Intel ihre aktuellen Probleme zu großen Teilen selbst zu verantworten hat und man Konkurrenten belächelt hat und sich einige Male dachte: "x86" regelt das. Siehe dazu eben Larrabee und Knights Corner und Landing. Genauso dachte Intel, dass sie im Mobilmarkt "Erfolg" hat, weil "x86".
Klar, sie haben die Erfahrung gemacht, dass die Kompatibilität zu x86 wichtig ist - sie sind ja mit IA64 selbst daran gescheitert - gleichzeitig haben sie aber übersehen, dass sich die Compiler weiter entwickeln, dass Firmen wie Apple, NVIDIA und Co die "Software" in den Mittelpunkt stellen und die Hardware "degradieren".
Dass NVIDIA den HPC-Markt quasi beherrscht, dass ARM-Prozessoren im Servermarkt wildern, dass AMD wieder erstarken konnte, das sind nicht die Ursache dafür, dass Intel stolpert, sondern Symptome. Die Ursachen für Intels Straucheln liegen in der eigenen Arroganz. Sie haben Konkurrenten nicht wirklich ernst genommen und daran geglaubt, dass an x86 kein Weg vorbei führt, dass sie damit alles lösen können. Die anderen Firmen haben in diesem Schatten an ihren Produkten gearbeitet und nach und nach sich ihre Positionen erarbeitet und erobert und entsprechend steht jetzt Intel da.
Intel reagiert aber auch darauf und hat viele notwendige Schritte eingeleitet, gleichzeitig haben aber auch die anderen Firmen Schritte eingeleitet um sich weiter unabhängig von Intel zu machen und Intel wird jetzt lernen müssen, dass sie eben nicht mehr Alternativlos sind.