Du hast Recht damit dass Du bei den Problemen von Intel die Prozesse in den Fokus stellst. Die massive Verzögerungen sind ein wichtiger Faktor bei den Schwierigkeiten von Intel.
CDLABSRadonP... schrieb:
Während sie gleichzeitig in ihren Roadmaps immer noch super aggressiv auf neue Fertigungsprozesse hin ausgelegt waren?
Roadmaps sind Roadmaps. Aber alles was zählt sind funktionierende Prozesse. Und hier war das Problem, dass Intel nicht angemessen auf die Probleme im Prozess reagiert hat.
Zu dieser Zeit wurde auch das Gehaltsmodell bei Intel modifiziert, das zuvor großen Wert auf das Erreichen der Ziele gelegt hat. Pat Gelsinger hat sich ziemlich wütend über diesen Umstand ausgelassen.
Intel hatte schon mit dem 14 nm Prozess zu kämpfen bekam den aber nach anfänglichen Verzögerungen gut zum Laufen. Trotzdem hat Intel beim 10 nm Prozess extrem hohe Ziele gesetzt. Sie wollten damit die anderen endgültig abhängen. Intel hat sich damit massiv übernommen. Letztendlich läuft der Prozess erst seit er intel 7 heißt. Intel 7 ist laut
IC Knowledge LLC die 4. Generation von 10 nm. Der CPP Pitch wurde in dabei von 54 nm auf 60 nm erweitert.
Brian Krzanich, obwohl vom Fach, hat zugeschaut wie Intel die Führung verplempert hat. Bob Swan als Kaufmann in dieser Situation als CEO zu installieren ist nicht nachvollziehbar. Aber er hat versucht Druck aufzubauen indem er mit TSMC Verträge abgeschlossen hat. Erst Pat Gelsinger hat sich wieder eine klare Linie vorgegeben.
CDLABSRadonP... schrieb:
Das klingt wenig überzeugend.
Das sagt Jim Keller in seinem Interview mit Ian Cutress zu dem Thema:
JK: It’s not just talk. I’ve worked on some really interesting stuff, so I like to talk about it. When I was in Intel, I realized it was one of the ways to influence the Intel engineers. Like everybody thought Moore's Law was dead, and I thought ‘holy crap, it's the Moore's Law company!’. It was really a drag if [as an engineer] your main thing was that [Moore’s Law is dead], because I thought it wasn't. So I talked to various people, then they amplified what I said and debated it, and it went back inside. You know, I actually reached more people inside of Intel by doing external talks. So that was useful to me, because I had a mission to build faster computers.
CDLABSRadonP... schrieb:
Ich glaube viel eher, dass bei Intel diverse davon überzeugt waren, dass ihre Fertigungsvorsprünge derart drastisch seien, dass bei Architekturen nur noch günstiger und nicht mehr rundherum besser im Fokus stehen bräuchte. Anders gesagt: Sie gingen von chancenlosen Konkurrenten aus, wer bei TSMC fertigt hätte ohnehin bereits keine Chance gegen sie...
Intel war 2013 auf dem Gipfel. AMD war auf der ganzen Linie geschlagen. Die großen RISC-Architekturen in Nischen abgedrängt, in denen sie ihrem Ende entgegen dämmerten. Intel dominierte den ServerMarkt und den Clientmarkt. Die Server-CPU war die wichtigste Komponente in den Rechenzentren.
Fehlschläge wie bei den Mobilphone-CPUs oder GPUs hat Intel ausgeblendet. Man hielt sich im Kerngeschäft für unverwundbar.
Es ist gut möglich, dass ab 2014 die Anstrengungen bei der CPU-Architektur keine Top-Prio für die Geschäftsleitung waren. Es sind soweit ich es mitbekommen habe, viele Leute von Intel weggegangen. Die beste Methode Ingenieure an ein Unternehmen zu binden sind herausfordernde Projekte. Wenn man die interessanten Projekte streicht oder streckt ...
CDLABSRadonP... schrieb:
Edit: Und das schlimmste ist, es hätte ja auch mehr oder weniger gestimmt.
Falls Intel die ursprüngliche Roadmap hätte einhalten können. Falls.
Aber das ist doch genau das Problem bei Intel. Man macht Pläne und prüft ständig wie der eigene Fortschritt im Vergleich zum Plan liegt. Bei Abweichungen vom Plan muss man schauen was schief läuft und entsprechend handeln. Das nennt sich im Business English Execution. Und darin hat Intel seit Mitte der 2010er Jahre geschwächelt.
Im Grunde ist in den Intel Fabs nach 2015 das schlimmste abgelaufen was in einem Unternehmen ablaufen kann. Einen viel zu ehrgeizigen Plan machen und die Dinge treiben lassen wenn der Plan schief geht.
CDLABSRadonP... schrieb:
Stell dir vor, jetzt würde RaptorLake in Intel 20A oder gar in Intel 15A gegen Raphael-X (weiterhin in N5+N6) antreten;
Würde. Tut er aber nicht.
Es geht jetzt darum, ob es Pat Gelsinger schafft Intel als Foundry zu etablieren und den Rückstand auf TSMC zu egalisieren.
CDLABSRadonP... schrieb:
Raphael-X hätte keine Chance. Sogar wenn Intel Skylake recycled und recycled hätte und jetzt wäre das Duell eines von Skylake 16C in 20A oder 15A gegen Raphael-X sähe der doch alt aus.
Warten wir Mal in Ruhe ab, wann die ersten Produkte mit Intel 20A und Intel 18A erscheinen.
Intel Roadmaps sind erst dann wieder interessant, wenn Intel die eigenen Roadmaps auch umsetzt.