Compo schrieb:
Muss schon ziemlich traurig sein wenn man noch nie seinen Lohn selbst aushandeln durfte und eine übertarifliche Bezahlung nicht kennt.
Du wärst doch garantiert der erste der zum Betriebsrat rennt und rum weint weil Kollege X mehr Geld bekommt als du weil er den Tarif nicht will und selbst aushandelt. Würde er weniger bekommen wohl eher nicht wie es aussieht.
Auf so einen Stuss muss man erstmal kommen.
Ich habe/musste in meiner 29jährigen Berufszeit ca. 18 Jahre meinen Lohn selbst verhandeln müssen. Eben weil die beiden Firmen keinen Tariflohn zahlten.
Ich war und bin auch keiner der zum Betriebsrat rennt, um mehr Geld zu bekommen. Das geht den BR sowieso nur insoweit was an, solange es um die Eingruppierung geht. Der Rest ist Individualrecht. Da hat ein BR keinen Einfluss drauf.
Und was Betriebsrat angeht, habe ich in einer Firma eine Betriebsratswahl angeleiert und wurde dafür gekündigt. Meine Klage auf Wiedereinstellung wurde aber, dank des DGB-Rechtsschutzes, stattgegeben und wir konnten die Betriebsratswahl durchziehen. Als ich ein Jahr später die Firma wechselte, handelte ich 14 Jahre lang meinen Lohn selbst aus. 2014 ließ ich mich auch in den Betriebsrat wählen um Misstände in der Firma abzustellen und versuchte einen Haustarifvertrag in die Firma zu bekommen. Wiederum bekam ich eine Kündigung und und musste Klagen. Dank des DGB-Rechtsschutzes bekam ich vom Gericht wiederum Recht und habe allerdings einen Vergleich angenommen. Das lag auch daran das es immens schwer ist, genug Leute in eine Gewerkschaft zu bekommen, weil viele einfach nur den Beitrag sehen, der von ihrem Konto abgeht. Hinzu kommen noch Leute wie du. Die meinen ohne Tarifvertrag besser zu fahren und dann auch noch in der Lage sind sowas zu posten:
Compo schrieb:
@Sephiroth51 einfach mal hier lesen :
Klick.
12,23 € für ne Arbeit die keinerlei Ausbildung voraussetzt ist mehr als meine Frau als ausgebildete Fachkraft im Rechtswesen verdient. Um einiges mehr.
Schlecht verhandelt würde ich sagen, wenn deine Frau doch weniger verdient als 12,23€.
Was sind den heute noch 12,23€. Im Bau ist der Mindestlohn 2 für den ungelernten Hilfsarbeiter bei 14,95€. Ab 2019 sind es 15,20€!
Und dann kommen wir mal zu meiner Vergütung nach Tarif. Die liegt etwas über 20€/h. Zusammengesetzt aus Tariflohn der Lohngruppe 4 plus einer freiwilligen Lohnzulage. Verhandeln kann man nämlich auch, wenn man Tariflohn bekommt. Aber darauf muss man erstmal kommen, wa?
Rome1981 schrieb:
Wie auch schon andere erwähnt haben: Bestreikt wird von Verdi nicht der Amazon Versandhandel, sondern die deutsche Amazon Logistik GmbH, bzw. deren Standorte.
Natürlich ist es von Amazon nicht die feine, englische Art das auszugliedern, aber das ändert nichts daran, dass das Verhalten legal ist und das Ver.Di hier schlicht seine Kompetenzen überschreitet. Statt dessen müsste einfach für bessere Konditionen in der Logistikbranche gestreikt werden. Diese Verhandlungen darf Ver.Di aber nicht führen... und nun wissen wir, wo das Problem liegt...
Da kommt die fehlgeleitete Diskussion zwischen Logistik und Versandhandel. Ich kann meine Firma auch Schön GmbH nennen. Trotzdem muss es kein Frisörladen sein. Es kann auch ein Bauunternehmen, ein Hausmeisterservice oder was weiß ich sein.
Und warum sollte Verdi nicht zuständig sein? Wenn die Leute, welche streiken bei Verdi Mitglied sind ist Verdi zuständig. Mal abgesehen das Verdi beide Branchen vertritt. Logistik und Versandhandel.
Aber um es dir mal zu verdeutlichen. Der Versandhandel OTTO zahlt nach Versandhandelstarif. Amazon bezahlt seine Mitarbeiter in den USA nach Versandhandel bzw. Einzelhandelstarif. In Amerika wird der Arbeitnehmer im Einzelhandel nämlich schlechter bezahlt als der in der Logistik. Das Beispiel OTTO bringe ich, weil OTTO der gleiche Verfahrensablauf besteht wie bei Amazon.
Aber das alles ist sowas von Nebensächlich. Die Mitglieder von Verdi haben sich dazu entschieden für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne zu streiken. Das sitzt kein König bei Verdi, der jetzt sagt, wir streiken da oder da. Das entscheiden die Mitglieder. Und wenn die verdammt nochmal was ändern wollen, dann lasst sie das machen. Das ist ihr verdammtes Recht!