ToXiD schrieb:
Aber spielen wir das doch mal durch. Wir haben Kunde Doof und Kunde Schlau.
Kunde Doof bestellt bei den einschlägigen Elektronikmärkten seinen Fertig-PC und die verbaute Grafikkarte ist eben jene ohne Kennzeichnung und bringt nicht die erwartete oder eben weniger Leistung. Nun lehnen wir uns alle zurück und freuen uns hämisch, das Kunde Doof eben doof war.
Jetzt kommt Kunde Schlau. Mit ihm kann man das nicht machen, denn er ist ja schlau. Kunde Schlau hat sich also vorher informiert. Er weiß eventuell sogar schon, das GPUs ohne Kennzeichnung im Handel sind. Also bestellt er explizit die ursprünglich spezifizierte und schnellere Karte. Eventuell hat er sich sogar beim Händler rückversichert: "Natürlich liefern wir die bestellte Karte".
Kunde Schlau freut sich also. Bekommt die Karte und stellt nach Einbau und Inbetriebnahme fest: Mist. Beschnittener Chip. Ist Kunde Schlau nun auch Doof?
Ich habe bereits versucht deutlich zu machen, dass es nichts mit Intelligenz zu tun hat, indem ich statt Kunde der nicht lesen kann (dumm), nicht belesener Kunde verwendet habe.
Dein Kunde schlau möchte sich also rückversichern, dass er die unbeschnittene Karte bestellt und weiß sogar, dass beschnittene im Handel sind. Er weiß also auch, dass diese verschiedene Spezifikationen haben und auch eine andere EAN-Nummer. Letztere ist entscheidend um festzustellen, welches Produkt man bestellt. Bekommt dein Kunde Schlau nun trotzdem die beschnittene Karte geliefert, obwohl er die mit der korrekten EAN bestellt hat, dann hat ihm der Shop etwas anderes zugeschickt, als der Kunde Schlau bestellt hat. Warum soll eine Verwechslung seitens des Shops bei diesem Produkt häufiger vorkommen als bei irgendeinem anderen? Das wäre, wie wenn ein Shop dir eine Zotac statt einer Palit-Karte zuschickt. Das kann vorkommen und das ist sicher blöd für den Kunden, wegen dem Umtausch und so, aber ich sehe hier keine Gefahr für die "belesenen/informierten" Kunden.
Dein Kunde Doof wird hingegen kaum merken, dass die Karte nicht die erwartete Leistung bringt. Dafür müsste der überhaupt erst mal auf die Idee kommen die Leistung der gekauften Grafikkarte zu messen und mit anderen zu vergleichen und dann zusätzlich ausschließen können, dass es wirklich die Grafikkarte und nicht seine CPU oder eine andere Komponente ist, die bei ihm für 10% weniger Leistung sorgen. Ich hatte bei meiner früheren GTX 960 auch ca. 10% weniger Leistung als die Benchmarks, die im Internet kursierten. Das lag aber nicht an einer Beschnittenen Version, sondern, weil ich recht viel im Hintergrund laufen hatte, keine SSD, zu wenig RAM und eine günstige CPU als die im Benchmark benutzte. Wenn dein Kunde Doof jetzt tatsächlich merken sollte, dass seine Grafikkarte nicht die Leistung einer 560 hat, dann ist er kein Kunde Doof, sondern in der Materie durchaus versiert.
Und dieser versierte Kunde hätte sich wohl vor dem Kauf informiert und auch mitbekommen, dass es verschiedene Versionen der RX560 gibt.
Edit: ist in jeder Branche das selbe: Wenn ich ein Auto Kaufe, dann können zwischen einem Golf und einem Golf mit der gleichen Bezeichnung Welten liegen. Der eine hat vielleicht 30PS mehr, oder verschiedene Extras und Fahrhilfen, die beim anderen nicht verbaut sind. Für einen Laien ist das schwer zu durchschauen. Hier wird man dann wesentlich öfter über den Tisch gezogen und der Laie kauft etwas über dem eigentlichen Wert, wird das vermutlich aber nie merken.
Edit2: der Kunde wird eigentlich von AMD nicht betrogen. Er bezahlt weniger und bekommt dafür weniger. Würde er das gleiche für weniger Leistung bezahlen, dann wäre es irgendwie schon Betrug. Ich darf als Hersteller 1000 Produkten den gleichen Namen geben und das machen viele Hersteller auch.
Bei Apple steht auch seit Annodazumal auf jedem iMac, iMac und die sehen auch noch alle fast gleich aus. Der wenig versierte Käufer sieht auf ebay einen iMac 27" für 600€ und denkt sich "toller Preis", weil bei Apple auf der Seite kostet der 27" iMac vielleicht über 2000€. In der Beschreibung stehen schon die Spezifikationen, allerdings nicht der Jahrgang, weil der Verkäufer den jetzt auch nicht mehr so sicher wusste. Der Käufer kann mit den Sezifikationen jetzt aber auch nicht viel anfangen (die sehen aber ähnlich aus i7 oder i5 haben die ja schon seit längerem verbaut). Ohne weitere Nachfrage nach dem Jahrgang bestellt der Kunde den iMac. Zieht der Verkäufer seinen Käufer in diesem Fall über den Tisch, weil der Käufer denkt, es handele sich um ein aktuelles Modell???