Ich habe mich auch mal ans Testen gewagt, nachdem hier
@Freiheraus und
@mgutt schon sehr gute Ergebnisse erzielen konnten. Allerdings habe ich mich getraut, noch ein anderes Mainboard zu testen. Es sollte möglichst keinen Schnickschnack haben und preislich im Rahmen liegen.
Hintergrund für mich ist der Austausch meiner Firewall, die mir hier jahrelang treue Dienste geleistet hat. Leider basiert die noch auf einem uralten Intel Atom N270, der unglücklicherweise keine 64-Bit Instruktionen verarbeiten kann. Von der lahmen Geschwindigkeit her reicht er aber allemal. Als Betriebssystem kommt IPFire zum Einsatz - eine Linux Distribution speziell als Firewall. Da der Linuxkernel immer weniger Unterstützung bzgl. 32-Bit erfährt, wird IPFire das in einer der kommenden Versionen ebenfalls einstellen und nur noch auf 64-Bit setzen. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, die Hardware zu ersetzen und den alten Kram auf eBay einzustellen. Vielleicht findet sich ja ein Abnehmer ;-).
Ich gucke nun schon seit ein paar Wochen und lese u.a. hier fleißig mit. Da ihr alle so fleißig getestet habt, dachte ich mir, es kann also nicht so schlimm werden. Wichtig ist allerdings eine möglichst geringe Leistungsaufnahme, weil die Firewall ca. 18 Stunden am Tag läuft. Herausgekommen ist eine Kombination aus einem Asus Prime B550M-A WiFi zusammen mit dem AMD Ryzen 3 4350G Pro. Ich bevorzuge nur noch AMD, weil Intel den Leuten jahrelang die Kohle nur so abgezockt hat und das möchte ich nicht unterstützen.
Der Prozessor ist allgemein bekannt und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Das Mainboard ist bewusst von mir so gewählt, weil ich wie bereits erwähnt keinen Schnickschnack haben möchte. Leider geht das heute kaum noch. Für meine Zwecke ist das auch völlig überdimensioniert, aber kleiner im Sinne von "leistungsschwächer" geht kaum noch.
Ich habe meine ersten Tests dennoch unter Windows 10 durchgeführt, um hier eine gewisse Vergleichbarkeit herzustellen und um zu erkennen, was technisch machbar ist. Leider ist es noch immer so, dass die Treiber unter Windows besser sind, was die Stromsparmechanismen anbelangt. Für Linux sind diese Ergebnisse nur bedingt übertragbar und mit Vorsicht zu betrachten.
Folgende Testumgebung habe ich aufgebaut:
- Mainboard
- Asus Prime B550M-A WiFi
- Bios: Version 1212 x64 vom 04.11.2020
- Agesa: Version ComboV2_1100_PatchC
- Aura LED: alles deaktiviert bzw. Modus "stealth"
- CPU
- Ram
- 1x Crucial 8GB DDR4-3200 UDIMM (single sided) (CT8G4DFRA32A)
- Netzteilkombination
- 1) 90W 20Pin Pico ATX Switch PSU (Chinaböller, ca. 11,70€)
- 2) Salcar DC 12V 72W
- Betriebssystem
- Windows 10 Pro Version 20H2, Build 19042.630 mit aktuellem Patchlevel
- alle relevanten Treiber habe ich von der Asus-Homepage zu diesem Mainboard runtergeladen und installiert
Die zusätzlich verwendete Hardware wird im weiteren Verlauf angegeben.
Die Stromaufnahme habe ich ausschließlich mit dem Energiekostenmessgerät (EKM) KD 302 gemessen. Da z.B. @mgutt ein Gerät von AVM nutzt, sind die Ergebnisse nicht 100% vergleichbar. Das KD 302 war seinerzeit im Test der c't allerdings recht gut von der Genauigkeit und die Werte sollten korrekt sein. Alle angegebenen Werte sind nur geschätzt, weil das EKM nur auf eine Nachkommastelle auflöst. Allerdings bezweifle ich, dass die zweite Stelle bei dem EKM von AVM auch nur irgendeine Aussagekraft besitzt. Ich habe letztlich einfach die Schwankungen bei meinem EKM genommen und eben leicht geschätzt. Als Anhaltspunkt reicht das. Aus diesem Grund gebe ich die Werte auch alle als "ungefähr" mit einer Tilde "~" an-
Wie habe ich gemessen?
Der Rechner wurde hochgefahren und die Anmeldung an Windows erfolgt vollautomatisch. So bin ich nicht auf USB-Eingabegeräte angewiesen, die das Ergebnis verfälscht hätten. Den Messwert lese ich erst ab, wenn die Schwankungen durch den Systemstart abgeklungen sind und sich der Wert der Leistungsaufnahme nur noch unwesentlich ändert (i.d.R. < 300 mW). Der angezeigte Messwert schwankt naturgemäß, weil Dienste im Hintergrund arbeiten oder die CPU leicht hochtaktet. Daher habe ich immer die schwankenden Werte genau angesehen und davon den niedrigsten Wert hier angegeben, es sei denn, der niedrigste Wert erscheint nur sehr sehr selten. Dann habe ich den nächsthöheren (0,1 Watt mehr) genommen.
Beim allerersten Hochfahren bekam ich erst einmal einen kleinen Schock. Die Leistungsaufnahme war mit ~30 Watt erschreckend hoch, sofern ich das noch richtig in Erinnerung habe. Daraufhin habe ich im Bios die folgenden Optionen eingeschaltet: "ErP Ready", "Energy Star Ready", "CEC Ready". Unter Windows wurden die neuesten Treiber von der Asus-Homepage zu diesem Mainboard installiert und die Mühe hat sich gelohnt. Alles in Allem gar nicht mal so schlecht, aber andere waren da schon deutlich besser.
Wir starten mit 7,8 Watt. Immerhin...
Sparen wir weiter...
Störend fiel mir die extrem grell leuchtende LED am PicoPSU auf.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Diese Teile sind extra für stromsparende Zwecke entwickelt worden. Weshalb muss man da noch eine LED mit zusätzlichem Stromverbrauch anbringen? Findet ihr doof? Ich auch. Kurzum: Die LED habe ich gleich mal ausgelötet. Spart immerhin ~200 mW und die sieht man im geschlossenen Gehäuse später eh nie wieder.
Macht ~7,6 Watt.
Manche von euch wollen vielleicht kein Ethernet betreiben. Kein Problem, denn das spart ~300 mW.
Macht ~7,3 Watt.
Manche haben eine Allergie gegen elektromagnetische Strahlung. Die kommt zwar überall vor, aber hier kann man seiner Esoterik freien Lauf lassen und den WiFi-Adapter lahm legen. Spareffekt ~100 mW.
Macht ~7,2 Watt.
Musik in einer Firewall? Unnötiger Ballast der Audioadapter, wenn ihr mich fragt. Spart ~100 mW.
Macht ~7,1 Watt. Wir nähern uns der Schallmauer mit 7 Watt ;-).
Den Rechner ohne Monitoranschluss zu betreiben funktioniert. Das Bios beschwert sich mit ein paar Piepstönen, ist danach aber brav und bootet durch. Spareffekt ~300 mW.
Wir sind schon bei 6,8 Watt angekommen und es geht noch weiter...
Der CPU-Lüfter ist bei der sparsamen CPU überflüssig. Daher wird der Prozessor nun passiv gekühlt und der Lüfter steht still. Spart ~100 mW.
Macht 6,7 Watt.
Der Test fand bisher mit einer Western Digital 250 GB SN750 NVMe SSD statt, aber das Mainboard hat auch vier SATA-Ports. Darüber noch ein Datenspeicher zu betreiben, kann doch nur schlecht sein für die Leistungsaufnahme oder macht bestenfalls keinen Unterschied?! Denkt ihr! Nein, es macht einen großen Unterschied. Mit einer alten Samsung 840 Pro 120 GB lassen sich satte ~500 mW sparen. Mit den von @mgutt angegebenen Registrykeys kann man unter den Energiespareinstellungen zwischen verschiedenen Settings wählen, allerdings machen bei mir "HIPM+DIPM" oder "lowest" keinen Unterschied.
Somit bin ich bei 6,2 Watt Gesamtleistungsaufnahme angelangt. Fairerweise muss man sagen, dass der Wert dauernd zwischen 6,2 und 6,3 Watt hin und herspringt. Gemäß meiner Festlegung, gebe ich hier als Endergebnis aber den kleineren Wert an.
Hier ist der Beweis:
Wer aufmerksam gelesen hat, wird bemerkt haben, dass dieser Test etwas praxisfern ist. Ich habe beide Adapter für die Netzwerkkommunikation ausgeschaltet, was heutzutage sinnlos ist. Einen Adapter werdet ihr also immer aktivieren müssen, allerdings könnt ihr euch so selbst ausrechnen, bei welchem Wert der Leistungsaufnahme ihr landen werdet.
Im Standby habe ich übrigens erfreuliche 0,3 Watt gemessen. Dabei war allerdings kein Netzwerkkabel gesteckt und somit kein Link vorhanden. Da kann man mit WoL noch weitere Tests durchführen, was ich hier gern jemand anderem überlassen möchte.
Zu guter Letzt möchte ich noch anmerken, dass ich statt des Netzteils des Herstellers Salcar auch das hier öfters empfohlene 90 Watt Netzteil von Leicke getestet habe. Allerdings hat mich deren nervtötendes Spulenfiepen um den Verstand gebracht und somit habe ich es zurückgehen lassen. Vorher habe ich natürlich die Leistungsaufnahme mit dem Netzteil von Salcar verglichen. Hier ergaben sich keinerlei Unterschiede. Das letztgenannte zeigt sich jedoch sehr unauffällig - im positiven Sinne. Auch war es mit 13€ deutlich günstiger zu haben. Das bekommt von mir also eine klare Kaufempfehlung.
Das WiFi-Modul ist beim gesamten Test auf dem Mainboard stecken geblieben. Ein Test ohne dem Modul war mir jetzt zu aufwendig, weil ich das nicht ausbauen kann. Das von mir verwendete Gehäuse lässt mich nicht an die Verschraubung ran, ohne dass ich jetzt das ganze Mainboard ausbauen müsste.
Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen euch.